Geister im Tempel der Sonne
#21
Sie war zurück im Tempel. In „ihrem“ Bett in der Unterkunft der Priester. Nachdem Gespräch mit Vater Herga Strunkdal war dies die einzig mögliche Konsequenz gewesen. Sie hatte nicht gelogen, mit keinem Wort.

Und nun lag sie erneut hier, als wäre nichts geschehen, als wäre Carlos nicht tot und Mirialay nicht fort. Still lag sie in der Dunkelheit. Dunkelheit so unwirklich, nach den Augenblicken gleißenden Lichts. Licht und Wärme. Sie war glücklich gewesen in jenem Moment an Herga Strunkdals Seite.

Sie kannte die Argumente beider Seiten. Sie waren nicht fähig sich selbst aufzuopfern, nicht fähig sich selbst zu vergessen, ihre Wünsche hinter den Dienst zu stellen.

Die Kirche des Thanos. Sie kannte die Argumente, Eide konnten aufgehoben werden.

Sie spürte sie in der Dunkelheit, gehüllt in Leder, das Gesicht eine ausdruckslose Maske.

„Was suchst du noch hier? Wir haben was wir wollten, die Kirche kann uns gleich sein. Wir sind der Kirche nicht verpflichtet und hör endlich auf schwach zu sein. Du verteidigst Herga Strunkdal ohne ihn zu kennen. Aber ich habe Zeit zu warten bis er dich verrät.“

Herga Strunkdal brauchte nur wenige weitere Tage um ein weiterer Name auf einer langen Liste zu werden.
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#22
Tages des Chaos

Gerrik, Mirialay Greiffenwaldt und Taliya Valaris wurden auf Befehl vernichtet. Sie hatte sie gewarnt.

„Schreibt an Seine Seligkeit.“

„Ich bin Priesterin.“


Ihr Tod war nicht geplant gewesen. Eigentlich war ein Prozess geplant und vorbereitet worden, aber nun waren sie tot.

So tot wie der Lich, so tot wie Paulus der auf dem Marktplatz zerfetzt worden war.

4 Tote in 3 Tagen. Die Dunkelheit war stark. Immer öfter war sie da, nicht nur im Traum sondern auch im Wachen.

„Verbrenne die Leiche…“ Hauchte die Stimme und der Feind war frei. War das Absicht oder nur Unwissen?

Es war zu viel. Untote, Merandor, Claudius Entscheidung. Und seine Heiligkeit schwieg.

Sie sehnte sich nach Frieden. Merandor hatte ihr befohlen zu schlafen. Schlafen, lächerlich.
Fast so lächerlich wie der Wunsch eines ruhigen Essens mit einem…Freund. Er war mindestens 10 Jahre älter als sie. Aber er war nett, er war da wenn wieder einmal irgendetwas versuchte sie zu töten. Und er war ein Mann gegen den vermutlich weder Merandor (Vaters Stellvertreter in „allen“ Dingen) noch der selige Vater (Strunkdal, Sonnfeld versank in Arbeit) Einwände erheben würden. Seine Lebenserfahrung (die 10 Jahre Altersunterschied!) würden ihm auch durch die Fallen und spitzen Steine helfen die sich Geschwister nannten und er ging einer ehrlichen Arbeit nach.

Alles war perfekt. Sah man davon ab das ein untoter Magier (Magier! Denen konnte man einfach nicht trauen) die Stadtbedrohte.

Mirialay hatte es gewiss gefreut sie mit einem Mann zu sehen. Es galt die Totenmesse vorzubereiten. Eine Messe ohne Leichen.

Auf dem Bett liegend starrte sie zur Decke hinauf. Vielleicht sollte sie erneut an die Tür zu den Gemächern seiner Heiligkeit hämmern? Natürlich würde es nichts ändern, der selige Vater würde sie wieder zurechtweisen und davon jagen, aber es wäre ein schönes Gefühl auf irgendetwas einzuschlagen. Sie spürte die andere.

