FSK-18 Tagebuch
#14
Wieder eine Nacht ohne rechten Schlaf, gefüllt von formlosen Traumgesichtern, die mich wieder und wieder aus dem Schlummer rissen.
Ich verstehe den Grund dafür nicht. Schlechtes Gewissen? Das wäre wirklich das erste Mal in meinem Leben. Und trotzdem dauerte es jedes Mal, bis mein rasendes Herz sich beruhigte und das Blut nicht länger in meinen Ohren pochte. Unerfreulich. Unerquicklich.

Schliesslich floh ich das unbequeme Lager, das ich mir als Ruhestatt ausgewählt hatte um noch vor dem ersten Licht des Morgen zu schreiben, Gedanken zu ordnen und darüber nachzusinnen, was in der letzten Woche geschehen war. Und das war einiges.

Die beste Erinnerung ist jene an die sternenklare Nacht da draussen, fernab des Lärms und des Gestanks der Stadt. Wie versprochen war es ein milder Abend gewesen und als der Teppich der Sterne sich dort oben entrollte wurde es kühler, aber nicht so, dass ich gefröstelt hätte. Schon gar nicht mit ihr im Arm. Auch damals schlief ich nicht, aber es waren keine unruhigen Träume die mich abhielten, sondern das einfache, ruhige Gefühl von Zufriedenheit. Vielleicht war das Glück: Einfach dort zu sein unter der Freiheit des weiten Himmels und auf ihre regelmässigen Atemzüge zu lauschen. Momente, die ganz uns gehörten: Aufrichtig und wahr, ohne die Lügen des Alltags, ohne all die bösartigen Spitzen und die bitteren Notwendigkeiten die aus Sorgen und Furcht geboren wurden. Ich spürte nicht einmal Bedauern, als die Sonne schliesslich wieder über die Berge kletterte und den Schutz der Dunkelheit verblassen liess. Das ist es, nicht wahr Mithras? Dein Licht vertreibt die Dunkelheit, gleichgültig wofür sie gebraucht wird.

Danach wurde alles .. schwieriger. Ich kam kaum dazu meine Fundstücke zu studieren und mir darüber Gedanken zu machen, wie ich irgendeinen Gelehrten möglichst grossartig über das Ohr damit hauen konnte: Mit den anstehenden Hochzeiten schienen die meisten Gänsefrauen und Gantermänner sich bereits abgefunden zu haben, die einzige Ausnahme die in den kommenden Tagen auch an der Oberfläche die Gemüter bewegte, war das Schicksal Gwendolins, die dem "Bastardfresser" Gulgul Ganter versprochen worden war. Der alte Mann war .. Legende, sogar bei meiner Sippe gab es Gerüchte und Gemurmel über ihn, der im Laufe des Lebens dem Geflüster zufolge mehr als ein Dutzend Ehefrauen verschlissen haben sollte.
Während allenthalten mit Abscheu oder purem Unglauben reagiert wurde, konnte ich es kaum erwarten den alten Mann wirklich hier auftauchen zu sehen. Das würde gewiss ein großartiges Schauspiel werden und fast fühlte ich mich versucht bei Mithras ein gutes Wort für eine gute Reise des alten Gulgul einzulegen. Fast.

Und dann .. die Sache mit Georgia.. zu der ich nun mehr als nur eine Variante gehört habe. Wären die Umstände andere, würde ich ihren Mut und ihre Entschlossenheit bewundern. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Georgia auch weiss, was Georgia tut. Nein, ehrlich gesagt bin ich mir ziemlich sicher, dass sie keine Ahnung hat, was .. ihre andere Seite anstellt. Möglicherweise ist sie wirklich überzeugt, dass sich das mit dem Messer so abgespielt hat, wie sie es mir berichtete, aber irgendwie glaube ich, dass die Beobachtung des Krüppels Gaius zutreffender ist. Ein Teil von ihr konnte diese Wahrheit nur einfach nicht verkraften und übergab die Zügel an .. eine entschlossenere, skrupellosere Seite. Und das ist es, was mir wirklich Sorgen macht.

Sieht man von all diesen .. Dingen ab, muss ich zugeben, dass es gut für mich läuft. In meinen schwachen Momenten könnte ich sogar beinahe der Meinung sein, dass ich mich .. an all das hier gewöhnen könnte. Es ist eine Weile her, seitdem mir der letzte Handschuh ins Gesicht geschlagen wurde. Werde ich weich? Oder ist es andersherum so, dass die Ganters sich an meine .. Art gewöhnen, wie man nach einer Weile des Kläffen eines schwachsinnigen Köters überhört? Mhm.

Ich komme also zurecht. Nun müsste ich nur wissen, warum ich so schlecht träume.
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Tagebuch - von Durias Zobel - 07.05.2013, 19:33
Am Anfang - von Durias Zobel - 07.05.2013, 19:41
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RE: Tagebuch - von Durias Zobel - 12.02.2018, 18:14



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