FSK-18 Träume
#11
"Wer seid ihr füreinander?"

Sie spürte seinen Herzschlag an ihrer Wange, als die Frage durch ihre Gedanken hallte. Es schlug schnell, aufgeregt und unstet. Wegen ihr? Natürlich wegen ihr! Neben seiner festen Umarmung, schlang nun auch der nächtliche Schlaf seine Arme um sie, sodass sie wieder ihren Träumen ausgeliefert sein würde.

Und da stand sie. Nackt, entblößt und verletzlich. Sie war in diesem Moment jede Elda, die sie vorgab zu sein, auf einmal. Da war der eiskalte Blick der Meuchlerin, das verführende Lächeln der Hure, das abschätzende Mustern der Diplomatin. Sie war die fröhliche, liebe Elda, die Anabella und Carmelina kannten. Das kleine verstörte Mädchen, das Nikolaj einmal kannte und die berechnende Verbrecherin, zu der er sie gemacht hatte. Die Elda die Konstantin kannte, in all ihren Facetten... die Liebhaberin, die scheue Wildkatze, die Jägerin. Sie war die stolze Galatierin, die stolze Löwensteinerin. Das vorsichtige Mädchen aus der Gosse und das scheue, kleine Reh das sich am tiefsten in ihr verkrochen hatte, das in den letzten Wochen aber zu oft an die Oberfläche brach.
Es war als stünden sie alle um sie herum. Musterten sie kritisch, wogen ihren Wert ab und versuchten in ihre Seele zu blicken. Sie zu erforschen, zu sezieren, vor sich auszubreiten und jedes Fünkchen ihres Seins zu analysieren. Warum liebte sie Konstantin? Warum konnte sie Venthos nicht lieben? Warum hasste sie Annalope? Warum konnte sie niemandem vertrauen? Niemandem außer ausgerechnet Nikolaj? Warum hatte sie damals auf ihren Großvater gehört und war nach Amhran gekommen? Was wollte sie hier? Was konnte sie erreichen? So viele verdammte Fragen und sie prasselten wie Hagel auf sie ein. Von allen Seiten hinterfragte sie ihr gesamtes Tun. Jede Aktion und Reaktion. Sie wand sich schmerzhaft unter ihren Gedanken.
Seltsamerweise wusste sie, dass sie schlief. Dennoch spürte sie Venthos Arme an ihrem Körper und seinen regelmäßigen Atem an ihren Haaren. Und doch war sie hier in dieser leeren Einöde und ließ sich von ihren Gefühlen bombardieren.
Die Liebhaberin schrie sie an sie solle aufwachen, Venthos weg stossen und ihn nie wieder an sich heran lassen. Der Andere wäre ihre Zukunft. Der Wilde, der Schöne... er war es dem ihr Herz gehörte. Die Mörderin lachte sie aus. Er würde ihr Tod sein. Eines tage würde der Hund sie töten und vermutlich würde nur Venthos' Schutz dazwischen stehen um ihr kümmerliches Leben zu retten.
Sie sah sich ängstlich um. Ihr Ebenbild stand überall. Wo sie auch hinschaute, Elda war da und redete auf sie ein. Und plötzlich drängte sich eine Gestalt dazwischen. Eine männliche Gestalt. Er nahm sie auf den Arm, hielt sie fest und brummte ihr beruhigend zu.
Sie spürte seinen kurz gestutzten Bart kitzelnd an ihrer Stirn. Sie roch an ihm und sofort wusste sie wer er war. Ihr gesamtes Inneres krampfte sich zusammen. Sie spürte seine Fingernägel und wie sie sich in ihr Fleisch gruben.
Und auf einmal war alles wieder da. ER war wieder da! Das konnte nicht sein. Sie hatte ihm damals in die Augen geblickt, als das Leben aus eben diesen floss.
Ihre Haut brannte, ihr ganzer Rücken schien wie in Flammen.
"Ich bin wieder da, mein Herz..." säuselte eine dunkle Stimme. Sie bekam eine Gänsehaut, als dieser Klang durch ihren Körper fuhr. Diese düstere, lüsterne, eiskalte Stimme, die mit einem Wort Stahl zerschneiden könnte. Die Macht dazu hatte diese Stimme... und noch mehr Macht der Mann dahinter.
"Du dachtest du wärst mich los, was? Das die Träume von mir aufhören würden. Oh kleine Elda.... nach all den Jahren. Und doch begehrst du mich immer noch. Vermisst mich, den Schutz den ich dir gewährte, meinen Körper und die Schmerzen die ich dir zufügte"
Und tatsächlich tat sie dies. Jeden einzelnen Hieb, den er ihr über ein Jahr lang zugefügt hatte. Der Glanz seines rabenschwarzen Haares, und wie es vom Schweiß feucht wurde, während der Rohrstock immer und immer wieder.... NEIN! Sie hasste ihn! Sie hasste ihn so sehr... und sie vermisste ihn so sehr. Sie wusste es war nur ein Traum, also ließ sie sich willig von ihm verführen. Sie genoss das Gefühl seiner Männlichkeit, seiner geschickten Finger und jeden kleinen und größeren Schmerzes, den er ihr zufügte. Es war die pure Ekstase und der Hass, den sie für ihn fühlte, machte es nur noch besser. Sie verlor sich in diesem Traum, während sie in Wirklichkeit unschuldig und ruhig schlafend in Venthos Armen lag...

Nie wieder würde sie solch einen Mann treffen... sie wusste noch nicht recht ob das gut oder schlecht war.
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#12
"Du liebst ihn sehr, aye?"
...die kühle Seeluft peitschte ihr förmlich entgegen. Es roch nach Salz, Fisch und... Heimat. Das einzige Stück Heimat in Amhran, dass sie noch hatte...
"Ich würde lächelnd für ihn in jedes Schwert rennen, wenn er mich darum bitten würde. Ich hab das Gefühl irgendwann wird er das tatsächlich tun."
...sie rannte über das holperige Kopfsteinpflaster. Die schlüpfrigen Steine versuchten sie zum langsamer gehen zu bewegen, doch nahm sie keine Rücksicht. Sie musste nach Hause...
"Dann liebt er dich nicht. Man schützt diejenigen die man liebt..."
... das Gespräch von eben wiederholte sich immer wieder, in ihrem Kopf. Spornte sie an noch schneller zu rennen....
"Ich weiß das er mich nicht liebt. Aber ich geniesse die Nähe, solang er sie mir gewährt."
...sie bog um die Ecke und griff nach der Türklinke. Sie stürzte förmlich in ihr Haus. Krachend fiel die Tür hinter ihr in das Schloss. Die lehnte sich atemlos dagegen...
"Bist du sicher? Das ist traurig... oh Elda"
Ihre Beine verweigerten ihren Dienst. Mit zittrigen Knien rutschte sie hinab, auf den Boden. Zuhause... schützende Wände um sie herum. Niemand da. Nun konnte sie loslassen....
Sie zog die Knie an ihre Brust, umschlang ihre Beine mit den Armen und vergrub ihr Gesicht.


