Flussgedanken
#1
Es war bereits viel später als sie sich normalerweise trauen würde alleine raus zu gehen, oder sich überhaupt tief in der Nacht irgendwo im Freien aufzuhalten. Die Angst, dass irgendetwas dabei passieren könnte, oder jemand anderem Sorge bereiten könnte das sie nicht aufzufinden ist, wo man sie normalerweise erwarten würde, waren viel zu groß als dass sie das öfters tuen würde oder könnte.


Seitdem sie aber herausfand was gewisse alchemische Mittel mit ihr taten, ob hoch oder niedrig dosiert, was ihre Gelangweilheit, ihre oftmals schlechte Laune und eben auch die Ängste betraf, ging es ihr deutlich besser, zumindest was ihre eigene Meinung betraf.

So war alles seit ein paar Tagen wie davon geweht, keine allzu schlechten Gedanken, keine Angst, kein Nichts. Neutralität und ab und zu Euphorie gegen wenige negative Aspekte wie Müdigkeit und die ein oder andere Halluzination, genug für sie um jene Mittel weiter zu nehmen.

- - - - - 

Jedenfalls fand sie sich diesen Abend an irgendeinem Fluss in Ravinsthal wieder. Eigentlich wollte sie nach Hause reiten, doch lockte sie etwas völlig banales, es war wohl das Schilf, an das nahe Ufer um sich dort in den nassen Sand zu legen, mit Rüstung, Kleidung, allem was sie bei sich hatte. 
Immer wieder berührte der leichte Wellengang sie, sie etwas durchnässend, ihr irgendwie das Gefühl des Schwebens gebend.

Mit einem Mal kam eine große Welle, viel zu groß für diese Gegend überhaupt, nahm sie einfach mit in die Tiefen des Wassers als würde sie nichts wiegen.
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#2
Gedanken.
Gedanken waren meistens nichts gutes für Avinia. Oftmals tarnten sie sich als etwas Positives, nur um dann wieder ganz anders erscheinen zu können
und sie wieder in den Abgrund zu ziehen, aus dem sie gerade erst entkommen war.

Dieses eine Mal war es der Mond, der sie so sehr in jene vertiefen ließ.
Eine weise Frau, zumindest aus Avinias Sicht, hätte man sie danach gefragt, sagte ihr einmalst: "Auf dem Mond sieht man sich wieder."
Oder zumindest so ähnlich, den genauen Wortlaut behielt sie da lieber für sich allein.

Diese Nacht begab sie sich auf die "Mondmauer", einem Ort der, unter diesem Namen, nur ihr bekannt war und es wohl auch bleiben sollte.
Mit ihrem Mittelchen in der einen Hand, einer kleinen Kerze in der anderen, kletterte sie die Stufen Stück für Stück hinauf, es kam ihr vor
als wären es Hunderte, bis sie schließlich oben ankam, an den Platz an den sie sich noch aus vergangener Zeit erinnerte, auch wenn sich sichtlich
etwas verändert hatte.


So setzte sie sich zwischen die Zinnen der Mauer, die Kerze auf einer jener mit Wachs befestigend. Ein kurzer absichernder Blick folgte das Mauerwerk hinab
in die Tiefe, ohne wirkliche Angst vor dem Fall, wo sonst immer Angst gewesen wäre.


Dann galt ihr Blick dem Mond. Jede einzelne Form die sie auch nur irgendwie erkennen konnte begutachtend, abschätzend, und auch ein paar
Erscheinungen, die vielleicht nur in ihrem Kopf sichtbar waren.


Irgendwann, es waren sicherlich bereits ein paar Stunden vergangen, berührte sie eine Hand von hinten.
Es war eine bekannte Berührung, irgendwie, und dann machte es "Platsch!".


Zumindest in dieser einen Nacht würden die Gedanken positiv bleiben.
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