Heilige Pflichten ... unheilige Träume
#1
... ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl als ich diese Nacht zurück in die heiligen Hallen des Herrn kam um die Quartiere meiner Brüder und Schwestern der Legion aufzusuchen. Zumindest ein besseres als ich hatte als ich heute loszog die Wache zu beginnen und mich endlich diesem Alptraum und meinen Ängsten zu stellen, welche vor knapp einer Woche begonnen haben, als Ehrwürden Claudius Guldenfels und ich zu dieser unsäglichen Patrouille aufgebrochen sind. Der Tag an dem wir irgendetwas ... oder auch nichts begegnet sind und mich meiner ruhigen Nächte beraubt hat. Es ist fast gekommen wie ich mir dachte als ich heute loszog und mir selbst einredete, das nichts passieren wird, außer das ich eine stinklangweilige Nacht mitten im Wald verbringen würde. Nunja ... so langweilig ist es dann doch nicht geworden. Erst das Zusammentreffen mit den Juren, Herrn Halbrandt und dem Fräulein Arys. Auch wenn ich mich ihrem Götzenglaube verschließe so hatte der Jure durchaus Recht mit seinen Jagdweisheiten und auch wenn es gewiss angenehmeres gibt als in einem kalten Fluß zu baden, hatte es seinen Zweck erfüllt. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass da mehr dahinter steckte. Aber wie dem auch gewesen sei, als jene das Waldstück verließen begann meine Wacht. Meine Wacht und meine Suche nach dem Ursprung meiner Unruhe, die mich seit diesem Tage ergriff. Der Quell meiner Alpträume.
Wie erwartet habe ich nichts gefunden, keine ungewöhnlichen Spuren, keine ungewöhnlichen ... Begebenheiten ... nichts was das Gefühl dieser Nacht zurückbrachte. Nur eine Eleve dieser Akademie für Zauberei oder Hermethik wie sie es nennen, die von einem dieser verlorenen Seelen belästigt wurde die dieser Tage nur zu häufig anzutreffen sind. Seine Worte ließen keinen Zweifel daran, was er und seine Kumpanen die sich wohl in den Büschen versteckt hielten, mit dem jungen Fräulein vor hatten, wenn sie sie überwältigt bekommen hätten. Arme Narren .. wenn sie wüssten, das sie drauf und dran waren eine dieser gefährlichen Zauberinnen schänden zu wollen würde Ihnen ihr Ding schon vor Angst wegschrumpeln. Zum Glück bemerkten sie, dass sowohl ich als auch noch eine Frau zur Stelle waren und verzogen sich zurück in den Flüsterwald, wo sie vermutlich herkamen. Auch wenn sie verdient hätten, was diese unheimlichen Kräfte dieser Hermethiker ihnen angetan hätten war ich froh kein Blut vergießen zu müssen. Statt also einer übernatürlichen Begegnung hatten wir ein ganz und gar weltliches Zusammentreffen und ich hatte die Möglichkeit mich ein wenig näher mit dem Fräulein Corvin zu unterhalten. Und als Mitternacht endlich vorbei war und ich mich auch auf den Weg zurück machte ... war absolut nichts außergewöhnliches geschehen. Ich hatte mich meiner Furcht und diesem Alptraum gestellt, der mich seit dieser Nacht heimsucht. Und so kehrte ich gestärkt und mit der Gewissheit nach Löwenstein zurück, dass die Träume endlich aufhören würden und ich endlich wieder einen friedlichen Schlaf finden würde ... endlich wieder nicht schweiß gebadet aufwache ... ich war so ein Narr ...