Es war einfach zu viel gewesen die letzten Tage und nun schien sich alles zu entladen. Venthos sagte ihr immer, sie solle es rauslassen, wenn er sie umarmte. Doch weinte sie lieber allein. Man konnte es sich nicht leisten, schwach zu wirken. Und sie schon gar nicht. Auch nicht vor Venthos. Und schon gar nicht, wenn man so viel um die Ohren hatte, wie sie im Moment. Es schien alles zusammenzubrechen. Wie eine alte, filigrane Vase. Immer mehr Risse bildeten sich und sie kam kaum damit hinterher den Leim aufzutragen, damit alles heil bleiben würde.
Und zu allem Überfluss, wollte sie sich darum überhaupt nicht kümmern. Es schien alles so unwichtig und in ihrem Kopf kreiste nur dieser eine Mann umher und nahm ihr jegliche Konzentration.

...
"Komm mir nicht zu nahe , sonst hack ich dir die Hand ab, mit der du nach mir greifen willst."
...
"Ich weiß das er mich nicht liebt...."
...
und doch kam er wieder zu ihr. Und doch war er wieder liebevoll, witzig und begierig gewesen. Er spielte seine Rolle hervorragend. Das musste sie ihm lassen
...
"Darf ich... mich an dich lehnen?"
...
"Komm her."

Und sie konnte sich nicht wehren. Sie konnte nicht "Nein!" sagen, ihn rausschmeissen und endlich Ruhe finden. Ihr wurde schwindelig. Ihr rundes, eigentlich so junges Gesicht war tränennass. Es war so einfach gewesen, als sie noch dachte, sie würde niemals jemanden lieben. Sie fühlte sich so unendlich alt und ausgemergelt und nur Er schien noch ihre Lebenslust wecken zu können. Nur bei dem Mann, von dem sie wusste, dass er sie nicht liebe, konnte sie glücklich sein.

Was für eine kaputte Welt....
Wie konnten die Götter nur so grausam sein...
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#13
Die federleichten Schritte seiner Absätze klackerten über den gefliesten Boden. Ein Mosaik aus Millionen von Scherben schufen ein puzzelartiges Abbild einer sich räkelnden, nackten Frau am Boden.
Klack...klack...klack...
Die Schritte kamen immer näher, hallten von hohen Wänden zurück und überschlugen sich zu einer verstörenden Musik. Dazu gesellte sich ein melodisches Pfeifen. Leichthin gepfiffen, wie bei einem alten Mann der durch den Stadtpark spazierte.
Klack...klack...klack....klack... und Stille. Er stand neben ihr, seine Pfiffe verstummten. Seine Lederhose knirschte leise, als er, neben ihr, in die Hocke ging.
"Ach Kleines... warum so traurig?", drang seine tiefe, leidenschaftslose Stimme an ihre Ohren. Sie spürte seine langen Fingernägel an ihrer Schulter. Träge strichen sie die Haut ihres Armes hinab. Hinterliessen dünne, brennende Linien.
"Sag bloß du hast dich verliebt!", ein düsteres, herablassendes Lachen.
"Ach wie niedlich.... Weißt du? Ich hab ihn gesehen. Er ist so anders als ich, Liebchen. Willst du mich kränken?"
Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als erwarte sie einen Schlag von ihm.
"Niemals...", hauchte sie untertan und duckte sich unter ihm.
"Doch, doch... ich glaube du willst mir Eins reinwürgen. Ach Elda... Liebchen... Warum nur?, erklang seine Stimme, gespickt mit einem tiefen Schmunzeln.
"Wie heißt er noch gleich? Konstantin?" Wieder das herablassende Schmunzeln.
"Und wie behandelt er dich? Bezahlt er dich? Nein? Ach Liebchen..."
Seine Hand strich über ihren nackten Körper. Hinterließ eine marternde Spur von Schmerz auf ihrem Rücken. Ihre Narben, welche sonst kaum erkennbare, weisse Streifen waren, wölbten sich seiner Handfläche entgegen, als begrüßten sie ihren Meister respektvoll. Sie war ihm hörig. Ihr Körper nahm nur noch Befehle von ihm entgegen.
"Arden...bitte...", hauchte sie ihm flehend entgegen. Ihr Körper räkelte sich unwillkürlich unter seiner qualvollen Berührung.
"Du gibst dich einem Waldschrat hin, ohne Münzen einzusacken. DAS hätte ich nun nicht von dir erwartet. Es scheint wohl tatsächlich... Liebe zu sein." Er hob sie hoch und setzt sie sich auf seinen Schoß. Wie eine leblose Puppe, hing sie dort. Ihre Augen waren stumpf und voller Furcht. Ihre Lippen öffneten sich einen deut, als wolle sie etwas erwidern. Ihm widersprechen. Konstantin verteidigen. Doch als sich die Spitze seines Zeigefingers auf ihre Unterlippe legte und die noch junge Narbe dort entlang strich, waren alle Worte aus ihrem Kopf verschwunden. Als hätte er ihr ihre Stimme genommen.
Sie sah zu ihm auf. Sie konnte gar nicht anders. Und da war es. Dieses schöne Gesicht. Das vermutlich schönste Gesicht, dass sie je erblickt hatte. Beinahe weisse Alabasterhaut spannte sich attraktiv über hohe, spitze Wangenknochen. Die tiefgrünen Augen, wie ein alter Weiher irgendwo inmitten eines unentdeckten Waldes. Sie brannten vor Macht, Grausamkeit und Überlegenheit. Sahen auf sie hinab, über eine schmale, gerade Nase, durch ein dichtes Gewirr von langen Wimpern, wie sie kaum ein anderer Mann hatte. Sein Haar fiel glatt um sein Antlitz. Umrahmten es kunstvoll in tiefem Schwarz. Es lag lang über seine Schultern, wie pechschwarze, gesponnene Seide. Es war als wäre er nur geschaffen worden um Frauen zu verführen und in sein Netz zu spinnen. Ein ganzes Jahr lang war diese Schönheit, allein ihr vorbehalten gewesen. Ein grausames Jahr... Und doch vermisste sie es. Sie vermisste es, nicht selbst denken zu müssen. Keine Verantwortung, keine Gedanken... kein eigener Willen. Nur seine Befehle, Küsse und Schläge.
"Meine kleine, galatische Puppe", säuselte er. "Du bist gewachsen. Gereift... und nun muss ich dabei zusehen, wie jemand anders meine Ernte einfährt. Warum hast du mir das angetan?" Ihr schossen die Tränen in die Augen, als seine Hände sich grob auf ihre Brüste legten. Wieder spürte sie seine langen Fingernägel und wie sie sich in ihre Haut gruben. Sie war völlig willenlos dem Toten gegenüber. Sie wünschte sich so sehr, sie könne einfach aufwachen und ihm entfliehen. Weck mich auf... bitte, weck mich auf..., schrie sie innerlich, als ihr alter, toter Freund sie nahm. Grob, hart und lieblos wie nur er es konnte.
"Ich hab dich getötet.... lass mich in Frieden, Arden! Ich habe dich getötet!"

Plötzlich war aller Schmerz vorbei. Nur ein dumpfes Gefühl der Panik durchfloss ihren zitternden Körper, als sie endlich aufwachte. Die weit aufgerissenen Augen, sahen sich sofort sorgenvoll um. Suchten nach dem dunklen Mann aus ihren Träumen. Doch fand sie nur Konstantin. Sie lag immer noch in seinen Armen, hörte seinen Herzschlag und spürte seinen unglaublich warmen Körper an ihrem. Er hatte tatsächlich Wort gehalten. Es überraschte sie, das sie darüber überrascht war. Ihre rehbraunen Augen sahen zu ihm hinauf. Er schlief immer noch. Und nicht mal er konnte sie vor ihren Träumen beschützen.
Wunsch Nummer Drei... als sie darüber nachdachte, was es wohl seien könnte, verschwand ihr alter, grausamer Bekannter aus ihren Gedanken und sie schlief wieder ein, ohne es überhaupt zu merken.
Still, dunkel und traumlos...
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#14
Das nur noch leicht flackernde Kaminfeuer wärmte ihren vernarbten Rücken, als sie nackt und immer noch schwer zu Atem kommend, auf ihren Fellen saß. Der dunkle Blondschopf auf ihrem Schoß hatte sich zur Seite gerollt und war allmählich eingeschlafen. Sie spürte deutlich die unmenschliche Hitze, die sein nackter Körper ausstrahlte und für Elda gab es kein schöneres Gefühl.
Sie seufzte einmal schwer als ihre Finger durch sein weiches Haar glitten. Sie hätte es irgendwie gut gefunden, wären Venthos und er sich vorhin an Gurgel gegangen. Elda schüttelte den Kopf und verbannte den Gedanken sofort wieder. Wenn sie nicht wäre könnten die beiden vermutlich Freunde sein. Also richtige treue Freunde. Aber sie stand dazwischen, war die Frau die alles kaputt machte.
Wieso nur spielte er ihr dieses Misstrauen vor. Dachte er es schütze ihn vor irgendetwas? Und doch lag er hier, nackt wie die Götter in geschaffen hatten, seine empfindlichste Stelle entblößt. Es würde Sekunden dauern, ihm den hals aufzuschlitzen, wenn sie das wollte.
Es war wohl Instinkt. Und davon hatte er mehr als ein Rudel Waldwölfe zusammen.
Sie hatte tagelang.... ach was! wochenlang an ihm gezweifelt. Hatte sich selbst davon überzeugt, einer wie er könne nicht lieben. Und schon gar nicht sie!
"Und du denkst du wärst die Einzige in dieser Beziehung die liebt..."
Ja das dachte sie und so unglaublich er in dieser Nacht wieder war, nagte da doch diese kleine, unsichere Stimme an ihr, die alles zunichte machte.
Er könnte sie angelogen haben. Genauso wie sie in angelogen hatte.

Und ihre Gedanken gingen zu Venthos. Dieser arme, liebe Kerl. Er hatte eine unglaublich tolle Frau verdient. Eine die ihn ernsthaft lieben würde, die seine Annäherungsversuche zu schätzend wüsste und ihn nicht immer und immer wieder zurück stiesse.
"Fessel mich..."
Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Warum machte sie sich überhaupt so viele Gedanken. Die letzten Stunden waren mehr als befriedigend gewesen und sie liebte das Gefühl, ihn in der Hand zu haben. Endlich mal die zu sein, die die Oberhand hatte. Als würde man versuchen ein wildes Tier zu bändigen. Es war aufregend. Und sie glaubte nicht daran, dass es mit Venthos auch nur halb so spannend wäre. Und doch war da die verdammte Neugier. Bei ihrem letzten Kuss war er so unglaublich bestimmend gewesen und es hatte sie alle Willenskraft gekostet ihn zu stoppen. Allein seine Fingerspitzen an ihrem nackten Bauch.... Und gleich darauf verzehrte sie sich nach ihm. Wenigstens ein mal, wollte sie ihn so nahe wissen, wie es sonst nur Konstantin durfte. Aber ihr Gewissen ließ es einfach nicht zu.
Aber was machte schon eine Nacht? Es musste doch niemand davon erfahren, oder?
Sie sah zu dem Mann runter welcher nun tief und fest zu schlafen schien, den Kopf immer noch auf ihrem Schoß. Ihr schlief langsam das rechte Bein ein. Nochmal, ganz vorsichtig um ihn nicht zu wecken, strich sie ihm durch das kurze Haar, dass sie so mochte.

"Ich liebe dich, Konstantin..."

