Questbeschreibung Die Farbe der Angst
#11
Ley hatte sich gerade ein ausgiebiges Bild von dem "grünen Übel" im Südwald gemacht und wollte beginnen damit die örtlichen Behörden in Löwenstein zu benachrichtigen und die Bevölkerung zu warnen, als bereits erste Hilfe nahte.

Anouk die Druidin des Rabenkreises kam des Weges geritten und Ley hielt sie sofort an, um sie über sein Fund in Kenntnis zu setzen. Wie er von ihr hörte gab es bereits mehrere Vorfälle und bald darauf kehrten auch ihre Schüler Anabella und Keldron hinzu.
Gemeinsam mit Anouk traute Ley sich mit Göttlicher Unterstützung eines der Rankenwesen anzugreifen und es zeigte sich das ein gesegneter Pfeil sehr gute Wirkung zeigte. Allerdings bekam Ley etwas von den Sporen ab und musste seine Kleidung kurzer Hand verbrennen. Hierbei entdeckten die vier, dass Feuer offenbar recht wirkungsvoll gegen dieses unbekannte Übel sein könnte und so formte sich ein grober Plan.

Einige Stunden später ... gab es ein offenes Sermo am Jägerhof, neben Anouk und Anabella gesellten sich auch Cahira und Kordian aus Rabenstein hinzu. Am Feuer sprach man über das bisher geschehene und machte sich Gedanken zu den verschiedenen "Einschlagorten des Grünen Feuers".

Schließlich entschloss man sich den Ort an der Mühle anzusehen und direkt zur Tat zu schreiten, damit sich das Übel dort nicht weiter ausbreiten könne. Gemeinsam begann man drei Flanken des Übels mit einer Feuerschneise frei zu stellen. Der Weg und der Fluss halfen etwas dabei. Gesagt getan wurde tatkräftig der Wald gerodet und so ein Pflanzen-Pilztentakel zu nahe kam tapfer bekämpft.

Gemeinsam mit viel Feuerholz aus dem Wald und vom Jägerhof, ordentlich Birkenpechfackeln und kostbarem Kornbrand gelang es der Gruppe das Waldstück von Süden her zu entzünden. Der Beistand der Götter und ein paar Gebete der Druidin sorgten für hilfreiche Winde und so blieb der alte Jäger Ley noch die ganze nach an der Mühle und wachte über das Feuer.
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#12
Still lag der ausgebrannte Teilbereich des Südwaldes da. Die räuberischen Flammen, von Menschenhand geschaffen, hatten allem Leben, dessen sie habhaft werden konnten, ein Ende bereitet. Aber war es nicht immer so, dass nach einem Waldbrand schon bald neues saftiges Grün zu sprießen beginnen würde? Den Boden dafür hatten die Menschen zumindest geschaffen. Ob Baum oder Strauch, Gras oder Pilz, alles war ein Opfer der Flammen geworden. Allein die in weiser Voraussicht angelegte Feuerschneise konnte ein übergreifen der Flammen auf weitere Teile des Südwaldes verhindern.

Einzig die grünlichen, unnatürlichen Flammen hatten den Bemühungen der Menschen zum Trotz gänzlich unbeeindruckt weiter vor sich hin geflackert. Ein weiterer Beweis, dass sie weder Nahrung noch Luft brauchten um zu bestehen. Doch waren die seltsamen Pilzranken ebenso Opfer der Flammen geworden wie die einheimische Flora. Wer auch immer den Mut besaß, sich nun der Flammen zu nähern, konnte dies immerhin unbelästigt tun.
... und wenn Dich das nächste Mal jemand fragt, ob Du ein Gott bist, dann sagst Du: JA!
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#13
Das Ritual im Thalwald war ein Erfolg, wie Cahira es jedenfalls beurteilen konnte. Sie hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet, aber Kordian, Alec und sie selber konnten mit Hilfe von Innes Weber, einer Priesterin aus Löwenstein, die wenigen umherirrenden Säurewesen rasch zur Strecke bringen, während Anouk, Keldron und Anabella den Beistand der Götter erbaten.