Erneut hüllt mich Dunkelheit ein ... tiefschwarze Nacht unterbrochen nur vom fahlen Mondenschein, dem Licht meiner Fackel, dem Klirren unserer Waffen und Wehr und den Geräuschen den die nächtlichen Waldbewohner von sich geben. Wir marschieren den Feldweg hinab zur Brücke zum Flüsterwald als mich ein Windhauch streift und mit dem Rauschen des uns umgebenden Blattwerks fegt der Wind auch plötzlich alle uns umgebenden Geräusche fort und die Nacht versinkt in Stille ... eine unheimliche unnatürliche Stille. Wir haben angehalten, direkt vor der Brücke und ich blicke mich um, spähe mit zusammengekniffenen Augen durch die Dunkelheit während plötzlich das Heulen eines Wolfes erklingt. Ganz nah oder doch noch weit entfernt? Ich kann es nicht genau bestimmen, aber ich spühre wie ein eiskalter Schauer mir den Rücken hinabläuft und sich die Härchen am ganzen Körper aufrichten. Irgendetwas ist dort draußen, ich spühre es, ich fühle es ... und es beobachtet uns. Mein ruhiger Begleiter in Legionstracht sieht sich genau wie ich aufmerksam um und ich spühre sie langsam meinen Rücken hinauf kriechen. Langsam Schritt für Schritt mit jeder verstreichenden Sekunde ... die unsagbare Furcht vor dem Unbekannten, dass uns dort draußen belauert. Ein Rascheln im Gebüsch zu unserer linken lässt uns aufgeschreckt herumfahren. Dann ein Rascheln auf der gegenüberliegenden Seite. "Wölfe ..." höhre ich meinen Begleiter sagen und will ihm Glauben, während ich die Fackel höher halte um mehr zu sehen und die Tiere zu verscheuchen. Ein einzelner kalter Schweißtropfen perlt mir von der Stirn und im inneren weiß ich, dass es keine Wölfe sind die dort draußen lauern. Es ist etwas anderes ... etwas grauenvolleres als hungrige Wölfe. Dann setzt mein Herzschlag für einige Sekunden aus, als aus unerfindlichen Grund meine Lichtspendende Fackel erlischt und uns in der Schwärze der Nacht zurücklässt. Das hätte nicht passieren dürfen, die Fackel war in Ordnung! Das ist es auch, was ich später feststellen werde .. doch im Moment denke ich nur daran die Axt auf meinem Rücken zu ergreifen und aus der Halterung zu befreien. Mit leisem ledernen Knirschen und metallischen Klirren schließen sich meine Hände fest um den hölzernen Schaft der Waffe während mein Begleiter und ich in der Dunkelheit stehen. Kein Laut regt sich mehr, die Nacht erscheint mir undurchdringlich finster und mein Mund fühlt sich trocken und kratzig an, während mein Blick nervös von einer Stelle zur nächsten gleitet. Ich spühre, dass es da ist, dort draußen und uns beobachtet. "Wölfe ..." höhre ich meinen Begleiter nochmals sagen, doch irgendetwas hat sich an seiner Stimme verändert, ist animalischer geworden. Ich halte inne. Mein Herz hat wieder zu schlagen begonnen, es rast und ich kann das Pochen selbst im Halse noch fühlen. Ich will mich nicht zu ihm umdrehen, ich weiß dass es keine gute Idee ist, aber mein Körper gehorcht mir nicht und langsam drehe ich den Kopf zu meinem Begleiter, der in der Dunkelheit nur noch ein schlecht auszumachender Schemen ist. Einen unendlich lang scheinenden Moment passiert nichts ... dann seh ich wie er sich auf mich stürzt. Ich sehe lange scharfe Krallen und spitze Zähne, spühre wie sie sich in mein Fleisch graben. Ich will Schreien mein Mund öffnet sich und ...

... und ich schieße mit einem lautem Einatmen aus dem Bett hoch. Schweißgebadet atmet ich schnelle kurze Atemstöße, während um mich herum das Schnarchkonzert meiner Waffenbrüder stattfindet. Und alles was bleibt, ist dieses merkwürdige Gefühl, nur knapp einer großen Gefahr entkommen zu sein, dass mich immer wieder verfolgt ...
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