...nur ein Hauchen. Aber es fühlte sich in diesem Moment richtig an, die Worte auszusprechen.
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#15
Es mussten Stunden sein, die Elda an ihrem Arbeitstisch saß und auf die Papiere schaute. Die Kerze war schon lang runter gebrannt, doch hatte sie beide Zettel so oft gelesen, dass sie die Worte schon auswendig im Kopf hatte. Parlan, der Kater mit dem nachtgrauen Fell, lag zusammengerollt auf ihrem Schoß und wärmte ihr die Oberschenkel.
Der Brief selbst war rein geschäftlich gewesen. Knapp geschrieben. Doch immerhin sagte er ihr tatsächlich einmal Bescheid, dass er für ein paar Tage die Stadt verlassen würde. Das war ein Fortschritt...oder? Ja das war definitiv ein Fortschritt, beschloss sie mit einem festen Nicken zu der Katze auf ihrem Schoß.
Und dann war dort der zweite Zettel gewesen, welcher eine Botschaft enthielt, die sie so nie von Konstantin erwartet hätte. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer, was sie darüber denken sollte.
Die Rothaarige blickte geradeaus an die nackte Holzwand. Ihre sonst glatte Stirn, schlug einige feine Falten als sie sich in ihr Innerstes zurück zog und über dieses...Gedicht nachdachte. Und über den Mann von dem es kam.

Da musste es doch einen Haken geben...
Sie musste mit jemandem darüber sprechen...
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#16
Es wurde langsam dunkel. Die Sonne schickte gerade ihre letzten Strahlen über die Dächer Löwensteins. Elda wanderte etwas ziellos durch den alten Hafen. Sie hatte kein wirkliches Ziel. Sie suchte Schutz, Ruhe und einen guten Rat. Jemanden der ihr zuhören würde. Jemanden der sie zur Vernunft bringen würde.... Wobei? Vernunft... dafür war es nun auch zu spät! Sie konnte nicht nach Hause. Zuhause war Venthos. Und mit ihm die Hitze des Zimmers, der Duft von Sex und die schrecklichen Gedanken. Dazu seine ständigen Entschuldigungen, dieser verletzte Blick und diese schrecklichen, schrecklichen Gedanken. Sie wollte sich nur noch irgendwo verstecken, sich zusammenrollen und versuchen nicht mehr zu sein.
Es trieb sie die Stufen am baumelnden Wachmann hinab. In die feuchten dunklen Kellerräume. Sie betrat das Gewölbe das Konstantin sich mit Grimwulf teilte. Sie ging an den ganzen Fässern und Kisten vorbei zur hinteren Tür. Einen Moment hielt sie den Atem an, als sie die Türklinke berührte. Ihr war als könne Er direkt dahinter stehen in diesem Moment.
Als sich die Tür dann jedoch öffnete war der Raum leer.
Es trieb sie in diese eine bestimmte Ecke. Dort sank sie zu Boden, schlang sich den Umhang um ihren zitternden Körper und rollte sich zusammen, wie ein verängstigtes Kätzchen.

Sie brauchte ihn nun mehr den je. Sie wollte seine nähe fühlen. Seinen Blick... und wenn es nur der abschätzige, arrogante Ausdruck war. Sie wollte einfach diese grünen Augen sehen und deren Blick auf sich spüren.
Sie erinnerte sich an den Abend... damals... es schien schon so lang her. Sie lebte noch in diesem kleinen Zimmerchen. Dort hatte sie das erste Mal den Hunger gespürt. Als er seine starke Hand an ihren Nacken legte, sie zu sich zog und küsste. Als sein muskulöser Körper sie an die Wand dirigierte. Sie konnte nicht entkommen, und wollte es auch nicht. Dieses Kribbeln, was sie damals gespürt hatte war nur der Anfang gewesen. Diese erregende Anspannung in ihrem Körper, als sie seine Lippen auf sich spürte. Es war ein wundervoller Abend gewesen...
"Konstantin.... Das ist das erste mal, dass....ich sowas mache ohne bezahlt zu werden"
"Würds helfen wenn ich so tun würde als ob ich dich bezahle?"


[Bild: konstanelda_by_freyjastraene-d6hhazz.png]

Es hatte so schrecklich unschuldig begonnen damals.... Es hatte Spaß gemacht, war aufregend gewesen. Wie ein spannendes, kleines Spiel. Immer wieder auf den nächsten Schritt des anderen gespannt.

"Ich will erobert werden!"
"Erobern so..."
"Ja, erobern."
"Worauf würdest du denn Wert legen, hmm?"


Ihr gingen so viele Erinnerungen im Kopf herum. So viele vergnügliche Stunden. Immer wieder eine andere Episode der letzten Monate. Sie lag dort in dem ihr allzu bekannten Kellerraum. In seiner Ecke und unter dem ganzen modrigen, feuchten Düften roch sie ihn. Beinahe als würde er neben ihr liegen. Sie schwelgte in noch sehr jungen Erinnerungen, bis sie schlussendlich in einen tiefen Schlaf fiel...
"Wollen wir das wirklich tun?" Eldas Neugier war abermals geweckt worden und diesmal schien es kein Zurück zu geben. Das Gesicht das sie mit der Zeit so unendlich lieb gewonnen hatte, schrie nun förmlich vor Begierde nach ihr.
"Es ist deine Entscheidung..."
Es war einer dieser Träume... Sie spürte Venthos Körper nahe an ihrem. Sie spürte seine Hände an ihrem Rücken, an ihren Hüften... dann an ihrem Po. Sie fühlte seine nackte, zitternde Haut an ihrer und seinen rasenden Herzschlag. Für ihn wäre es eine große Sache. Er liebte sie. Was war falsch daran ihm zumindest einmal solch eine Nacht zu schenken? Er gab ihr so viel, da konnte sie ihm doch einmal etwas zurück geben.
Dann gab es nur noch ihn. Alles andere war verflogen. Sie fühlte seine Lippen an ihrem Hals, über ihr Schlüsselbein und dann an ihren Brüsten. Sie saß auf seinem Schoß und schenkte ihm diesen einen Moment, für den man ihr früher nur ein paar Heller hinwerfen musste. Erschreckend, wie schön es war ihn nahe bei sich zu wissen. Sich im Einklang miteinander zu bewegen. Es war so anders als mit Konstantin. Es war liebevoll, zart und einfühlsam. Es war ein vorsichtiges Ertasten, Erforschen und doch war ihr Verlangen geweckt. Sie wollte mehr von ihm...viel mehr. Es fühlte sich an als würde dieser Traum ewig andauern. Und er fühlte sich so echt an.
"Moment...was habe ich nur getan?" Und plötzlich wollte sie nur noch aufwachen, wieder flüchten und am liebsten für immer allein bleiben.
Sie sah die Risse, die Brüche... wie alles kaputt ging... und doch wachte sie nicht auf.
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#17
~Musik~

