[Artikel] Sozialkompetenz, der Schlüssel
#1
Hier würde ich gerne einige Artikel vorstellen, die meiner Meinung nach gewisse Grundproblematiken auf einem Rp-Shard aufgreift, sich auseinander setzt und teilweise löst. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass diese Artikel nicht von mir sind. Diese Artikel sollen keine Kritik sein!
Die Quelle ist http://www.rollenspielelite.de


Inhaltliche Version 1.0 vom 18. September 2003

Menschen machen Fehler

Ein Rollenspiel bedingt fast schon zwangsläufig den Kontakt zu anderen Menschen, denn wer alleine in andere Welten eintauchen möchte, der liest ein gutes Buch oder schreibt selbst. Der Umgang mit anderen ist aber niemals ganz einfach und erfordert immer ein großes Maß an Toleranz und Rücksichtnahme, wenn man sich nicht gegenseitig zerfleischen möchte.

Dieses verf***** Ar***l*** macht mir mein Spiel kaputt!

Denn es ist nun einmal leider so, dass es eigentlich keinen Menschen gibt, der nach allgemeingültigen Maßstäben perfekt ist. Selbst mit dem Herren Jesus, der laut christlicher Lehre für all unsere Sünden gestorben ist, haben ja bekanntlich einige Leute auf der Welt Probleme. Und so eine heroische Tat kann niemand für sich beanspruchen, der momentan ein Spiel spielt. Der gute alte Spruch von der eigenen Nase, an die man sich zuerst fassen sollte, verliert folglich nicht an Aktualität. Egal, wie der Andere sich verhält, in der Regel geschieht es nicht aus Böswilligkeit (es gibt Ausnahmen…), sondern aus Unwissen oder einer anderen Interpretation der Situation heraus, die nicht zwingend falscher sein muss, als es die eigene ist

Ich hab’ mehr Drachenköpfe als du, däh!

Es liegt wohl in der Natur des Menschen, sich mit anderen zu vergleichen, um eine Ahnung von der eigenen “Wertigkeit” zu bekommen. Wie intensiv das auch immer ausgeprägt ist und zu Tage tritt, es kann immer nur eine relativ richtige Wertung sein, da sie nur auf einer Auswahl an Faktoren, die je nach Gruppe unterschiedlich sein können, besteht und diese in einem Rollenspiel oft genug nach individuell vorhandenen Vorlieben und Meinungen gewichtet werden. Trotzdem findet dieses System immer Anwendung, wenn einmal wieder von dem unmöglichen Verhalten einer Person die Rede ist oder die Spielleitung ihre Definition von “gutem Rollenspiel” umsetzt. Von den Unzulänglichkeiten einmal abgesehen, sind solche Maßstäbe jedoch notwendig, um eine stimmige Welt zu haben, in der sich die Zielgruppe von Spielern/Spielleitern geborgen fühlt. Leider kann es bei diesen Verurteilungen, insbesondere wenn sie durch persönliche Antipathien gegenüber dem Mitspieler beeinflusst sind, zu sprachlichen Entgleisungen und fragwürdigen Handlungen kommen, die in der Form einfach nicht korrekt sind, wenn man miteinander spielen möchte.

Leute, wisst ihr was DER schon wieder gemacht hat?

Das beste Beispiel dafür sind die sogenannten öffentlichen Anprangerungen, bei denen einzelne Personen oder Gruppen durch einen emotional und wenig abwägend gehaltenen Beitrag auf einem der üblichen Kommunikationswege (Forum, IRC, ICQ) diffamiert wird. Insofern der oder die Angesprochenen überhaupt die Möglichkeit haben sich dort zu äußern, sieht man es nur zu häufig, dass ihre eigentliche Antwort in dem Wust von Beiträgen der situationsfremden Spieler untergeht, also von jenen, die eigentlich gar nicht so recht wissen worum es geht, da sie nicht dabei waren. In der Regel werden sie dabei ihre Meinung kurz und knapp darstellen und zwar für die Seite, zu der sie sich eher hingezogen fühlen. Und wenn ein “alter Hase” gegenüber einem “Neuling” ausfallend wird, kann es für jenen ein hartes Brot sein, in Zukunft überhaupt Fuß zu fassen und so etwas wie Spielgenuß zu haben.

Der bessere Weg

Obwohl es leicht ist, selbst schnell in oben beschriebene Denkprozesse zu verfallen und es sich teilweise wohl kaum vermeiden lässt, kann man dafür Sorge tragen, die negativen Effekte der eigenen Unzulänglichkeit einzuschränken. Es erfordert eigentlich nur das Rückbesinnen auf einige Basisverhaltensformen, die der Grundstein unserer Gesellschaft sein sollten.
Sachlichkeit

In allem, was man der Öffentlichkeit über andere Personen sagt und schreibt, hat man darauf zu achten, nur fundierte und wahre Aussagen niederzuschreiben. Was irgendjemand einmal über irgendjemanden gesagt hat, kann keine Grundlage dafür sein, an einen anderen heranzutreten und an ihm Kritik zu üben. Es ist auch keinem damit geholfen, wenn man seine persönliche Abneigung gegen einen Mitspieler in möglichst farbige Beschimpfungen kleidet und netterweise die anderen daran teilhaben lässt, die sich, eine Schüssel Popcorn zur Hand, gemütlich zurücklehnen können oder selbst zum Teil der Seifenoper werden. Anders sieht es allerdings aus, wenn Kritik zumindest in einem neutralen Ton vorgetragen wird. Das erleichtert nicht nur die Lesbarkeit, sondern ermöglicht es auch dem Gegenüber in ähnlicher Form darauf zu antworten, was sich bei einem Beitrag wie beispielsweise “Du bist doch ein dummer Wixer, so wie du spielst” schon etwas schwieriger gestaltet.

Waagschalendenken

Der Ton allein macht es auch nicht, dem Inhalt kommt selbstverständlich eine nicht minder wichtige Rolle zu. Bevor man sich an die Öffentlichkeit wendet, sollte man sich sicher sein, die vorliegende Situation eingehend aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet zu haben. Niemals die Hand an der eigenen Nase vergessen, auch wenn es etwas grotesk aussieht. Da der Andere/die Anderen auch nur Menschen sind, sollte es in der Regel nicht sonderlich schwer fallen, sich in ihre Lage und Position zu versetzen und darauf eigene Handlungsmuster anzuwenden. Ein Beitrag, der nicht vorschnell zu einem Urteil kommt, sondern abwägend geschrieben wurde, ist immer mehr wert, als eine einseitige Denkweise und zeugt von Charakter, auch wenn das Endergebnis sehr wohl wenig “Gutes” an der anderen Partei lassen kann.

Rücksichtnahme

Die Fähigkeit sich sprachlich auszudrücken ist nicht bei allen Menschen vergleichbar weit ausgebaut, ganz im Gegenteil, je nach angeborenem Talent, erlerntem Wissen und Stufe der persönlichen Entwicklung gibt es eine ungeheure Bandbreite von Ausprägungen. Das zeigt sich zum einen bei den Geschichten der Teilnehmer, die obligatorisch für ein Rollenspiel sind, und zum anderen auf den verschiedenen Kommunikationskanälen in der Art und Weise, wie Beiträge verfasst werden. Nicht jeder ist in der Lage für eine bestimmte Beschreibung genau die richtigen Worte zu finden oder eine Begebenheit so zu erläutern, das sich ein unmissverständliches, wertneutrales und klares Bild herauskristallisiert. Das sollte man bedenken, bevor man sich an einen (antwortenden) Beitrag macht.

Auch weiß nicht jeder Mensch alles und so manches Fehlverhalten basiert einzig und allein auf Unwissen, was zwar bedauerlich ist, aber durchaus vorkommen kann und solange dieser Makel nicht in sturer Engstirnigkeit aufrecht erhalten wird, kann man niemandem daraus einen Vorwurf machen. Selbst der dümmste, unbequemste und ignoranteste Mitspieler hat das Recht darauf freundlich, aber bestimmt, behandelt zu werden, auch wenn er noch so irrt. Schlussendlich gibt es irgendwann noch das Privileg, den anderen zu ignorieren, aber das sollte ein allerletzter Schritt sein.
Persönlicher Kontakt

Bevor man jedoch überhaupt einen öffentlichen Beitrag herauspresst, sollte man sich überlegen, ob das überhaupt notwendig und sinnvoll ist. Der tatsächliche Nutzen eines persönlichen Gesprächs nach den oben bereits erwähnten Maßstäben ist an sich produktiver und auch friedlicher, als es der Prangerkrieg sein kann. Fühlt sich jemand vor anderen häufiger dazu berufen aus Prestigegründen starr auf seiner Meinung zu verharren und nicht davon abzuweichen, so findet sich auf der Ebene von Mensch zu Mensch oft zumindest eine kleine gemeinsame Basis, auf der man das Vorgefallene dann in gewohnter Ernsthaftigkeit diskutieren kann.

Der Weg über die Gemeinschaft ist nur dann eine Option, wenn diese Gemeinschaft davon profitieren kann oder sich die andere Person gegen eine dezentere Kontaktaufnahme ausdauernd verweigert. In letzterem Fall sollte man dann allerdings bedenken, ob in so einem Fall ein Kontakt überhaupt sinnvoll ist und man nicht viel lieber seines Weges gehen sollte, ohne den anderen noch großartig Teil des eigenen Freizeitspaßes sein zu lassen. Man muss und kann sich nicht mit jedem verstehen.

(Nicht) An die Realität denken

Eigentlich bleibt nur zu sagen, dass man ein viel besserer (Online-) Spieler ist, wenn man sich an den Regeln der realen Welt orientiert, in der man ja nun auch nicht unbedingt den anderen sofort wüst beschimpft, wenn er einmal etwas gemacht hat, das nicht so sonderlich gefällt. Orientiert man sich an den Gepflogenheiten einer höflichen und einander respektierenden Gesellschaft, so sollte es nicht weiter schwierig sein, dies auf die (Online-) Welt zu übertragen. Wer damit allerdings schon in der Welt vor seiner Tür Probleme hat (Gemeint ist nicht die Abneigung gegen Menschen, die teilen wir wohl alle.), der wird es sicher auch nicht in einem solchen Spiel lernen und wäre besser beraten, sich davon fernzuhalten.

Schlecht beraten ist man allerdings, wenn man den Ereignissen im Spiel ein ähnliches Gewicht zumisst, wie im eigentlichen Leben, denn das kann nur zu Frust führen. Der Klassiker und überstrapazierte Satz “Es ist nur ein Spiel!” tut hier wie eh und je seine Schuldigkeit.
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#2
Da die Beta in die Nähe rückt und diese Artikel wieder Relevanz haben, ziehe ich die Threads wieder hoch. Bitte diskutiert sie nicht tot Wink
"Ich kriege einfach nur Kopfschmerzen, wenn ich sowas lesen muss."
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