Die letzte Einladung
#11
Ein Bericht aus einem nortgardischen Wachposten:

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"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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#12
Aughril stand an der Passwacht, es wurde ruhig in der Nacht und er nutzte die Gelegenheit. Er hat einen Plan, eine Idee, nur ob sie Früchte tragen würde, dass sei abzuwarten. Mehr als experimentieren kann er ja nicht. In einem Augenblick verschwand er in der Küche und kam dann mit samt kleinem Metalkessel, einem großen Löffel und einem Eimer raus. Ein kleiner Steinkreis soll die Flamme des Lagerfeuers in Zaun halten. Und so begann der Knappe mit seinem Experiment, zuerst wird eine Flamme unterm Kessel entfacht, dann wird nur wenig vom Rindertalg abgeschnitten und in den Kessel geworfen. Es dauerte nicht lang und der Geruch von gebratenem Fett lag in der Luft. Die Zeit, die dabei jedoch verstricht nutzte Aughril, um die gesammelten Kräuter zu zermahlen und die Kräuterpampe dann zum geschmolzenen Talg hinzuzugeben. Dann begann das große Umrühren. Umrühren und umrühren und die Flammen langsam ersticken lassen, dann doch aufflammen lassen und wieder umrühren... Ein zweites Mal wurde versucht, doch zu den Kräutern gab der Waibel nun auch Quecksilber dazu. Der erste Erfolge wäre da wenigstens eine Masse zu bekommen, die man auf der Klinge auftragen kann und die sich hält, ein Waffenöl also, ein Waffenöl, dass hoffentlich gegen Schwarzblütler hilft und im besten Fall auch noch gegen das Rudel...


Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, der Wind heult über dem Dach, das fade Licht der Kerze tanzte schwach im Schutze der vier Wände.

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Und eine Feder kratzte mit gezügeltem Eifer und brodelndem Zorn auf ein Stück Pergament. Die Hand, die die Schreibfeder fast schon schohnend festhielt, begann endlich Worte zu Papier zu bringen. Es war eine Hand, bereits gezeichnet von Schnitzerei an Pfeil und Bogen, Ausnehmen und Jagen von Wildtieren und Unglücken mit dem Umgang einer Klinge, es waren die jungen Hände Aughril's, die da eine Schreibfeder führten. Die zwei Briefe wurden verfasst, der Sand zum Trocknen darüber gekippt und weggepustet, die Nachrichten eingerollt und mit einem Band geschmückt. Aughril überkam der Zorn, der Hass. Seine Hand begann zu zittern, als er eine der Nachrichten anstarrte. Die Geräusche in der Umgebung wurden stumm, das innere Brodeln wurde lauter während die Muskulatur verkrampfte.

Aus dem Nebemraum ertönt eine Männer-Stimme:

"Es ist als ob Taranis mich empfangen würde."

"Taranis bewirft nur Ehebrecher und Sünder mit Blitzen."

"Bin ich nicht auch ein Sünder-"

"Ruhe jetzt!", Aughril knallte die blanke Faust gegen den Tisch.

Es folgte einen Augenblick der Stille, bevor wieder die Stimme aus dem Nebenzimmer sich erhob:
"Du kannst nichts daran ändern Aughril. Niemand kann es."

Aus dem Raum trat ein älterer Mann, mitte 50 würde man ihn schätzen, blass und kränklich ist die Haut gefärbt, die Augen haben was von einem Toten und er legte seine Hand auf Aughril's Schulter.
"Dein Vater mag zwar nie der Krieger gewesen sein, aber er war ein Kämpfer. Er wollte unbedingt meine Krankheit heilen. Das sein Ergeiz ihn soweit treiben würde seine Söhne-" Die Hand drückte Aughril's Schulter.

"Sein Ableben, ihr Ableben ist nicht deine Schuld. Nur einer Person ist es zu verdanken."

Wieder wurde es leise, das Unwetter draußen machte keinen Halt und kündigte sich weiterhin an. Es dauerte eine Weile, bis der ältere Herr wieder Richtung Nebenzimmer schlich und fragte:
"Für wen sind die Briefe?"

"Mandres... Darius."

Der Mann starrte Aughril an, dann nickte er und verschwand im Nebenzimmer. Es dauerte wieder einwenig ehe er meinte:
"Du kannst den Beiden nichts vorwerfen. Fessle dich nicht mit Hass und Zorn *hust* Befreie dich lieber von diesen Gefühlen und finde endlich Ruhe, Aughril..."

Ungewiss wieviel Zeit vergang, als der junge Aughril da saß und mit dem Finger gegen die Tischplatte tippte. Als der Sturm sich beruhigte, wurden die Briefe denoch verschickt...

... überall roch es nun nach gebratenem Schmalz. Die Tinkturen waren, als die richtige Konsistenz erreicht war, fertig. Zwei becherähnliche Behälter wurden abgefüllt, beim Abkühlen dann war eine wachsähnliche Creme entstanden. Die Waffe wurde damit poliert und dann hat Aughril ausgetestet, ob es Wasser abweisend ist, wie lange es auf der Klinge hält, aber ob es wirklich Wirkung zeigt, bleibt noch zu hoffen...
"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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#13
Die gepanzerten Hände ruhen auf der Berüstung. Der aufmerksame, grüne Blick wandert den Weg entlang Richtung goldenem Raben. Ein Luftzug begrüßte Aughril, wie er es die letzte Zeit immer wieder an der Passwacht tat, Tag für Tag. Die Rüstung war selten so lange sauber geblieben und die Zeiten ruhiger als sonst. Nichtmal der Wald wurde so still damals im Winter, wie es jetzt die Bevölkerung ist. Aber das spielte keine Rolle, er hatte seine Aufgabe und wer würde es denn sonst tun, wenn nicht er...

Es verging einige Zeit, langsam dämmerte es und Einar trat dazu, ein kurzes Gespräch über die Lage, dann ein langes Schweigen, irgendwie genoß man einwenig die Ruhe, vorallem wo man irgendwann wieder zur Front muss. Oder hat der Waibel einfach nur das Gespräch vergessen? Schwer zu sagen.

Es wurde dunkel, die Öllampen, Laternen und Wandfackeln hat man nun anzünden müssen, um in der Finsternis noch irgendwas rechtzeitig erkennen zu können. Einar verabschiedete sich und verschwand dann die Treppen hinunter. Und die Sehnsucht packte Aughril, schlang sich um ihn und erdrückte ihn leise. Als würde es gegen jenes Gefühl helfen, atmete er tief ein und blickte hinauf zum Sternenhimmel, den einen Stern suchend. Diesen einen Stern, auf den man sich treffen würde, egal wie weit man voneinander getrennt ist.

Er vermisste ihre zarten Lippen, ihr dunkles Haar, ihr blaugrauen Augen, ihr süßes aber auch freches Lächeln, ihre melodische Stimme, ihr warmen Schenkel, ihre weichen Hände, ihren liebevollen Blick, ihr vergnügtes Lachen, das Pochen in ihrer Brust für ihn,  ihre sanfte Berührung... er vermisste seine geliebte Mika.

Der verträumte Blick in den Himmel wurde unterbrochen, es brannte sich irgendwas helles, gleißendes in die Augen. Aughril schüttelte sich, streckte die Hand schützend vor und erkannte, dass er die Wache damit verbracht hat, von ihr zu träumen, denn es waren die ersten Sonnenstrahlen, die ihn da begrüßen.

Er ritt nach Hause zu Mika direkt nach dem Dienst...
"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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#14
Die Sonne war vor gut zwei Stundenläufen in den Tag hineingebrochen und warf sein schimmerndes Licht auf den Morgentau, der sich noch in den Grashalmen, die aus dem Boden ragen, zu einem funkelnden Glänzen verwandelte. Auf den Nadeln der Bäume liegt ein kleiner, feuchter Schleier, wo sich das Licht im richtigen Winkel wie ein gleißender Mantel um den Baum herum legt. Der Bach hat sein leises und stilles Flüstern zu einem Rauschen gesteigert, was durch die Jahreszeit an den Nortgardischen Gipfeln liegen mag, die nach dem Winter ihre Wasserspeicher gierig für sich behielten, bevor es dann in Richtung des Sommers doch den klaren Silberfluss an seine Umgebung abgeben mag. In der Luft lag der saftige Geruch von Erde und Nadelbäumen, die Stille wurde oftmals von einzelnen Vögeln unterbrochen, welche durch die Landschaft glitten, auf der Suche nach passenden Ästen, um sich noch ein Nest zu bauen. Aber ein Klang erschallte zwischen den Bergwänden, welcher nicht ganz natürlich war. Immer wieder hörte man ein unnatürliches "Flup" gefolgt von einem verspäteten Pochen auf hohlem, trockenen Holz.

Ein Wanderer kam zum Vorschein. Der weite, dunkelgraue Umhang verschleierte und ließ nur ahnen, was sich dahinter verbirgt. Die zweckmäßige Lederhose, leicht sonnenverfärbt bereits, im dunkelbraunen Farben. Ein schwarzes Hemd, umarmt von einem dicken Wams, dunkelgrau. Ein Wurfmessergürtel spannte sich dann noch über den Wams. Lederbänder drückten die Ärmel an die Muskeln. Am rechten Handgelenk  glitzerte gulden eine Kette. Am Gürtel festgeschnallt war dann noch die Waffenscheide, besetzt mit einem Langschwert und ein Sax hinten an der Hüfte, allein der Waffengriff ragte hervor, sollte der Umhang sich einwenig lüften. Die Stiefel sind eng-anliegend und gefüttert, um dem Nortgarder Klima zu trotzen. Lederhandschuhe, bestimmt im gleichen "Alter" wie die Hose der Färbung nach zu urteilen, und die Kapuzenmaske, die nur die Nasenwurzel und das Augenpaar preis gaben, ließen den Mann sehr zwielichtig wirken. Auf einer kleinen, felsigen Anhöhe keuchte er leicht, die Landschaft, die sich gerne mal auch felsig gestaltet machte es ungeübten Beinen schwer, drüber zu steigen. Der Mann ging knartschend in die Hocke und lauschte den Geräuschen, dessen Ursprung eindeutig kein Specht sein könnte. Es pochte und pochte und pochte...

"Eins... Zwei... Drei... Vier... Fünf... Sechs... Sieben..."

Und stille kehrte ein. Der Wanderer drehte leicht das Ohr in die Richtung des Pochens. Ein langezogener Atemzug durch die Nase, das Keuchen verebbte und der Atem wurde konzentriert angehalten. Das Vogelgezwitscher, der Strom des Baches, das Rasseln der Pflanzen im Wind, alles wurde ausgeblendet und er konzentrierte sich. Die Fußstapfen im Gras ertönten in seinem inneren Ohr klarer als der Rest der Geräusche. Sofort wandte er den Blick in Richtung der Fußstapfen, dabei drückte er sich auf. Mit der Bereitschaft, den umherschleichenden Waldläufer nur schwer ausfindig machen zu können, wanderten die Augen eiligst in der erahnten Richtung. Doch der Mann wurde nich fündig, das rauschende Gras, geschmückt mit Fußstapfen aber war weiterhin zu hören. Da stichte irgendwas im Augenwinkel, irgendwas passte nicht zum Bild, als er den Hügel erklimm.

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Und da war der Waldläufer. Verwunderung überflog die versteckten Gesichtszüge der Wanderers, als habe er nicht erwartet, dass der Waldläufer so "gutgläubig" ins offene "Rampenlicht" schreiten würde. Unter der Maske steigerte sich die Verwunderung in ein Grinsen, als er die in der Ferne liegende Gestalt kurz dabei zusah, wie er tiefer ins Tal trat.

"Heeeeeeeeeyyy!!"

Rief der Wanderer aus und streckte den Arm empor in die Höhe und schwank ihn, als sei es eine Fahnenstange. Doch statt eines Banners, schwenkte nur der Goldschmuck glitzernd im Sonnenlicht hin und her, wobei die Kettenglieder ihren leisen Klang wiedergaben. Der Waldläufer indes brauchte seine Zeit, um sich umzudrehen und den Wanderer zu erkennen, doch auch da hob sich seine Hand und er winkte ihm zu. Von der Brustmitte aus verteilte sich ein warmes Gefühl bis hin zu den Zehen und der Nasenspitze. Hinter der Maske verbarg sich ein Lächeln, glücklich einen alten Freund wiederzusehen. Und so verharrte er in seiner Position, erkannte recht spät, dass der Waldläufer auf den Bogen gestützt zu ihm rüberschaute und wohl abwartet, dass der Wanderer die Distanz überbrückt. Eilig setzte er einen Fuß nach dem anderen auf den nassen Gras und Moos bedeckten Boden und es dauerte nicht lange, da standen sie sich gegenüber. Erst starrten sie sich einen Augenblick lang schweigend an, doch dann, synchron, ließt der Waldläufer seinen Bogen fallen um ebenso wie der Wanderer die Arme für eine Umarmung auszustrecken. Beide drückten sich gegenseitig aneinander, ein wohlgemeintes Ächzen entfloh beiden und sie lösten sich voneinander. Der Wanderer warf dem Waldläufer einen musternden Blick zu. Ein metallener Helm schimmerte grausilber am Gurt, auf der anderen Seite hing eine Waffenscheide für ein Schwert. Den Bogen spannte er sich über den Körper, während neben dem Helm auch Brust und Handschuhe metalisch glänzen. Ein Fell bedeckte seine Schultern und grünlich-grauer Stoff hing an der Brustpanzerung und Rücken herab. Die Hosen waren von braunem Stoff und die Stiefel ebenfalls eng-anliegend und gefüttert. Lederbänder lagen auf der Brustpanzerung, eines hielt den Köcher auf dem Rücken, dass andere wies mehrere Tinkturen und gefüllte Täschchen auf.

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"Lass dich mal ansehen!", entgegnete da der Wanderer, dabei war die kurze Musterung bereits fertig. Das rabenschwarze Haar ließen das junge Gesicht einwenig älter wirken. "Was ist mit deinem Haar?" Der Waldläufer winkte locker ab, "Ach du weißt doch. Nortgard ist ein kühles Pflaster, da braucht man alles an Haare, was man kriegen kann!" Der Wanderer lachte schallend auf: "Diese paar Härchen auf der Brust werden dich nicht warm halten." Mit verzogener Miene entgegnete ihm der Waldläufer, "Maul halten! Aber da du schonmal hier bist, komm mit!" Beide gingen los, das Ziel war dem Wanderer nicht klar.

"Was treibst du so?"
"Nichts besonderes. Ich übe mich noch im Bogen, jage einwenig Wild zum Essen und habe mir diese Rüstung hier geholt."
"Ah, die sieht ganz... nett und abgetragen aus."
"Gemütlich ist sie, dass kannst du mir glauben und nein, ich habe sie nicht von einer wehrlosen Leiche."
Ein ungläubiger Blick traf den Waldläufer, der hingegen nur mit den Schultern zuckte.
"Da sind sie ja..."

Der Waldläufer steuerte auf einen toten Baum zu, dick der Stamm und eingeritzt sind mehrere Kreise an einem Strichmännchen. Würde man einschätzen, wie die Treffer waren, ist sofort erkennbar, dass der Mann Talent hat. Die Pfeilfe wurde vorsichtig vom Baum gelöst und wieder nach kurzer Inspektion in den Köcher gesteckt. Dann machte der Waldläufer einen Wink und ging weiter, "Ich kenne ein gutes, ruhiges Plätzchen komm."

"Besuchst du immer noch diese Dirnen?"
"Aber natürlich!"
"Ach erzähl nicht! Du bist doch noch Jungfrau."
Mit einem Lachen stupste der Eine den Anderen an.
"Was macht deine Geliebte?"
"Naja, hat nicht lange gehalten, sind getrennte Wege gegangen."
"Wie erwartet hm?"

Der Wanderer kam langsam zum Stehen und starrte den Boden nachdenklich an. Der Waldläufer brauchte ein zwei Schritte um das mitzubekommen und darauf selbst mit Stillstehen reagieren zu können. Die Züge des Waldläufers nahmen dabei zweiflende Züge an. Denn er zweifelte, dass seine Worte ihn verletzt haben könnten, so gut kannten sie sich. Doch da hob der Wanderer den Blick an und es folgte:

"Ich habe Manus ausfindig gemacht."
"Hm."
*Kurze Pause.*
"Und ich brauche dich, alleine schaffe ich das nicht."
Sie starrten sich an, ehe der Waldläufer die Stimme erhob.
"Ich weiß... Es brennt noch bis heute, wenn ich an die Drei denke."
Sie setzten sich wieder in Bewegung.
"Onkel wäre nicht erfreut. Er sagte immer, ich soll Wut, Hass, Neid, alles was ablenkt ausblenden... Aber es geht nicht."
"Ich glaube, dass er uns auf diesen einen Tag vorbereitet hat. Den Tag, an dem wir unsere Rache bekommen."
Der Waldläufer nickte schwach und in Gedanken versunken.
"Ich möchte dir etwas zeigen, über Manus reden wir morgen."

Beide wanderten durch die karge Landschaft. Die Eile war in jedem Schritt verflogen und sicherer Halt nahm ihren Platz ein. Daher dauerte es gut eine halbe Stunde, bis sie die Ruinen erblicken konnten und nochmal gut zehn Minuten, bis diese erreicht war.

[Bild: frances-fry-original-watercolour-paintin...1476-p.jpg]

"Du willst mir eine Wand zeigen? Ja ist klar, hier stand mal ein Haus... oder was Ähnliches."
Der Waldläufer grinselt. "Na, warte kurz."
"Nein, dass sehe ich nicht ein! Du kannst so eine Landschaft vielleicht problemlos durchwandern, ich aber muss hier um jeden Atemzug kämpfen."
"Jetzt halt die Backen still. Schau!"
Die Fingerspitzen des Waldläufers glitten über ein merkwürdiges Zeichen, dass in die eingestüzte Wand eingeritzt war.

[Bild: cbc467-1515170984.png]