Kleine, nackte Füsse traten tiefe Abdrücke in das weiche Moos.
Ein dünner Ast knackte und ein galatischer Fluch war zu hören.
Schmale, blasse Hände legten sich an den starken Stamm einer großen Birke.
Weiss auf weiss.
Die Sonne blitze immer wieder zwischen dem Blattwerk hindurch.
Schatten und Licht tanzten auf dem dunkelgrünen Boden der Lichtung,
auf den Rinden der Bäume, dem feinen Staub der Pollen in der Luft
und auf der zarten Haut der Kinder, die sich in dem Wäldchen herum trieben.
Man hörte das Rauschen des Meeres, nicht sonderlich fern von hier.
Das schallende Lachen eines jungen Mädchens.
Ein Flötenspiel säuselte freudig durch die Frühlingsluft...
Und alles hatte seinen Ursprung auf der moosbewachsenen Lichtung.

Die Musik setzte aus, genau wie das Lachen und Glucksen.
Sommersprossige Nasenspitzen berührten sich sacht.
Große, runde Augen in der Farbe von Haselnüssen, blickten in Augen,
welche den Schimmer des Grases wiederspiegelten.
Die vom Leben noch so unbefleckten Lippen, betasteten einander.
Ein so unverdorbener, schöner Moment.
Gowan liebte das Mädchen.
Soweit wie ein junger Mensch Liebe kennen konnte.
Er bewunderte ihr schimmerndes Haar, welches heller und röter war,
als das der meisten anderen Mädchen hier.
Man hatte sie gehänselt und ausgelacht, weil sie nicht sonderlich hübsch war.
Für ihn war sie die schönste Erscheinung die er kannte...
Ihr erster Kuss sollte die Tränen vertreiben und die Sorgen aus ihren Gedanken pusten.

Die letzten Erinnerungen an ihre schöne, grüne Heimat. Ihr brach das Herz als die Bilder verblassten und sie in Amhran aufwachte...


Es musste kurz vor Sonnenaufgang sein. Der Raum hellte sich langsam auf, als durch die kleinen Fenster der erste lichte Schimmer drang. Ein dumpfer, tauber Schmerz pochte in ihrem rechten Bein, als wolle er sie an etwas erinnern. Sie lag da wie sie eingeschlafen war. Die Nasenspitze an seinem blonden Haar. Ihre Nasenflügel blähten sich etwas, als sie seinen Geruch einsog.
Es waren diese Momente in denen er ihr nicht ausweichen konnte. In denen er nicht bösartig, verletzend und kühl sein konnte, die sie Kraft tanken liessen. Wenn er schlief, konnte sie Frieden mit ihm schließen. Ihm unbeschwert nahe sein und für einige Stunden ihre seltsame Art von Beziehung bei Seite schieben. Mit verschlafenen Augen hob sie etwas den Kopf um an sich hinab zu schauen. Ah, nun wusste sie wieder woher der Schmerz kam.

"...dass ich nicht gut für dich bin. Dir nur wehtue."

"Vielleicht... ist es gerade das was ich will."


Und genau das wollte sie. Sie wusste nicht woher dieses Verlangen kam sich ihm selbstmörderisch auszuliefern. Doch es war da. Es zerrte und riss an ihren Gefühlen und Gedanken. Sie hatte die leise Ahnung, dass sie es tatsächlich irgendwie genoss. Diese Angst, die Zurechtweisungen und das Gefühl ihm völlig unterlegen zu sein. Der Schmerz... das war ein komplizierterer Punkt. Es schien zeitweise als hätte er einen sadistisches Vergnügen daran gefunden ihr weh zu tun. Und anderer seits gab er ihr das Gefühl sich um sie zu sorgen, sie schützen zu wollen. Vor allem vor sich selbst. Es war so verdammt verwirrend. ER war so verdammt verwirrend.
Sie dachte immer sie kenne ihn inzwischen. Könnte ihn gut einschätzen. Und im nächsten Moment kippte seine Stimmung ins andere Extrem. Entweder sie verbrannte sich die Finger an seiner Wut oder seine Zuneigung umschmeichelte sie warm und lies sie sich geborgen fühlen.
Sie konnte einfach nicht durchschauen welches Spiel er mit ihr trieb.
Log er sie an, wenn er von Liebe sprach?
Waren die liebevollen, zärtlichen Momente nur vorgetäuscht, um sie zu besänftigen und im nächsten Moment wieder ein Messer in ihr Herz zu stossen?
War sie wirklich nur das nervige, kleine Mädchen mit dem er ab und an seinen Spaß hatte?
Das er nach seinem Willen manipulieren konnte?
Eigentlich müsste sie mit ihm darüber reden....
Reden! Geredet hatte sie so viel in letzter Zeit. Venthos war der mit dem sie über Dinge sprach. Konstantin war eher der mit dem sie Dinge tat. Es war immer anstrengend mit ihm über so etwas zu reden. Es raubte der ganzen Sache die Aufregung, die Überraschungen und lies ihre Beziehung irgendwie plump und alltäglich erscheinen. Und sie sollte doch etwas Besonderes sein. Zumindest redete Elda sich das ein.

Sie kuschelte sich etwas fester an ihn. Die letzten Augenblicke genießen, ehe er aufwachen würde und wieder so unendlich weit weg schien. Gänzlich außerhalb ihrer Reichweite...

Und trotz allem, in diesem besinnlichen, ruhigen und irgendwie intimen Moment, kam ihr nun wieder Venthos in den Sinn oder besser gesagt die Tatsache, dass sie Konstantin so furchtbar hinterging. Sie wünschte sich Ehrlichkeit von ihm und selbst verstrickte sie sich immer tiefer in Lügen. Sie hatte jede Wunde verdient, die Konstantin ihr je zugefügt hatte. Jede Narbe die ihren Ursprung bei ihm hatte, war die Strafe für ihren Betrug.
Und wenn es so weiter lief wie bisher, müssten noch viele Weitere folgen um ansatzweise auszugleichen, was für ein hinterlistiges Spielchen sie trieb.
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#18
"Ich will... das...das es ist wie vorher."
"Es kann so sein wie früher. Glaub daran."

Sie hatte daran geglaubt gehabt. Doch nach diesem Abend vor einem Monat, ist nichts wieder geworden wie vorher. Und das würde es nicht mehr. Es ist als hätte diese Begebenheit im Flur des Wachmanns kleine, feine Risse in ihrem Verhältnis zueinander hinterlassen. Ein Verhältnis das eigentlich noch so jung und frisch war... vielleicht war es gerade deshalb so zerbrechlich. Sie kannte ihn nur einige Wochen. Sie wusste ihn bis heute nicht einzuschätzen. Ihr wurde förmlich übel von dem unsteten Auf und Ab seiner Launen. So gut wie nichts wusste sie von ihm. Er war ihr unendlich fremd und doch würde sie für ihn sterben.
Sie wollte so gern eine Auszeit. Ruhige Tage um durch zu atmen. Um ihn kennen zu lernen und um ihm die echt Elda zu zeigen. Luft zum atmen und Zeit um ihre Beziehung wachsen zu lassen, ihr Festigkeit zu geben. Nichts von dem würde sie in Löwenstein haben können und so hatte sie langsam aber sicher das Gefühl zu ersticken...

Elda wagte es nicht die Augen zu öffnen. Sie war hellwach, auch wenn ihr Leib nach Erholung und Schlaf schrie. Die Beine fest an ihren Körper gezogen lag sie da, verkroch sich unter Konstantins Mantel. Nur ihre Hand hatte den kläglichen Schutz des Kleidungsstücks verlassen und hielt fest die Seine. Es war dunkel und kalt, beinahe still... sie hörte nur seinen Atem. Für sie in diesem Moment das schönste Geräusch der Welt. Ihre Gedanken rasten, reihten Ereignisse dieses Abend ungeordnet aneinander und ließen die Menschen seltsame zusammenhangslose Gespräche führen. Und zwischen drin wechselten sich Empfindungen und Emotionen in einer Geschwindigkeit ab, dass sie kaum hinterher kam.

"Wie kann ich dir noch was Gutes tun?" - Venthos Lippen an ihrem Hals, sanfte Küsse auf ihrer Haut. Aufregung, Erregung und Verlangen... aber etwas fehlte - "Und weil er dich vögelt meinst du jetzt meine Mutter spielen zu müssen? Fick dich Anna!" - der Matsch an ihren Füssen und Hilflosigkeit... absolute Hilflosigkeit - "Du kannst sie haben." - Ein elendiger Schmerzensschrei, gedämpft von dem Kissen, in dem sie ihr Gesicht vergrub. Er sollte sie nicht so sehn. - Venthos Hand an ihrem Rücken. Er wollte sie doch nur trösten. - "Geh..." - Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen. - "Elda." - "GEH WEG!" - Ohne ihn wäre es nie so weit gekommen. Er war schuld. - "Nein!" - "ICH WILL DAS DU VERSCHWINDEST!" - Er war die Ursache von allem was falsch lief zwischen ihr und Konstantin. Warum hatte sie das alles zugelassen? - "Seid ihr wohlauf, die Dame?" - Langsam zerfielen die Zettel zu Asche. Sie waren weg. Einfach so. Sollte sie danach greifen? - ...So nehm ich ihr den Sonnenstrahl... - die Worte waren da, aber der Boden unter dem Kissen war leer. Belanglos. - "Und morgen?" - Die Angst packte ihr Herz. Sie wollte nicht schlafen. Konnte nicht. Wenn sie aufwachen würde, würde "morgen" sein - "Und was bedeutet das für dich?" - "Bin mir noch nicht sicher." - "Zieht es dich noch mehr zu ihm?" - "Mh...Nein." - Doch das tut es. Ihr Geist schrie sie förmlich an. - "Fass. mich. nicht. an. Venthos!" - "Ich...liebe...dich." - Konnte man nicht zwei Menschen lieben? Was konnte sie dafür, das ihr Herz einfach keine Entscheidung treffen konnte und ihr Verstand immer wieder aussetzte, wenn sie sich damit auseinander setzen wollte? - ...Das Herz wird immer Deines sein... - Sie brauchte sie alle beide "Das tut er schon nicht. Wenn er sie umbringt hänge ich ihn eigenhändig neben der Kaschemme. - "Kann ich hier schlafen, Niko?" - Sie konnte und wollte nicht nach Hause. Nie wieder. Es war unerträglich...
Und ihre Gedanken schweiften weiter. Glitten langsam vom Bewusstsein ins Unbewusstsein. Formten sich zu wilden Träumen. Träume die sie verhöhnten. Sie zeigten ihr Vergangenes. Dinge wie sie hätten sein können und wie sie nie sein werden.