„Warum hast du das getan?“

„Es wäre durchaus möglich gewesen, dass es ihn vernichtet. Die Akademie leugnet ja Artefakte zu besitzen und im Raum war nichts, dass seine Seele an der Reise in den Abyss hätte hindern können. Doch es gibt etwas das ihn hier hält. Irgendwo.“

„Ich meinte Mirialay…“

„Du weißt, niemand stellt sich gegen Mithras, gegen seine Diener. Seine Kirche – welche auch immer. Und der wichtigstes Grund: Du gehörst mir.“

Gegen Morgen stand sie auf. Sie hatte geschlafen, mit Alpträume vom Tod von Paulus, sein Kopf, seine toten Augen, welche sie anstarrten, Mirialays Lächeln während sie starb, der wütende Erzpriester, der untote Magier, tanzende Knochen, blutende Menschen…
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#23
Schatten von Silendir

Verzweiflung. Sie ertrank in einem Meer aus Verzweiflung und Schmerz. Verraten von den beiden Männern denen sie vertraut hatte. Herga Strunkdal und Merandor Teran.

Was war Löwenstein für eine Hölle? In Silendir hätte man sie nicht nur auf Hexerei untersucht sondern ihr auch die Beichte abgenommen.

Dann hatten sie ihn verprügelt…wegen ihr!

Leid, Qual…und doch weinte sie nur still und stumm, hielt ihn in den Armen.

Sie hatte gebeichtet und mit Garion gesprochen. Garion hatte den neuen „Mitspieler“ eingeweiht. Nun blieb nur noch das Gespräch mit seiner Seligkeit Strunkdal.

In Stille

Tag 1

Mehr als alles andere fürchtete sie die Menschen dort draußen. Vor Shareen, vor Averna, vor Aurora doch am Meisten fürchtete sie sich vor Fia.

Es brauchte keiner Worte. Fia Erlenstein, eine wahre Gläubige. Ein Kind des Lichts.

Sie suchte Schutz in den Wäldern, vor den Menschen. Wie lächerlich. Die Natur war nicht ihr Freund. Sie hatte keine Freunde. Guldenach…die Gesichter.

„War es dir keine Lehre, dummes Kind?“

Sollte sie von Zerlines Erhebung schreiben? Von der Anwesenheit Seine Heiligkeit? Heute gab es nur eines zu tun. Eines zu schreiben.

Fia Erlenstein.
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#24
Tag 2 – 11

So hart das Schweigen auch sein mag bringt es doch eines: die Erkenntnis. Nicht das Ornat machte sie zur Priesterin, zur Dienerin des Herrn Mithras, sondern ihr Wille, ihr Wunsch Ihm zu dienen.

Empfand Wahnfried das Schweigen tatsächlich als angenehm? Sie wusste es nicht. Doch kein Ornat zu tragen war seltsam. Ungewohnt. Manch einer fand das weiß ungefärbter Wolle stehe ihr.

Für sie war es eine Robe. Ein Kleidungsstück. Vater Strunkdal schwieg dazu.

„Kein Einwand gilt als Zustimmung.“

Zustimmung? Vermutlich eher Wissen. Weisheit. Wie viel wusste er? Gewiss hatte Vater Sonnfeld ihm einiges über die Dienerschaft zu Löwenstein erzählt. Nur wie viel? Unwichtig, für den Moment.

Merandor befahl ihr das Ornat wieder anzulegen. Sie tat es, es spielt ohnehin keine Rolle, sie tat ihren Dienst auch in Weiß.

Abendgebet und Beichte ohne Worte. Eine interessante Erfahrung.

Ihre Seligkeit Veltenbruch gedachte der Toten der Dunkelheit.

Schweigen gab einem erstaunlich viel Zeit, zum Beten, zum Schreiben, um den Lagerbestand zu prüfen.

Tages des Friedens alleine mit dem Herrn des Lichts.

Ein neuer Anwärter und Beron Andau bei einem Abendgebet.
Beron, der hustet und kein Heiler zu finden.

Beron jämmerlich in einer Zelle. Lyanna und Eirene stellen fest, dass er wahrscheinlich nur eine Erkältung hat.

Noch immer ist alles gut.

Lyanna möchte eine Aussage, in Ordnung.
Doch dann fand sie Beron zusammengerollt in einer Zelle, zittern, schluchzend. Was hatte Lisbeth ihm angetan?

Sie trat in die Zelle, hockte sich neben den verängstigten Mann und betete für ihn, mit ihm. Sprach das Abendgebet.

Für ein einfaches Gebet offenbarte er die Wahrheit: er war kein Seemann, sein Dorf war von der Keuche verwüstet worden und ihn hatte man auf die Keucheninsel gebracht, von dort war er mit einem Boot geflohen.
Sie tat ihren Dienst, tröstete den verängstigten Beron.
Erst danach trat sie in die Zelle gegenüber.

