Löwensteiner Modekladde - Auf der Suche nach dem perfekten Kleid
#1
Lightbulb 
[Bild: jr2o-9-45c4.jpg]

Das orangegoldene Licht der Kerze flackerte unruhig und lies die Schatten an den hölzernen Wänden des Raumes. Carmelina fuhr ein wenig zusammen und sah von ihrer Skizze auf.

Ohje, schon wieder eine ganze Kerze verbraucht. Daglind wird mich umbringen.

Sie hörte sie im Geiste schon wieder Zeter und Mordio schreien. Sie war eben nicht so brav wie ihr Liebling Kuno Greiffenwaldt. Carmelina verdrehte insgeheim die Augen und sah sich aber auch sofort schuldbewusst um. Irgendwie ging immer ab dem moment alles schief, wenn sie etwas tat. Doch es ward weiter still um sie herum. Nunja, so still wie es eben in einem Raum schlafender Schneidergesellen sein konnte. Es schnarchte, es schnaufte und der eine oder andere ließ auch noch ganz andere Winde wehen. Sie stand auf rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Die Zeichnerei forderte allmählich ihren Tribut, doch sie spürte es…nein…sie war sich sicher. Das Ziel war zum Greifen nah. Das perfekte Kleid. Sie wanderte so leise wie möglich zum Fenster und drehte den Holzknauf um es zu öffnen und frische Luft in die Schlafkammer zu lassen.

Diese Zunft ist wirklich zu klein. Alle anderen haben regelrechte Paläste gegen uns!

Sie seufzte leise und sah aus dem Fenster in die dunkle Gasse, die zwischen der Zunft und der Stadtmauer verlief. Irgendwo unten in der Dunkelheit sang ein offenbar betrunkener ein ziemlich frivoles wie ordinäres Lied und das außerdem genauso falsch. Sie wand sich wieder um und setzte sich an den kleinen, grob zusammen gezimmerten Tisch zurück und betrachtete die bald auf das Gänzliche zusammengeschmolzene Kerze.

Noch ein paar Striche…solange wird sie noch halten, nur ein paar…dann ist es soweit…ein Meisterwerk…mein Meisterwerk…die erste Etappe des Ziels…

Sie gähnte leise und setzte wieder den Kohlestift an um die Zeichnung zu vollenden. Eine Weile hörte man nur die Schlafgeräusche der anderen und das leise Kratzen der Kohle auf dem Pergament. Doch wenige Augenblicke später verklang auch dieses und im ersterbenden Licht der Kerze, sah man Carmelina mit der Wange auf dem aufgeschlagenen Skizzenbuch liegen. Ein leises, hölzernes Rollen ertönte und ein leises Klappern, als der Kohlestift aus ihr erschlaffenden, rechten Hand glitt und zu Boden fiel.
Dann lag die Zunft im Schlafe…


*Dem Neugierigen, der wohl vor ihr erwachen mag oder gar nicht schläft und dem genügend Licht zur Hand gereicht, kann wohl in der Kladde, die beiden folgenden Zeichnungen erkennen*

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[Bild: jr2o-b-6512.jpg]

...bevor ich gar nichts sage, sag' ich lieber nichts...

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#2
Es hatte wieder lange gedauert bis die Straße vor dem Haus ruhiger wurde, keine Hände mehr an die das dunkle Holz der Türe klopften und auch im Haus alles still geworden war. Die Tage trieben in ihrem Geiste vorbei, ein bunter Wirbel aus Bildern und Lärm. Sie war endlich angekommen und das spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers. Doch noch lag das Ziel weit voraus...gestochen scharf zwar, doch wie hinter gläsernen Bergen.

Nicht rasten...nicht ruhen...jetzt aufzugeben wäre fatal...

Also nahm sie wieder den Kohlegriffel und zeichnete...zeichnete die ganze Nacht von allem was ihr in den Sinn kam und irgendwann seinen Sinn haben würde.

[Bild: jr2o-d-c51c.jpg]

[Bild: jr2o-e-aab3.jpg]

[Bild: jr2o-f-9bf3.jpg]

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#3
Von ihrem Haaransatz löste sich ein Schweißtropfen und rann über ihre Schläfe herab. Sie hielt kurz inne im Skizzieren und fächelte sich frische Luft zu. Es war unerträglich heiß geworden im Obergeschoss und selbst jetzt, des Nächtens, wurde die Luft nicht wirklich kühler. Sie hatte bereits die Tür zum Balkon verkeilt und sämtliche Fenster weit aufgerissen, doch rührte sich draußen kein Lüftchen und schaffte somit nicht den erhofften Durchzug. Ihr Blick blieb einen Moment an der Kerze hängen, welche schon wieder ein ganzes Stück herunter gebrannt war. Sie musste schneller zeichnen, sonst würde sie schon bald ihren Vorrat bei Tiberius aufstocken müssen und das ging auf Dauer eindeutig zu sehr ins Geld. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und setzte den Kohlegriffel erneut an.

