Ein erfolgreicher Abend
#3
Durch die zwei Fenster des kleinen Zimmers im ersten Stock drangen die ersten Sonnenstrahlen des Tages und weckten das schwarzhaarige Mädchen das nackt und eingerollt auf den Fellen schlief. Das unzufriedene Murren das aus ihren Lippen drang, wich augenblicklich einem hellem leisen Lachen als sie die Augen aufschlug und ihr bewusst wurde, wo sie genächtigt hatte.

„Mein Zimmer“, murmelte sie leise während sie immer noch in den Fellen kuschelnd den Raum genauer betrachtete. Ein ordentlich gezimmerter Schrank, keiner von den windschiefen, knarzenden Dingern die sie kannte, ein Tisch und ein Stuhl. Alles penibel geputzt und ordentlich aufgestellt. Die Felle rochen frisch gewaschen und auch die Decke die sie umhüllte hatte keine Flecken. Ihr schweifender Blick blieb an den Fenstern hängen. Sie konnte es kaum fassen, doch auch diese waren streifenfrei geputzt sodass ihr die Sonne ungehindert ins Gesicht lachen konnte.

Sie setzte sich auf, lehnte sich an die Wand und schloss einen Moment ihre Augen. Der gestrige Abend hatte ihr Leben grundlegend verändert. Nun hatte sie wieder jemanden der sich um sie Kümmerte, der auf sie achtete. Und das auf einer wirklich vertrauenswürdigen Basis. Eine Geschäftsbeziehung wie sie sich nie hätte erträumen lassen. Sie war zwar davon ausgegangen, dass sie hier arbeiten würde können, doch von Erzählungen wusste sie, dass die Besitzer der Freudenhäuser meist selbst ihre beste Kunden sind und dadurch das Leben in diesen Häusern die Frauen schon nach kurzer Zeit wieder auf die Straße trieb um zumindest am Tage befreit von anzüglichen Bemerkungen und ungewolltem Anfassen zu sein. Diese beiden waren anders, kurz musste sie schmunzeln als sie an den jungen Gehilfen dachte, doch auch sein Herr war ein wirklicher Geschäftsmann, der scheinbar genau wusste wie und mit welchen Mitteln er das Gewicht seines Geldbeutels am besten vermehren konnte.

Um dieses Zimmer jedoch behalten und vielleicht zusätzlich auch noch die Schwere ihres Münzbeutels vergrößern zu können, musste dieses Haus erst einmal eröffnet werden und dafür fehlten noch Mädchen. Schließlich konnte sie unmöglich alleine alle Dienste erfüllen. Leise vor sich hinsummend hüpfte sie von den Fellen auf, hängte die Decke über den Stuhl und die Felle aus dem Fenster hinaus um sie zu lüften und schlüpfte in ihre Hose und ihr Hemd. Das Haar wurde schnell gebürstet und zu Zöpfen geflochten.

Leise öffnete sie die Zimmertür und schlich die Treppe hinunter, denn sie wollte die Herren nicht um ihren Schlaf berauben, und verließ das Haus in Richtung des Hafens.
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Ein erfolgreicher Abend - von Tira Xoran - 23.07.2013, 17:37
Neue Geschäftsbeziehungen - von Tira Xoran - 27.07.2013, 12:06
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