Sie überlegte ob sie Seiner Seligkeit Strunkdal oder Ihrer Seligkeit Veltenbruch schreiben lassen sollte, doch was schreiben? Worte aus einer anderen Feder, Worte an einen Vater und eine Freundin, eine Lehrmeisterin. Privates, nur für die Augen des Empfängers bestimmt.

Es gab wenig das sich einer fremden Feder anvertrauen wollte.
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#25
Tag 2 in der Zelle. Kalt und feucht. Sie waren gekommen und gegangen, Garion, mit seinem Verständnis, Zerline mit ihrem Zorn, Vater, mit was? Seiner Enttäuschung. Lisbeth verzweifelte, weint. Bat sie einen Text zu ihrer eigenen Totenmesse zu schreiben, bat sie nicht zu sterben.

Sie hatte sich in Alkohol gebadet bis sie sich fragte warum sie nicht betrunken war, hatte sich die Haare geschoren, alles verbrannt oder verbrennen lassen, dass mit dem Kranken oder seinen Körperflüssigkeiten in Kontakt gekommen war.

Und nun lag sie in ihrer Zelle, begraben unter Fellen, zu müde um sich zum Gebet aufzurichten. Leise murmelnd, betend bis der Schlaf sie übermannt.

Still und reglos verharrte sie in den Schatten – von denen es reichlich im Kerker gab.
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#26
Es war kalt. Inzwischen war es ihr gleich ob dort ein Tisch mit Speisen stand, sie hatte keinen Hunger. Sie war müde und fror. Dunkelheit und Kälte. Und sie hatte Angst. Entsetzliche Angst Vater Strunkdal könnte sie einfach hier in Dunkelheit und Kälte sterben lassen. Für das, was sie getan hatte, was sie ihm gebeichtet hatte, hätte sie es dafür nicht verdient?

In der Dunkelheit – davon gab es hier genug – saß die andere in Leder und Stoff auf dem Stuhl, sah aus harten, kalten Augen auf sie hinab.

„Mithras, Herr des Lichts, hab erbarmen, rette mich, hilf mir…“

„Ich bin nicht Mithras und ich werde dir nicht helfen.“


So schwach, so müde, so kalt.

„Vater, bitte, bitte lasst mich nicht…hier sterben… in Dunkelheit und Kälte.“

Nepomuk und Ayura hatten sie in ein Bett gelegt. Ayura hatte sie gewaschen, ihr Brühe eingeflößt, obwohl sie von Eirenes Trank so entsetzlich müde war.
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#27
Sie brachten sie fort vom Tempel des Lichts, fort von der letzten Hoffnung. Nur blieb ihr nur noch u sterben, langsam und qualvoll, zitternd im Fieber, wimmernd vor Schmerzen. In Dunkelheit und Kälte, fern von Sonne und Licht, fern des Elysiums.

Jeder Versuch um Licht und Feuer zu bitten kostete mehr Kraft und war doch vergebens. Sie wusste nicht wo hin sie sie gebracht hatten, aber es war nicht mehr wichtig. Irgendjemand war bei ihr quälte sie, tat ihr weh, zwang sie zum Trinken. Kälte und Schmerz blieben ihre ständigen Begleiter. Selbst als man sie hinausbrachte, sie die Sonne sehen ließe – ein letztes Mal – Mithras Reich so nah, so fern, welch Hohn.

Sie hatte Lisbeth und die Legionäre angefleht sie zu töten als sie sie fort vom Tempel brachten, doch sie lebte noch immer. War das Vater Strunkdals Antwort auf ihren Brief? Oder war es ihm schlicht gleich? Sie war nicht mehr nützlich. Nicht die Gnade eines schnellen Todes wert. Also verlegte man sie von einem kalten, dunklen Raum in den nächsten kalten und dunklen Raum.

Lisbeth sprach von Vergebung der Sünden, nichts war vergeben. Glaubte sie daran? Oder befolgte sie einfach nur Weisungen? Wahrscheinlicher war, dass man es ihr nicht gesagt hatte. Ihre Schwester würde sterben, ohne das Licht des Herrn.

Doch selbst sterben war nicht so einfach, so verstrichen Atemzug um Atemzug in Kälte und Dunkelheit…
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#28
Still, reglos, schweigend saß sie neben der jungen Frau auf dem Bett. Es gab nichts mehr zu sagen, nur noch zu warten und zu zusehen wie sie langsam und qualvoll starb. Eine Weile ruhten die harten, grünen Augen auf der Frau ehe sich die behandschuhte Hand in Bewegung setzte, nach der bleichen, weißen Maske vor dem Gesicht griff und sie löste. Mit leisem klacken fiel die Maske zu Boden…klack…klackklackklackklackklackklackklackklack…Maske um Maske regnete um die Liegende nieder.