Bald würde sie den Brief aufsetzen…schon sehr, sehr bald…


[Bild: jr2o-q-4e73.jpg]

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#4
"Miauuuuuuuuuuuu" Tat Schlafmohn seinen Unmut kund. Seufzend sah sie von ihrer Skizze zu ihm herab. "Ich kann doch nichts dafür dass du dein Futter praktisch wegatmest Dickerchen." Er sah sie weiterhin mit kullerunden Augen bettelnd an und begann sich dann gleichgültig zu putzen. Carmelina schüttelte den Kopf. Typisch Kerl! Im einen Moment so, im anderen so. Wäre er nicht so niedlich und würde sie nicht vor gänzlicher Einsamkeit bewahren, hätte sie ihn vielleicht schon genervt vor die Tür gesetzt. Sie legte den Griffel beiseite und beugte sich zu ihm herab, um ihn mit der schmalen Rechten zu streicheln. "Wie hab ich euch Männer satt..." Brubbelte sie leise und kraulte ihn zwischen den Ohren: "...aber man schwört sich ein 'Nie mehr!' und weiß, dass man sich nur selbst belügt." Der Kater warf sich auf den Rücken und präsentierte seinen Wohlstandsbauch zum Kraulen. Sie lächelte vergnügt vor sich her und liess sein weiches Fell durch ihre Finger gleiten.

"Pelz..!" Murmelte sie leise, als ihre eine Idee kam. Die kalten Tage waren zwar noch lange hin, aber ein paar Entwürfe können ja nicht schaden...

[Bild: jr2o-t-6ea9.jpg]


[Bild: jr2o-u-3417.jpg]

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#5
Carmelina verschloss das kleine Salbentiegelchen wieder. Sie hatte alles aufgebraucht. Sie fluchte leise und recht undamenhaft vor sich her. Der kleine Ausflug, so schön er auch gewesen sein mochte, hatte seinen Preis. Mücken hatten sich ausgiebig an ihren Armen und Beinen gütlich getan und kleine Geschenke in Form von roten Pusteln zurück gelassen. Vielleicht wäre es doch angebrachter gewesen, eine Hose zu tragen...

[Bild: jr2o-10-1c38.jpg]

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#6
Wieder einmal eine schlaflose Nacht. Diesmal war es nicht der Kater, auch nicht die Wärme oder irgendein nachbarliches Schnarchen, sondern einfach eine leise klingende, innere Unruhe. Sie hatte schon das Haus blitzblank gescheuert und der blumige Duft der Seife hing schwer in der Luft. Schlafmohn wurde zu seinem leidwesen gestriegelt und gebürstet, natürlich nicht ohne seine Krallenspuren an ihrem Unterarm zu hinterlassen und auch die Schubladen, Kisten und Fässer freuten sich über eine neue Ordnung und Sortierung.

Das, was Ana und sie vorhatten war gefährlich und wahrscheinlich von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Sie wälzte Gedanken und Ideen, verwarf sie wieder und suchte verzweifelt nach einer weiteren. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte.

Also wanderte zum einen, die beim Putzen wiedergefundene Skizze von Marei's Rock in die Kladde und zum anderen eine neue, über die hoffentlich baldige Haubenmode Löwensteins:


[Bild: jr2o-i-6f49.jpg]

[Bild: jr2o-14-d67d.jpg]

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#7
Was glaubt diese Schnepfe Simona eigentlich wer sie ist? Sie betrügt uns mit ziemlicher Sicherheit...das weiß ich...das spüre ich!

Carmelina war außer sich vor Wut und nahm den Griffel zur Hand.

Also gut, wenn Kunoline sich nicht an die Abmachung hält, dann werde ich uns eben etwas eigenes entwerfen und das wird tausend mal besser sein als das, was sie da anbietet!

[Bild: ky75d5qh.jpg]

[Bild: sxf7aulc.jpg]
OOC
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#8
Das Wetter hatte wieder einmal Nachts umgeschlagen. Der regen trommelte unaufhörlich aufs Dach und Blitze erhellten immer wieder ihr Schlafzimmer, gefolgt von einem Donnergrollen, dass ihrer Meinung nach genauso finster und bedrohlich klang wie die Stimme dieses untoten Wesens. Sie dachte an ihre Freunde, sah ihre Gesichter vor ihrem geistigen Auge vorbeiziehen. Ging es ihnen gut? Lebten sie noch oder hatte er sie genauso zerfetzt und ermordet wie die anderen? Angst die sie vor niemanden eingestehen würde, krampfte ihren Magen zusammen und ließ sie erneut hochfahren. Tiberius! Was war mit ihm? Ging es ihm gut? Sie hatte ihn nun auch schon wieder seit Tagen nicht gesehen und auf ihre kleinen Nachrichten hatte er auch nicht geantwortet. Sie wälzte sich aus dem Bett und biss sich in die Fingerknöchel. Die Angst und die Sorge und auch das Unwetter ließen an schlaf nicht einmal denken. Sie musste irgendetwas tun, sonst würde sie verrückt werden. Sie setzt sich an das Schreibpult, entzündete eine der Kerzen und zog die abgewetzte Kladde zu sich heran.

Zeichnen…zeichnen half doch immer. Nachdenklich kaute sie auf der Unterlippe. Aber was? Die Tage wurden kälter und das Laub sammelte sich in den schmutzigen Straßen der Stadt. Gegen die kalten Tage musste also etwas langärmliges her. Hemden…Hemden für die Damenwelt. Für diese konnte es nie genug Kleidung geben…vor allem wenn es so regnete, und alle Kleidung nass und klamm wurde, brauchte man immer etwas hübsches zum Wechseln.

So nahm sie wieder einmal den Kohlestift zur Hand und begann zu skizzieren…


[Bild: jr2o-1t-ea5d.jpg]

[Bild: jr2o-1v-3295.jpg]

[Bild: jr2o-1u-fc49.jpg]

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