Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#32
Forschung: Plattenbeine aus Rabenstahl - die Fertigstellung

Es wird Frühling. Manch einer merkt es an den Frühlingsgefühlen, jedoch kein emotionskalter Mensch wie Aki. Er merkt den Frühling auf der blanken Haut an den Armen und daran, dass ihm mit steigenden Temperaturen noch wärmer an der Esse wird. Aber immerhin besteht die Möglichkeit, dass es bei anderen Frühlingsgefühle hervor ruft, wenn der hünenhafte Schmied oben ohne und mit einer zarten Schweißschicht bedeckt am Amboss zu Gange ist. Wenn jemand in der öffentlichen Schmiede vorbei kommt – und sei es nur, um Gussformen zu kaufen – ertappt sich Aki dabei, wie er die fremden Gesichtszüge mustert. Es führt dazu, dass er unterbewusst hofft, es wäre Orestes, obwohl er dann vielmehr Speichelfäden erwarten sollte. Die Art, wie der Buchbinder ihn kürzlich betastet hat, schrie förmlich nach Frühlingsgefühlen. »Bist du mehr geworden, Aki?«, hatte Orestes bei der Leibesvisite gemurmelt. Selbst im Nachhinein entlockt es dem Hünen noch ein Grinsen. Eines, das er sich schnell verkneift, denn ein halbnackter, bekanntermaßen grummliger Schmied, der seelig vor sich her grinst, ist ein ziemlich abschreckendes Bild.
Er ist darüber Liam's abschließende Arbeiten an dem Beinschoner zu inspizieren und muss erstaunt zugeben, dass der Schmied gute Arbeit leistet. Offensichtlich war es eine kluge Idee gewesen, Liam nicht zu schonen und gleich bei der Verarbeitung des Götterstahls mit einzuspannen. Was bleibt ihm für eine Wahl, als an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen, wenn der Lehrling an eine Aufgabe gerät, die ihn streng genommen überfordert?
Nach der gemeinsamen Herstellung, hat der Meister Liam mit dem Feinschliff und dem Polieren der Rüstung beauftragt. Er kann sich in etwa ausmalen, wie viel Arbeit die Nachbereitung benötigt hat, ganz zu schweigen von der Zeit. Trotzdem hatte Liam sich nicht gescheut die Nacht durchzuarbeiten, wie sonst hätte Aki das Stück am nächsten Tag in der vollen Pracht begutachten können? Die Götter würden die Mühen zu schätzen wissen, so hofft Aki zumindest und es war der letzte Schritt, dass auch er überzeugt war, dass Liam's Gesellenstück aus Rabenstahl sein darf.
Während der Fertigung des Plattenschoners hat er mit Liam über seine Erwartungen gesprochen, die er an ihn hat, sobald Liam die Barren selbst gießen darf. Es sind keine Geringen, aber sein Lehrling machte den Eindruck, dass er die Bedeutung dahinter versteht. Die Vor- und Nachteile halten sich die Waage. Während Liam Unterstützung und Sicherheit gewinnt, kann Aki seine Kontrollgedanken befriedigen. Er dachte nie, dass er Besitzansprüche stellen würde, wenn es um die Legierung geht. Oder vielleicht hegt er die Ansprüche an Liam?
Ihr Werkstück, das nurnoch wenige Handgriffe des Meisters von Nöten hatte, um als annähernd perfekt für einen ersten Versuch zu gelten, gebührt den Göttern. Aki macht sich mit dem Teil im Schlepptau auf den Weg zu einem Schrein der Einundzwanzig. Bald kann sich Lugh eine vollständige rabenschwarze, matte Rüstung aufstellen, wenn ihm die Gunst der Götter weiterhin sicher ist. Der Gedanke erfreut den Schmied ebenso sehr, wie der baldige Anblick des Wächters des Rabenkreises, der zunehmend mit der tiefschwarzen Legierung bewehrt wird.
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