"Du konntest nicht schlafen?"
"Absolut nicht. Ich hoffe diese Nacht werde ich auch nicht zu Schlaf kommen." Nur ein Flüstern. Ihre Finger streichen durch sein Haar. Ein fantastisches Gefühl. Seine Hände an ihrem Po. Noch fantastischer. Ihre Eingeweide überschlagen sich fast vor Aufregung. Tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch, die herumtollen und sie drängen weiter zu gehen. Es ist ein Abenteuer. Lass dich darauf ein, Elda! Lippen die sanft die Haut an ihrem Hals necken. Hände die sich forschend ihren Körper entlang bewegen... suchen... tasten. Wie sie sich auf ihrer Reise an ihren Leib entlang auf ihre Weiblichkeit legen. Diese eine Berührung die ihr den letzten Rest Verstand raubt. Seine Haut an ihrer. Das erste mal diese Berührungen spüren. Das erste mal diesen Akt wirklich genießen. Sich voll und ganz hingeben. Der erste zarte Spross an Gefühlen für ihn und wie er in ihr aufgeht. Seine Lippen überall an ihrem Körper... dort wo sie zuvor noch niemand geküsst hat. Nicht so zumindest. Es fühlt sich so richtig an. Er bei ihr. Es fühlt sich so verdammt richtig an. Ihr zitternder Körper liegt unter ihm. Sie fühlt seine Wärme. Kann das nicht für immer so bleiben? Seine Lippen berühren ihre...beinahe. Diese Spannung. Das Kribbeln. Der eine kleine, flüchtige Moment, vor einem Kuss. Der eine flüchtige Moment ihres Höhepunktes. So viele Emotionen, Gedanken und ihr Körper nimmt immer mehr Signale auf. Seine grünen Augen die zu ihr hinab blicken. Die Geborgenheit zeigen, Zufriedenheit... und so viel mehr. "Was ich... dir vorher sagen wollte..." kommt das Geständnis. Und es macht ihr nichts. Im Gegenteil. Sie könnte gerade nicht glücklicher sein. Dann das Gurgeln in seiner Kehle. Dieser wunderschöne Körper, der bis eben nur ihr gehört hatte, krampft sich plötzlich zusammen. Entsetzen und Angst in seinen Augen und sie fühlt kaltes Metall an ihrem Bauch. Er hat ihn glatt durchstoßen. Noch ein Ruck, ein reißender Schmerz. Der Stahl frisst sich durch ihre Bauchdecke, verbindet auf blutige Weise seinen Körper mit ihrem. Über ihnen steht ein Mann in schwarz. Ein verletzter Blick und zeitgleich ein höhnisches Grinsen. Venthos. Er reisst die Klinge aus ihren Leibern. Ein entsetzlicher Schrei. Die Luft zischt auf bei dem Hieb und Konstantins Kopf rollt zur Seite. "Du bist jung... und naiv" Nur ein flüchtiges Raunen. Er spricht in ihren Gedanken. Warum? "Du hast von Liebe geredet." Und plötzlich streicht ihr der Gebirgswind durchs Haar. Konstantin ist verschwunden. Ihr Zelt ist verschwunden. Das Blut. Nur Venthos ist da."Du hattest geschworen, mir nie mehr weh zu tun, weist du das noch?", "Soll ich so tun als wäre alles in Ordnung? Einfach übergehen das mein Herz sich anfühlt als würden du und Konstantin es langsam aber sicher in zwei Stücke reißen?" Die Worte purzeln aus ihrem Mund. Der seltsame Tag in den Bergen. "Wenn du es wolltest, würde ich das war wir haben so weiterführen. Nur damit es dir besser geht würde ich alles tun. Fast...alles. Aber... du wirst niemals mit Konstantin konkurrieren können."

Und dann wachte sie auf... Und alles war zerstört. Sie hatte ihn betrogen, mehrmals. Sie hatte ihn belogen, mehrmals. Und gestern hatte er es mit ansehn müssen. Venthos Lippen auf ihren, seine Hand unter ihrem Hemd. Ein Knurren und dann verbrannten seine Worte zu Asche. Elda kniff die Augen zusammen, ihre Hand immer noch seine gegriffen. Sie musste leiden. Sie musste bestraft werden. Noch mehr als jetzt schon. Ihr Götter, macht das er mich bestraft...
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#19

Wie gewobenes Gold. Weich und in feinen Wellen ergoß sich ihr Haar über ihre schmalen Schultern, hinab über ihre Brüste. Die Haarspitzen kitzelten ihren Bauch, so endlos lang war es. Das Haar ihrer Mutter. Nichts war ihr mehr in Erinnerung, als diese blonden Locken. Es war ungewöhnliches Haar. Elda war immer neidisch gewesen, nicht dieses Gold geerbt zu haben.
"Wer Hoffnung jagt, fängt Nebel..."
Fragile, kleine Hände strichen durch Eldas Haar. Streichelten behutsam über ihren Scheitel, schenkten ihr inneren Frieden. Besänftigten den Sturm der in ihr tobte.
"Ich habe einmal in meinem Leben geliebt, Elda." umschmeichelte die bedächtige Stimme ihre Sinne. Wie hatte sie diese Stimme vermisst! Mutter... "Ich habe so geliebt wie es oft in Heldensagen und Gedichten beschrieben steht. So sehr das es wehtut, wenn man sich nicht dauernd sieht. So sehr das man denkt das Herz explodiert einem vor Freude, bei der kleinsten Berührung. Diese Liebe wurde mir mit unendlicher Grausamkeit genommen. Man hat sie mir entrissen, wo ich sie fast zehn Jahre gehütet habe. Ich schwor mir, nie wieder so zu lieben. Bei meinen Ahnen, meiner Sippe und den Einundzwanzig. Ich habe immer meinen Schwur gehalten. Viele Männer waren mir nahe, doch keinen habe ich so geliebt."
Sie begann zu weinen. So viele Tränen hatte sie vergossen und sie versiegten einfach nicht. "Sssch, mein Kind. Bitte weine nicht mehr. Es bricht mir das Herz dich so zu sehen."
"Es hört nicht auf, Mama. Wann wird es aufhören? Bitte sag es mir." fragte sie flehend, als könne ihre Mutter ihren Schmerz heilen. Ihre Mutter die weit weg war. Zuhause. Vielleicht schon tot. Und doch war sie da. In dem Moment in dem sie am einsamsten war, kam sie zu ihr. Strich ihr durch das kupferblonde Haar. Genau wie damals. "Es hört nicht auf. Niemals. Es ist die Strafe für deine Dummheiten, Kind. Du bist noch so jung. So viel hast du noch vor dir. Warum hast du dein Herz zu schnell, so leichtfertig verschenkt. Armes Kind. Meine arme, kleine Elda." Sie nahm wahr wie schlanke, blasse Arme sich um sie legten. Körperwärme, die gar nicht da sein konnte. Ein milder Hauch von Honigduft und Herdfeuer. "Ich will nach Hause, Mama. Ich fühl mich so allein. Kann ich bitte wieder heim kommen?" hallten ihre Worte durch das Haus. Niemand war da um sie zu hören. "Unsere Gedanken sind nur kurze Feuerfunken. Der beste Weg sie zu verarbeiten und richtig zu deuten ist sie festzuhalten. Halte sie fest, Elda. Lerne aus dem was du fühlst und was du getan hast. Meine hübsche Elda. Hast du niemanden, der dich auffangen kann? Ich würde dich heim bringen, wenn ich doch nur könnte!" Sie fühlte eine Umarmung, öffnete die Augen und niemand war da. Die Wärme war fort. Der Duft. Das Glänzen ihres goldenen Haares.
Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke auf. Die Beine fest an ihren Körper gedrückt, saß sie in ihrer kleinen Kammer auf dem Boden. Ein dumpfer Schmerz in ihrem Oberschenkel, befahl ihr sich anders zu setzen. Doch sie ignorierte das quälende Pochen. Ein fester Griff ins Regal und sie zog Papier und Kohlestifte aus einer Kiste. ...der beste Weg sie zu verarbeiten und richtig zu deuten ist sie festzuhalten...

