[Quest] Die ganze Welt zu verschlingen
#7
Am Rande Servanos

Sanft strich der eisige Winterwind durch die kahlen Baumwipfel während sich der Himmel langsam dämmrig färbte. In die Kirchenrote Robe gehüllt, die man ihr damals gegeben hatte, folgte sie der menschenleeren Straße, im Gepäck nur die Kleidung am Leibe und etwas trockenes Brot in der Robentasche. Sie brauchte nichts weiter. Nur der wärmende Stoff – und der Gedanke daran, endlich wieder mit ihm vereint zu sein.

*

Ob sie wirklich kommen würde? Die vergangenen Monde der Trennung schienen ihm so endlos, gefüllt mit so vielen Ereignissen, dass er nicht wusste, ob er noch daran glauben konnte. Doch alles andere war verloren, seine Tarnung nicht mehr sicher. Zwar hatte der Plan jeglichen Erfolg gehabt, den man sich wünschen konnte – Servano war hilflos, ins Chaos gestürzt von Krankheit und Tod und Missgunst und Streit und Hass, die daraus gefolgt waren – doch was daraus erwachsen würde konnte er nicht abschätzen. Immerhin hatte die Servanoer hinreichend kennengelernt. Durch den Unwillen zur Zusammenarbeit würden sie es dem Fürsten leicht machen.
Im Moment jedoch hatte er wenig Interesse, sich mit Servano zu befassen. Früher oder später würde es fallen und Platz machen für den rechtmäßigen – und weit vielversprechenderen – Erben Amhrans.
Weit mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Frage, ob sie tatsächlich wie vor Monaten, vor einer gefühlten Ewigkeit, verabredet, zum Treffpunkt kommen würde. Früher oder später, wann immer es ihr möglich war. Seit jenem Tag war er täglich hergekommen, oder hatte zumindest einen seiner Leute hergeschickt. Doch tagein – tagaus. Nichts. Er ließ den Kopf sinken und seufzte.

*

Düstere Wolken trieben mit der Dämmerung nach Servano herein. Leise heulte der Wind um die Wachtürme, die dieser Tage – seit der Grenzschließung – von Servanoer Seite trostlos und verlassen dalagen. Nur von der Hohenmarschener Seite hörte man hin und wieder Stimmen.
Sie hatte sich müde auf einem Stein niedergelassen. Je kälter der Abend wurde, desto größer wurden auch ihre Zweifel an ihrem Unternehmen. Die Abmachung war Monate her. Es war soviel geschehen – und nicht zuletzt hatte sie ihn so glaubhaft verleugnet, dass sie Angst hatte, es sei bis zu ihm vorgedrungen und er hätte sie aufgegeben. Überhaupt – wie sollte er je darauf kommen, dass sie ausgerechnet an diesem Tag, mitten im Hartung, kam, ihr Versprechen einzulösen. Wie sollte er wissen, dass sie ihn liebte wie am ersten Tag.
Plötzlich knackte unweit das Gebüsch.

*

Der Fährmann sah in etwa so aus, wie sie sich einen korrupten Fährmann vorgestellt hatte. Immerhin war die Nusschale, in der sie – für eine erschreckende Summe – abseits der Wege von einem sumpfigen Ufer zum anderen gebracht wurden wasserdicht.
Letos nahm ihre Hand und lächelte ihr zu. Ganz wie früher. Meredis drückte seine Hand als Antwort. Leise plätscherte das Wasser um sie herum. Dann endlich kletterten sie ans Ufer, betraten Hohenmarschener Boden. Der erste Schritt auf dem Weg nach Silendir.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.


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RE: [Quest] Die ganze Welt zu verschlingen - von vonSperling - 20.01.2014, 23:09



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