FSK-18 Voyeur
#1
Das Geräusch von zittrigem Atem durchbricht die Stille. Gelegentlich geht ein recht ruhiger Atemzug von Statten, dann wieder bemühter, kehliger. Manchmal scheint sich sogar ein sachtes Wimmern anzukündigen, das jedoch vom Geist mühevoll unterdrückt wird. Nur um nicht noch mehr Schwäche Preis zu geben, als ohnehin schon.
Mittlerweilen ist es in dem Zimmer dämmrig geworden. Unheilvolle Schatten schleichen über die Wände und werden gelegentlich von dem Schein einer Laterne oder Fackel gestört, wenn jemand die nahe Gasse entlang geht. Dank der belebten Straße passiert dies immer wieder und das fremde Lichtspiel tänzelt durch den Raum.
Begleitet zu dem unruhigen Atem, der mit jeder verstreichenden Sekunde flacher wird, bewegen sich die Pupillen mühsam hin und her. Der Besitzer, der eigentlich smaragdgrünen Augen versucht verzweifelt etwas wahr zu nehmen, eine Bewegung, einen Lichtfunken, nur um zu wissen, wo sich sein Gegenüber im Moment befindet. Da sich die Augen mittlerweilen an de Dunkelheit gewöhnt haben, sieht er das zarte, verletzliche Funkeln in den düsteren Augen. Der Anflug von Zerrissenheit ist darin zu erkennen, doch der Kenner weiß, dass es nur ein vorrübergehender Zustand sein wird. Um diesen Zustand irrevesibel zu festigen wäre viel mehr von Nöten als die bisherigen Mühen.

Die Augenblicke verfliegen und der Betrachter kann sich an dem Anblick nicht satt sehen. Gleichzeitig genießt er noch das Nachbeben der kürzlichen Geschehnisse, eigentlich nichts weltbewegendes aber für ihn genug um ein Buch zu füllen.

Bereits seit etwa einem Glockenschlag hängt der Körper in dieser Position. Die muskulösen Arme sind nach oben gezogen und durchgestreckt. Weit über dem Kopf wurden die Hände an den Handgelenken mit Seilen aneinander gebunden und immer wieder reiben die Hände aneinander, in der Hoffnung, die Seile könnten etwas nachgeben. Über die Unterarme zieht sich ein sanfter Schweißfilm, welcher mit der Gänsehaut konkurriert und sich schimmrig in den Armbeugen sammelt. Vereinzelt zeichnen sich dunkle Adern unter der leicht gebräunten Haut ab, die zu pulsieren scheinen, wenn der Hängende die Muskelgruppen anspannt.
Eben in jenem Moment ist dies der Fall und der Blick des Betrachters wird augenblicklich hinab gelenkt, um einen Moment die zarte Bewegung des Kopfes auszukosten. Dieser dreht sich sachte beiseite, die Augenlider zucken angestrengt und das schlanke Kinn wird einen Deut empor gerückt. Ein unruhiges Ausatmen folgt, dann geht ein aprupter Kraftschub durch den gefesselten Körper, ausgelöst durch die hilflose Situation und vermengt mit einem Fünkchen Hoffnung, sich doch durch eigene Kraft befreien zu können.
Er würde nicht einen Moment an seinen Fähigkeiten zweifeln, weshalb ihn der windende Körper vielmehr fasziniert als beunruhigt. Der feste, durchtrainierte Bauch spannt sich und ein vereinzelter Schweißtropfen bahnt sich den Weg dicht am Bauchnabel hinab. Die Brust antwortet mit tiefen Atemzügen, welche den Brustkorb aufblähen lassen und die vorhandenen Muskelgruppen nur noch mehr in Szene setzen. Ein Lichtschein dringt durch das Fenster und tänzelt über den dargebotenen Körper und taucht für einen Moment die Vertiefungen zwischen den festen Bauchmuskeln in warmes Licht.

Sein Blick folgt dem tänzendeln Licht, dann setzt er sich mit sachten Schritten in Bewegung, als dieses den Körper zu umkreisen scheint, bevor es außer Reichweite gerät und erlischt. Als würde er den auskostenden Blick spüren, der auf ihm liegt, spannt sich der Körper wiederrum und streckt den Rücken durch. Überaus ästhetisch und fast wie in Stein gemeißelt tut sich der kraftvolle Rücken vor ihm auf. Die Muskeln sind definiert, aber nicht übertrieben. Er kann die Gänsehaut sehen, die sich von dort aus ausbreitet, alleine durch das Wissen erschaffen, dass er beobachtet wird.
Langsam und genüsslich wird der Rücken in Augenschein genommen. Der Schattenwurf lässt die Striemen nur erahnen, die noch rot auf der Haut nachschimmern. Vom unteren Rücken bis hin zu den Ansätzen der Oberschenkel zieren die Striemen den ansonsten makellosen Körper. Das würde er auch danach noch sein, aber im Moment vervollständigen die Spuren schlichtweg das Bild.

Vor seinem geistigen Auge lässt er die letzte Stunde Revue passieren und erinnert sich noch voller Intensität an die Laute, die er aus ihm hervor gelockt hat. Zuerst war sein Gast stur und verbissen dazu entschlossen, ihn solange wie möglich mit keinem Aufschrei zu belohnen. Er wusste was ihm blüht und er wusste, dass er bei Zeiten keine andere Wahl hatte als zu Schreien. Er konnte regelrecht darauf vertrauen, genauso wie er darauf vertraute, dass er nicht zu weit getrieben wird. Der Moment ist kurzweilig und die Spuren würden schnell verfliegen, weshalb dieser mit allen Sinnen ausgekostet werden muss. Aber die Schwelle zwischen Lust und Schmerz ist schmal und schwer zu halten. Die Furcht, in das bodenlose Loch zu fallen, dass sich unweit dieser Kante auftut ist immer vorhanden und macht das Spiel nur noch verlockender. Kontrollverlust oder gar Wahnsinn, zwei Dinge, vor denen er ihn beschützen kann, denn er weiß besser als jeder andere, wie weit er sich an die Klippe heran wagen darf.

Nach dem ersten Hieb schien die Luft zu knistern. Das Zucken der Muskeln, gefolgt von dem Aufbocken des Körpers war ein Anblick, der seines Gleichen sucht. Die Atmung wurde gepresst, er würde die Anspannung der Kiefermuskulatur noch jetzt zu Papier bringen können, wenn er wollte. Die Linien waren perfekt und so trotzig. Und der verachtende Blick aus den smaragdgrünen Augen eine Wohltat. Nach einer Hand voll Schlägen, die mit jedem Folgenden an Intensität gewannen, wurde der Körper langsam ruhiger. Es begann innerlich zu brodeln und das Winden der Hüften war bald der Beweis für die Mutmaßung. Als die Schläge sich nah zum Steißbein heranwagen, entlockt er ihm den ersten Schrei. Zuerst ähnelt der Laut noch einem Wimmern, woraufhin er sich motiviert fühlt nochmals auf eben selbe Stelle zu zielen. Der kehlige, hingebungsvolle Aufschrei bringt ihn dazu mit hektischen Pupillenbewegungen so viel wie möglich von dem Anblick in sich aufzunehmen. Während sein Instinkt nach mehr schreit, gibt er seinem Gast jedoch ein paar Momente, um zu verschnaufen und das Nachbrennen des Schmerzes zu spüren.

Wie von selbstverständlich und einer stummen Vereinbarung gleich kommend, wird er für jeden weiteren Hieb mit einem Aufschrei belohnt. Die Laute motivieren ihn regelrecht zu saftigeren Schlägen und bald legt er einen Großteil der Kraft, die in dem Schmiedearm schlummert in die Hiebe. Als er sich den festen Hintern hinabarbeitet werden die schmerzvollen Geräusche zunehmend zu einem angeregten Wimmern. Es verschafft ihm große Unterhaltung der Entwicklung zu lauschen. Zuerst ist es ein sanftes, zurückhaltendes Wimmern, dass erst hörbar wird, als er nicht mehr fähig ist dieses zu unterdrücken. Das Wimmern wird zu einem Seufzen, ein Keuchen und schließlich zu einem schweren Stöhnen. Die Prise an Beschämung und Erniedrigung, die in jenen Laut mit hinein spielt ist unbezahlbar. Als die anhaltenden Schläge am Beinansatz angekommen sind, fleht er bereits um Erlösung. Wie schön doch die Entwicklung anzusehen war. Innerhalb von wenigen Zentimetern des Hinabarbeitens hatte er Schmerz zu Verlangen umgewandelt.


Er weiß nicht, ob er sich je von dem Anblick los reissen kann, aber er muss. Ein Gemisch aus körpereigenen Flüssigkeiten klebt an der Innenseite des Oberschenkels. Nur kurz findet der halb getrocknete Rinnsal Beachtung, als die kräftigen Beine betrachtet werden. Die schmalen Hüften gehen in lange Beine über, die sanft behaart sind. Auch hier sind die Muskelpartien für seine Definition perfekt ausgeprägt. Er kann sich nicht satt sehen an dem Zusammenspiel aus Kraft und Agilität. Die noch schwach anhaltende Spannung des mittlerweilen kraftlosen Körpers setzt sich noch bis in die Zehenspitzen fort.
Als er sich vorbeugt und sein warmer Atem die schutzlose Schulter streift, erklingt ein zartes, verletzliches Seufzen. Er genießt den seltenen Laut mit geschlossenen Augen, bevor er den gefesselten Körper losbindet. Ungewohnt zärtlich, als würde er mit einem zerbrechlichen Gegenstand umgehen, drapiert er den erschöpften Körper auf den Fellen und schlingt ein leichtes Laken um dessen Hüften. Einige Zeit noch setzt er sich daneben, beobachtet ihn beim Entspannen und Einschlafen. Erst als der fremde Körper ruhig und friedlich da liegt, kriecht er selbst dazu und lehnt sich leicht dagegen. Sachte legt er die große Hand um die warmen, regungslosen Finger seiner Gesellschaft und atmet mit einem zufriedenen Knurren aus, als die Finger für den Bruchteil eines Moments aufzucken.

[Bild: 10511333044_ffd993ba79.jpg]
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Voyeur - von orikson - 27.10.2013, 14:33
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