FSK-18 Von Met, Bolzen und einem schmalen Grat
#1
Der Weg nach Thalweide war nicht sehr weit, und die Straße gut ausgebaut. Nahe der Garnison brachte sie ihr Pferd in den Verschlag und ging zu Fuß um den See herum. Nur hin und wieder störten auf flatternde Vögel und ins Unterholz flitzende Mäuse die ruhigen Schritte der Pirschenden.

Der faulige Geruch der über gebliebenen Körperteile und der Trollexkremente waberten durch die Luft. Die rothaarige Frau mit der Armbrust am Gürtel nahm Proben von den angebissenen Körperteilen, vor allem wenn sie Speichel fand.

Imperial March

“Systheria...“ hauchte der Wind mit Unheils schwangerer Stimme.

Panik durchfuhr ihren Körper. Niemand wusste das sie hier war. Die Phiole mit der Probe landete im Gras und bliebt dort liegen. Waren dort Schritte? Es war heller Tag warum sah sie niemanden? Wie eine Spinne kriecht das dumpfe Gefühl in ihre Beine. Zu oft war sie in solchen Situationen  immer gehorchten ihre Beine und sie rannte. Doch heute nicht, als hätte etwas unsichtbares ihre Leib an diesen Ort gepfählt.

“Hallo Systheria.“ Die Stimme war so kalt wie die Klinge die sich warnend an ihren Rücken legte. Es war um ihre Fassung geschehen. Die ansonsten starke und selbstbewusste Frau stieß wieder einmal an einen Moment, der die Wälle von Willenskraft und Mut durchbrach als wären die Wälle  ein morscher Barhocker unter dem schwer gerüsteten fetten Gardisten.

“Wer bist du?“ Ihre Frage sollte mutig klingen. Sie sollte sie aufbauen, das Gefühl vermitteln hier noch nicht auf einem verlorenen Schlachtfeld zu stehen. Doch die Worte die sie tauschten, brachten keine Befriedigung. Jeder, von kalter Angst gepumpte, Herzschlag schien die Gestalt nur anzuspornen.  Irgendwann fand sich Systheria mit dem Rücken an einen Baum gepresst, wieder. Eine Hand, stark wie einer stählerne Klaue presste sich um den Hals. Sie ließ grade genug Platz um verzweifelt den Atem einziehen zu können. Ja die Rothaarige kämpfte um ihren Atem, sie wollte nicht aufgeben, obwohl ihr Gegenüber sich deutlich jenseits ihrer Klasse befand.

“Hab keine Angst. Angst schmeckt nicht gut.“ in einer grotesken Bewegung, die an eine Liebkosung erinnerte wurde Systheria eine Hand auf die Hüfte gelegt. Am Hals wurde sie empor gehoben, die Hand war geschickt. Trotzdem der Hals der Rothaarigen gestreckt und eingeengt wurde, konnte Sys auch in diesem Augenblick noch Luft erringen, es war wieder einmal schwieriger geworden aber möglich. Ruhe. Sie musste sich beruhigen. Panik würde ihr hier nicht raus helfen.

Unter der Kapuze der Gestalt funkelten schneeweiße Zähne und jene Eckzähne die manch wildes Tier als Fänge nutzt, wuchsen. Hatte Systheria heute früh schon getrunken? War dies ein Traum, nichts weiter als über Streich ihrer Sinne?
“Du darfst gerne Schreien. Hier draußen wird dich niemand hören.“
Ein Wischen des Daumens dieses Wesens reichte aus um den Kopf der Jägerin zur Seite zu biegen. Ohne eine Chance sich zu rühren klebte ihr Blick dennoch auf diesen Fängen.
Und dann näherte sich das Gesicht der Gestalt dem Körper Systherias. Kaum noch eine Hand breit Zeit blieb um zu reagieren doch jenes Bildnis dieser Dämonen ähnlichen Fänge ließ nicht zu das sie den Blick abwandte. Sie wollte sich wehren, wollte an der Maske zerren, wollte Kratzen und Schlagen. Doch ihr Blick, geheftet an jenes düstere Mahnmal ihre baldigen Todes, ließ keine Gegenwehr zu.

Die Welt verwandelte sich in einen Strudel. Richtig und Falsch gab es nicht mehr. Schwarz wurde zu Weiß und Heiß zu Kalt. Oben ward Unten und Systheria trudelte wie ein Blatt im Wind darin umher. Kaum das sie klar Denken konnte, sah sie etwas das ihr jeglichen Verstand rauben wollte. Das Wesen hatte ihres Inneres aus dem Körper gerissen. Keine Eingeweide! Nein! Vor ihr schwebte jenes Innere, welches den Geist ausmachte. Ihre Gefühle, ihre Gedanken sogar die Bilder jener die sie lieben konnte. Das dort oben war ihre Seele.. oder etwas sehr ähnliches. Und diese Bestie fraß davon. Als wäre es das teuerste Fleisch von einem Meisterkoch zubereitet zupfte es fein säuberlich Stückchen ihrer Lebensessenz heraus und verschlang sie.

Schrie Systheria? Wand sie sich unter dem eisernen Griff? Kämpfte sie? All das konnte sie nicht sagen und es war nicht mehr wichtig. Hier und Heute würde alles ein Ende finden. Ob das Wesen jenen winzigen Teil ihrer Seele sah der von Dunkelheit zerfressen war? Systheria schloss mit allem ab. Bilder ihres Lebens rauschten vorbei.

Ihre Mutter auf dem Scheiterhaufen des Mithras

Ein kleines Lämmchen, blutverschmiert in ihren Armen

Larijas Augen und ihr stets freches Lächeln

Nur noch drei Schlucke, dann wäre es vorbei. Die Zeit fließt zäh wie ein Bach von heißem Teer. Noch zwei Schlucke... Systheria die Zeit ihres Lebens jedwede Gottheit verachtet hatte suchte in diesem letzten Augenblick nach Morrigú. Würde genug von ihrer Seele bleiben, damit sie errettet werden konnte?
Dann endete es.
Von einem Lidschlag zum nächsten.
Vorbei.
Die Zähne verließen ihren Körper.

[Bild: vampire_by_vox_abattoir.jpg]

Die Welt verschwamm, graue Wolken waberten um den Verstand der Jägerin. Bilder von einem Pferd, einer kleinen Stadt und einem weichen Bett schlichen sich durch die nächsten Stunden. Oder waren es Tage? Monate? Jahre? Es war egal, sie lebte. So gut wie.
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#2
Der Wachdienst - unendliche Ruhe auf dem Ozean von Schatten, Gewalt und Monstern. Was den anderen Wachleuten eine lästige Pflicht war, erledigte die Schwarzhaarige gerne. Immer die gleichen Rundgänge, immer die gleichen Türen kontrollieren ob sie noch sicher verschlossen waren. Über dem Tor stehen und auf eine leere Straße blicken. Ihre Blicke, wach und klar, streiften über jeden Schritt des Landes. Es war wieder alles ruhig.

Eine Ruhe die sie nicht kannte. Rastlos gingen ihre Gedanken im Kreis, sie versuchte einzelne Bilder in ihrem Kopf fest zu halten.. sah sie an. Wabernde Dunkelheit.. dunkles Blut.. Schmerzen jenseits der Vorstellungskraft..



