FSK-18 Silbermond und Pferdewagen
#8
Der Herbst ging, der Winter kam und ich war den Landstrassen Servano's gefolgt, auf der Suche nach meiner Sippe, nach Mama Violca, nach Kasimir und den anderen Violca und Gaspar's. Löwensteins Mauern hatten mich erdrückt, das fahrende Volk gehörte nicht hierher, unser Blut rief ständig nach Bewegung, dem Umherziehen, niemals länger als nötig verweilen, war das Sinnen eines jeden unserer Leute. Doch war mein Herz schwer und zerrissen, die Stadt zu verlassen, bedeutete auch Einar zurückzulassen.
"Blut ist dicker als Wasser", hatte Mama Violca stets gepredigt, die Sippe stets allem voraus gehalten, nichts und niemand konnte wichtiger sein.
Getrieben von Sehnsüchten und ewigen Gewissensbissen strich ich durch Servano, verdiente mir meinen Unterhalt mit Handlesen und dem Lesen der Zukunft, stets bedacht rasch weiterzuziehen, nicht aufzufallen und dem allzuraschen Wurf in den Kerker zu entgehen. Mondläufe später nun, fand ich mich gestern unverhofft vor den Toren Löwensteins wieder, gar als hätte mich ein unsichtbarer Faden geführt. Dieser Tatsache so plötzlich bewusst werdend, dass er mich aus seinem Leben verbannt haben könnte, fühlte ich eine bleierne Übelheit aufsteigen. Hatte ich Närrin mein Glück verspielt, mein Schicksal nicht erkennend und Traditionen gefolgt, die nicht mehr die meinen zu sein schienen? Langsamen Schrittes nahm ich den Weg zu seinem Haus auf, bangend, ahnend, dass nichts mehr war wie zuvor, fand ich mich davor stehend wieder, die Tür verschlossen, das Hausschild ein anderes als zuvor.
Ich weiss nicht mehr wie lange ich brauchte um ihn zu finden, erinnere mich heute nur des kalten Windes welches durch die Gassen pfiff, seiner Hände die unverhofft in meine glitten und sah nur noch ihn.


[Bild: land1.jpg]
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Silbermond und Pferdewagen - von Lhaki Violca - 24.08.2013, 18:03
RE: Silbermond und Pferdewagen - von Lhaki Violca - 21.01.2014, 17:36



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste