Questbeschreibung Die Farbe der Angst
#21
Harroghast kletterte die durchnässte Strickleiter hoch, die rauhen kalten Seile schnitten etwas an den Händen und der glitschige Rumpf des Schiffes roch nach Teer und Salzwasser von so nah. Ächzend zog der sich an Deck und atmete einen Moment die saubere Seeluft wärend er den Blick schweifen ließ ehe er zielstrebig das Achtedeck ansteuerte. "Ihr reist wieder zum Festland?", erkundigte sich der Kapitän. "Nicht heute, ich habe eine Nachricht für euch". Der Thaumaturge zog ein Pergament aus einer Mappe an seinem Gürtel und überreichte es dem Kapitän, welcher es schnell überflog.

Zum Gruße,

Es ist zu einem Zwischenfall auf Aquila gekommen der anzudeuten scheint das die Dämonen menschliche Helfer besessen haben, oder gar jemand freiwillig mit ihnen Kollaboriert. Ein heiliges Schwert des Mithras wurde entwended. Um unsere Chancen zu erhöhen die heilige Waffe zu bergen muss verhindert werden das sie von der Insel entfernt wird. Daher seid ihr gebeten Leute auf eurem Schiff zu durchsuchen, zumindest deren Waffen oder größeres Gepäck. Haltet auch eure Augen nach Schadmaterial wie Giften offen das gegen unsere Truppen verwended werden könnte.

Gezeichnet Harroghast, im Auftrag der Königsgarde,
Unterzeichnet Lenna Adelwin


Der Magier salutierte dem Marineoffizier knapp, und wandte sich wieder der nassen Leiter zu unter der das kleine Beibot auf den Wellen ritt. Kurz darauf legte es ab und die Ruder trieben es Schlag um Schlag zurück Richtung der Schreckensinsel.
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#22
Am Morgen sieht man ein Feuer, scheinbar hat Seyla die ganze Ernte auf der Insel vernichtet und wird wohl recht schweigsam sein
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#23
Viel Aufruhr und Unruhe schienen in der Kampfgemeinschaft auf der Insel zu herrschen als Freya sich wieder von ihrem Wachdienst in die Gruppe integrierte. Diverse Dinge waren geschehen die jeden Einzelnen irgendwo - irgendwie aus der Bahn warfen.

Als sie im kleinen Kreis der Klingen an Kordians Lager im Heilerquartier über die aktuelle Lage und Führungspositionen in Kenntnis gesetzt wurde, tat sie ihr Bestes ein brauchbarer Teil der Kampftruppe zu sein.

Von Ser Kyron Mendoza beauftragt mit der Wacheinteilung der heutigen Nacht - begann sie die noch brauchbaren Personen in kleinere Wachgruppen einzuteilen und diese über die Stunden der Nacht zu organisieren.
Sie achtete dabei sehr darauf Mondwächter und Mithrasgläubige auf der Wache zu mischen - Ebenso wie ihr bekannte und vertraute Krieger mit unbekannteren oder fremden Gesichtern zu einer Wacheinheit einzuteilen.

Offenbar lag etwas im Argen und jeder wusste davon. Doch die interne Suche sollte die Aufgaben der Wachenden nicht beeinträchtigen, aber auch keinem die Gelegenheit geben während der Wache irgend etwas fragwürdiges anstellen zu können.

In unregelmäßigen Abständen stand sie selbst von ihren heiligen Schlafzeiten auf und überprüfte insgeheim die kleinen Wachtrupps  stichprobenartig. Sie nahm ihre Aufgabe in dieser Nacht SEHR ernst.
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#24
Die Sonne erhob sich aus ihrem Schlaf, die Straßen noch leer. Nur die notwendigsten Posten sind besetzt. Eigentlich ein ganz normaler Morgen. Keldron machte sich wie jeden zweiten Tag mit einem kleinen Trupp für seinen Schutz auf den Weg in den Steinbruch. Notwendige Ressourcen wurden beschafft, der Boden von seinen kostbaren Erzen erlöst. Nur so kann die Einsatzbereitschaft von Ausrüstung sichergestellt werden. Der Ser befand sich ja in Einsatzbereitschaft, sodass im schlimmsten Fall weiterhin das Kommando gehalten werden kann. 

Die Zeit verstreicht und die Sonne erhebt sich weiter aus ihrem Schatten. Als der Ser gefunden wird wirkten die Leute panisch, unkoordiniert, als würde ein Stein in das Wasser geworfen der die Fische aufschreckt. Einer der Wachen macht sich direkt auf den Weg, um Keldron aufzusuchen, immerhin muss er als Stellvertreter des Sers das Ruder übernehmen. Sie müssen wissen wie sie darauf reagieren sollen, was mit Kordian auch passieren soll. Sie benötigen Befehle. Lange irrt die Wache im Dorf umher, jede Stelle wird nach ihm abgesucht, doch als er am Heilerhaus ankommt erhält er nur eine Nachricht, die ihm wahrlich einen Hammer vors Gesicht schlägt. 

Der kleine Trupp wurde noch im Morgengrauen angegriffen. Es waren nicht viele dieser Wesen, doch konnten sie den Trupp irgendwie überwältigen. Drei der vier schafften es nur knapp wieder zurück ins Dorf. Einer bleib sei diesem Zeitpunkt verschollen. Es war Keldron.
Man könnte meinen es war deren Ziel die komplette Führung der Amhraner mit nur einem Schlag außer Gefecht zu setzten damit sie geschwächt und angreifbar wirken.
[Bild: Keldron-Signatur.png]
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#25
Die Nachricht über die geistige und somit auch körperliche Abwesenheit des Ser's, hatte Lenna getroffen, wie der Tritt eines Maulesels gegen den Oberschenkel. Sofort war ihr Anouk in den Sinn gekommen und nichts hielt sie mehr, sie rannte nahezu in das Heilerhaus. Das dort herrschende Elend war schlimmer, als erwartet.
Lenna war nicht besonders gut darin, feinfühlige Anteilnahme zu äußern, aber ihre stahlbewährte Hand auf Anouks Schulter, sollte - so hoffte sie - ihr Kraft und Stärke vermitteln.

Dann der nächste Schock. Keldron. Vermisst.
Langsam wurde es eng auf der Führungsebene. Cois war erfahren in der Kriegsführung, sie hatte bereits an seiner Seite gekämpft, ihn würde sie unterstützen, wo es nur ging.

Und sie würde heraus finden, was den Ser so niederstreckte, wenn es sein musste, würde sie für ihn in den grünen Riss springen und ein Heilmittel beschaffen.
Grimmig und grübelnd schritt sie unruhig auf der Wehrmauer auf und ab.
Dann die verwirrenden Meldungen über Liebschaften auf der Insel. Auch hier würde sie ihr wachsames Augen schweifen lassen. Wehe jemanden, er würde den Zustand des Ser's so respektlos begegnen und seiner lendenlastigen Tätigkeit nachgehen. Wehe dem.

Und wer zum Teufel hatte die gesamte Ernte abbrennen lassen? Waren denn alle von Sinnen?
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#26
Nur zu gerne hatte sie sich für eine Mission auf dem Festland gemeldet. Die Aussicht, Kinder und Ehemann wieder in die Arme schließen zu können, aus der Rüstung rauszukommen und im eigenen Bett zu schlafen nach einer ausgiebigen Waschung im Badehaus überwog bei weitem das Unwohlsein der Überfahrt. Ihr war wie stets auf See kotzschlecht, aber je mehr sich die Schaluppe von dieser verfluchten Insel entfernte, um so mehr fühlte sie sich, als würde eine Last von ihren Schultern genommen. Ja, mehr noch: Als würden die ständig in ihren Rücken bohrenden Augen ihren Blick woanders hinwenden.

Die Vermutung lag nahe, dass die maskierten Kuttenträger, welche Anfang des Jahreslaufes in Löwenstein und dann auch auf der Passwacht ihr Unwesen getrieben haben, auch etwas mit den Vorgängen auf Aquila zu tun hatten. Trotzdem die Versuche, einen Dämonen oder schlimmeres auf diese Welt loszulassen, von einem Verbund tapferer Recken vereitelt worden waren, wurden einige der Unholde noch immer gesehen, wie sie sich beispielsweise beim ehemals verfluchten Baronsanwesen auf dem Rabenfeld oder dem Löwensteiner Friedhof herumdrückten. Waren sie einfach nur zurück gelassen worden oder spähten sie die Gegenden für ihre finsteren Pläne aus? Das jedenfalls wollte die kleine Gruppe herausfinden: Einer der Kuttenträger sollte wohl zu fassen sein, um ihn ordentlich zu verhören. Vielleicht waren sie dann einen Schritt weiter, was die Vorgänge auf der Insel anging.

Anabella, welche seefester war als sie selber, und Cahira gingen am späten Abend des Tag des Mondes von Bord und versuchten gleich auf dem Rabenfeld ihr Glück. Doch keiner der Missetäter war zu sehen. Entweder waren die beiden Frauen zu erschöpft, um den sich im Schatten herumdrückenden Feind zu bemerken, oder jener hatte sich davon gemacht oder woanders Posten bezogen. Auch die nächsten Tage ware nicht von Erfolg gekrönt. Cahira nutzte die übrige Zeit, wenn die Geweihte des Rabenkreises und sie nicht auf der Pirsch waren, die Felder winterfest zu machen, die Tiere in den Ställen unter zu bringen, in Rabenfeld aufmunternde Laune zu verbreiten. Natürlich waren Gerüchte bis in die Ortschaft geschwappt, welche eine sagenhafte Bandbreite von "Die Welt geht unter!" bis "Der Herzog will auf Aquila seine Sommerresidenz errichten und hält deswegen jeden mit garstigen Halbwahrheiten von der Insel fern!" reichten.  

Je länger sich ihr Misserfolg hinzog, desto unruhiger wurde die braungelockte Frau. Sie müsste bei ihren Kameraden auf der Insel sein. Einige der Freiwilligen harrten bereits seit dem ersten Tag der Überfahrt auf dem Eiland aus, ohne Landurlaub. Sie mussten wohl in Erwägung ziehen, nach Löwenstein zu reisen, um dort einen der Kuttenträger aufzureiben. Nach drei unerwartet erholsamen Tagen auf dem Hof schnürte Cahira abermals ihr Marschgepäck. Der Wappenrock war mittlerweile gesäubert, die Riemen ihrer Rüstung geölt, Schwert und Schild poliert, Proviant und Feldausrüstung komplettiert.

Sie hatte keine Ahnung, was derweil auf der Insel vorging.
[Bild: Cahira-Sig.jpg]
Herzlichen Dank an Morrigan!
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#27
Dureth hatte einst gesagt, der Pakt sei nicht alles. Der Abyss, so seine Erklärung, war wie das Meer. Die Synode die Perlentaucher. Sprang man in die Fluten, so hatte man zwei Wahlen - sich widerstandslos dorthin treiben zu lassen, wo es den Wellen gerade in den Sinn kam, die frohe Hoffnung hegend, eines Tages über eine Perle zu stolpern, oder aber Wellen, Wind und Strömung zu nutzen, um in die Tiefen hinab zu steigen. Und in Folge auch unbeschadet wieder an die Oberfläche zu schwimmen.
Ein Paktierer, der sich willenlos dem Strom des Abyss hingab, wurde fortgespült, ausgehöhlt und am Ende als leere Hülle ausgespuckt. Paktierer brauchten Willen. Vernunft. Widerstandsfähigkeit. Blinder Gehorsam gegenüber dem Wispern, dem Raunen, dem Ziehen, bedeutete den Tod. Ständiges Hinterfragen führte zum selben Schicksal. Die Waage war es, die einen Paktierer am Leben erhielt. Es sollte Jahre dauern, bis Kyron die Worte verstand.

Dieser Tage fühlte Kyron sich als hätte man ihn zwiegespalten. Ein Teil von ihm versuchte schreiend davon zu laufen, der andere Teil musste sich Grimassen des Triumphs verbeißen. Das stetige Flüstern in seinem Kopf war zu einem ausdauernden Grollen geworden, bis zu dem Punkt, an dem er auf einem seidenen Faden balancierte und jeden Handgriff sorgsam kontrollieren musste, um nicht zum hilflosen Passagier im eigenen Leib zu werden. Um nicht hysterisch lachend in den Abgrund zu springen. Er war so nah, so nah, so nah...
Das Erdreich war kalt, klebrig, verbiss sich unter den Fingernägeln und hing in Klumpen am zweckentfremdeten Dolch. Das Schwert glitzerte, als könne kein Schmutz dieser Welt jemals daran haften bleiben. In der Ferne erklangen die stetigen Kontrollrufe der Wachen, die Geräusche eines Dorfs im Krieg, das Rauschen der Wellen. Das Heulen des Abgrunds aus dem Norden, ein nie endender Strom des Grollens, des Stöhnens, der Schreie. Kyron wusste nicht, ob andere die Laute hörten, oder ob sie sie nur fühlten. Sie wie die Korruption wahrnahmen, die jeden Fingerbreit der Insel überzog. Sie hing wie Schlafmohnrauch in der Luft, berauschend und entrückend.
Oh ja, dieser Tage war Kyron wahrlich zwiegespalten.
 
Das Schwert war unhandlich, widerspenstig. Kyron grunzte angestrengt, als er es in sein Versteck stopfte, Erde in das Loch schaufelte, sie mit dem Fuß platt trampelte und dann mit geduldigen Fingern so lange glatt strich, bis sie sich von der Umgebung nicht mehr unterschied. Er würde es nicht von der Insel bringen können. Nicht sofort. Nicht gleich. Nicht mit so vielen suchenden Augen. Nicht mit Justan und Harroghast und deren Argusblicken in seine Richtung. 
Er war sich nicht einmal sicher ob er es von der Insel bringen wollte. Ob es der richtige Weg war. Die Waffe des Erzfeindes lag versteckt vor ihm, das war wohl wahr, aber es war nur ein Schwert, kein Siegel auf dem Abyss, das alle Tore verschließen konnte. Vielleicht war es das Beste, wenn es wieder gefunden wurde, bevor seine Tat herauskam? Vielleicht war dies einer der Momente, wo ein guter Paktierer gegen den Strom ankämpfte und das große Gesamte im Auge behielt?
Zuviele Fragen. Zuviel Geschrei in seinem Kopf. Es kostete Kraft, so viel Kraft, die eigenen Gedanken zu hören. Besonders nach den Warnungen, die Er ihm zugeflüstert hatte. Er hatte seinen Finger bereits nach dieser Insel ausgestreckt, aber Kyron konnte den Eindruck nicht abschütteln, dass dies nicht Sein Plan gewesen war. Mehr ein glücklicher Zufall. Ein unglücklicher Fehltritt. Wie damals in Candaria, als junge Hexer den falschen Namen in einem Ritual angerufen hatten. Das war ein Desaster gewesen, wenn man den Geschichten glauben mochte. Vielleicht war dies nicht mehr als ein weiteres Desaster? Ein weiterer Missgriff junger Hexer, die es besser wissen hätten sollen?

Kyron war schon nach Begreifen der Lage klar geworden, dass er mehr Zeit brauchte. Mehr Informationen brauchte. Dass ihm das große Ganze fehlte. Der Blick auf den Plan, oder eher, die Erkenntnis, dass es einen Plan gab, oder das Chaos Schluckauf gehabt hatte. Gefangen zwischen einem Fels und der Felswand konnte er nicht vor und nicht zurück, und solange er nicht die Gelegenheit hatte, dem Geschehen auf den Grund zu gehen, das wie, warum, wann, wer zu erforschen, würde er auch nicht wissen, ob das Schwert zu zerstören war oder aber wiedergefunden werden musste.
Und wenn er auch nur einen falschen Schritt machte, ein falsches Wort sprach, einen falschen Blick tätigte, tja. Dann würde er sterben. 
Sterben war eine widerlich endgültige Sache.
Ein Tanz auf einem Seidenfaden, fürwahr. Ein Tanz, den Kyron allzu bald verlieren würde.
[Bild: spxyfrht.png]

Pain clears the mind of thoughts
Let pain clear your mind of all thought
so that the truth may be known
(Life - Charlie Crews)
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#28
Alles lief gut. Wirklich gut. 
Das Schwert war weg. Jenes unheilige Schwert, das einst einem Mithraspriester gehörte, gestohlen, bereits noch am selben Abend. Dass es so einfach war das Ding zu entwenden, war selbst für Isabelle eine Überraschung. Ein wenig Mohnsaft, eine Flasche Met und schon war die Klinge in ihren Händen. Dabei hätte man nur auf Keldrons Befehle hören und niemanden alleine wachen lassen dürfen. Nun lag es irgendwo, gut versteckt und rostete hoffentlich vor sich hin. Isabelle zumindest war heilfroh, dass Kyron sich dem Schwert angenommen hatte, war doch jede Berührung des Metalls mit Unwohlsein verbunden. In ihren Gedanken sah sie bereits den Blitz der aus dem Himmel auf sie hernieder schoss, ob ihrer frevelhaften Tat.

Der Hauptmann lag im Tiefschlaf und wollte nicht erwachen. Überall sah man bestürzte und traurige Gesichter, aber eine Lösung war nicht in Sicht. Und Keldron - ja Keldron galt als vermisst. Vom Erdboden verschluckt - vielleicht ja sogar wortwörtlich. 
Einer kopflosen Schlange glich die ganze Organisation. Niemand wusste so Recht, wer denn überhaupt die Befehlsgewalt hatte. Und Befehle gab es zur Zeit ohnehin nicht. Außer weiterhin die Stellung zu halten. 

Alles lief also gut - nur eben nicht für die gläubigen Menschen auf dieser Insel, die Mithrasanhänger und Mondwächter.

Die letzten Tage waren trotz all den Vorkommnissen mehr von Langeweile gezeichnet, als von Blut, Schweiß von Gedärmen. Eine willkommene Abwechslung für so manchen, aber Isabelle juckten die Finger. Sie wollte etwas tun - irgendetwas. Julia einen Dolch ins Herz rammen zum Beispiel. Um diese eine Gefahr zu bannen, die sie so gar nicht einschätzen konnte. Freundschaft? Weshalb? Es gab keinen Grund die Freundschaft mit Isabelle zu suchen. Sie war weder besonders freundlich, noch eignete sie sich für Kaffeekränzchen oder sonstigen Firlefanz, den Frauen untereinander trieben. Also was wollte diese Frau wirklich?

Zu allem Übel oder irgendwie auch nicht, tauchte auch noch Belshira auf. Wo Belshira war, war das nächste Unheil nicht fern. Es konnte also nur besser werden - oder schlimmer, je nachdem von welcher Seite man es betrachtete. 
Also tat Isabelle, was sie auch die vorherigen Nächte tat - sie hielt Wache an den Mauern, hielt Ausschau nach dämonischen Kreaturen und genehmigte sich am Ende ihrer Wache ihren mit Mohnsaft versetzten Met, um sich dann den Träumen und Alpträumen ihres Geist hinzugeben.
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#29
Zwei Tage war sie mit und ohne Cahira, die üblichen Plätze abgewandert, ohne nennenswerten Erfolg. Sie hielten sich unüblich bedeckt dieser Tage. Das sah den Kaputzenmännchen nun nicht so ähnlich und so sah sie es als weiteren Beweis, dass sie recht hatten.
Dann hatte es sie zurück gezogen zu ihren Freunden, Verbündeten, Sorgenkindern und dem ganzen Rest. Was sie dort erwartete, war alles andere als erfreulich. Keldron galt als verschollen, Kordian lag in einem tiefen Schlummer aus dem er einfach nicht zu erwachen gedachte (Ana war überzeugt, dass auch das irgendwelche Hexerei war) und Anouk traf es verständlicherweise so sehr, dass sie zu nicht mehr zu gebrauchen war, als man sie zwang sich aufzurappeln.

 Ana versuchte ihr Bestes um sie abzulenken und ihr Mut zuzusprechen. Das einzige was sie konnte und was ihr blieb. Aber in Tagen wie diesen, war es mehr als genug, mit einem Scherz und einem Lächeln, die Leute davon abzuhalten sich die Köpfe einzuschlagen und in Mutlosigkeit zu versinken. Dennoch war es ein Kampf gegen Windmühlen.

Sie waren ein Schiff ohne Kapitän, eine Kutsche ohne Führer, kurz, ihr Feind hatte der Schlange sauber den Kopf abgetrennt. Nun galt es durchzuhalten bis sie es schafften, dass ihrer Schlange 3 neue nachwachsen würden. Durchhalten, vorbereiten, zurückschlagen. Das war der Weg den sie sah. Auch sie kämpfte gegen ihre eigenen Dämonen, so wie jeder hier. Ihre waren die Einsamkeit, das Verlassenwerden von geliebten Menschen und die immerwährende Angst nicht gut genug zu sein. Aber sie war besser darin geworden sich nicht überwältigen zu lassen und diese Gedanken zumindest beiseite zu schieben, bis ein Moment kam in dem sie sich erlauben durfte schwach zu sein und zusammenzubrechen. 

