Themabewertung:
  • 7 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Der Medicus
#1
Nach Durchsehen dieser Rezensionensammlung, und Auffinden auch durchaus ausgefallenerer Werke, wunderte es mich doch, dass gerade dieser Klassiker noch nicht behandelt worden war. Also beschloß ich kurzerhand selbst eine Kritik dazu zu schreiben.

Worum geht es im "Medicus"?

Das Buch handelt vom in der ersten Hälfte des 11. Jhd. n. Chr. lebenden Engländers Robert Jeremy Cole. Dieser wuchs in London auf, verlor jedoch noch als Kind beide Eltern innerhalb kurzer Zeit, woraufhin er und seine Geschwister bei verschiedenen Personen unterkommen. Robert, oft Rob genannt, gelangt als Lehrling zu einem Baderchirurgen. Während er mit diesem durch England reist und sein Handwerk lernt, kommt seine natürliche Begabung anderen Menschen zu helfen und sie zu heilen zu Tage. Als Rob nach Jahren einem jüdischen Medicus bei der Arbeit zusehen kann, fasst er den Beschluss, selbst ein "richtiger" Arzt zu werden. Er macht sich auf die Reise quer durch Europa um nach Isfahan im entlegenen Persien zu pilgern und in der dortigen Madrassa die Medizin unter dem großen Arzt Ibn Sina zu lernen, was für einen Christen kein leichtes Unterfangen ist ...

Obwohl Noah Gordon einige historische Unstimmigkeiten in das Buch eingewoben hat, trüben diese nicht die Atmosphäre, die es beim Lesen erzeugt: der Autor beschreibt schließlich durchweg ein realistisches Mittelalter. Ich verwende das Wort "realistisch" dabei sehr bedacht - es ist kein reales Mittelalter: Viele Charaktere sind rein fiktiv, ebenso tragen die erwähnten Unstimmigkeiten nicht dazu bei, dass man das Beschriebene "real" nennen kann. Das Buch bewegt sich aber sehr nahe an der Realität, die Handlungen und Motivationen sind aus Perspektive des Mittelalters nachvollziehbar. Allenorts trifft der Hauptcharakter auf Barrieren, im sprachlichen, religiösen oder auch physischem Sinne (Immerhin war eine Reise von England nach Persien damals kein Katzensprung). Ebenso wie der Hintergrund der Handlung sind auch Schreibstil und Wortwahl realistisch gehalten. Besonders hervorzuheben sind dabei die detaillierten Beschreibungen medizinischer Tätigkeiten (eventuell nichts für leichte Gemüter, die sich Texte schnell als Bilder vorstellen), die Schilderung religiöser Rituale (Um nicht von den "Muselmännern" gelyncht zu werden, muss Rob sich als Jude ausgeben, und daher lernen, wie er sich als solcher zu verhalten hat) sowie der Beschreibung der Handlungsorte.

Um noch einmal genauer auf die Handlung einzugehen: Sie bietet eigentlich alles, was man sich von einer guten Story wünschen kann: Spannung, Intrigen, Krieg, Romanzen, facettenreiche Charaktere. Kurzum: eigentlich ein Buch für jeden Fan des Mittelalters.
Khan: "Conan, what is best in life?"
[Bild: 2i0ynux.gif]
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste