Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#41
Forschung: Verzierter Rundschild aus Rabenstahl

Nur weil die Plattenrüstung soweit vollständig ist, bedeutet es nicht, dass sich der Meisterschmied auf die faule Haut legt. Zu seinem Nachteil hat er sich für das nächste Werkstück eine Hilfe besorgt, die übermotiviert scheint. So kommt es, dass er bereits wenige Tage, nachdem er sich ausgiebig mit der Halsberge beschäftigt hat, mit jungfräulichen Barren Rabenstahl an die Esse begibt.
Es war die richtige Intuition, vor ein paar Tagen zur Götteresse zu gehen und seinen Bestand aufzustocken. Jetzt steht er vor der großzügigen Esse in der Burgschmiede, denn dort ist er ungestört. Zwar erhoffte er sich an einem Tag der Sonne, vor dem großen Mondwächterfest keinen Störung, selbst in der öffentlichen Schmiede, aber Kordian hatte ihn eines Besseren belehrt. Warum schlafen die Rabensteiner nicht aus? Demnach hat er sich sicherheitshalber in den Burghof verkrochen, wo er sich auf die Arbeit konzentrieren kann.
Für die Verzierungen des Rundschilds wollte er ursprünglich Ghalen ermutigen, ihm zu helfen. Aber die Götter haben ihm die Hilfe wohl nicht vergönnt. Anouk ist damit nicht unbedingt seine zweite Wahl, denn ähnlich wie der Stichmaler sind ihr Verzierungen nicht fremd. Als Kind der Dracheninsel, sollte sie häufig mit verzierten Schilden in Kontakt gekommen sein. Zwar sind diese aus Holz und meist mit Haut oder Stoff bespannt und bemalt, aber die Kreativität für einen entsprechenden Entwurf ist die gleiche. Die Umsetzung aufs Metall ist seine Aufgabe.
Immerhin hat er, mit einer Geweihten des Rabenkreises, keinerlei Bedenken, dass Lugh das Motiv nicht zusagen könnte. Runenkunde war nie seine Stärke und er weiß nicht, ob er die Bedeutung der Verzierung nachvollziehen kann, aber mit Anouk's Hilfe würde er sicherlich der Bedeutung auf den Grund gehen. Er sträubt sich vehement dagegen Zeichen, Symbole oder Runen auf einem Schild zu vereweigen, deren Bedeutung er nicht kennt. Bleibt nur zu hoffen, dass Anouk bereit ist, ihm diese zu erläutern.
Während sich Anouk an den Entwurf für die Verzierung macht, widmet sich der Schmied dem Schild an sich. Es ist nicht der erste Metallschild, den er fertigt und die Form ist ihm mehr als geläufig. Er hat sich für die Form des Schilds entschieden, da der Rundschild seit Jahren zur Ausrüstung der Ravinsthaler Gardisten zählt. Die verzierte Variante macht mehr her, erzählt eine zusätzliche Botschaft und ist darüber hinaus der Verkaufsschlager unter den Schilden. Außerdem hat der Rundschild eine gute Größe, gut in der Handhabung, mit einem guten Gewicht und nicht annähernd so klobig wie ein Nortgard oder Turmschild. Zumal es ihm wiederstreben würde, einen Nortgardschild aus Rabenstahl zu schmieden. Zumindest nicht, solange ihm die Wahl bleibt.

Ähnlich wie bei einem Plattenteil formt er eine gleichmäßige Platte aus Rabenstahl, mit einer Materialstärke von 1/3 Fingerbreite. Mit einem Schrotgesenk für den Amboss entfernt er überragendes, vorher erhitztes Metall, um dem Schild eine grob runde Form zu verleihen. Auf gleiche Weise treibt er eine Aussparung in die Mitte des Schildes, um später einen Buckler auf nieten zu können. Mithilfe eines kugelförmigen Aufsatzes für eines der vierkantigen Ambosslöcher sowie dem Ambosshorn gibt er dem Schild eine leicht schüsselähnlich gebogene Form. Diese stellt sicher, dass sich der Schild an den Arm des Trägers anschmiegt, hält seitlich gezielte Hiebe ab und lässt ausreichend Platz für eine Halterung an der Innenseite des Schildes.
Damit belässt es der Schmied vorerst bei der Vorarbeit an dem Werkstück, solange er nicht weiß, welche Verzierung Anouk vorschwebt. Es wäre nur verschwendete Zeit, die er im Moment absolut nicht aufbringen kann, wenn er sich nun in Arbeiten vertieft, die von der groben Vorarbeit abweichen. Also landet der Schildrohling in einer der Truhen und der Schmied gönnt sich noch etwas Ruhe vor dem rauschenden Fest am Abend.
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