Von Ehre und Schande
#1
Die Sonne verging am Firmament und tauchte den Himmel über Servano in ein feuriges Farbenspiel, als die Greifenfels‘, Exael, Bentrion, Theodor und Venthos nochmals den korrekten Sitz ihrer Ausrüstung überprüften. Sie befanden sich bereits an jener Mine, von welcher gesagt wurde, sie sei von Räubern und Briganten besetzt worden, welche des Nachtens ausschwärmten wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm um Höfe und Häuser in der Umgebung zu überfallen und unschuldige Reisende auszunehmen und aufzuknöpfen.

Sie waren vor wenigen Tagen schon einmal hier gewesen, aber sie hatten in der oberen Ebene nur wenige Räuber aufgefunden. Dafür fanden sie einen verwundeten Mann vor, welcher sich ihnen als Sewold Faust vorstelle. Exael und Venthos kümmerten sich um seine Wunden, sie waren nicht so tief als das er einen Heiler hätte aufsuchen müssen, aber schwer genug, dass er Probleme beim Halten seiner Waffe hatte. Er berichtete den Greifenfels‘, dass seine Gefährten bereits weiter gegangen seien, tiefer in die Mine hinab. So boten sie ihm an, ihn zu seinen Kameraden zu geleiten, da sie erkannten, dass einige Räuber den Weg zwischen ihnen und der anderen Gruppe abgeschnitten hatten. Die vier Männer stürzten sich also auf die Unholde. Die Pfeile welche Theodor elegant mit seinem Bogen abschoss, trafen dem Zwielicht zum Trotze, hervorgerufen durch die Fackeln und Laternen an den Wänden, ihre Ziele. Exael wirbelte mit seinem Langschwert umher und brachte so einen weiteren Räuber zu Fall, während Venthos einem anderen von hinten die Kehle durchtrennte. Als die vier dann weitergingen stießen sie auch schon auf die Sewolt Fausts Gefährten. Die Greifenfels‘ begrüßten die schwer gerüsteten Männer und Frauen im Namen der alten Götter und begingen damit wohl einen folgenschweren Fehler. So wurden sie von ihren Gegenübern beschimpft und ausgelacht, verziehen sollen sie sich, zurück an die Oberfläche sollen sie gehen und den Mond suchen. Seltsam erschien den drei mondwächtergläubigen auf ihre Aussage, dass sie aus Ravinsthal abstammen, die Frage seit wann denn in Ravinsthal dies die vorherrschende Religion sei, wo doch ein jeder weiß, dass eben jenes Lehen für den weit verbreiteten Glauben an die Mondwächter bekannt ist. Man hatte es scheinbar mit Hinterwäldlern zu tun. Die Tatsache, dass man einen der ihren in einer großen Notsituation beiseite stand interessierte diesen Aufmarsch von verblendeten Narren gar nicht. Ein Wortgefecht über Ehre folgte und wie ehrlos es sei, seinen Kameraden zurückzulassen. Doch die Anführerin war der festen Überzeugung, sie lassen niemals jemanden aus ihren Reihen zurück, obwohl sie dies ja soeben getan hatten. Nicht nur Hinterwäldler, auch ihr Gedächtnis scheint nicht das Beste zu sein. Aber die drei Greifenfels‘ sahen ein, dass sie in der Unterzahl waren. Und so zogen sie sich zurück um den Streit nicht weiter zu eskalieren.

