Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#40
Da stand er nun, in der drückenden Hitze der Hausschmiede in Rabenstein. Die Augen gebannt auf das Werkstück gerichtet, das Aki aus dem Tuch wickelte. Dunkel, rußig und massiv. Es war das letzte Stück, das eine fehlende Segment, bevor er vollständig in das Göttermetall gehüllt sein würde.
Nun war wieder einmal Geduld entscheidend. Es gab Pflichten, die zu erfüllen waren, bevor er das Metall um seinen Hals legen durfte. Pflichten, die er als eine Ehre empfand, nicht als Belastung. Das erste Stück gehörte den Göttern. Lughs Opfergabe sollte es werden und er durfte den Ort bestimmen.


Geschlossen machte sich das kleine Grüppchen auf den Weg in die Wildnis Ravinsthals. An sich war es kein weiter Weg zum abgebrannten Wald. Er war nervös ohne genau zu wissen aus welchem Grund. Weswegen sollte Lugh die Opfergabe des Schmiedes ablehnen? Es gab keinen ersichtlichen Grund, der diese Befürchtung nähren würde und dennoch. Einmal festgesetzt war es schwer den Gedanken wieder abzuschütteln. Ein Seitenblick gab ihm die Zuversicht, um die aufkeimende Nervosität im Keim zu ersticken. Anouk, die Geweihte des Rabenkreises, begleitete sie. Es war immer besser sich den Rückhalt zu holen, erst recht in Dingen des Glaubens.Der andere Begleiter war da hingegen etwas seltsamerer Natur. Orestes, an sich ein flüchtiger Bekannter für Kordian, aber dennoch ein Gesicht, das er mehr mit Löwenstein verband als mit Rabenstein. Sicher hörte man Gerüchte, damals wie heute über den Werdegang des kleinen, drahtigen Mannes. Aber alles, was Kordian vorerst wissen musste, war sein Engagement bei der Rückholung von Anouk aus Löwenstein. Das reichte.

Da standen sie also, im dunklen Forst Ravinsthals. Die Halsberge vor dem Andachtsstein niedergelegt von Aki persönlich. Keinem anderen gebührte diese Ehre als dem Mann, der über Monde hinweg trotz aller Widrigkeiten Stück für Stück das Göttermetall in Form brachte.

[Bild: Opferung-Rabenstahl-Plattenkragen-01.png]

Andächtig sprach Anouk die Worte des Segens an Lugh. Jeder hing in diesem Augenblicken seinen eigenen Gedanken nach. Es war erhebend und beklemmend zugleich, sei es nur für einen kurzen Augenblick durch die Worte der Geweihten sich den Göttern so nahe zu fühlen. Zumindest was Kordians Sicht der Dinge betraf, verdankte er sein fortbestehen der Gnade eben jener alten Götter.

Es gab nicht mehr viel zu reden, als die kurze Andacht geeendet hatte. Der Rückweg erwies sich genauso unproblematisch wie schon der Hinweg. Immer wieder erwischte sich Kordian dabei, wie seine Aufmerksamkeit gen Orestes glit. Irgendwie wirkte der Mann erleichtert, als ob er fast damit gerechnet hätte, dass ein Göttlicher Wächter aus dem Nebel erscheint und ihm vom Beiwohnen der Zeremonie abhält. Abermals war ein kleiner Akt der Willenskraft nötig, um sich von diesen Gedanken loszureissen. Es war vollbracht. Lugh war gedankt worden - jetzt ging es darum dem Schmied zu danken.
Lernen durch Schmerz
Motivation durch Entsetzen
Festigung durch Wiederholung
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RE: Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes - von Kordian - 13.06.2017, 20:55



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