Es war aber durchaus interessant wie sie diskutierten und beschlossen und darum rangelten wer Anführer sein sollte, durfte oder musste. Die einen wollten und niemand nahm es an, die andren sollten und wollten oder konnten nicht und andere wären gut geeignet, aber man akzeptierte es aus persönlichen Gründen nicht. Kurz, es war ein heilloses Chaos.
Am Ende des Tages war es nun einmal so, dass egal ob man ihn mochte, ihm traute oder mit seiner Art zurecht kam, Kyron derjenige Verbliebene war, der die meiste Befähigung dazu mitbrachte eine solch bunt gemischte Truppe militärisch zu führen.
Auch wenn etwas in ihr nagte, ob es eine gute Idee war. Sie hatte sein Flüstern sehr wohl gehört, auch wenn sie es inhaltlich nicht begriffen hatte, war ihr klar dass es ein Zeichen der selben Zerrissenheit war, die sie an dem Abend am Riss, in seinen Augen gesehen hatte. Sie war sich nicht ganz sicher ob ihm dieses Vertrauen entgegenzubringen, das war was ihn genug stärkte um die richtigen, statt der egoistischen Entscheidungen zu treffen, oder ob es sie alle ins Verderben stürzen würde. Aber sie hatte sich entschieden zu vertrauen. Das was sie von den anderen Rabenkreismitgliedern so oft unterschied. Vorsicht aber dennoch blindes Vertrauen in die Menschen. Immer dieses kleine Bisschen Vertrauensvorschuss von dem sie sich selbst fragte ob es zu viel war.

Wer ihr mehr Sorge machte war Isabelle. Sie konnte nicht einschätzen was in ihrem Kopf vorging. Aber sie sah ihre Blicke, sie sah wie fixiert sie war auf ihn. Sie realisierte, dass außer dieser einen Sache nur eins an Isabelle McElister berechenbar war  - Ihre Unberechenbarkeit. Sie traute ihr inzwischen alles zu. Sogar, dass sie einfach nur die Welt brennen sehen wollte...

Aber letzten Endes war all das unerheblich. Es gab von hier aus nur einen einzigen Weg, nämlich voran. Und sie mussten ihn bis zum Ende gehen und an jeder Kreuzung und hinter jedem Busch auf einen Hinterhalt gefasst sein. Egal ob durch die Feinde, oder aus den eigenen Reihen. Sie mussten schnell reagieren und jede sich bietende Gelegenheit nutzen. Und erst ganz am Ende würden sie sehen ob der Weg in ihrer Rettung oder der Vernichtung der Welt endete... und welche Opfer sie auf dem Weg da hin hatten bringen müssen...


Wie dem auch sei, sie war zurück am Festland, Cahira hatte sie abgelöst und den Weg zur Insel angetreten und sie selbst hatte eine Spur. Gestern hatte sie einen von ihnen gesehen und diese Spur würde sie nicht kalt werden lassen.
[Bild: Anabella-Signatur.png]
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#30
Lichtbringer (Teil I)

