FSK-18 [Mitmachthread] Eine Zuflucht..?
#8
Während sein Rücken an der Tür lehnte und Störenfrieden auf diese Weise unmissverständlich klar machte, so sie versuchen sollten zu öffnen, dass sie nicht erwünscht waren, wanderte der olivgrüne Blick des hochgewachsenen Galatiers mit mittelbrauner Haarpracht durch den Raum. Begleitet von einem Seufzen. Dieser Morgen war anders – er fühlte sich falsch an. Ryckard seufzte abermals und löste die androgynen Züge, die bartlose Pracht nach der sich die Fräuleins sehnten, wieder und legte den Kopf stattdessen halb in den Nacken, bis sein Dickkopf, wie andere sagten, auf das Holz der Türe hinter sich trafen.

„Bei Branwens ungewasch’nen Lenden un‘ Mithras‘...“, murmelte er und pausierte sodann einen Moment, die Decke seines Zimmers inspizierend. „Ach, Scheiss auf Mithras...“, setzte er mit einem verhaltenen Lächeln fort. Es waren nicht seine Tage, im Gegenteil. Mithrasfeste und unnötiges Geschwafel vielerorts und obendrauf gab es dazu noch die Zugabe von Dragan, sein persönliches i-Tüpfelchen, einen halbgaren Versuch sich des Lebens zu berauben. Mit einem kurzen Augenrollen quittierte er alleine den Gedanken – von wegen er wollte sich von Lanyana lösen, dieses gebauchpinselte Äffchen wäre einfach gesprungen, wäre es ihm darum gegangen, stattdessen hatte er das Schauspiel wie immer entsprechend inszeniert, mit genug Leuten die zusahen. „So ‘ne Aufmerksamkeitshure, der Lütte...“, raunte er leise und schüttelte knapp den Kopf. Doch die elendige Posse des halbstarken Halbmannes war nicht einmal das Deprimierendste, das ihm zuletzt widerfahren war. Das war viel mehr die Erkenntnis gewesen, dass diese Zuflucht und auch Löwenstein wahrscheinlich auch auf lange Sicht nicht sein Heimathafen werden würden. Ein leises Murren über die nicht all zu fleischigen Lippen des Galatiers, über die er sich einen Moment darauf leckte. Doch immerhin gab es den Anflug einer Idee, nur musste er dafür noch immer mit Aline sprechen und dann zu Lysander und weitersehen, was sich machen ließ.

Durchatmend richtete er sich auf und strich sich sachte mit der Rechten über die einfache Lederweste und heftete seine Aufmerksamkeit kurz an die Kommode, die er am Vorabend geleert hatte. Amhraner... schwangen große Reden, doch Taten ließen sie keine Folgen, nur weitere Worte. Andra hatte den Nagel beinahe auf den Kopf getroffen, neulich, während sie sich zugleich ein wenig merkwürdig benahm, als sie davon sprach Angst vor einem Besuch beim Heiler zu haben – und es gleichzeitig aber doch immer wieder auf die lange Bank geschoben, das Trinken, den Strand, alles. Und die anderen standen dem kaum in etwas nach. Kurz wölbten sich die Brauen des Galatiers, dann schüttelte er den Kopf und sah weiter zu den Fellen... die er sich angeblich mit Georgia teilte, seit einigen Tagen, im selben Zimmer sollten sie schlafen, begegnet war er ihr allerdings noch nicht. Sonderbar, doch vielleicht beabsichtigt. Unmerklich hob er die rechte Schulter an und wandte sich der Tür zu, folgte dem Flur hinaus bis vor den Weg unmittelbar vor der Zuflucht. Amhraner...

Verstohlen sah er wenige Schritt vom metallenen Gittertor entfernt stehend zu beiden Seiten, dann legte er seinen Schlüssel bei eben jenem ab, den sie dort für Bekannte und Freunde deponiert hatten – zusammen mit einem kleinen Zettel, auf dem sich nur wenige Zeichen fanden: „R A J“. Er hatte schon vor Tagen davon gesprochen, die Zuflucht hinter sich lassen zu wollen, auch gegenüber Garion und Lanyana schon davon gesprochen, dass es ihm allmählich zuwider war, sich immer nur um die Probleme der anderen kümmern zu müssen, während sie ihn dafür belächelten und die Augen verdrehten, dass er seinem zeitweiligen Unmut ab und an Luft machte. Verständnislos, doch vielleicht lag es eben wirklich daran, wie Garion gesagt, dass sie nicht mehr zusammen in einem Langboot saßen – sondern jeder seine eigene Schaluppe durch den Orkan der Verpflichtungen, der neuen Freunde und der Liebe zu steuern versuchte oder sie zu sehr damit beschäftigt waren, sich wie Amhraner es so gerne taten, sich irgendeinem trara, Prunk und Pomp hinzugeben.

Wieder hoben sich seine Schultern, dann ging er ... der Navigator auf der Suche nach einem neuen Kurs, vielleicht in Richtung des Glückes, das er in der Nähe seiner verbliebenen Familie bisher nicht hatte finden können. Kaum vom Grundstück getreten, warf er noch einen knappen Blick zurück. Aber es war vermutlich besser so, sich neuen Dingen zuzuwenden. Bestimmt. Ganz sicher sogar ... oder? Leise seufzte er und setzte an, seinen Weg fortzusetzen.

Die nächsten Wochen würden sicher nicht die Leichtesten werden.
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Nachrichten in diesem Thema
[Mitmachthread] Eine Zuflucht..? - von Deagen - 11.07.2013, 14:04
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