Was sie im Anschluß erfuhren, war weitaus erschreckender. Bei dem Phänomen handelte es sich wohl um einen Riss des Abyss, für den eine enorme Kraft benötigt würde und die Hexer zu schlimmen Taten verleiten könnte. Die Truppe an jenem Abend schien jedenfalls von dieser Information regelrecht ermattet. Sie hatten zwar einen Sieg errungen, aber jener erschien nur wie ein Kieselstein im Schatten eines gewaltigen Gebirges; Löwenstein und Südwald galten so rasch wie möglich zu befrieden.

Wie Kordian angeordnet hatte, beging sie die Stelle im Thalwald die nächsten Tage im Wechsel mit den beiden Recken, um nach eventuellen Überbleibseln des Einschlags zu suchen und Tieren, die noch von deren Auswirkung betroffen waren, von ihrem Leid zu erlösen. Es war eine willkommene Abwechslung zu ihren sonstigen Pflichten, obschon ihr Ehemann wohl dagegen protestiert hätte. Und sie fühlte sich nicht mehr ganz so hilf- und ratlos. Sie hatte das Gefühl, etwas tun zu können. Einen Schritt nach dem anderen.
 

[Bild: ll8vik85.png]
[Bild: Cahira-Sig.jpg]
Herzlichen Dank an Morrigan!
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#14
Sie war froh über den Trubel und die Arbeit und die Erschöpfung. 
Natürlich hätte sie sich schönere Gründe zur Ablenkung gewünscht, wenn man sie gefragt hätte, aber man nahm was man bekommen konnte.
Dass das Ritual ein Erfolg gewesen war, zumindest im Rahmen des Möglichen, erfüllte sie mit Stolz. Es war noch nicht wieder gut. 
Es war wie eine Wunde. Sie hatten sie so gut es ging versorgt und gaben nun gut acht, dass nicht irgendwer darin herumbohrte oder den mühsam angelegten Verband abriss und nun dauerte es seine Zeit bis es ganz verheilt war.

Sie war dankbar für die Ablenkung, die Aufgabe und die Gesellschaft. Jede freie Minute nutzte sie um auf den kleinen Flusslauf ei Auge zu haben. Gleich einem guten Heiler, mühte sie sich die Wunde immer mit neuer Heilsalbe zu versehen um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Nur dass ihre Salbe aus kleinen Opfergaben, Gebeten und Liebe bestand. Sie mochte diesen Ort. Es war ihr allererstes Ritual gewesen und dieser Ort würde, in ihrer Sentimentalität für sie etwas Besonderes bleiben. Also wurde ihr Proviant mit de Fluss geteilt und wenn es still war, sang sie bisweilen. Sie hatte so lange nie mehr gesungen und nun hatte sie es getan während alle zugehört hatten. Aber nun würde sie wieder öfter singen, allerdings dann wenn es niemand hörte. Außer ihr und den Göttern zumindest.
Das Wasser wurde immer wieder geweiht. Natürlich waren es keine so großen Effekte, aber es würde sicher auch nicht schaden. Das wichtigste war nun Zeit.

Ana war dankbar um die Gesellschaft. Egal ob es Cahira war die Wache hielt, Kordian oder sich Anouk oder Keldron oder Alec oder sonstjemand dorthin verirrte, alles war dem leeren Haus vorzuziehen gerade. Auch wenn sie allein die Wache übernahm, hatte sie zu tun. Das war gut. Sie würde nicht den Fehler machen wie damals in Candaria oder in Löwenstein und in dumpfes Brüten verfallen.

Bald würden sie sich an da zweite Problem machen müssen und dann  blieb immer noch eines. Und bis dahin, so hoffte sie, würden sich keine weiteren Schrecken auftun.
So sehr es ihr im Magen lag, nicht zu wissen woher diese Bedrohung von Grund auf kam ud wer es zu verantworten hatte, so würde sie sich, wenn auch mit latenten Bauchschmerzen, damit zufrieden geben, dieses Problem nicht zu lösen, so fern nichts weiter passierten würde.

Aber ein Schritt nach dem anderen, und auf die Götter vertrauen... das war ihr Plan. Was blieb ihnen auch anderes übrig?
[Bild: Anabella-Signatur.png]
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#15
Ein anderer Ort, vor drei Tagen.

Kara. Kara war Fischerin. Kara war immer früh Morgens an die Ufer gezogen um die Reusen zu überprüfen, zu leeren oder nach Bedarf neu auszuwerfen. Das war Kara bis vor zwei Wochen gewesen. Jetzt war sie wie jeder andere mit einem Speer, Schwert oder anderem Mordwerkzeug bewaffnet auf der Festungsmauer. Zumindest wäre sie das gewesen, wenn sie sich nicht vor Schmerzen krümmend in den Händen von Richard winden würde. Das Gesicht schmelzend bis auf den nackten Knochen. Irgendeine Art von Säure hatte sie beim letzten Angriff getroffen. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie sich mit Galgenhumor versucht Mut zu machen und nun lag sie da, röchelnd, zu keinem klaren Laut mehr in der Lage. "Oh ihr Götter, lasst sie doch endlich sterben" murmelte Richard, ein gestandener Kerl von knapp 38 Wintern, der sich meist um das Feuerholz kümmerte. Aber auch das war seit knapp 2 Wochen keine Aufgabe mehr gewesen, die scheinbar wichtig war. Seit jener götterverfluchten Nacht, als der "grüne Tod" ihre Heimat heimgesucht hatte. Alles hatte sich seit dem Erscheinen des Leuchten verändert. Noch am nächsten Morgen waren sie ausgezogen, um sich bei Tageslicht ein Bild von den Erscheinungen in ihrem kleinen Forst zu machen. Mit gut zwei dutzend Einheimischen hatten sie herum gestanden, gegafft, gerätselt und waren doch nicht schlauer wie anfangs. Doch nahmen die Dinge schon ein paar Stunden später eine wesentlich dramatischere Wendung, als die erste fahle Gestalt durch das grüne Schimmern kam. Sie wirkte zuerst ziellos und irrte unsicher umher. Doch nach nur kurzer Zeit bewegte sie sich zielstrebig auf die Siedlung zu, bis es den ersten Mann erwischte. Dannach hatte niemand mehr Zweifel, dass die ganzen Angelegenheit sehr bald, sehr hässlich werden würde. Und sie sollten Recht behalten.

Kein Tag verging, an dem sich nicht ein neues Grauen seinen Weg zur Siedlung bahnte. Bekannte, Freunde und Familie starben rasch. Bei jeder Versammlung im Kern der Festung wurden die Namen verlesen und jedem fiel auf, dass es immer mehr freie Plätze gab. Dafür wurden die Gruben am Ufer immer voller. Ganz nüchtern betrachtet, war für diese Menschen das Ende der Welt gekommen, in Form eines grünen, unaussprechlichen Schreckens. Zumindest aber - soviel war sicher - das Ende ihrer kleinen, friedlichen Welt.
... und wenn Dich das nächste Mal jemand fragt, ob Du ein Gott bist, dann sagst Du: JA!
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#16
Sie war dem Aufruf des Ritter des Herzogtums Drachenthal gefolgt und als sie in Rabenstein auf dem Pier an ihrem Hauptmann vorbei stiefelte wusste sie instinktiv das wieder einmal lange Nächte, fiese Wachstellungen, Schweiß, Blut und Schmerzen auf sie warteten.

Sie vertraute ihm wie eh und jeh. Man konnte und durfte seinen Hauptmann nicht allein lassen, niemals. So stieg sie raschen Schrittes auf das große Schiff und mitten hinein in einen bunten Haufen kleiner Gruppen aus Raben, Ravinsthaler Garde, Löwensteiner Gardisten, einem Jäger und noch ein paar eher verloren wirkenden Abenteurern.
Die Mannschaft an Deck war gut besetzt und schien erfahren, was die Überfahrt ein wenig angenehmer erscheinen ließ. Während der Fahrt beobachtete und sondierte sie die kleinen Gruppen, um ihre Position und Vertraute im bald folgenden Kampfgeschehen auszumachen. Sicher wusste der Hauptmann was er tat und wen er mit wem zusammen steckte, doch ihr fehlte das Training in einer festen Einheit und so war sie froh alte vertraute Kameraden auszumachen.

Wie zu erwarten musste sich an Land alles erst einmal finden und formieren. Die Ankunft blieb unerwartet ruhig und sanft. Doch die Insel ... sie wirkte bedrückend, unwirklich und ein wenig beängstigend Still.

