Der Nebelschleier lüftet sich
#1
Der Winter hatte das Land bereits einige Tage fest im Griff und so gestaltete sich die Reise des Mannes beschwerlich und entbehrungsreich. Zu Beginn des Nebelung war er aufgebrochen und hatte alle seine Aufgaben hinter sich gelassen. Alles hatte begonnen ihn von Innen aufzufressen und er war zu dem Entschluss gelangt, dass er fort musste. So folgte er den verschlungenen Wegen Amhrans und nicht den Haupthandelswegen. Er hatte nicht vor schnell anzukommen, ein wirkliches Ziel gab es auch nicht. Beim Aufbruch dachte er daran zurück nach Nortgard zu gehen, doch je weiter er gekommen war umso schwerer fiel es ihm weiter zu gehen. Zurück nach Nortgard, und dann was sollte er dort tun? Es würde einer Art Niederlage gleichkommen würde er einfach so zurück gehen, ohne irgend einen Erfolg vorweisen zu können. Kein deutliches Ziel vor Augen, flossen die Tage zur Bedeutungslosigkeit verkommen, vor sich hin und die Landschaft die er durchschritt wurde zusehends rauer. Er hatte die Gegend nahe der Grenze zu Laskandor erreicht und die alten Geschichten und Legenden über diesen Landstrich kamen ihm wieder in den Sinn. Zu aller erst aber eine Erzählung seines Vaters…


… mein Vater Haegar besuchte einst Laskandor, du kennst ihn Junge, ein harter Mann der weder Widerede noch Schwäche duldet. Aber über seinen Besuch in Laskandor redete er nie viel. Hin und wieder Andeutungen das dort der Wahnsinn lauert und der Tod nicht das schlimmste Schicksal ist. Dieser Ring hier hat etwas damit zu tun, ein einfacher Silberring auf dem undeutbaren Runen abgebildet sind, hat aber etwas mit seiner Reise nach Laskandor zu tun. Er gab mir diesen Ring vor einigen Jahren als er das zweite mal nach Laskandor aufbrach. "Etwas ruft mich", sagte er und er könne es nicht länger aufschieben. "Dieser Ring ist das Erbstück unserer Familie und so ich nicht wieder komme soll er deiner sein, mein Sohn. Gib ihn weiter, auch wenn du nicht viel mit ihm anfangen kannst, so vielleicht deine Söhne. Du warst damals noch nicht geboren mein Junge, aber da dein Bruder verschwunden ist wird er eines Tages dir gehören…


Den Ring hatte er bekommen und etwas war an diesem, was ihn von anderen Ringen unterschied, aber wirklich anzufangen wusste er nichts mit ihm. „Dieser Ring hat etwas mit Haegars Besuch in Laskandor zu tun...“, die Worte seines Vaters erklangen in seinem Kopf, den Blick auf das raue Land vor ihm gerichtet. „So ist dies wohl mein Ziel, etwas scheint nun auch mich zu rufen.“

[Bild: Laskandor.jpg]
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#2
Der Abstieg hinab gestaltete sich als schwierig, einige Pässe waren so verschneit, dass der Mann wieder umkehren musste, um einen anderen Weg zu suchen. Seinen bedachten Schritten zufolge und der Art, wie er sich den Weg hinab bahnte, merkte man, dass gebirgiges Gebiet kein Neuland für ihn war. Tief in Gedanken versunken schritt er den Berg hinab und erreichte einen reißenden Bergfluss. Dieser hatte sich über Äonen, seit Anbeginn von Assam, ein tiefes, nicht überquerbares Flussbett geschaffen und so war es wieder einmal nicht möglich weiter hinab zu steigen, denn die Schlucht mit ihrem Fluss am Grund war zu weit zum überspringen. Wie er dort so stand und über die verbleibenden Möglichkeiten nachdachte, das Rauschen und Tosen des Baches unter ihm erklang, drang ein Flüstern an sein Ohr…


…nutze deine…warum…einfacher machen. Sie …Teil…von deiner Familie…Zeit


Das Flüstern war ihm anfänglich nicht bewusst, nur undeutlich wisperte es, doch nach und nach wurde er ihrer zunehmend gewahr und ihm gefror das Blut in den Adern, jegliche Bewegung stoppte, selbst des gleichmäßige Aufsteigen, der in der Kälte sichtbaren Atemwölkchen, stockte einen Moment, als ihm der Ursprung klar wurde. Angestrengt lauschte der Mann und das Flüstern wiederholte sich und wurde etwas deutlicher…


…deine Macht warum…nicht einfacher machen. Sie ist…Teil von…deiner Familie…schon…langer Zeit!

"Ich will sie nicht Nutzen, lass mir meinen Frieden!“ durchschnitten die Worte des Mannes die kalte Luft.„Werde schon einen anderen Weg finden!“ So wandte sich der Mann von der Schlucht ab und ging um eine geeignetere Stelle zu finden, eine die zum Überqueren taugte. Während ihn die Stimme unaufhörlich in seinem Kopf peinigte, wäre sie für einen Außenstehenden in keinster Weise zu hören gewesen. Vor sich hinmurmelnd, wie jemand, der zulange allein war und dem Wahnsinn anheim fiel, folgte er der Schlucht solange, bis er in der Ferne eine Rauchsäule aufsteigen sah. Als er um eine Biegung trat, erspähte er eine kleine Berghütte und unweit von jener eine Hängebrücke, welche die Klamm überspannte. Die Gegend war doch nicht so verlassen wie er annahm, vielleicht von den Göttern, aber nicht von Menschen. Der Gedanke an eine windgeschütze Hütte, etwas Gesellschaft und vielleicht warmes Essen ließ seine Schritte schneller werden. Die Stimmen in seinem Kopf waren wieder verstummt und so dachte er nur, wer ihn wohl dort auf der anderen Seite erwarten würde.

[Bild: Hutte_in_den_bergen.jpg]

Die klapprige Brücke schwankte unter seinen Schritten, das Holz knarrzte als er der anderen Seite zuging. Die Schlucht welche die Hängebrücke überspannte gähnte dunkel in der Tiefe und versprach jeden zu verschlingen der lange genug hinab sah. So stand er einige Augenblicke später vor der Tür der Berghütte und hob die Hand um anzuklopfen. Noch ehe die Fingerknöchel das Holz berührten erklang die Stimme eines alten Mannes aus dem Inneren. „Es ist offen, kommt herein.“ Einen Moment zögerte der Wanderer mit noch immer zum Anklopfen erhobener Hand, dann zog er die Tür auf und betrat begleitet von einem kühlen Windhauch die Hütte. Im Inneren erwartet ihn eine einfache, aber gemütlich eingerichtete Stube. Im Kamin knisterte einladend ein Feuer, trieb die Kälte aus der Hütte und alsbald auch aus den Gliedern des Wanderers. In einem Topf köchelte ein Eintopf vor sich hin und erfüllte den Raum mit seinem Duft. Einfach und rustikal war die Einrichtung, ein Bett in einer Ecke, ein Regal mit Kochutensilien und ein Regal das mit Büchern und allerhand Schriftrollen gefüllt war. Zudem ein wuchtiger Tisch mit vier Stühlen der für zwei gedeckt war. Außerdem ein Sessel neben dem Kamin auf dem ein älterer Mann saß.

„Komm und setzt dich, du musst Hunger haben.“ sprach der Alte und deutete mit einer einladenden Geste zum gedeckten Tisch hin.

Der Wanderer war in der Türe stehen geblieben und musterte nun den Mann ausgiebig bevor sein Blick auf die zwei Gedecke auf dem Tisch fiel. „Ihr habt mich erwartet?“

Der Alte lächelte vielsagend, erhob sich und machte sich daran den Topf zum Tisch hinüber zu tragen um sich dann zu setzen. „Nun es ist eine einsame Gegend, Fremde bleiben nicht lange unentdeckt, außerdem ist die Brücke der einzige Weg über die Schlucht, wenn man nicht einen sehr langen Umweg in Kauf nehmen will.“ Mittlerweile hatte auch der Wanderer Platz genommen und Umhang, sowie Waffengehänge abgelegt. Der Alte schöpfte Eintopf in die einfachen Holzteller und schnitt dann zwei daumendicke Brotscheiben von einem Brotlaib ab. Den einen reichte er seinem Besucher den anderen legte er neben seinen eigenen Teller und fing an zu essen. „Esst… Wanderer! Esst und wärmt Euch auf und erzählt mir was Euch hier in diese entlegene Gegend Amhrans treibt.“