Das Bild wurde deutlicher, das Mädchen stand inmitten des Raumes, und ihr Haar fiel in glatten Strähnen zu Boden. Die Kälte die uns umgab sollte  sie zittern lassen doch sie stand nur ruhig da. Ihre Hände lagen flach an den Seiten ihrer blassen Schenkel, kontrolliert war ihre Körperhaltung und dennoch war sie nicht ihr Werk. Etwas umhüllte sie, gab ihr Kraft, gab ihr Zuversicht, gab ihr... Hoffnung. Langsam setzte ich meine Schritte um sie herum, blieb außerhalb des Lichtscheins. Mein Herz schlug schnell und doch so fest, ich war mir sicher sie konnte den Herzschlag hören. Meine Blicke kletterten über ihren Körper, ihre Haut war absolut makellos. Als ich ihr Gesicht sehen konnte kullerte eine einzelne kleine Perle über ihre Wange. Eine Träne? Schweiß, geboren aus Angst? Glitzernd fiel sie von ihrem Kinn herab, zwischen den weichen Busen hindurch, vorbei an zartem Flaum. Dann schlug die Perle auf den Boden wo sie in hunderte kleiner Splitter zersprang.

Es war vorbei, die Illusion fiel ab. Ihre Fassade von Stärke bröckelte und rieselte zu Boden in feinstem Staub. Ich wartete. Der Staub legte sich. Es hatte Stunden gedauert in denen wir beide uns nicht rührten. Selbst der Atem ließ unsere Körper kaum eine Bewegung darstellen. Mit meinen Blicken eroberte ich ihren Körper vor neuem, das rasende Herz in meiner Brust verlangte nach ihr doch was ich ihr angetan hatte.. was ich unter ihrer schützenden Illusion angerichtet hatte ließ mich schaudern. Ihre Alabasterfarbene Haut war nun ein Labyrinth. Die Hecken des Labyrinthes waren von dunklem violett und pulsierten förmlich. Schmerz .. diese Hecken bestanden aus Schmerz. Ich habe sie gesehen, ich habe sie ihr zugefügt. Doch diese glitzernde, fallende Perle galt nicht mir.. sie galt auch nicht meinem Werkzeug welches in ihre Haut gebissen hat. So wie die Perle aus Licht, war etwas in ihr schon zuvor zerbrochen. Und doch, ich sah ihre Augen, ich las in ihnen.. dort fand ich ihre Begierde. Sie hatte all den Schmerz aufgesogen. Ich stellte mich vor sie und unsere Körper berührten sich, ihr Herz raste ebenso wie meines. Und doch schlugen sie im gleichen Takt.


"Hee Dotti? Willste meine Wache auch übernehmen oder bekomme ich meinen Posten?" Sie schreckte auf. Ihr neuer Spitzname gefielt ihr nicht sonderlich aber diesen aus den Kameraden raus zu bekommen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wer war sie in ihrem Traum? Die Beobachterin, die Beobachtete oder nur eine stumme Zeugin dieses Spieles? Mühsam schleppte sie sich ins Wachgebäude, legte die Rüstung ab und zog sich um. Dienstfrei für den Rest des Tages.
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#3
Tag um Tag war vergangen. Aus einer kindischen Schwärmerei, die sie sich nicht erlauben wollte, war Liebe geworden. Liebe, sie schnaubte verachtend aus. Leute behaupteten manchmal die Liebe sei das zerstörerischste Gefühl von allen. Sie hatten Recht. Die Liebe verdrängte um sich herum so vieles oder stürzte es gar in den Abgrund. Die zierliche Blondine war sehr lange das Objekt ihrer Begierde, mehr als das. Sie hatte dieser Frau Dinge angetan die bei allen anderen undenkbar waren. Leise seufzte sie, als ihre Hand an der kondensierten Scheibe entlang glitt und den Blick nach draußen frei gab.
Träne um Träne hatte sie ihr abgerungen. Schmerz, Angst, Lust jedes einzelne Gefühl hatte sie in der kleinen Schreinerin geweckt. Diese jedoch drängte sich ihr mehr und mehr entgegen. Sie hieß die imaginären Flammen willkommen, die ihren Körper umschlangen. Sie hatte sogar den Geist der kleinen Frau vergiftet bis jene sich ausmalte, die Worte von Ihr, wären wahrhaft. Eingebildete Gäste die sie beide überraschen, Fremde die ihre gierigen Blicke an der Blonden labten und sogar Männer die Sie der willigen Frau aufdrängte. Irgendwann hatten ihre Gedanken angefangen, alles wahrhaft werden zu lassen.

Doch nun änderte sich alles. Ein Schauer lief über die Arme und den Rücken der Frau. Ihre Hand saugte sich beinahe an der kalten Scheibe fest. Jemand anderes hatte ihr Herz erobert. Sie hatte es wohl nicht einmal darauf angelegt. Und doch hatte Systheria zu lange zwischen zwei Stühlen gestanden. Seit heute fehlte einer dieser Stühle. Jene die nun  ihr Herz besaß hatte es verlangt und das mit Recht. In ihren Ohren klangen die Worte ihrer Großmutter.
"Niemand tanzt mit zwei Partnern gleichzeitig."
Ihre Augen schlossen sich und ihre Gedanken schweiften nach draußen über die Felder der Höfe und die Ebenen Candarias. Bis zu jenem kleinen See nahe Hohenquell.

Lita Ford - Close my Eyes

In ihren Gedanken trug sie die ohnmächtige Schreinerin auf den Armen. Sie trug die Frau bis zu jenem See der weitab der Wege zwischen den Wiesen und Bäumen lauerte wie ein Auge, dass in den Himmel sah.
Langsam tauchte sie den Körper der Bewusstlosen ins Wasser. Ihre blonden Haare und das dünne weiße Hemdchen saugte sich mit der kalten graublauen Masse voll. Und während ihre Haare durch die hauchfeinen Strömungen schwebten, suchte ihr Kleid nach dem Grunde des Sees als wollte es sie herab ziehen.
"Lass sie treiben, sie wird ein neues Ufer finden." Die Stimme hatte Recht und Systheria ließ den Körper los. Er ging nicht unter trotz des gierig zerrenden Kleides. Am nahen Ufer pflückte Systheria einige wilde Blumen und legte sie auf der Bewusstlosen ab.

An ihren Körper klebte das weiße Kleidchen und zwischen ihre Lippen hielt sie den dornigen Stiel einer frisch erblühten Rose.
"Zwischen dir.. und mir.. gibt es kein Wir mehr."


[Bild: Le-canzoni-di-Caino.jpg]


Systheria schreckte auf. Ihre Hand lag noch am Fenster und zitterte sachte ob der Kälte. Manchmal hasste sie ihre Gedanken.
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#4
Es war ein ruhiger Abend in Hohenquell. Die wilden Tiere hielten sich vom Dorf Kern fern und sogar der Wind der sonst immer diese kühle Brise vom Meer heran trug hielt sich zurück. Kühle Brise, verächtlich schnaubte sie aus. Die dünn häutigen weichen Südamhraner trugen schon ihre Winterkleidung und quengelten wie vier jährige über die Temperatur. Unter diesen Umständen brauchte sie aber keine zusätzlichen Runden ums Dorf herum drehen. Heute würde sie früher nach Hause zurück kehren. Leise eine alte nordische Weise summend wanderte sie die Straße entlang. Zügig verringerten ihre Schritte die Distanz zur eben jener Frau der ihr Herz gehörte. Sogar die Straßen waren ungewöhnlich ruhig für diese Jahreszeit. Keine Bauern die hektisch ihre letzten Ernten einfuhren, ja nicht einmal die Tiere des Waldes drängten sich an ihre Ohren. Es kam ihr vor als würde dieses Land alsbald wieder unter seiner weißen, dicken Decke einschlafen.

Am Friedhof entlang führten ihre Schritte sie. Dieser Ort der so viele Ereignisse gesehen hatte und noch viele mehr sehen würde. An der Mauer stand ein Kerl, Systheria schätzte ihn auf zwanzig oder eher einundzwanzig Sommer. Als würde er nach etwas suchen, glitt er an der Mauer entlang.
'Entweder ist er sehr abgelenkt, oder der schlechteste Schleicher den ich kenne.'
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie näher an die maskierte Person heran trat lösten ihre Finger die Schlaufe um ihren Rabenschnabel. Auch wenn sie noch ihre Uniform trug, die Fürstengarde Candarias hatte hier nicht wirklich Befugnisse. Dennoch würde sie diesen Dilettanten hier nicht rumstreunen lassen.

"Ihr solltet die Maske ablegen, hier in Löwenstein mag man sowas nicht."
Es kam keine Antwort, kurz sah er sie an und fuhr dann fort sich auffällig unauffällig zu verhalten. Seine Blicke huschten nervös umher. Ob er auf jemanden wartete?
"So es reicht jetzt, ich begleite euch zur Wache." von einem Augenblick zum anderen kam Leben in den kleinen miesen Schleicher. Ohne Worte oder Gesten schleuderte er ihr einen brennen Pfeil entgegen. Ihre Uniform Rüstung fing einiges vom Schaden dieses Geschosses ab. Den Schmerzensschrei unterdrückend überwand sie die letzten Schritte zu ihm hin und holte mit dem Rabenschnabel aus. Wie Elda es ihr gezeigt hatte, nutzte sie den Schwung ihrer schweren Waffe voll aus und hob den Maskierten damit von den Füßen. Seine Kiefer knirschen als sie brachen, die untere Hälfte seines Gesichtes wirkte derangiert und weich. Als hätte jemand, ein zähes Stück Fleisch, weich geklopft. Noch während er fiel, flog das zweite Geschoss und erneut wurde Systheria vom Schmerz durchflossen.

Mühsam hielt sie ihre fünf Sinne beisammen. Ihre Augen wollten ihr den Dienst versagen, ihre Sicht verschwamm. Es rang ihr einen lauten Schrei ab, gegen diese Ohnmacht zu kämpfen und sich auf die Beine zu drücken.
"Du IRRER!" Mit dem Fuß trat sie in seine linke Seite doch der Maskierte rührte sich schon lang nicht mehr. Ihre Seite schmerzte, und sehr schnell breitete sich eine warme Feuchtigkeit aus. Der Blick auf den dunklen Fleck der sich unter ihrer Rüstung bildete, bestätigte nur ihren Verdacht. Seine Feuerpfeile waren tiefer gedrungen als erwartet und die Wunde durch die Hitze nicht ausgebrannt.
"Scheiße. Verdammte Scheiße!" Sie sah davon weiter zu fluchen und machte sich auf den Heimweg. Müde lies sie sich im Wohnraum auf einen der steinernen Stühle fallen. Unter Wimmern und Zittern befreite sie ihren Oberkörper vom Wappenrock und der Rüstung und presste eine Handvoll Bandagen auf die Wunde ehe sie dann schlussendlich dem Schmerz nachgab und sich in die gnädige Dunkelheit fallen ließ.
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#5
"Angeblich sind die Maskierten nun in der Passwacht." Die Worte von Algrid weckten das sanfte klingeln im Hinterkopf. Die Maskierten... die Maskierten... die Maskierten.. als nächstes tauchte sicher eine Ausgabe der Gösselpost auf: Die Maskierten, ohne weiteren Text anbei.
"Wir haben heute das Gespräch mit der Magnifizenz der Akademie. Wir könnten danach jedoch von Seiten des Harpienpasses dazu stoßen." Der Rest des Gespräches verlief sich dann im Sande. Der Abend in der Akademie verstrich ohne das Erscheinen des Freiherren von Zweitürmen.
Der Ritt Richtung Ravinsthal war kurz und hart, als Algrid und Systheria ihre Pferde im scharfen Galopp die Reichs Straße entlang trieben. Zweitürmen näherte sich sehr schnell durch die pfeifenden kühlen Winde die ihnen entgegen peitschten. Nur wenige Stunden, und ettliche Kämpfe später waren sie mit den Truppen aus Ravinsthal vereint. Häuserkämpfe und das Sichern der Umgebung waren die geteilten Aufgaben im Gefecht. Erst als es weiterging wurden auch die Schrecken dieses Landstriches weiter offenbart.

Der Trupp, gesichert durch die Schützen und geführt durch kundige Späher stieß gen Süden vor und traf auf einen Reiter brennenden Heus. Teufelswerk, ruft die Mithraskirche, waren die Rufe die erklangen, als das unheilige Feuer gesichtet wurde. Systheria wurde klamm. Sie war nicht verkleidet, nicht durch ihre Zauber getarnt. Wenn sie nun nachforschen würde, könnte es der gesamte Kampftrupp sehen. Langsam lenkte sie ihre Schritte ein wenig abseits. Wenn sie die Pforte in ihrem inneren nur einen Spalt weit öffnete.. könnte sie die abyssischen Energien vielleicht erspüren. Es könnte möglich sein zumindest die Domäne zu bestimmen. Ob es die gleiche Pest und Seuchen verdorbene war, wie in Löwenstein?
Ihre Augen schlossen sich und einen Fingerbreit schob sie die Pforte in ihrem Innersten auf. Doch auf das was nun geschah war sie nicht vorbereitet.

Eisig kalt schlang es sich um ihre Fußgelenke.
In glühender Hitze schlang es sich um ihren Hals.

"Syyyyysssstheriaaaa"

Ein unsichtbarer Blitz durchzuckt ihren Leib.
Grollender Donner rumpelt durch ihre Ohren.

"Kleeeiiiiineeees Määääädchen"

Eintausend unsichtbare Hände reißen an ihr.
Eintausend und ein Dornen aus Schatten durchbohren sie.

Zwischen den endlosen Emotionen die durch sie drangen hob sich eine mehr und mehr hervor. Eine die sie hier und jetzt am allerwenigsten erwartet hätte. Sie presste die Hände in ihren Schoss und sank auf die Knie. Ihre Zähne und Lippen pressten sich aufeinander. Das konnte nicht sein! "Beli" Sie wollte den Namen nicht flüstern, sie wollte ihn nicht einmal denken. Jegliche Gegenwehr war umsonst. Die lachende Fürstin der dunkelsten Gelüste, überschwemmte ihren Leib und ließ sie auf den Knien ausharren. In einem Atemzug war es intensiv wie die Dornen, im nächsten hielt es an, wie die flammende Hitze um ihren Hals, doch Schluss endlich ließ, die Qualen liebende Erzdämonin, sie in einem Zustand tauber Kälte zurück. Ihre Gefühle eingefroren, auf einem Punkt allerhöchster Erregung und doch unfähig, sich zu beruhigen oder zu erfüllen. Nach außen hin war alles taub, doch in ihrem Kopf tobten Stürme. Systheria war gefangen auf einem Hochseil über einem gähnenden Abgrund und durfte weder vor noch zurück noch fallen.
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#6

[Bild: fear2.jpg]

Langsam strich die kühle Luft durch das Fenster hinein. Gleich einer liebevollen Hand glitt sie vom Nacken her ins Haar hinein und wirbelte es auf. Seine Hände fuhren über das dünne Leinenhemd hinweg, ihre Seiten hinauf. Wie Wellen die den Strand überspülen spülten sie über die Rundungen der zierlichen Rothaarigen ehe sie, an den Wangen ruhend, die bebenden Lippen der Frau näher heran zogen. Sein Kuss ließ sie zu gleichen Teilen erschauern wie ein Splitter von einem Eisberg, der ihren Rücken hinab schlidderte, und doch steckte er sie in Brand so hell, dass jede Nacht zum Tage würde. Tastend erkundeten ihre Finger seinen Rücken, jeden einzelnen seiner Muskeln konnte sie umspielen. Es verschlug ihr den Atem. Seine Nähe war so erfüllend, sogar die kleinen Schweißperlen auf seinem Körper waren anziehend wie schillernde Diamanten. 
Sie erschrak  als er ihr Hemd zerriss und ihr so den allerletzten Schutz raubte. Nun war es soweit, ihre letzte Mauer war erstürmt. Doch ihre Angst wurde versteckt unter einem warmen pelzigen Fell welches sie umschmiegte wie seine Arme es grade taten. Grob stieß er sie auf das Lager aus Fellen und beugte sich über sie. Seine Augen waren gefüllt mit Gier, auf einmal zog es in ihrem Magen als würde etwas nicht stimmen.

