Bis zum letzten Atemzug (free for all)
#10
Es war nun schon zwei Tage her. Und noch immer konnte es Gorkon nicht fassen... nicht glauben. Nicht er... nicht der gute Bauer Hinnerk.

Als Gorkon am Morgen, an dem Tag nach Hinnerks Tod, durch die Stadt ging, hörte er bereits, dass "irgendein Bauer" bei der Landwehr des Nachts gefallen sei. Nunja... es sterben ständig Leute, an der Keuche, im Kampf, vor Hunger oder selten auch Mal an Altersschwäche. Und es gibt vermutlich einige untrainierte Bauernburchen, die an der Front Dienst tun. Aber Hinnerk... er war nicht untrainiert. Er hatte schon Wölfe und Bären erlegt. Und er war vorsichtig und würde sich sicher nicht zu weit vor wagen... ,oder doch?

An diesem Tag ging er schon zeitig zu Hinnerks Haus um, wie üblich, frisches Gemüse für seine Speißen zu holen. Vielleicht war der tüchtige Kerl grad da. Immerhin wusste Hinnerk, dass Gorkon meist um die Mittagszeit seine Lieferung abholte. Doch das Haus war unheimlich leer und seine Lieferung lag nocht nicht bereit.
Zweifel begannen an Gorkon zu nagen und so machte er sich auf zum Friedhof, wo der bei der Landwehr getötete Bauer liegen soll... und da lag er auch: Hinnerk... die Wunden durch die Pfeile noch deutlich zu sehen, der Treffer am Hals, die bleiche Haut...

Gorkon musste erstmal raus an die frische Luft. Das war zu viel für ihn. Im Gegensatz zu Hinnerk war Gorkon nicht Kampferprobt und an den diesen Anblick gewöhnt. Vorallem nicht, wenn es sich um einen Freund handelte.

Er ging zurück zum Haus Eulenruh um dort seinen normalen Dienst zu versehen. Er brauchte erstmal etwas Abstand, musste das erstmal verarbeiten. Doch nun, zwei Tage später, konnte er es immernoch nicht ganz fassen. Und dann geschah etwas, mit dem er nie gerechnet hätte. Ein Brief kam zum Haus Eulenruh, éin Schreiben in welchem erklärt wurde, dass es wohl Hinnerks letzter Wunsch gewesen sei, dass Gorkon Hinnerks Lagervorräte bekommen solle. Alles was noch an Obst, Gemüse, Milch und Fleisch da war, solle Gorkon erhalten.

Irgendwie verstörte ihn das noch viel mehr. Nicht nur, dass dieses Schreiben Gorkon, wie mit einem Hammer, mit der schmerzlichen Realität traf. Auch hätte Gorkon nie erwartet etwas von Hinnerk zu erben. Sie waren gute Geschäftsparter gewesen, zum Ende hin vielleicht gute Freunde. Aber... wieso er? War es Mitleid? Mitleid für einen armen Koch und Leibeigenen? Oder hatte er ihn tatsächlich zum Ende hin als guten Freund gesehen? Vielleicht kannte er auch niemanden sonst, der mit dem ganzen Fleisch und Gemüse etwas hätte anfangen können.

Nun gesellte sich zu der Trauer um seinen verblichenen Freund auch noch das Gewissen, was ihm einredete, dass er noch mehr Zeit mit Hinnerk hätte verbringen sollen. Er hätte ihm mehr Gutes tun sollen. Er hätte sich Zeit nehmen sollen um Mal mit Hinnerk einen trinken zu gehen.

Doch nun war es zu spät. Nun konnte er nur noch eines tun... regelmäßig Hinnerks Grab besuchen. Und das würde er auch machen. Er musste es machen. Zumindest das war Gorkon Hinnerk schuldig.
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RE: Bis zum letzten Atemzug (free for all) - von Gorkon Bruchmoor - 28.07.2013, 16:48



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