Wachende Schwerter erheben sich [MMT]
#5
Es war ein ereignisreicher, lehrreicher und interessanter Abend gewesen. Er war anstrengend und doch erfüllend.
Sie hatte einige flüchtig bekannte Gesichter wieder gesehen und einige neue kennen gelernt.
Hatte sich nun offiziell im Bund der wachenden Schwerter beworben und war schon in dessen Gewand gekleidet aufgebrochen.
Die Kämpfe mit den großen Schlangen und Blutwürmern waren hitzig zu schlagen und oft genug wünschte sie sich, die Tiere schon vorher in Augenschein genommen zu haben.
Doch sie fühlte sich, trotz der großen Menschenmenge geborgen und zugehörig. Ihre Entscheidung war die richtige gewesen!
Es war erfüllend bei einer Aufgabe zu helfen, die solch Aktionismus von den verschiedensten Menschen zusammen brachte und hoffentlich ein gutes, Unterkunft bringendes, Ende finden würde.

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Diese Nacht war nicht die ihre. Statt, wie erhofft, etwas Erholung und tiefen Schlaf zu finden, um all die Anstrengung und Mühen des vergangenen Tages wieder auszugleichen und ihrer Wunde heilenden Schorf zu geben, war sie immer wieder aufgewacht.
Die vielen Menschen und Tiere um sich, war sie in der Nacht nicht gewöhnt und jede Bewegung, jedes Geräusch hatten sie aus dem Schlaf geholt.
Im Wald war solch eine Fähigkeit unumgänglich, hier und heute war sie störend.
Die ersten Stunden ihrer Nacht waren es, die ihr zumindest ein wenig Ruhe und Entspannung brachten.
Sie schlief mit dem Wissen ein, einen guten Schlafplatz ergattert zu haben. Kein Wunder, war sie doch die Erste gewesen, die sich auf die weichen Kissen begeben hatte.
Doch, als sie das erste Mal aufgewacht war, lag ein Körper neben ihr und im Dunkel erkannte sie wenig, nur, dass er ihr nicht bekannt vorkam.
So drehte sie sich in regelmäßigen Abständen von links nach rechts, von rechts nach links. Versuchte es auf dem Bauch und auf dem Rücken.
Kurzes Dämmern, war ihr gegönnt, tiefer Schlaf hingegen blieb aus.

Die Nüstern von Nordwind an ihrem Bein ließen sie erneut wach werden. Seine weiche Nase, seine Lippen auf ihrer Haut und noch bevor ihre Augen geöffnet waren, musste sie Lächeln.
Was für ein unglaubliches Tier sie da bekommen hatte!
Ihre Augen bestätigten ihr, was sie bei seiner Berührung vermutet hatte.
Es war Zeit. Es war der Moment vor dem Heraufdämmern des Tages und sie hatte eine Aufgabe.

Möglichst leise verließ sie ihren Schlafplatz, stieg über die ruhig Schlafenden, um sich noch ein Brot von dem Tisch zu nehmen und schlüpfte Dann aus deinem Loch in der Mauer der Ruine, nur um festzustellen, dass Nordwind sie bereits dort erwartete.
Ein kurzes Streicheln und Necken des Tieres und beide brachen leise auf.
Auf dem Boden war es einfach, dass selbst Hufeisen keine Geräusche machten.
Nur hier und da erwischte sie doch einen kleinen Ast, auf den sie trat. Tollpatschig und unvorsichtig von der kurzen Nacht, hörte sich das leise Knacken laut wie ein Donnergrollen an und mit angehaltenem Atem lauschte sie in die Nacht. Doch die Stille blieb.

Ihren Spähposten hatte sie gestern schon ausgemacht und so führte sie Nordwind um einen größeren Felsen herum, während sie selbst auf seine Spitze kletterte.
Von hier oben würde sie die Sumpfebene überblicken können.

Kaum kam das Licht, sah sie auch die Bewegungen im Gras, die verrieten, wo die massigen Körper der Sumpfschlangen und Blutwürmer sich ihren Weg bahnten.

Es musste doch herauszufinden sein, wie sie jagten, sich bewegten, was sie fraßen, wo sie ihre Nachkommen hatten. Wie groß ihr Bestand war.

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Einige Stunden später, schaute sie in ihr Buch, das sie mit Notizen vollgeschrieben hatte und überflog ihre eilige Mitschrift:
- listige, teilweise lang ausharrende Jäger
- kräftig
- rasche Bewegungen auf kleine Distanz
- langsamere Fortbewegung auf Unebenheiten
- Reagieren wenig auf Geräusche
- Fleischfresser (auch oft großes Getier)

Das Buch wurde schnell zugeklappt und sie erhob sich von ihrem Spähposten, ihre Beine fühlten sich steif und taub an und sie krakselte mehr den Berg herunter, ab und an, verlor ihr Fuß den Halt und sie schlidderte ein Stück.
Nordwind wartete schon am Fuße des Felsens und bot mit seinem Körper Halt.

Mit diesen Beobachtungen würde sie zurückkehren können.
Das nächste Mal wollte sie die Reaktion auf Feuer und Gerüche testen. Wollte sehen, ob sie tote Beute ebenso herunterwürgten, wie selbst erjagtes.
Ihr Gehör war leichter zu testen gewesen. Egal wohin sie die Steine warf, die Schlangen reagierten wenig.
Und natürlich galt es die Brut auszumachen. Vielleicht würde sie weitere Schlangen ausnehmen müssen.

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Diesmal ritt sie das kleine Stück zurück zum Lager und erst, als sie die verlassenen Schlafmatten sah, wurde ihr bewusst, wie lange sie auf dem Felsen ausgeharrt haben musste.
Alle waren fort, hatten sich an ihre Tagesaufgaben gemacht.
Ein Ritt in die Stadt würde ihr vielleicht bekannte Gesichter der Nacht zeigen und sie würde sich über die Beobachtungen austauschen können.
Vielleicht würde sie, mit etwas Glück, noch einige Stunden Schlaf finden und ein nicht eingelöstes Versprechen nachfordern können. Denn bei den Göttern, beides hatte sie dringend nötig!
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Blutwurm und Sumpfschlange - von Leira Menagua - 02.08.2014, 19:32
Das Banner. - von Gast - 04.01.2015, 17:23



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