Gestohlen! Es war tatsächlich geschehen, die heilige Klinge des Sonnengottes, die gerade erst auf Aquila gefunden worden war - gestohlen! Dies war nicht nur eine Peinlichkeit sondergleichen, sondern auch ein Sakrileg ersten Grades! Der stämmige Meisterschmied konnte es kaum fassen. Und dann war da noch die Schlussfolgerung die er aus dem Raub der Klinge zog. Als Justan und Hannah ihn gebeten hatten, eine heilige Klinge zu schmieden, um den Dämonen auf der Insel beizukommen, hatte er eine Bedingung gestellt. Er wollte die Klinge erst schmieden nachdem die Kirche ihn endlich wieder als einen der ihren in ihre Reihen aufgenommen hatte. Es war selbstsüchtig von ihm gewesen, doch sprach sein verletzter Stolz aus ihm. Er hatte jahrelang als einer der frommsten der Gläubigen gedient, hatte der Kirche für geringen Lohn die Rüstkammer gefüllt, hatte ihr reichlich gespendet, hatte eine Gilde von Handwerkern aus dem Boden gestampft und eng mit der Kirche verbunden, hatte gar den Verkauf des Mondstahls an Lizenzen der Kirche geknüpft. Dann war er dem Klerus beigetreten und hatte als Anwärter in dessen Reihen gedient bis seine Tochter ihn wegen ihrer bevorstehenden Niederkunft und den damit verbundenen Komplikationen nach Nortgard gerufen hatte. Nun war er nach Monden der Abwesenheit zurückgekehrt und wollte vom Klerus in die Reihen der Legion wechseln und was tat die Kirche? Sie lehnte seinen Antrag auf Wiederaufnahme ab! Nicht nur das, sie hatten sich in den letzten vier Monden noch nicht einmal zu einer Begründung oder einem Gegenvorschlag herabgelassen! All dies hatte ihn zutiefst verletzt und seinen Glauben in die heilige Kirche erschüttert. Aber nachdem er nun einige Tage auf der Insel der Schrecken verbracht hatte, konnte er seinen verletzten Stolz und seine eigenen Ziele einfach nicht mehr vor das Wohl Amhrans stellen, konnte einfach nicht mehr übersehen wie täglich mehr und mehr verderbte Kreaturen aus dem Riss strömten und Mithras damit ins Gesicht spuckten. Genug war genug!

Er schnürte also sein Bündel, hinterließ eine Nachricht auf dem Altar, dass er die Kirche um Hilfe ersuche und setzte mit dem Versorgungsschiff zum Festland über. Von dort reiste er nach Löwenstein, packte einige Dinge ein die er noch brauchen würde und hinterließ auch hier eine Nachricht im Tempel. Dann sattelte er sein Pferd und ritt nach Eisenthal.
Dort angekommen verlud er den Amboss vor der Mine mit der Hilfe von ein paar Knechten auf einen stabilen Handkarren und verbrachte ihn gemeinsam mit ihnen in die Mine. Diese war aber nicht das Ziel, nur ein weiterer Abschnitt des Weges. Er führte die Arbeiter zum geheimen Durchgang, und zum Tisch vor dem Lavastrom der die Mithrasesse bewachte. Er konnte die Präsenz des Golems den er vor Jahren geschaffen hatte, die Esse zu hüten, noch im Lavafluss spüren. Doch heute würde er, wenn alles gut ging sein Geschöpf nicht zu Gesicht bekommen. Und wenn doch: Dann wären die Dämonen auf Aquila vermutlich sein kleinstes Problem.

Er trat vor den Tisch und atmete tief durch. Den Handschuh zog er sich von den Fingern, schlug das Mithrasrad vor dem Herzen und murmelte mit demütig gesenktem Haupt ein Gebet an den Herren des Lichts. Schließlich holte er noch ein letztes Mal tief Atem und legte die bloßen Finger der Linken, der Herzhand, auf das kleine Runde Symbol auf dem Tisch. Ein Zittern durchlief den Raum und Flammen züngelten entlang der unsichtbaren Brücke hoch, die den Raum vom Heiligtum trennten. Erleichtert stieß Goran den angehaltenen Atem aus und dankte Mithras dafür, dass er sich noch nicht von ihm abgewandt hatte. Er überquerte mitsamt Karren und Gehilfen die Brücke, wobei diese halb panisch auf den nicht vorhandenen Fußboden starrten und stellte den Amboss mitten im Geviert des Allerheiligsten ab. Dann schickte er die Knechte davon, sie hatten ihre Rolle gespielt.

Zufrieden betrachtete der alternde Schmied den Amboss. Er breitete fein säuberlich die Dinge die er ansonsten noch mitgebracht hatte auf dem altarähnlichen Tisch aus: Seine Werkzeuge, Lederstreifen, einige Barren Damast, ein funkelnder Rubin, einige Mondstahlbarren.

Er würde die Nacht im Gebet verbringen und morgen damit beginnen den Versuch zu wagen etwas zu erschaffen, was er noch nie erschaffen hatte. Eine heilige Klinge.
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