Wie gewonnen, so zerronnen.
#1
Die laue Nacht war Sternenklar, der Mond erleuchtete den kleinen Garten im neuen Viertel, und er hatte gewonnen. Sie war in seinen Armen, und er hatte ihr einen Kuss gestohlen. Sie war nicht eine dieser billigen Hafendirnen die sich aus purer Lust oder des Geldes wegen einen um den Hals warfen, nein... sie war eine dieser Frauen um die man kämpfen musste. Das hatte er, und er hatte gesiegt, und irgendwo in seinem Hirn, an einem Fleckchen das nicht voll Intrigen und Machtspielchen war dachte er bereits an die schöne Zeit die er mit ihr haben würde.

Die Nacht hätte ewig so weiter gehen können, doch die Nachtluft wurde frischer, und so kehrten sie vorerst zur Wache in der Neustadt zurück wo sie auf Varmont trafen. Auch er schien getragen von der Welle dieses angenehmen Abends und wirkte nicht sonderlich unzufrieden. Sie teilten ein paar Worte, da seine Begleitung nach wie vor den Wunsch hegte der Wache bei zu treten (Auch wenn er dachte das dies dann früher oder später zu Problemen führen würde). Der entspannte Plausch wurde je unterbrochen als ein Mann mit einem weißen Wappenrock angerauscht kam und erzählte das zwei Wachen dabei waren Umbinor zu verschleppen, während einige Mithraspriester versuchten sie davon ab zu halten.

Es war also so weit. Rauenthal hatte endgültig den Verstand verloren. Er hatte gehofft das er mehr zeit haben würde, aber dies war ihm anscheinend nicht vergönnt. Zusammen mit dem Herrn im Wappenrock, Varmont, Dragan, Ebenholz und einigen anderen begaben sie sich zum Badehaus, wo sich der besagte Vorfall ereignete und sich bereits eine Menschentraube gebildet hatte. Sturmfels hatte einmal wieder seine Große Axt heraus gepackt und war gerade dabei Umbinor zu bedrohen, während Rauenthal mit den Mithraspriestern Fachsimpelte. Wenn man wie er selbst am Alten Hafen aufgewachsen war, dann hatte man irgendwann in seiner Kindheit ein Gespür für den Geruch von Ärger, und die Aussage, das dieser Platz getränkt von Ärger war, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen.

Da waren sie, ein Haufen Priester, ein Rekrut mit einem Machttripp, ein Rekrut mit einer riesigen Axt und nicht dem geringsten Talent selbst mal einen eigenen Gedanken zu haben, und Varmont der nicht ganz sicher war, was nun zu tun sei. Und dann prasselten die Befehle auf ihn ein. Helft Sturmfels. Umbinor bleibt wo er ist. Hmm zwei Befehle die einander herrlich widersprachen. Natürlich wurde Rauenthal inoffiziell zum alleine bestimmenden ernannt, aber Varmonts Befehl klang in diesem Moment so tausend mal richtiger. So tat er das, auch er für das vernünftigste hielt und sorgte dafür das Umbinor nicht abtransportiert wurde, bevor Varmont nicht etwas anderes befahl.

Es kam wie es kommen musste, wenig später war Umbinor zur Insel transportiert worden, und während Rauenthal mit den Mithrasdienern weiter diskutierte, Varmont sich um Umbinor kümmerte, wünschte er seiner „Siegestrophäe“ eine Gute Nacht, und ihm war klar, das sie sich den Ausgang des Abends anders vorgestellt hätte. Ja... sie hatte recht, wären sie doch einfach in dem Park geblieben, so müsste er sich nun keine Sorgen um Rauenthals Wahnsinn machen, und welche Verrücktheiten ihm aus nächstes in den Sinn kommen würden. Er hätte den Rest einer wunderbaren Nacht verbracht und wüsste von all dem nichts.

Aber es lief, wie es immer läuft. Die Regeln des Spiels, das sich sein Leben nannte.
Wie gewonnen, so zerronnen.
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