Wortlos blicke ich ins Nichts.
Ein kalter Hauch von Sehnsucht.
Gedanken die gen Himmel schweben.
Wie eine Feder, so leicht.
Dabei sind sie so mit Schwermut erfüllt,
als dass sie fallen müssten,
und mein Blick sich nach unten wendet,
meine Worte nur der Hoffnung gelten.
Trauer zerfrisst meinen Leib,
als wär alles nur aus Träumen gemacht.
Und so falle ich mit ihnen,
hoffe auf Linderung.
Gedanken zur Gleichgültigkeit verdammt.
Mein Blick sah nicht das unvermeidbare.
Stumm blieb meine Stimme.
Ich liege am Boden, Federn,
den Scherben gleich,
schneiden sich in mein Fleisch,
lassen mich Bluten, lassen mich fühlen.
Die Krönung aller Strafen
Gleichgültigkeit.


OOC
Habt erbarmen mit mir. Das Gedicht entstand als ich 16 Jahre alt war. Dementsprechend voller schnulzigem, jugendlichen Schmerz. :3
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#20
Meinungen, gut gemeinte Ratschläge, Bemutterungen, Sorgen und Unverständnis. Vorallem Unverständnis. Niemand mit dem sie die letzten Tage sprach, schien sie verstehen zu können. Als wäre ihr Standpunkt so abstrakt. War es denn so ungewöhnlich? War es schlimm? War denn niemals jemand in ihrer Situation gewesen? Elda verstand es nicht. So viele Worte schwirrten ihr im Kopf herum. Sie versuchte seit Tagen einen klaren Kopf zu bekommen. In ruhe nachdenken zu können...

Und dann war da Venthos gewesen. Wie immer. Überall. Sie lächelte sacht auf bei dem Gedanken. "Willst du meine Meinung hören?", hatte er gefragt und sie hatte sofort gewusst, dass er nun endlich einmal ohne Zurückhaltung sprechen würde. Und dann kamen die Worte wie ein Pfeilregen und nagelten sie fest.
"Er wird dich nie, gänzlich verstoßen... so sehr hat er Freude dran dich,
auf die eine oder andere Art, gewollt oder nicht, leiden zu sehen."

Und die Pfeile trafen genau ins Schwarze.
"Und wenn es die einzige Chance für mich ist ihm nahe zu sein? Wenn es auch manchmal nur seltene, winzige Momente sind?"
"Reichen sie dir? Dafür all die Qualen? Sei ehrlich..."
"Reichen sie dir?", hatte sie die Gegenfrage gestellt auch wenn sie die Antwort kannte. Sie wollte nur nicht zugeben, das es reichte. Das es mehr war als sie verdient hatte.
"Nein"
"Und doch bist du hier... Ich bin dein Konstantin, Venthos."
Es war so unglaublich lustig... irgendwie. Sie musste jedesmal wieder laut loslachen, wenn sie an diese Ironie dachte. Wie er ihr immer wieder versuchte klar zu machen, wie schlecht Konstantin doch für sie wäre. Und selbst schien er nicht zu sehen, dass er in genau der selben Situation war. Venthos brauchte ein Mädchen, das, voller Liebe, versuchen musste ihm Elda auszureden. Vielleicht schließt sich dann irgendwann der Kreis?
Es war so verzwickt. Er wollte eine Entscheidung von ihr. Dabei hatte sie sich doch schon lange entschieden. Vermutlich... ganz tief in ihm drin wusste er es. Er konnte es nur nicht wahr haben. Wollte an der Hoffnung fest halt. Diesen kleinen Funken bewahren. Genau wie sie... es war wirklich komisch. Und es war beklemmend, wie er an ihr hing. Fühlte sich Konstantin genauso? War sie vielleicht zu schnell, zu anhänglich geworden? Vielleicht sollte sie lockerer werden. Wie früher.
Elda atmete tief durch. Das Meer rauschte ihr entgegen. Mit nackten Füssen, stand sie in dem nassen Sand und ließ sich die Knöchel vom salzigen Wasser umspülen.
"Liebes, Brennen ist großartig. Aber du weißt was von einem Feuer bleibt am Ende? Asche."
Sie seufzte einmal schwer. Es erleichterte sie etwas, als hätte sie einen Großteil ihrer Sorgen ausgeatmet.
"Was ist mit Venthos?... er soll dir helfen gleichgültig genug zu sein."
"Er ist nicht stark genug. Er ist so zerbrechlich. Ich hab das Gefühl ich müsse ihn permanent stützen, halten und zeigen das er nicht allein ist."

Sie trat ins Wasser und glitzernd spritzten einige Tropfen empor und glänzten im Mondlicht.
Sie musste sich dringend wieder in Arbeit stürzen. Vielleicht würde sie das ablenken? Vermutlich nicht, aber ein Versuch war es wohl wert.
Morgen war ihr Geburtstag. Der Stichtag. Fünf Jahre im alten Hafen. Ganze fünf Jahre auf Amhran... Wie gern würde sie einfach zurück nach Hause flüchten....
"Wirklich passiert ist nichts. Aber das liegt nicht daran, dass er's nicht versucht hätte." Mieps war ein echter, kleiner Schatz. "Ob er noch mit anderen spielt...? Ich wünsche es mir nicht, aber würde es einen Unterschied für dich machen?" Diese wuselige, herzige Frau hatte ihr mehr geholfen, als alle anderen zusammen.
Und sie wusste es vermutlich nicht mal...
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