FSK-18 Menuett einer Schildmaid
#3
Sie atmet kontrolliert aus, jedes Zittern ihrer Lippen verbergend, und auch das Schaudern des Körpers. Die Anstrengung erschöpft sie immer mehr, und man sieht es ihr an - schweiß rinnt ihre Schläfen hinab, und schon unlängst geht ihr Atem schnell und flach, egal wie sehr sie sich darum bemüht, dies im Zaum zu halten. Bei Mithras, ich wusste, ich bin nicht dafür gemacht...
Doch den Zweifel schluckt sie hinunter, vergräbt ihn tief in ihrer Seele in ein für sie nur allzu bekanntes Grab. Der Gedanke flüchtet sich zu Ambriels flammenden Augen, als sie miteinander sprachen. Es kommt ihr vor wie Ewigkeiten, als ihr eigenes Feuer sich an seinem Lodern entfachte und sie abermals beschloss, ihrem Traum zu folgen. Das Langschwert neigt sich gen Boden, und nur mit Mühe hebt sie es wieder an - das sie es mit Links führt, bereitet ihr keine Probleme, aber auch den schweren Schild am rechten Arm zu halten schon. Es wiegt schwer, die Ledergurte schneiden in ihr Fleisch, und sie kann dort das Zittern der Anstrengung nicht verbergen. Der Schild nimmt ihr die Bewegung und die Kraft, das Schwert effizient zu nutzen, es nimmt ihr schlicht den Atem. Und dennoch erlaubt sie sich nicht, beides einfach fallen zu lassen, um eine Pause zu machen. Als sie bis sechzig zählt, tritt sie zurück und entlastet endlich ihren Schwertarm. Der Schild geht vor, das Schwert waagerecht neben ihren Körper, bereit, zuzustoßen. Und dann, mit einem Ausfallschritt, das Schild zur Seite nehmen, den linken Arm vor... "Hah!"
Der unsichtbare Feind vor ihr wird in der Brust aufgespießt. Dennoch wäre sie in einer Schlacht nun tot, denn das Schwert entgleitet ihren müden Fingern und fällt klirrend aufs Pflasterstein des Übungsplatzes. Sie gibt ihre Haltung auf und gönnt sich erst jetzt eine bittersüße Pause, in der sie ihren Schild abnimmt und sich auf eine der Bänke niederlässt. Zum ersten Mal ist sie froh, dass niemand sie gesehen hat. Eine Schande, und doch, sie muss durch. Wenigstens die Grundübungen sollen in ihr Fleisch übergehen, ehe sie ernsthaft mit dem Rest der Novizen und Anwärter in die Übung geht. Der Gedanke an mitleidige oder belustigte Blicke ist schier unerträglich.
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RE: Menuett einer Schildmaid - von Theresia Lichtentann - 31.05.2014, 14:45



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