[...]

Als die Dämmerung herein brach sehnte sich Freya die Zeit der Ankunft herbei, als der Körper noch nicht übersät mit blauen Flecken, Schürfwunden und die Rüstung Blut verschmiert war. Sie hatte sich mehrfach wacker behaupten können, doch wusste sie genau das es ein - zwei Mal verflucht knapp gewesen war.
So vor sich hin grübelnd hielt sie tapfer Wache im Durchgang der Westmauer in Richtung Friedhof. Immer wieder darauf bedacht nicht allein zu bleiben und mit den anderen Wachenden ein paar Worte des Mutes und des Wachbleibens zu wechseln.
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#17
Zeit vergeht in Träumen anders als in der Realität. Minuten werden zu Stunden, zu Tagen, zu einer Ewigkeit. Zeit hat in Träumen keine Bedeutung. So vieles kann passieren in einem einzigen Traum – oder gar nichts. Manchmal ist da einfach Nichts, nur Schwärze und Leere. Und wie sehr sehnt man sich nach diesem Nichts und der Schwärze, nur um den Alpträumen, die sich Nachts in Gedanken schleichen und sich wie die Unendlichkeit anfühlen, zu entkommen? Nur einen Trost gibt es – irgendwann erwacht man auch aus dem schlimmsten Alptraum. Nur um dann womöglich festzustellen, dass selbst das Wachsein einem Alptraum gleicht.

 
Als sie also erneut vor der imposanten, grauenerregenden, dämonischen Kreatur stand, wusste sie, dass es lediglich ein Traum war. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie keine Furcht empfand. Nicht vor dieser Kreatur, nicht vor den Klauen, die unablässig das Erdreich aufrissen, um den abyssalen Spalt Stück um Stück zu vergrößern. Nein, es war nicht diese Kreatur, die es zu fürchten galt. Denn sie war lediglich ein Diener, ein Handlanger einer weitaus mächtigeren Präsenz.
Die Gestalt, die hinter dem Dämon wandelte, gut verborgen hinter dem grünlich-giftigen Feuer, das unentwegt aus den Rissen drang und einem die Luft zum Atmen nahm.
Isabelle stand auf einem flachen Stein, der gerade genug Platz für ihre nackten Füße bot. Der Stein fühlte sich glatt an, weich sogar, als hätten die Jahrhunderte an Wassermassen den Stein zu seiner Perfektion geschliffen. Das Meereswasser ging ihr bis zu den Knöcheln und war eiskalt. Nicht vergleichbar mit der Kälte Nortgards, nein - eine tiefere, unendliche Kälte, die in jeden Winkel ihres Körpers drang, bis sie ihr Herz fest umschlossen hielt. Nicht unweit vom Ufer stand sie, auf diesem perfekten, glatten Stein, starr vor Kälte, während sich das Grauen das sich vor ihr abspielte, in ihren Augen widerspiegelte.
Während der Dämon unentwegt und gewissenhaft seinem Werk nachging, schienen sich die Giftschwaden zu teilen, um einer Gestalt Platz zu machen. Fast ehrfürchtig wirkte es, als ob die Gestalt die Elemente beherrschte, wie sonst niemand. Der Gestalt, so ungewohnt vertraut, schien Eile ein Fremdwort zu sein und so bewegte sie sich ohne Hast, aber zielstrebig auf Isabelle zu. Das Meereswasser teilte sich nicht zu seinen Füßen, doch schien es obwohl es in der Nacht ohnehin schwarz war, noch schwärzer zu werden, als er in das kühle Nass stieg. Dunkle Ranken bereiteten sich nach allen Richtungen aus und schienen jegliches Licht, selbst das des Mondes, zu absorbieren.

„Kyron“ .. nicht mehr als ein Hauchen, das die bläulich-verfärbten Lippen verließ und doch war es so viel mehr als nur ein Name, ein Wort. Zwei Finger griffen grob nach ihrem Kinn, zwangen sie den Kopf zur Seite zu neigen. Triumph in den ihr so vertrauten Augen, der aufflackerte, als sich seine Lippen unerwartet sanft auf ihre legten. Wäre ihr Herz nicht zu Eis gefroren, Hass und Liebe, Abscheu und Verlangen würden nun in ihr um den Vorrang streiten.
Doch noch während sie den Kuss erwiderte, begann sein Gesicht zu schwarzem Schleim zu zerfließen, sich zu wandeln in eine viel grauenvollere Gestalt. 