"Das sieht aus wie ein Abwehrsiegel für Monster aus dem Wald..."
Der Mund war nachdenklich geöffnet, die Augen starrten das Symbol an.
"Keine Ahnung was für Kraut du geraucht oder Pilze du gegessen hast."
"Mein Onkel hat es mir beigebracht, irgendwann dachte ich, er hat es sich nur ausgedacht, aber-"
"-Es gab wohl auch andere Irre, die daran glaubten und nun sind sie alle tot."
Ein strafender Blick traf den Wanderer. Dieser hingegen zuckte nur mit den Schultern.
"Lass uns ein Lagerfeuer machen und hier nächtigen."
"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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#15
Aughril öffnete die Augen. Es war der Morgen nach der Hochzeit und der Krieger wisch sich über das Gesicht, einwenig benebelt vom Traum und Trunk von letzter Nacht. Sein Blick glitt zur Seite zu seiner Frau. Sie hat seine Schulter als Kissen missbraucht und mit halb offenen Mund hörte man sie leise ein- und ausatmen, während sie sich eng an Aughril schmiegte. Es war eine ruhige, tolle Hochzeit gewesen. Die Gäste kamen zahlreich, vielleicht einwenig zu viel für Aughril's Geschmack aber es hat ihn dann irgendwo doch gefreut. Auch über die Geschenke war der Waibel erfreut, von dem Regalgerümpel eines Hauptmanns bis hin zu einem "GEFALLEN OHNE FRAGEN ZU STELLEN". Aughril biss sich auf die Unterlippe, denn irgendwie hat er Heißhunger auf den Pudding bekommen, den Mika von Leevin bekommen hat. Danach folgte die schöne Zeremonie, in der Anouk aufblühte. Mit einer wunderbaren Beschreibung des Ehepaars rief sie die Götter an, verteilte vorher noch Puppen und Zettel, auf die jedermann seinen Wunsch für das Ehepaar niederschreiben kann und in dem entfesseltem Freudenfeuer dann hineinwerfen mag, auf das der Wunsch in Erfüllung gehen kann. Nachdem die Trauung durch Anouk vollzogen wurde, gingen alle samt zum Festplatz. Ein schönes Lied wurde von Marie gesungen, leider kurz unterbrochen, aber das ließ sie nicht aus der Fassung bringen, als sie da auf dem Torbogen weitersang. Zur Überraschung des Ehepaars kamen einige Gäste nach und stimmten in das Fest mit ein.
Es wurde langsam spät, manch ein Gast verabschiedete sich bereits früh und langsam war der Festplatz leer geworden. Marie begleitete das Ehepaar noch zum Küstenhof, wo eine alte Tradition vollzogen wurde, in der man das Ehepaar im eigenen Haus für eine Nacht einsperrte. In geliebter Zweisamkeit dann gaben sie sich ihre silbernen, verzierten Armreifen. Die Prägung auf Mika's Armreif zeigte einmal ein Schiff auf Hoher See und zum anderen ein Moorwald, man erkennt mit geübten Blick die Moorbirken. In den "Rahmen" der Prägung wurden Zeichen, die sich von Anouk's Runen unterschieden, eingraviert. Es waren Schutzzeichen, die Aughril von seinem Onkel beigebracht bekommen hat, jedoch hat er nie wirklich eine großartige Funktion erkennen können. Vielleicht lag es damals am fehlenden Glauben. Was Aughril's Armreif betrifft, so erkannte man die nortgardischen Zwillingen, wie sich sich vom Boden erhebten und die Sonne berührten. Außerdem erstreckte sich ein Fichten Wald und schloss so den Kreis. Einige Schutzornamente ließ Mika eingravieren, zum Schutze ihres geliebten Ehegatten.
Zum Schluss noch der Traum. Aughril wanderte durch den Wald, er erkannte den Wald nicht wieder. Buchen, Ahorne, Lärchen, ja gefühlt alle Baumarten durchzogen den Wald und nur ein festgetrampelter Pfad mag die einzige Möglichkeit sein, dem Weg zu folgen. Als der Blick gen Himmel gewandt wurde, erkannte Aughril zwei Monde im Himmel, nah beieinander, als würden sie sich küssen. Er wanderte weiter den Pfad entlang, drückte Blätter und Geäst beiseite, war sich sicher er würde vorwärts und nicht rückwärts gehen. Als er dann an einer Gabelung ankam, sah er einmal nach links. Je weiter der Pfad sich zog, desto dunkler wurde es zwischen den Bäumen und irgendwo tief im Herzen dort im Dunklen sah er zwei orang-brennende Augen ihn anfunkeln und eine weibliche, unbekannte Stimme flüsterte, wie vom Wind getragen: "Lass dich nicht beirren... Komm zu mir." Und sein Blick glitt nach rechts, wo er dann eine hell-strahlenden Pfad sah, dessen "Ende" weiß schimmerte und durch das Aufleuchten erkannte er am Wegesrand Mika, die ihm zuwinkte. Er zögerte keinen Augenblick und betrat direkt den rechten Pfad und steuerte auf Mika und das Licht zu, doch bevor er in Reichweite kam, erwachte Aughril aus seinem Traum.
"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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