Nun waren sie also wieder hier, dieses Mal zu viert, wollte Bentrion doch ebenfalls die Mine erforschen. Erneut fanden sie auf der oberen Ebene keinen einzigen Räuber, lediglich einige Seuchenratten fielen sie an, welche schnell zerteilt wurden. Und wie beim letzten Mal stiegen die Greifenfels‘ eine Ebene hinab. Auch hier fanden sie keinen Räuber vor, jedoch hörten sie das Rascheln von Kettenhemden und das Stampfen von Schritten, begleitet von Rufen und Gerede. Sie folgten den Geräuschen und erkannten schnell, dass es sich um die verblendeten Mithrasanhänger handelte die das letzte Mal bereits einen Streit provozierten. Um es gar nicht zu einer Konfrontation kommen zu lassen, gingen sie direkt wieder zurück, aber sie bogen an einer Kreuzung falsch ab und irrten eine Weile durch die Gänge bis sie endlich die Treppe nach oben auffanden. Dort wurde ihnen der Weg von 10 oder gar 11 schwer bewaffneten Kriegern und Schützen versperrt. Erneut begannen die Beleidigungen und Schmähungen, so fragte man sie ob sie den Mond schon gefunden hätten. Doch die viere wollten keinen Streit und baten darum, dass der Weg freigemacht werde damit man von Dannen ziehen könne. Doch die Hinterwäldler bestanden darauf, dass man ihnen den Reflexbogen von Theodor überlassen soll, damit sie passieren dürfen, andernfalls würde sie sich diesen mit Gewalt holen. Einige aus den Reihen der Verblendeten forderte, dass man die vier sogleich aufschlitzen soll. Bentrion war es, welcher das Angebot machte, dass doch der Hetzer sich mit Exael duellieren solle. Gewinnt Exael, würde man die Armbrust des Schützen der Mithrasgläubigen erhalten, gewinnt der andere würde man den Reflexbogen aushändigen. Die Herausforderung wurde angenommen und es folgte ein einseitiger Kampf. Der Krieger konnte Exael nicht im Geringsten das Wasser reichen. Er war viel zu behäbig und langsam, Exael musste sich Nichtmals groß bewegen um den plumpen Schlägen auszuweichen oder diese zu parieren. So wollte er die Schmach für seinen Kontrahenten nicht zu langwierig machen und beendete Rasch den Kampf. Als er gerade den finalen Hieb ausführte, hörte er die Anführerin der Gruppe rufen: „Beendet es“. Bolzen trafen seinen Körper, beißend schnitten sich Schwerter in ihn und dann wurde es schwarz um Exaels Augen. Auch den anderen Greifenfels‘ erging es nicht besser. Völlig unvorbereitet wurden sie niedergestreckt. Als sie schwer verwundet wieder zu sich kamen war der Bogen natürlich fort, wie angekündigt.

Sie hatten ehrenvoll gekämpft und gesiegt und würden durch eine schändlich feige Tat besiegt. Beinahe abgeschlachtet, im Namen des falschen Gottes Mithras. So wird die Rache ihre sein und niemals mehr mögen diese Krieger sicher sein. Denn wisset, ein Greifenfels vergisst nie.
All of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.
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#2
Die letzten Tage zeigten ihnen, das einige Freie, bäuerlicher Herkunft sich nun da der König eine Weile fort ist, vieles raus nehmen werden und bereits raus genommen haben. War es zu Anfang ein selbsternannter Holzgassen Verwalter, der Erz gestohlen hatte und sich anschließend in der Stadt damit rühmte, zwei erschöpfte und hungrige Arbeiter in der Mine mit seinem Bogen aus der Distanz besiegt zu haben, so waren es dieses mal Anhänger der alten Götter, die ihre Abneigung gegenüber Mithras offen zur Schau trugen.
Er gestand ihnen zu, das es ehrenhaft und beispielhaft war, dem verletzten Ordensbruder zu helfen, eine Geste für die er sich früher oder später gebührend bedanken wird, doch waren die Gründe sie zu meiden und als Feinde zu betrachten gewichtiger. Sie preisen ihren Familiennamen an, als hätten sie blaues Blut, zitieren ständig und zu jeder Gelegenheit ihr Familien Credo und anstatt den Mut des noch unerfahrenen Recken zu respektieren, verhöhnten sie seine Kampffertigkeit mit Spott und Gelächter. Mag sein das jenes Eingreifen nach dem Duell, nicht die feine Art war, aber es unehrenhaft nennen, wäre dann doch zu viel.
Diese Mondwächter verachten und belächeln die Ordnung des Herrn Mithras, die Gesetze und Stände und selbst den Namen Mithras sprechen sie mit Verachtung aus. Es lag keine Unehre darin, sie zu bekämpfen, denn die Unehre hätte nur darin gelegen, wenn die Recken es geduldet hätten das solche blasphemischen Gedanken und Handlungen, später zur Tagesordnung gehören würden. Schande und Unehre wäre es wahrhaftig, wenn der König heimkehrt und sein Reich dominiert von Heiden vorfindet und die Ordnung des Mithras geschändet, oder sich die Ansicht durchsetzt das Eidbruch ehrenhaft wäre. „Ein Greifenfels vergisst nie“ sagte ihm jener Mondwächter in der Stadt, gleich einer Warnung. Doch hoffte er, das sie ebenso nie vergessen würden, das man in einer Mithras gläubigen Stadt, niemals öffentlich Krone und Herrn lästern sollte.
Mithras ist die Ordnung und die alten Götter das Chaos.
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