Auch der Wanderer begann zu essen und es war nicht zu übersehen das er großen Hunger hatte. „Der Zufall will ich meinen.“

Der alte Mann fing an das Brot in den Eintopf zu tunken während er auf die Antwort seines Gastes lächelte. „Nur Narren kommen zufällig in diese Gegend, alle anderen die hierher kommen haben einen Grund. Wie ein Narr seht ihr nicht aus, also was ist euer Grund?“

Der Wanderer hielt inne in seinem Mahl und blickte nachdenklich auf den Inhalt des Holztellers. „Gut nicht ganz der Zufall, ich bin hier um etwas zu suchen.“

„Hier findet man in der Regel den Tod oder Schlimmeres, was wollt Ihr hier suchen?“ der Alte rieb mit dem Brot seinen Teller aus und lehnte sich zurück um sich dann gemütlich eine Pfeife zu stopfen.

Auch sein Gast beendete sein Mahl und tastete mit der Hand nach etwas an seiner Brust. „Ein Vorfahr suchte einst den Weg hier her, ich will wissen warum er hierher kam. Ich weiß nicht viel, nur das er vermutete nicht wieder zu kommen. Mehr will ich dazu nicht sagen, mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Der Eremit entzündete gerade die Pfeife die er sich gestopft hatte und paffte den Rauch durch den Raum. „Ja Geheimnisse gibt es zu finden allerdings zu einem hohen Preis. Reisende soll man nicht aufhalten allerdings rate ich Euch von dieser Suche abzulassen.“ Mit einem eindringlicher Blick sah der Alte seinen Gast an, dann wurde sein Blick weicher. „Aber ich kann sehen Ihr habt euren Entschluss gefasst."

Der Wanderer griff nach einem ledernen Trinkschlauch, entkorkte diesen, Trank daraus, verzog das Gesicht und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Dann reichte er den Trinkschlauch seinem Gastgeber hinüber. „Kartoffelschnaps. Nun, was könnt Ihr mir sagen über diese Lande außer das Tod und Schlimmeres hier lauert?“

Der Alte griff nach dem Trinkschlauch und legte seine Pfeife weg. „Nun Ihr befindet euch an der Grenze zu Laskandor je weiter ihr von hier aus nach Westen geht, desto dichter wird der Nebel werden. In diesem verlassenen Land und dank des Nebels verläuft man sich schnell. Die Kreaturen die im Nebel umherstreifen sind auch für geübte Krieger tödlich.“ Der Eremit trank aus dem Trinkschlauch und auch er verzog die Mine und reichte den Schnaps zurück.

„Gibt es Karten oder Anderes das mir Helfen kann auf meiner Suche?“

Der Alte erhob sich und ging zum Bücherregal hinüber und durchsuchte dies. „Ja ich hab hier auch irgendwo eine Karte, aber die wird euch nicht viel nutzen. Verzeichnet ist nur das Land diesseits, alles hinter der Nebelgrenze ist… nicht verzeichnet. Ahh, hier ist eine!“ Der Eremit kam zurück und räumte Teller und Topf zur Seite und rollte eine Karte aus. Die beiden beugten sich über die Karte und der Alte deutete auf die Karte wo in etwa die Hütte war und fuhr dann mit dem Finger in Richtung linker Rand der Karte, bis zu einer Linie, hinter der nur noch wenig eingezeichnet war. „Vielleicht noch zwei oder bei diesem Wetter drei Tage bis zur Nebelgrenze. Wenn Ihr diesen Weg einschlagen müsst dann nehmt den Natternpass hinab, er sollte begehbar sein.“ Mit dem Finger fuhr er über die Karte, eine geschwungene Linie nach die als „Nattenpass“ gekennzeichnet war. „Ihr könnt die Karte behalten, überquert ihr aber die Nebelgrenze dann… nun.“ Der Alte lies seine Gedanken unausgesprochen und das Gespräch wendete sich dann nichtigeren Themen zu bis die Nacht vorangeschritten war und sich beide zur Ruhe legten. Der Wanderer legte sich vom dem Kamin nieder und überdachte sein weiteres Vorgehen, Morgen in aller früh wollte er los…
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#3
Schmerz, Wut und Blutdurst in der Finsternis…

Ein tiefes und kräftiges Schlagen in der Nacht… Ein weiteres tiefes Schlagen in der Dunkelheit… gefolgt von weiteren. Der kräftige Herzschlag erfüllte die Stille bevor ein Schrei, der in ein Jaulen überging, diese zerriss. Eine Hand, nein eine klauenbewehrte Pranke, reckte sich ins Dunkel drehte sich herum, ganz so als würde man sie von allen Seiten betrachten wollen. Schließlich schlug sie auf den Boden und etwas Dreck wurde aufgewirbelt. Das tiefe und gutturale Knurren eines mächtigen Tieres erklang, dann stürmte es in die Dunkelheit voran. Schemen und Schatten flogen vorbei während der Herzschlag das Blut mit kräftigen Schlägen in Wallung brachte.

Schmerz, Wut und Blutdurst…

In wilder Jagd verschwommen die vorbeihuschenden Schemen, das Peitschen kleiner Äste auf der Haut war kaum wahrnehmbar dann tat sich eine Scheibe aus weißem Licht auf rund und majestätisch. Und all die stürmische Bewegung gefror. Die Scheibe aus Licht erhellte die Umgebung und so wurde man des eigentümlichen Waldes gewahr der sich in alle Richtungen erstreckte. Wieder zerriss ein Jaulen die Stille der Nacht, gefolgt von einem Schnaufen, nein dem schnuppernden Wittern eines Tieres. Da ein Geruch, die Spur zeichnete sie klar ab und ein wortloser Befehl erfüllte dann alles.

„Töte und Labe dich am Blut“

Muskeln Spannten sich und schnellten dann nach vorn und die wilde Jagd ging weiter, dieses mal mit einem Ziel. Wieder verschmolzen die Schatten und Schemen der Bäume und Sträucher zu etwas das undeutlich vorbeiflog. Nur der Spur folgend die sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte. Ein kleiner rot-oranger Lichtpunkt in der Nacht wurde im näher kommen sichtbar. Der donnernde Schlag des Herzens erhöhte sich nochmals in Erwartung des Tötens und des Blutes. Zwei, drei, vier weitere Sätze und mit einem dumpfen Schlag kam das Ungetüm mitten im Lager auf. Männer sprangen in wilder Panik auf und schrien um sich.

„Zu den Waffen …“
„Das Untier …“
Kämpft um Euer Leben!“

Ein mächtiger Prankenhieb schickte einen der Männer in die Nacht, sein Flug wurde irgendwo begleitet von einem Krachen durch einen Baum oder Strauch gebremst. Das Surren von Waffenstahl der gezogen wurde erklang und die drei Männer stellten sich um das Feuer herum auf, kampfbereit schimmerten die Schwerter in ihren Händen. Im Vorbeistürmen wurde nach einem weiteren Mann geschlagen der Hieb ging aber ins Leere und zerschnitt nur einige Haare des Mannes. Wieder erklangen die Rufe der Männer auf diesen Angriff hin.

„Er umkreist uns seid wachsam!“
„Wo ist Kregan?“
„Er hat ihn erwischt, kümmer dich um dich selbst, Kregan ist erfahren genug.“
„Es ist ein Älterer dieser hat schon Erfahrung!“
„Es muss der Anführer des Rudels sein!“

Nach einer Lücke suchend wurde das Lager umkreist „Töte und labe dich an Ihrem Blut!“ erklang in den Gedanken und mit zwei Sätzen war er heran um verheerend unter den Männern zu wüten. Klingen, Zähne und Klauen wirbelten umher. Ächzen, Knurren und Schreie erfüllte die Nacht. Einer der Männer wich einem Biss aus und reckte dann die Hand nach vorn als wollte er das Untier schubsen. Ohne eine Berührung gab es einen Stoß nach hinten und kurz darauf ein Aufprall begleitet vom Knacken des Holzes. Ein weiteres Ziehen entfernte ihn weiter und der Blick auf das haarige Untier wurde möglich. Eine Masse aus Muskeln, Haaren, Klauen… Wut und Blutdurst die sich eben aufrichtete um sich wieder in den Kampf zu stürzen. Das Lager ein Stück weit entfernt wurde noch immer von den Männern gehalten wenn auch nur noch zwei standen und einer der beiden mehr schlecht als recht. Zum Satz bereit stockte die Kreatur und richtete den Blick nach oben und erwiderte den Blick aus wilden Augen. Dann schimmerte kurz eine Erkenntnis in diesem tierhaften Blick und ein Jaulen erklang in welchem etwas mitschwang. „Aaauuuuuulf“

„BRUDER!“ schrie er und schreckte von seinem Nachtlager hoch, Verwirrung haftete an ihm und seiner Umgebung wurde er sich nur langsam gewahr. Vor seinem inneren Auge blitzte das Untier auf. Dann wurde er sich langsam der Hütte bewusst und auch das er alleine war.

[Bild: Werwolfvision.jpg]

Er sah sich in der Hütte um und erkannte das durch einige Ritzen von draußen ein schwacher Lichtschein hereindrang. Der Tag musste bereits angebrochen sein und so machte er sich daran seine Habe zu packen um seine Nachtstätte zu verlassen. Er ging zum Tisch hinüber um auch die Karte an sich zu nehmen. Dort lag die Karte nebst einem Proviantipaket und einer einfachen Nachricht.

Ich musste früh los, Euer Schlaf war fest und solch einer ist selten in diesen Landen. Nehmt Karte und Proviant mit Euch und da Ihr Worte der Warnung ignorieren werdet, so statt dessen meine besten wünsche und gebt auf euch Acht und vielleicht sehen wir einander erneut.

Kregan

Er stockte kurz und nahm dann die Nachricht sowie Karte und Proviant mit sich und verließ die Hütte dann um seinen beschwerlichen Abstieg fortzusetzen. Der Karte nach war der Natternpass nicht sehr weit entfernt.
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#4
Die Nacht über hatte es geschneit und nun pfiff von Norden her ein kalter Wind den man vielerorts nur „Nortgarder Gruß“ nannte. Der Wanderer marschierte durch den kniehohen Schnee, seine Gedanken drehten sich um die vergangene Nacht. Die wolfsähnliche Kreatur in seinem Traum hatte nichts gemein mit seinem Bruder. Da war aber ein Gefühl gewesen das ihn an seinen Bruder erinnerte. Auch die Augen der Kreatur, als sie ihm den letzten Blick zuwarf, erinnerten ihn an. Wie war das aber möglich er hatte seinen Bruder über Zehn Jahre nicht gesehen und das Bild seines Bruders war in seinen Gedanken längst verblasst. Der Wind frischte wieder etwas auf und brachte vereinzelte Schneeflocken mit sich. Der Blick hinab ins Tal war vom Nebel verhangen und es machte den Anschein als wäre alles die ganze Senke mit Schnee gefüllt. Für einen Moment wurde er aus seinen Gedanken an den Traum gerissen und betrachtete den Nebel aufmerksam. Wie war es möglich das der Nebel trotz des Windes sich kaum zu regen schien? Etwas Widernatürliches war an diesem Ort aber das war ihm schon vorher klar gewesen. Je näher ihn seine Schritte führten umso deutlicher konnte er es spüren. Ein Gefühl als ginge man in eine stinkende Kloake, bevölkert von hässlichen Kreaturen die einem jeglichen Lebenswillen aus dem Mark saugen wollten. Kurz gesagt, kein Ort an den man freiwillig ging. Es schwang aber noch etwas anderes mit, trotz des Widerwillens, war da eine Art süßliches Versprechen zu finden was immer man suchte. Er rollte einmal mehr die Karte auf um zu sehen wo in etwa er sich befand. Der Natternpass den er hinab ging, schlängelte sich auf der Westflanke des Berges hinab ins Tal und trotz des Wetters kam er gut voran. So hatte er den Pass etwa zur Hälfte hinter sich gebracht und näherte sich, wenn er die Karte richtig las, einer Stelle die sich als Nachtlager eignen würde, auch wenn er beim Erreichen des Platzes vermutlich noch drei oder vier Tagesstunden hatte. Zu dieser Jahreszeit wurde es schneller dunkel und das Wetter in den Bergen konnte unberechenbar sein. Er packte die Karte wieder weg und entschloss sich den Lagerplatz aufzusuchen. Ein Knacken in der Ferne das trotz des rauschenden Windes näher getragen wurde ließ ihn sich umsehen. Geräusche hallten von den Berghängen wieder und so war es schwer die Quelle ausfindig zu machen. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit schnell auf eine riesenhafte Gestalt in der Ferne gelenkt. Sie bewegte sich durch ein Waldstück und brach Bäume, die ihr im Weg standen, einfach ab. „Ein Schneeriese!“ entglitt es ihm als er die gehörnte Gestalt sah und duckte sich hinter einen Findling. Die Kreatur sah in seine Richtung und Zufall oder nicht die plötzliche Windstille trieb Furcht in die Gedanken des Mannes. Mit dem Rücken gegen den Findling gepresst stand er da und wagte kaum zu Atmen.

[Bild: Nebelriese.jpg]

Dann erklang aber wieder das Knacken und Krachen begleitet vom Stampfen der Schritte und nach einigen Momenten wurde klar das es sich entfernte und nicht näherte. Ein vorsichtiger Blick um den Findling herum bestätigte es, der Schneeriese war verschwunden. Die Hand tastete nach dem Trinkschlauch an seinem Gürtel denn ein kräftiger Schluck war nach dieser Begegnung mehr als nötig. So setzte er seinen Weg wieder fort um den windgeschützten Lagerplatz zu erreichen. So erreichte er auch eine Weile nach Mittag den Ort, eine kleine Höhle die vielleicht fünf Schritt in den Berg hinein ging. Jemand hatte mit Geäst einen Windschutz geflochten welcher den Eingang der Höhle halbwegs verdeckte. Schnee war gegen den Windschutz geblasen worden das dieser hinter einer weißen Wand verschwunden war. Von innen konnte man das einfache Geflecht aber sehen. In der Mitte der länglichen Höhle, die in etwa so breit war, dass ein erwachsener Mann, der beide Arme ausstreckte, gerade so beide Höhlenwände berühren konnte, war eine Feuerstelle. Im hinteren Teil der Höhle fand er zu seiner Freude, trockenes Feuerholz. Er Stellte seinen Rucksack an die Wand, unweit der Feuerstelle und begann etwas Holz aufzuschichten um ein Feuer zu machen. Mit Feuerstahl und Zunder in der Hand versuchte er die Flamme zum Leben zu erwecken, da erklang wieder das Flüstern in seinem Kopf.


Nutze sie…dir einfacher…abmühen…alleine!


Das gleichmäßige Klackern und Schaben des Feuersteins der auf den Feuerstahl geschlagen wurde hallte in der kleinen Höhle wieder, aber es war wie verhext denn es wollte kein rechter Funke entstehen. Ein leises Kichern aus einer Ecke heraus und erneut erklang das Flüstern im Kopf des Mannes. Wiederholte das Gesagte bis es laut genug war, dass es nicht mehr zu leugnen war.


Du bist alleine! Nutz deine Macht!


Weiterhin versuchte er Mit Feuerstahl und Feuerstein den Funken zu schlagen aber es war wie verhext, der funke wollte nicht überspringen. Die Stimmen flüsterten fortwährend auf den Mann ein der seine Geduld zu verlieren schien und als er mit dem Feuerstein die Hand statt den Feuerstahl traf warf er beides weg und brummte leise. Dann senkte er den Kopf als würde er nachdenken oder sich konzentrieren und griff mit der Hand nach dem Feuerholz. Erneut erklang ein Kichern in der Höhle aus scheinbar allen Richtungen und anscheinend ohne dem Mann Schmerz und Pein zuzufügen fing die Hand an zu Brennen und steckte damit das Feuerholz in Brand. Der Mann zog die Hand zurück die ohne Brandmale ward und kramte dann in seinem Rucksack nach dem Proviantpäckchen. „Wird hoffentlich eine ruhigere Nacht“ murmelte er vor sich hin während er Käse, Brot und Hartwurst in mundgerechte teile schnitt. Als er sein kärgliches Mahl beendet hatte, setzt er sich an den Fels gelehnt neben das knisternde Feuer. Draußen brach allmählich die Nacht herein und so genoss er die Wärme des Lagers und dachte über jene nach, die er im Süden zurückgelassen hatte. Der Tag war anstrengend gewesen und so wurden ihm schon bald die Augenlider schwer und er sank auf sein Nachtlager nieder und schlief recht bald ein.
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#5
Eine unruhige und kurze Nacht sollte es werden, irgendetwas lies Ihn nicht zur Ruhe kommen. So wälzte er sich hin und her und lauschte angestrengt den Geräuschen der Nacht und hoffte auf Schlaf. Als er endlich im Begriff war einzuschlafen, riss das Heulen eines Wolfes ihn wieder hoch. Er erhob sich und ging bewaffnet mit einer Axt zum Höhleneingang und sah in die Nacht hinaus. Es war nicht so dunkel und als er seinen Blick zum Himmel hob wurde ihm klar, dass der Mond schon beinahe seine volle Pracht erreicht hatte. „Noch zwei oder drei Tage dann ist Vollmond,“ murmelte er nachdenklich vor sich hin. Wieder ertönte das Wolfsgeheul in der Ferne und wenn er seinem Gehör trauen konnte, war es nicht näher gekommen, aber wurde nun von einer anderen Richtung heran getragen. Eine Weile lang lauschte er den Geräuschen und hing dann seinen Gedanken nach, bevor er zurück zum Lagerfeuer ging um sich dort hinzusetzen. Die Anstrengung forderte aber schlussendlich seinen Tribut und zog ihn wie mit bleiernen Ketten dem Boden entgegen und hinüber in die Traumwelt.

"Du kommst näher, bald wird es so weit sein. Spürst Du es schon? Du wirst Mächtiger, kannst alles haben was Du willst. Du brauchst keine Angst vor dem Nebel zu haben, er gehört zu uns. Reichtum? Macht? Alles was Du willst kannst du haben.“ Das Geflüster schien aus allen Richtungen zu kommen und die vielen Stimmen sprachen wie eine einzige. Überall war es dunkel nur die Stimmen um ihn herum und der süßliche Geruch von verwesendem Fleisch.

"Eure Versprechungen sind wie Gift in meinen Ohren!“ Die Worte wurden voll Hass ausgespien waren aber leise und wie aus weiter Ferne.

"Du Widersetzt dich noch und dennoch kommst Du mit jedem Schritt näher. Du suchst nach etwas und Du wirst es finden. Jedoch nicht, wenn Du dich selbst verleugnest. Niemand kann sich lange widersetzen.“ Als die Stimmen verstummten, gingen sie in ein bösartiges Gelächter über. „Letztendlich wirst Du dich beugen!“ Etwas Griff nach ihm und drückte seine Brust zusammen. Der Griff presste ihm die Luft aus den Lungen und drohte sein Herz zu zerdrücken.


Mit einem tiefen Atemzug schreckte er von seinem Nachtlager hoch, die rechte Hand war auf die Brust gepresst, war der Schmerz nur allzu gegenwärtig. Tageslicht drang von draußen in die Höhle herein und das Feuer war erloschen. Überall in seinem Unterschlupf hatte sich Raureif gebildet und als er sich erhob spürte er noch immer die Schmerzen in seiner Brust. Er packte seine Habe und eilte sich diesen verfluchten Ort schnell zu verlassen. Ohne ein Frühstück setzte er seinen Weg fort, denn seine Nachtruhe hatte ihm kostbares Tageslicht genommen. Überdies fühlte er sich derart gerädert, als hätte er kaum einen Stundenlauf geschlafen. Die Wanderung hinab zehrte an seinen Kräften und der Nebel, der je weiter er hinab stieg, umso dichter wurde, machte es schwerer den Weg zu finden. Fast wie in Trance stieg er tiefer, als sich aus dem Nebel die Umrisse eines Findlings schälten. Er wollte schon an diesem vorüberziehen als er bemerkte das der Stein von Menschenhand bearbeitet wurde. Seine Hände tasteten über den Fels und als er hinauf sah lichtete sich der Nebel. Ein riesiger Helm kam zum Vorschein, der behelmte Kopf einer Statue wie ihm klar wurde. Jedoch riss ihn ein ungutes Gefühl aus der Bewunderung für die Baukunst heraus. Instinktiv erklomm er den Kopf um eine erhöhte Position zu erreichen. Er zog seine Waffe und sah sich aufmerksam um als er sich den Umrissen eines Wolfes bewusst wurde. Aus dem Nebel heraus starrte ihn das Ungetüm an.

