FSK-18 Opfer der Keuche
#1
Die Vorfälle hinsichtlich der Keuche waren in den letzten Tagen äußerst ruhig geworden, doch stellte sich heraus, dass diese Krankheit noch immer auf leisen Sohlen umherzog und sich das nahm, was ihr auch immer zu trotzen versuchte…

Langsamen Schrittes bahnte sich Falkenhain gerüstet seinen Weg in Richtung Löwenstein, als er seinen Ausflug in die nördlichen Gefilde Servanos beendet hatte. Doch wurde jener langsame Schritt in Höhe der Kreuzungstaverne durch einen langgezogenen Hilfeschrei unterbrochen, der an den naheliegenden Felsen widerhallte. Der Schrei wies in der Tonlage deutlich auf, in welch gefährlicher Situation der Hilfesuchende sein musste. Als sich Falkenhain daraufhin rasch in Bewegung setzte und die angrenzende Anhöhe verließ, um in die Kreuzung einzubiegen, sah er eine ungewohnte Szenerie.

Zwei spärlich bekleidete Männer zeigten sich inmitten des Weges, einer von ihnen trug einen Knüppel in seiner Hand, während der Andere unbewaffnet schien. Als sein Blick sich hinter die zwei Gestalten legte, wurde er Siegfried vom Hause Jehann gewahr. Jener setzte alles daran eine brennende Fackel vor sich herzuschwingen. Während er mit der einen Hand die Fackel immer wieder mit einem aufflackern hin und herschwang, gestikulierte die andere Hand eine deutlich abweisende Geste gegenüber den zwei Gestalten. Daraufhin fokussierte der Blick Falkenhains einen vierten Beteiligten. Mit erhobenem und zudem gespanntem Bogen drohte ein Pfeil der Patrouille, gehüllt in den Farben des Barons, in die Richtung der zwei Männer. Die Mimik der Patrouille versicherte hierbei seine Entschlossenheit den Pfeil des Bogens in Richtung der Männer schnellen zu lassen. Anscheinend setzten sie alles daran, die zwei Männer auf Abstand zu halten und als seine Augen sich wieder auf die zwei Gestalten legten, offenbarte sich nunmehr auch der Grund hierfür.

Die Körper der zwei Männer waren übersäht von Auswüchsen, gefüllt von gallartartigem Sekret, in verschiedensten Größen. Ebenso waren die Körper geschunden durch die Krankheit, wiesen sie doch ebenso offene Wunden auf, während die Körper eingefallen und die Knochen deutlich hervortraten. Der Auswurf von Körperflüssigkeiten durch Husten und Röcheln rundeten dieses schreckliche Gesamtbild der Krankheit ab. So standen die beiden Gestalten dort und wiederkehrend trat deutlich ein Wort aus ihrer beiden Münder: „Mithras!“. Sie schienen um die Gunst Mithras zu flehen um hierdurch Hilfe zu erfahren, um ihrer ausweglosen Situation der Krankheit zu entkommen. Während Falkenhain seinen Helm über den Kopf stülpte und hiermit die Gesichtszüge verbarg, welche ihm aufgrund der Situation entglitten, umschlossen seine Hände ebenso die zuvor geschulterte Axt an ihrem Griff und führten diese schützend vor sich. Alle verharrten zunächst an Ort und Stelle, darauf bedacht einen durchaus angemessenen Abstand einzuhalten. Immer mehr Personen stießen zu jener Situation hinzu und deutlich zeigte sich die Hilflosigkeit aller Beteiligten aufgrund der doch unklaren Umstände, wie eine Hilfe hier aussehen mag. Nach einer kurzen lautstarken Diskussion entschloss sich Falkenhain einen Heiler zu suchen, der sich den Armen von der Krankheit befallenen Gestalten annehmen könnten, doch hatten jene etwas anderes im Sinn. Sie wurden immer unruhiger, liefen im Kreis und riefen nach Hilfe. Hilflosigkeit, die Situation und sicherlich das Fieber der Krankheit trugen ihren Teil dazu bei, so dass die Gestalten kommentarlos ihren Weg gen Norden auf dem Weg einschlugen.

Zunächst wurden sie langsam durch die Anwesenden verfolgt und immer wieder durch die Patrouille dazu aufgefordert anzuhalten, doch sie setzten ihren Weg fort und dies war es womit sie ihr Todesurteil unterschrieben hatten. Der Pfeil der Patrouille löste sich und schoss gen einer der Gestalten hervor, traf ihn und versenkte sich mit der Pfeilspitze voran tief im abgemagerten Fleisch. Die Gestalt begann bereits unter dem ersten Schuss zu taumeln, doch ein zweiter, dritter und vierter Pfeil wurden kurz nacheinander aufgelegt, welche erneut mit dem Bogen in den Körper des Fliehenden getrieben wurden. Er wollte noch in einen angrenzenden Busch fliehen, doch jener rettender Gedanke kam deutlich zu spät, brach er doch bereits auf der Straße augenblicklich zusammen. Sein vorheriger Freund musste jenes mit ansehen, schrie noch nach ihm, doch schien der Andere bereits jene Worte nicht mehr zu hören, die Pfeile hatten zu schnell den Tod herbeigeführt.

