Im Hause Greifenfels
#2
Die treibende Kraft im Uhrwerk

Ausgelaugt, erschöpft und müde. So würde Bentrion sich selbst beschreiben, wenn man ihn fragen würde und er eine ehrliche Antwort liefern könnte, ohne die Familie zu beschämen.

Er weiß nicht wirklich, was seine Brüder und seine Cousins den ganzen Tag lang treiben. Woher soll er es auch wissen, zu berichten haben sie nichts. Alles was man ihnen wohl zusprechen kann ist, dass ihnen das Leben in der Neustadt nicht sonderlich schwer fällt. Wie auch, wenn die Becher stets mit Wein, Met und exotischen Säften gefüllt sind. Auch gibt es reichlich zu essen, warme Fälle und Menschen, die täglich für sie Aufgaben erledigen, die sie noch mehr entlasten und ihnen die Gelegenheit geben, noch einen Becher mehr zu trinken, noch einen Braten mehr sich in den Bauch zu stopfen.

Es kommt ihm nicht nur so vor, als sei er der Einzige, der sich mit dem anderen Abschaum der Stadt abgeben muss, sich stets bemüht, ein freundliches Lächeln aufzulegen. Dem scheint es auch wohl so zu sein, denn sein kleiner Bruder Malorn lässt sich gar nicht mehr blicken, sein Cousin hat das Herz einer Hure geschenkt und der andere schläft lieber bei den Rehen, als das er sich dazu herablassen würde in den vier Wänden der Familie zu nächtigen. Sei dies nicht genug, sind die beiden wohl nur noch mit sich selbst beschäftigt, während das Familien Oberhaupt den freundlichen Großvater von Nebenan raushängen lässt.

Alles was sie hätten tun müssen, ist beim Apell der Landwehr antreten müssen. Sie hätten alles in den Schatten gestellt, was dort sich einen Namen machen möchte. Bauern und Handwerker führen nun die Landwehr an, während mein Bruder und meine Cousins und mein Onkel sich zu fein dafür sind, dort einfach zu erscheinen, ohne persönlich dazu aufgefordert zu werden.

Der Stolz macht sie Blind, so blind, wie der Glaube Sythras gegen die Jehann‘s anzukommen. Der Greif hat einem Hirschen seinen Platz überlassen, einer harmlosen Gans und einer jämmerlichen Eule. Sogar der Adler erntet Ruhm, während andere die Arbeit leisten. Wo ist meine Familie geblieben, die ein Ziel vor Augen hat. Wo ist meine Familie geblieben, die nicht ihresgleichen als Feindbild hat und wo zur Hölle ist Malorn?

Wenigstens ist noch sie da, sie, die so unschuldig, naiv und verletzlich ist, dass es mich von den anderen Dingen ablenkt. Die, die mir wieder ein Ziel vor die Augen führt, eine weitere Gleichgesinnte, die noch geformt werden muss, geformt nach meinen Wünschen, nach meinen Verlangen, nach meiner Sehnsucht. Verzeih mir Bruder, doch brauch ich sie für die meine Sache.
"Ein Greifenfels vergisst nie"
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RE: Im Hause Greifenfels - von Bentrion Greifenfels - 24.08.2013, 19:22
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 25.08.2013, 15:51
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 26.08.2013, 20:55
Verletzte Ehre - von Lyanna Ennisfree - 27.08.2013, 20:50
Gedanken - von Bentrion Greifenfels - 05.09.2013, 13:48
RE: Im Hause Greifenfels - von Exael - 09.09.2013, 15:00
Der Sturm - von Lyanna Ennisfree - 10.09.2013, 20:54



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