„Du gehörst mir“ flüsterte Kyrthon Dureth in ihr Ohr.
Ein Schrei, der scheinbar ihr eigener war, riss sie aus ihrem Alptraum und ließ ein Gefühl von nacktem Wahnsinn zurück.

„Was willst du?“ flüsterte sie in die Dunkelheit, ohne je eine Antwort zu erhalten.
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#18
Das Schwert wurde geborgen. Julia hatte sich entschlossen die erste Nachtschicht anzutreten um darüber zu wachen. Es war ein langweiliger Abend zu erwarten, wo sie nichts tun wird, außer Stunden lang auf das goldene Schwert zu schauen. Es wäre gelogen zu behaupten, in ihr würde nicht die Verführung lodern es an sich zu nehmen. Mit erhobener Klinge mutig dem Feind entgegen treten und ihn wie Korn niedermähen.

Doch wird es dazu nicht kommen. In der Nacht erhielt sie unerwartet Gesellschaft der für einen Umtrunk Met mitbrachte. Ohne einen zweiten Gedanken nahm sie den Met zu sich. Erst ein Schluck, dann ein Zweiter. Glasig wurden ihre Augen, ihre Worte kamen ungehemmter und ihr Körper entzog sich mehr und mehr der Kontrolle. Die Augen wurden immer schwerer bis sie sich nicht mehr öffneten. Ein leises Schnarchen kündigt von ihrem Eintreten in das Land der Träume. Die geheime Zutat im Met hat seine Aufgabe bestens erfüllt.

Mit der Wache am schlafen war das Schwert kurz daraufhin verschwunden.
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#19
Der Sog war ohne Abgrund. Ein Maelstrom der Partikel, der selbst die kleinsten Lebewesen wie eine Zunge aus der Asche leckte und hinauf riss in eine Welt, die nicht die Wahre war. Xixnrir war nicht sein richtiger Name, doch kam dies dem Klackern von Spinnenmandibeln am nächsten. Kaum mehr als ein teerartiger Pfropfen abyssmalischer Korruption. Kaum mehr als eine eitrige Pustel auf dem Leib des Unendbaren. Kein passabler Gegner für den Sog. Als es aus dem Staub gerissen wurde, entlockte es dem Sog nicht einmal einen Moment des Schluckaufs.
Der Weg war ein Langer, die unirdischen Kräfte schiere Folter, die den letzten Schorf der Niederhellen von seinem Leib rieben. Und als Xixnrir durch die Pforte gespien wurde, blieb nichts als ein schwarzer Nebel, willenlos den Wünschen seines Herren unterworfen.
Sein Herr gierte.
Sein Herr grollte. 
Grollte den Menschen, die den Ort seiner Ankunft verpesteten. Grollte den glänzenden Waffen, den Gebeten, den Weihungen, dem stolzen, ehernen Willen des gerüsteten Trupps.
Hätte sein Herr und Meister seinen Leib bereits durch die Pforte winden können, er hätte diese Sterblichen vom Antlitz der Welt entfernt wie ein Pferd ein Staubkorn von der Flanke schüttelte. Viel mehr waren sie nicht, diese seltsamen Kreaturen, die sich in Fleisch und Blut und Wärme hüllten und an den Tod glaubten.
Xixnrir kannte keinen Tod. Es ist. Für es war es ein Leichtes, sich dem Willen seines Herren zu beugen. Ein Leichtes, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass es alsbald sein Auftrag erledigt in Einzelteile zerfetzt und in den Abyss zurück gespien werden würde. Durch diese seltsame, befremdliche, bedrohliche Welt zu gleiten, die gefüllt war mit Widerständen, Gewicht, Nässe.
Die Strahlen aus Licht stachen, so schütter sie von dem kleinen, weißen Ding über ihm hinab gesandt wurden. Es war weniger der Drang des Überlebens, als eher der unbeugsame Drang, seine Aufgabe zu erfüllen, die Xixnrir von einem nächtlichen Schatten zum nächsten treiben ließen, stets dort rastend, wo die Finsternis am Tiefsten war. Es vermied die fackelbewehrten Wesen oben auf der Mauer, stattdessen hielt es sich im Schatten des Walls, und floss träge auf den Torbogen zu, der sich an der Südseite des Gebildes erhob.
Dann schob sich eine weitere Präsenz in Xixnrirs kleine Welt. Sie war anders. Es war anders. Roch nach violett und schmeckte nach brodelnden Gefühlen. Es zögerte. Schwebte. Schätzte ab. Und auch das Wesen hielt inne, betrachtete die Finsternis, legte das runde, bewachsene Ding ganz oben schief, als würde es lauschen.
Keine Gefahr. Kein stechendes Licht. Keine ätzenden Gedanken. Als wäre dort ein Loch in der sterblichen Welt.
Ein kurzes Zögern, ein Abwägen, dann floss der schwarze Nebel vorwärts, sickerte durch Rüstung und Wappenrock, und verbarg sich in all den Ritzen und Fugen zwischen Leib und Leere, als hätte es immer schon dorthin gehört.
Der Leib unter dem Metall schauderte, verharrte, wog ab wie Xixnrir zuvor abgewogen hatte.
Dann setzte das Wesen sich wieder in Bewegung. Durch den Bogen. Durch das brennende Licht. Vorbei an den ätzenden Gedanken. Wie ein schützender Kokon.
Durch die Gasse, vorbei an Häusern, bis sich endlich ein Spalt von Schatten neben dem Weg auftat. Xixnrir ballte sich zusammen bis er nichts als eine lange, kondensierte, unkörperliche Schnur aus Finsternis war, und schoss hinfort in die Nacht. Das Wesen hielt nicht einmal inne, zog seiner Wege.
Und Xixnrir folgte den ätzenden Gedanken, wich aus, umrundete, stetig suchend, stetig forschend, bis es fand was es suchte.

Den Kopf der Schlange. Sein Werk konnte beginnen.

In den frühen Morgenstunden des sechsten Nebelungs brach im Dort Alarm aus. Der edle Ser, so riefen die Wachen, sei zusammengesunken auf seinem Wachplatz gefunden worden. Die Ablöse habe nichts gesehen. Er sei nicht tot, nicht sichtbar verletzt, atme und sei bis auf die nächtliche Kälte, die ihm zugesetzt habe, auch nicht offensichtlich dem Tode nahe, aber wecken, das würde nicht funktionieren.
Der edle Ser scheine in einer Art von unnatürlichem Traum festzustecken.
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#20
Als Anouk erfuhr, was geschehen war, rannte sie so schnell sie ihre Füße trugen. Ohne Rücksicht stieß sie umherstehenden Männer und Frauen beiseite, um es mit eigenen Augen zu sehen. Für einen entsetzlich schmerzhaften Moment glaubte sie, Kordian sei tot. Aber er atmete und sein Herz schlug noch immer. Sie ließ ihn in den Schlafsaal über dem Hauptquartier bringen und in eines der Betten verfrachten. Dort befreite man ihn von seiner Plattenrüstung, dessen Teile sorgsam neben dem Bett aufgestapelt wurden. Als die Arbeit erledigt war, schickte sie die Umstehenden fort - sie wollte für ein paar Stunden allein mit ihm sein.

Den Kopf auf seine Brust gebettet, kauerte sie vor seiner Schlafstatt. Tränen rannen ihr heiß über die Wangen und sickerten in das Laken, mit dem er zugedeckt war. Ihre Finger strichen sanft über seinen Haaransatz und die grau-melierten Schläfen. Sie beobachtete, sie bangte, sie hoffte so sehr auf ein Zeichen der Reaktion. Sie begann zu beten, zu bitten, zu flehen, die Götter mögen ihn wieder erwachen lassen; doch nichts geschah. Kordian schlief und träumte. Gelegentlich konnte sie seine Augenlider zucken sehen und manchmal spürte sie, wie sich seine Muskeln unter dem Laken anspannten. Sein Schlaf war unruhig, aber kein Fieber plagte ihn. "Bitte, verlass mich nicht, Liebster", flüsterte sie und küsste ihn auf die Stirn, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. Er war ganz weit fort von ihr.
[Bild: Anouk-Signatur.png]
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