Kurz verharrte der weitere Kranke an seinem Fleck, doch setzte er sich einen kurzen Augenblick später laufenderweise in Bewegung, seine Intention die Flucht, vermutlich um nicht das gleiche Schicksal mit seinem Freund zu teilen. Die Patrouille befahl Falkenhain ihn zu jagen, während er sich selbst dem reglosen Körper annahm und einen letzten gezielten Pfeil in den Kopf platzierte. Blut hüllte den Weg in einem tiefroten Ton.
Zunächst schien die Flucht des Kranken erfolgreich, war er doch zu schnell für einen gerüsteten Mann, doch als nunmehr auch der Soldat des Barons dazu stieß, fanden sie ihn, auf den Knien verharrend und gebeugt über einen Teich. Er reagierte nicht, als sich die Männer langsam hinter ihm aufbauten. Ein Nicken wurde von der Patrouille gen Falkenhain entrichtet, er wusste zu genau was jenes zu bedeuten hatte. Langsamen Schrittes setzte sich Vegard in Bewegung, der Kopf frei von Gedanken, schon fast mechanisch und das Ziel mit seinem Blick fest fokussiert. Einige Schritte hinter dem Kranken erhob sich seine Axt weit, wobei das Axtblatt einen Schatten auf den Kopf des Kranken warf. Ein kurzes Zögern war noch durch ihn zu erkennen, dann schnellte die Axt das erste Mal mit aller Kraft hinab, verfehlte den Kopf jedoch knapp und drang mit einem brechendem Geräusch von Knochen in die Schulter ein. Der Aufschrei des Kranken verstummte erst, als nun auch der zweite Schlag der Axt auf ihn hinabglitt und dieses Mal das eigentliche Ziel, den Kopf, traf. Das ebenso bekannte Geräusch war zu vernehmen und Blut spritzte aus den tief zugefügten Wunden. Noch verharrte der Körper fixiert aufrecht und erst als sich die Axt dann aus dem Kopf löste, fiel der nunmehr reglose Körper zur Seite.

Wieder ertönte die Stimme der Patrouille, die ihn anwies Holz zusammen zu suchen. Und so machte sich Vegard kommentarlos auf den Weg, anscheinend war die Handlung geprägt durch das Adrenalin des Schocks, welches ihn vorantrieb. Und so wurden vielerlei größere, aber auch kleinere Äste zusammengetragen und begruben die Leiche unter sich. Das Feuer einer Fackel fraß sich daraufhin durch die trockenen Äste und nach kurzer Zeit wurde der Leichnam in einem Kleid aus Feuer gehüllt. Begleitet wurde jenes durch ein Gebet von Vegard gen Mithras, um seiner Seele die letzte Ruhe zu geben. Zurück bei der ersten Leiche wurde ein Seil an diesem Leichnam durch den Vertreter des Barons befestigt und von der Straße geschliffen, eine breite Blutspur zog sich unter dem pfeilgespickten Körper nach. Als sie jene Leiche auf die nahegelegene Wiese gehievt hatten, wurde dieselbe Prozedur des Verbrennens auch mit jenem Körper wiederholt.

Als nun Ruhe einkehrte und das Knistern des Feuers zu vernehmen war, richtete sich sein Blick in die lodernden Flammen, welche den Leichnam verschlangen. Erst jetzt schien er zu realisieren, was geschehen war. Die Patrouille bedankte sich noch für seine Hilfe, doch mit gedankenverlorenem Blick trugen sich die Beine von Falkenhain alleine. Ein Stück den Weg hinab, hielt ihn Siegfried noch einmal auf, der wohl davon berichtete, dass sich die beiden Kranken zuvor an einem Feld vergangen hatten. Doch ebenso berichtete er, dass er bereits die Felder in Brand gesteckt hatte.

Später des Tages konnte Vegard im Badehaus gefunden werden, wie er seine Haut immer wieder gründlich reinigte, bereits wunde Spuren zeichneten sich rot auf der Haut ab. Seine Rüstung wurde schon lange gesäubert, ebenso wurde seine Kleidung verbrannt. Der Dreck des Vorangegangen war bereits von seinem gänzlichen Körper getragen worden, doch er schrubbte noch immer, unaufhörlich. Immer wieder schossen ihm Gedanken in den Kopf, wie seine Axt hinabfiel auf das Haupt. Dann dachte er daran, dass er einem unschuldigen Menschen sein Leben nahm, doch schien jenes für ihn ein unausweichliches Schicksal gewesen zu sein. Hätte er jenes nicht getan, wäre die Krankheit möglicherweise weitergetragen worden. Und trotz der Tatsache, dass er den Tod herbeiführte, war ihm Gewiss, dass die Krankheit bereits wenig später den Tod des Unschuldigen gefordert hätte. Doch noch immer blieb ein Beigeschmack jenes Tages zurück, Schuldbewusstsein durchzog seine Gedanken…
"Dem Schutz der Schwachen soll mein Schild dienen. Niemals, auch in der schwersten Not, werde ich mein Schild senken und meine schützende Hand denjenigen entziehen, die der Hilfe bedürftig sind." - Sir Falkenhain von Südwald
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