[MMT]Die Geschichte eines Bären
#4
Weiß wie Nebel steigt der Atem vor ihren Lippen auf. Das weiche Leder in das sie sich schützend gehüllt hat knirscht leise, als sie ihre Haltung anspannt und mit der rechten Hand einen der dunkel gefiederten Pfeile aus dem Köcher an ihrer Seite zieht.

Nur keine hastigen Bewegungen, ruhig bleiben.

Ihr konzentrierter Blick huscht hinauf, in Richtung des Berghanges den sie nun schon für Stunden beobachtet hat. Die dunklen Schemen der Beute, sind in dem Zwielicht der untergehenden Sonne kaum noch zu erkennen.

Ruhig Sarai...er hat dich nicht gesehen.

Eine leichte Bewegung am Hang, dann tritt er hinaus. In dieser Ruhe wie sie nur besonders großen Tieren zu eigen ist. Tiere die um ihre Stärke wissen, die sich nicht sorgen müssen. Aber er irrt sich, an diesem Abend ist der Jäger zur Beute geworden. Kurz noch wiegt sie den den schlanken Holzpfeil in der Hand, die Befiederung aus dem Kleid der Drosseln hat sie zusätzlich mit drei Strichen aus roter Farbe verziert. Den Zeichen ihres Stammes, eine Respektsbekundung an ihre Beute.

Dein Atem muss im Einklang sein, mit der Führung deines Pfeiles...schaffst du das?

Ihre Brust hebt und senkt sich im gleichmässigen Takt. Sie darf nicht zulassen, dass das Jagdfieber ihren Körper beherrscht. Ein falscher Ton, eine falsche Bewegung und ihre Deckung ist dahin. Wieso ist sie allein gegangen? Was will sie beweisen? Wem will sie etwas beweisen..sich selber?
Ein leichtes Kopfschütteln...die Gedanken aus ihrem Kopf verbannen. Es gibt nur einen Gedanken, den an die Beute. Sie hat schon zu lange gezögert. Mit einer routinierten Bewegung legt sie den Pfeil auf die Sehne ihres Langbogens auf, umgreift sie mit Ring- und Zeigefinger ihrer rechten Hand.

Halte die Augen immer geöffnet, das Ziel im Auge. Sieh niemals fort.

Ein Schuss, ein Versuch, kein Zögern mehr. Der Bär tritt aus der Höhle hinaus, richtet sich auf seine Hinterbeine auf. Artio...lenke den Pfeil. Mit einer geschmeidigen Bewegung richtet sie sich hinter ihrer Deckung auf, in der Bewegung spannt sie die Sehne zielt sie auf den Bären dessen massiger Kopf sich bei der Bewegung des Blattwerkes ihr zugewandt hat. Sie atmet ein und sieht dem Bären für einen Moment in die Augen. Zwei Jäger, zwei Beutetiere. Ihr angehaltener Atem entweicht und mit ihm schickt sie den Pfeil in die Dunkelheit, dem Bären entgegen.

Weshalb bist du alleine hier kleine Jägerin...denkst du wirklich du könntest dich mir stellen?

Der dumpfe Laut als sich die Spitze des Pfeiles in das dichte, dunkle Bärenfell bohrt ist bis hin zu ihr zu hören. Dann folgt der Schrei...voller Unglaube, Wut und Kraft. Ein Brüllen, dass die Nacht zerreisst. Eine offene Jagderklärung. Er sinkt auf alle Viere hinab, seine schwarzen Augen immer noch auf sie, die unverforene, gerichtet die es gewagt hat ihn anzugreifen. Und er läuft los. Erstarrt sieht sie ihm entgegen, das Herz beginnt schneller zu schlagen als der wachsende Schatten immer näher kommt. Die Füße gehorchen nicht mehr, ihr Körper ist so kalt geworden wie der Graupel der vom Himmel zu fallen beginnt. Dann steht er vor ihr, richtet sich auf. Zitternd ragt ihr Pfeil aus seiner Schulter. Er hebt die rechte Klaue hiebt nach ihr und immer noch ist ihr Körper wie erstarrt.

Ein kurzer Schmerz.
Dunkelheit.

Zu schwach...



Schweißgebadet richtet sie sich auf ihrem Lager auf, das Herz rast in ihrer Brust, noch immer gefangen in den Bildern des Nachtmahrs. Neben ihr, ruhig atmend, der geliebte Gefährte bedeckt von den Fellen. Leise richtet sie sich auf, tritt sie herum um die im Lager verteilten schlafenden Vertrauten, Verwandten ihres Stammes. Hinaus in die Nacht, die ihre erhitzte Haut unter der Kälte schaudern lässt.

Artio...war das ein Zeichen? Kann der Stamm nur gemeinsam deine Prüfung bestehen?

Noch eine ganze Weile kann man die Jurin beobachten wie sie gedankenverloren in die Dunkelheit starrt, ehe sie dann später wieder in die Höhle geht und sich genauso leise, wie sie sie verlassen hat wieder in das Lager legt.

Wir werden siegreich sein.

[Bild: 6eol82melie9.jpg]
Bergab leite mich, bergauf schone mich, in der Ebene brauche mich, so sprach das Pferd
[Bild: plttjhkzgosd.png]
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[MMT]Die Geschichte eines Bären - von Tanju - 27.11.2013, 18:38
RE: [MMT]Die Geschichte eines Bären - von Sarai - 14.12.2013, 14:32



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