Der alte Bauer...
#1
Der alte Bauer ist tot. Und begraben.

Der junge Bauer hat ihn gerufen und gesagt: "Ich hab genug Soehne fuer die Arbeit.
Ich brauch Dich nicht. Du kannst gehen, wohin du willst. Du bist frei."
Dann gab er ihm einen kleinen Beutel mit zwei Schillingen und einigen Hellern.

Gehen? Wohin denn? Er war doch noch nie woanders gewesen, als auf dem Einoedhof, wo er geboren war, wo seine Mutter, die Grossmagd, begraben lag.

Nachdem er sich vom Grab seiner Mutter verabschiedet hatte, machte er sich schweren Herzens auf in die grosse Stadt. Die Stadt, wo der Koenig wohnt! Die Stadt, wo man das Gold auf den Strassen finden kann, wenn man sich nur bueckt.

Mit dem, was er auf dem Leib trug, einem kleinen Bogen, ein paar Pfeilen, einem Dolch und mehr Geld, als er je vorher auf einem Haufen gesehen hatte, stand er nach einigen Tagen auf dem Marktplatz von Loewenstein, und gaffte die riesigen Gebaeude an.

Von da an gings Bergab.
"Ich brauch keinen Gehilfen!" - "ich brauch nen Gesellen, keinen Hilfsarbeiter!" waren noch die freundlichsten Antworten, die er auf der Arbeitssuche bekam.

Und die Preise! Fuer eine einzelne Birne musste er mehr zahlen, als er auf dem Hof als Wochenlohn erhalten hatte.

Da er sich auch keine Unterkunft leisten konnte, lernte er schnell, dass die Stadt nachts den Ratten gehoerte.
Nachdem ihm ein freundlicher Wachmann erklaert hatte, wo ein Geschaeft war, welches Rattenfelle aufkauft, ueberlegte er sich, dass Rattenjagen doch gar nicht so schwer sein duerfte. Auf dem Hof hatten das die Hunde und Katzen ganz alleine erledigt.

Also kaufte er fuer seinen ganzen Reichtum Pfeile. Elf Heller fuer jeden Pfeil! ein ganzes Vermoegen!
Mit den paar Pfeilen, die er sich leisten konnte ging's dann auf Rattenjagd.
Aber klein waren die Viecher. Und schnell.
Eine Ratte zu erlegen kostete ihn mehr Geld fuer kaputte Pfeile, als er fuer's Fell bekam.

Als er kaum noch Pfeile hatte, fing er an, Ratten mit dem Dolch zu jagen.
Zerkratzte und verbissene Arme und Beine waren der Lohn.
aber immerhin blieb nun genug Geld uebrig, um billiges Essen zu kaufen.

Vielleicht geht's ja nun wieder Bergauf?
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste