Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#48
Abermals zogen die Augen des Kriegers über die mitgeschickten Zeilen aus Rabenstein. "Den Aufwand einschätzen können, mh?", irgendwo zwischen Erheiterung und Resignation schwingend schüttelte der groß gewachsene Mann seinen Kopf als er das Schreiben beiseite legte und das mitgelieferte Kettenhemd auf dem Tisch ausbreitete. Die Falten mit der Hand glättend begutachtete er beim difusen Schein von zwei Öllampen die Arbeit aus nächster Nähe. "Flachringe also.. hm hm" murmerlte der Hüne mit gefurchter Stirn. Kurz darauf sah man den Mann gen Schmiede aufbrechen. Ob die fleissigen candarischen Arbeiter angetan waren von dem Besuch des Ritters, so kurz vor dem wohlverdienten Feierabend, oder es nur die Standesgemäße Höflichkeit war die sie nicken und lächeln lies wird man wohl nie erfahren. Kordian war es zumindest egal als er schon kurze Zeit später mit einem Jutebeutel voll Werkzeug sich wieder gen Korrespondenzhaus aufmachte. Immerhin hatten sich die Schmiedearbeiter ein paar Münzen verdient und das Versprechen das Werkzeug im laufe des kommenden Tages zurück zu erhalten.

Bewaffnet mit Zangen und einer Flasche einheimischen Obstbrandes lies sich der Mann am Fenster nieder. Es verging fast ein ganzer Stundenlauf bevor er die Zangen überhaupt erst in die Hand nahm. Konzentriert und Aufmerksam hatte er verschiedene Muster aus den Flachringen vor sich ausgebreitet. Vier zu Eins war der Standart der Ihm vom Rabensteiner Schmied zur Anschauung mitgeschickt wurde. Natürlich bot sich auch für ein dickeres Geflecht die Möglichkeit von Sechs Ringen an, doch würde das die ganze Angelegenheit nicht zu Steif und Sperrig machen? Letzendlich lag der Vorteil eines Kettenhemdes in der Beweglichkeit, was würde einem das stabilere Geflecht bringen wenn man hinterher das fertige Werk wie einen Harnisch in der Ecke abstellen konnte weil es zu Eng gewoben ist?

Es dauert nicht lange bis er zu dem Schluss kam das einige Fragen an die Handwerker nützlich gewesen wären, anstatt sich einfach nur das Werkzeug zu besorgen und loszulegen. Die Frage der Vernietung drängte sich förmlich auf, würde man diese nach jeder Paarung der Ringe anbringen, oder erst bei einem vollständigen Werk zum Schluss einfügen? So oder so, zu dieser Nachtschlafenszeit würde ihm keiner die Fragen beantworten. Und ein letzter Funken Anstand war ihm zumindest verblieben, die Männer hatten hart gearbeitet den Tag über, vermutlich nahmen sie gerade Platz in ihren Häusern um sich das verdiente Abendessen auftischen zu lassen, jetzt noch mit Fragen über solche belanglose Themen vom Essen abgehalten zu werden würde sich keiner Wünschen.

So kam es das er beschloss sich erstmal auf das Flechten der Ringe zu beschränken, Morgen war auch noch ein Tag und er würde seine Antworten bekommen.
Lernen durch Schmerz
Motivation durch Entsetzen
Festigung durch Wiederholung
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