Schatten tanzten durch den Raum… ihr Leben war ein Alptraum gewesen, jede Nacht, jede Stunde der Dunkelheit…so wurde ihr Sterben zu einem Traum…

Klack.

Sie sah Mütter und Vater…Mirialay, Claudius, Viktor, Merandor…

Sie hatte an seinem Bett gebetet als er verwundet war, die ganze Nacht hatte sie an Claudius Guldenfels Bett gewacht. Nicht weil es die Pflicht einer Priesterin verlangte, sondern weil es die Pflicht einer Tochter verlangte.

Merandor… er hatte ihr eine Familie gegeben, eine tote Mutter, einen Bruder. Askir. Er und Merandor hatten versucht sie zu beschützen. Nur ein einziges Mal war er nicht da gewesen, einen Moment lang waren weder er noch andere Legionäre da gewesen, nur Averna, eine unerfahrene Anwärterin.

Klack.

Brüder, Schwestern…

Askir, Alexander, Garion, Carlos, Lisbeth.

Askir, ihr Bruder, sie hatten zusammen gescherzt und doch fehlte die Zeit sich richtig kennen zu lernen. Hatte er Serbitar wirklich verprügelt?

Garion und Carlos, einst im Wald hatten sie geschworen sie zu beschützen. Sie glaubten an ihren „Wirbelwind“. Carlos war voran gegangen ins Licht. Er wartete auf den Moment in dem alle Wärme aus ihrem Leib gewichen wäre. Sie sah ihn in der Ecke stehen, bleich und tot. Stumm und still.

Sie hörte Lisbeth weinen, sah sie in der anderen Ecke an der Wand sitzen. Sie setzte sich zu ihr, nahm sie in den Arm.

„Schwester…schh…weine nicht.“

Spendet ihr einen Teil ihrer Wärme, tröstete sie.

Klack.

Serbitar.

Sie spürte seine Umarmung, fühlte die kühlen Regentropfen.

„Liebster…es tut mir so leid…“


Ein letzter Tanz im Regen, geborgen in seiner Umarmung.

„Herr…bitte… lasse es nicht enden…“

Klack.

Sie sah zu Zerline auf. Sprach die Worte des Eides aus flammendem Herzen. Mutter, Schwester, Lehrmeisterin.

„Vergebt mir.“

Klack.

Sie spürte die Wärme seiner Hand auf ihrem Kopf, schloss die Augen und schmiegte sie an seine Robe.
Sie erinnerte sich nicht mehr genau an das Gespräch, aber das war nicht wichtig. Wichtig war nur die Erinnerung. An Wärme, Geborgenheit. Herga Strunkdal.

„Vater, bitte geht nicht, lasst mich nicht alleine.“

„Ich bin da.“

Klack.

Schatten erfüllten den Raum, zuckend, flackernd. Nur das Kohlebecken vor ihr erhellte den Raum, gegenüber sah sie unter der Kapuze das Gesicht von Albert, rechts von sich Alexander. Ihre Weihebrüder. Die Weihe, ein Band, welches nur Mithras selbst brechen kann.

„Brüder…helft mir … es tut so weh…mir ist so kalt…“


Sie spürte wie Alex nach ihrer Hand griff, wie damals.

„Tochter.“

Sie kannte die Stimme, würde sie niemals vergessen. Sie musste nicht nach links sehen um zu wissen wer dort stand.

Wilbert Sonnfeld.

Sie löste sich aus Alex griff, sank auf die Knie und umschlang seine Beine, schmiegt das Gesicht in die Falten seiner Robe.

„Vater…“

Sie schluchzte leise, barg den Kopf an seinen Beinen.

„So kalt… so kalt… so dunkel.“

Sie hörte seine sanfte, tröstliche Stimme, spürte seine Hand zärtlich über ihr Haar streicheln. Seine Wärme, so wunderschön.

Sie hob den Blick, sah in die goldenen Augen…

„Sieh ins Licht, Kind.“

Ein sanftes, warmes Lächeln erfüllte die goldenen Augen, ehe sie den Kopf dem Kohlebecken zu wandte und in die Flammen sah…
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