"Nein bitte, ich will warten." Doch seine Hände ließen kein warten zu und packten ihre Handgelenke welche sie fest in die Felle drückten. 
"Nein! Hör auf!" Doch es war bereits zu spät, ihre Angst war hervor gekrochen und hatte ihren Leib erobert. Die Schatten bäumten sich auf - von innen heraus begannen sich unter der Haut der jungen Rothaarigen sich zu bewegen. Zu spät bemerkte der Kerl dieses Treiben. Erst als sein Körper aus dem Innersten heraus verbrannte und seine stummen Schreie den Raum erfüllten. Übrig blieb nur ein verkohltes Gebilde dessen Fratze unendlichen Schrecken ausdrücken wollte. Hjalfort Bjoenson war tot, dass seine Seele jemals die Ahnen erreichen würde schien ausgeschlossen. Das letzte was seine bröckelnden Lippen von sich gaben war... Verfluchte Hexe.

Sie schreckte hoch, nass vom Schweiß klebten ihre Haare am Körper. Benommen legt sie die Hände an die Schläfen, so konnte es nicht weiter gehen. Der Besuch in der Heimat hatte ihr nicht gut getan. Zu viele alte Erinnerungen waren erwacht, Erinnerungen die besser verloren geblieben wären. Es war an der Zeit Klarheit zu schaffen. Aber dafür brauchte es keines der vier Wesen die sie begleiteten. Dafür brauchte es keine Schatten. Kaum das sie allein war in ihrem Haus in Hohenquell, verschloss sie die Türe zur zweiten Höhle. Das Versteck vor allem dort draußen. Jeder wusste es, hier unten konnten alle Zuflucht finden. Vampire, Hexe, Werwölfe - Sie fragte nicht nach dem "woher". Sie kannte ein Leben auf der Flucht nur zu gut, hatte es zulang gelebt. Hier unten, dort draußen in Hohenquell war sie eine ehrbare Frau. Eine Wache, eine Wildhüterin hier wurde sie respektiert für die Maske der Unschuld die sie trug. Es waren zu wenige die hinter jede ihrer drei Masken gesehen hatten. Einige waren schon tot, einige wandelten im Tode und andere wider rum würden nach ihrem Tode in den Flammen brennen. Aber all das.. all diese Masken, die Freunde und die Welt dort draußen, waren für heute nicht wichtig. 

In der Kohlenpfanne entzündete sie drei kleine Lederbeutel. Sie waren befeuchtet auf das sie nicht sofort Feuer fingen und gefüllt mit Mohn, welchen sie in Krötenschleim eingelegt hatte und Raspeln eines Fliegenpilzes. Die Beine im Schneidersitz übereinander gelegt saß sie vor der Schale. Während die Kräuterbeutel wabernde Nebel im Raum verteilten schrieb sie in schwarzer Tinte die Worte auf ihre Arme und Hände die sie auf dieser Reise führen sollten. 

Angst - bremst meine Schritte
Weg - offenbart sich mir nicht
Stärke - muss mich erfüllen
Einheit - muss in meinem Geist herrschen
Freiheit - werde ich erlangen

Dann legte sie sich auf den Boden, tiefe Atemzüge zog sie in ihre Lungen um sich mit den Ereignissen der Vergangenheit zu vereinigen. Dieses mal würde ihr niemand dazwischen pfuschen. Dieses mal würde sie aufräumen. All diese Altlasten durften sie nicht mehr beeinflussen. Keine von Ihnen. Nicht einmal... sie. 
My Hands tied to a Wall covered in Shadows
your Eyes burning in Flames of Darkness
My Body shivered, as your Fingers lay on my throat
"You can't break me, i choose this Path."


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