[Bild: Gefahr_im_Nebel.jpg]

Zum Kampf bereit, wenn auch er aussichtslos erschien, stand er auf dem Steinkopf. Der Wolf starrte ihn regungslos an als er mit einem Satz auf ihn zu stürmte. Mit erhobener Waffe, den Kampfschrei auf den Lippen stellte er sich dem Untier entgegen. Das Maul des Wolfes war weit aufgerissen und drohte ihn zu verschlingen, er hub nach seinem Gegner und traf… nichts. Sein Schlag ging in die Leere und der Wolf hatte ihn, körperlos wie er war, einfach passiert. Die körperlose Berührung hatte die Wärme aus seinem Körper gezogen und einen deutlichen Gedanken in seinem Kopf hinterlassen. „Du wirst Gehorchen!“ Er fiel auf seine Knie und lies die Waffe sinken. Als er sich langsam wieder beruhigte, kamen ihm Zweifel ob er seine Reise fortsetzen sollte. Mit den Zweifeln schwand auch der letzte Rest seiner Kraft und Dunkelheit umfing ihn. Das Letzte was er fühlte war das er zur Seite kippte und dann fiel...
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#6
Er fiel in die Schwärze und überall um ihn herum was Geflüster. Wortloses Gemurmel, dass war ihm bewusst, sich um ihn drehte. Er sehnte sich nach Frieden und Ruhe und wollte die Anstrengung der letzten Tage vergessen. So verstummte auch das Gemurmel und dann war da nichts mehr und so war es für eine Weile lang. Ohne einen Gedanken schwebte er durch das Nichts, bis in weiter Ferne ein kleiner weißer Punkt erschien. Er wollte sich nicht nähern aber die Erscheinung kam immer näher und wurde größer. Bis es direkt vor seinem Gesicht schwebte und ihn blendete. Es dauerte einen Moment bis er begriffen hatte, dass er einfach nur die Augen geöffnet hatte. Es war Tag und die nebelverhangene Sonne blendete ihn. Er wollte sich regen, aber seine Glieder waren steif und ihm wurde bewusst das er fror. Er wollte sich aufrichten und umzusehen da spürte er plötzlich und unvermittelt den Schmerz. Wie eine heiße Klinge die direkt in seinen Kopf stach. Sein Körper war geschunden und es gab keine Stelle, die nicht weh tat. Die Pein brachte Ihn dazu vor Schmerz zu schreien aber seiner Kehle entrann nur ein heißeres Krächzen. Er versuchte wieder zu klarem Verstand zu kommen, aber zusätzlich zum Schmerz war da noch ein unbeschreiblicher Durst. Ächzend und unter Schmerzen stemmte er den Oberkörper mit den Händen nach oben um in eine sitzende Position zu gelangen. Dabei fiel der kalte und feuchte Schnee der ihn bedeckte herab. Und um seinen Durst zu stillen aß er gierig etwas Schnee. Dann versuchte er aufzustehen aber ein stärkerer Schmerz warf ihn wieder zu Boden. Sein Bein, der Schmerz dort war am stärksten und ihm wurde bewusst das es wohl gebrochen war. So blieb er liegen um sich zu beruhigen und nachzudenken. Er musste versuchen sein Bein zu richten um dann weiter zu kommen. Auf dem Rücken liegend blickte er nach oben und erkannte eine steile Felswand. Die Schmerzen hielten Ihn vom Nachdenken ab, aber ihm wurde nun klar das er diese Felswand wohl hinab gefallen sein musste. Entweder hatte der Schnee seinen Fall abgedämpft oder er hatte unverschämtes Glück gehabt. Abgesehen von dem Glück eine Felswand hinab zu stürzen natürlich. Wie er so mit seinem Schicksal haderte fiel ihm ein Stück die Wand hinauf ein kleiner Aststumpf der auf, der aus dem Fels ragte. Da fühlte er etwas in seinem Rücken, länglicher Gegenstand der sich einige male gabelte. Der Ast welchen er auf seinem Weg nach unten abgebrochen, und der wohl sein leben gerettet hatte. Mühsam bewegte er sich zur Seite hin, da fiel sein Arm hinab und ihm wurde klar das er auf einem nicht sehr breiten Vorsprung lag. Ein vorsichtiger Blick zur nach rechts machte bewusst das der Weg hinab ein weiter war. Keuchend schob er seinen Körper zur Felswand hin und zog den Ast unter sich hervor. Es dauerte wohl eine kleine Ewigkeit und er musste immer wieder inne halten da der Schmerz ihn zu übermannen drohte. Irgendwann gelang es ihm dann, gestützt auf den knorrigen Ast sich wieder Aufzusetzen und gegen den Fels zu lehnen. Der Ast hatte einige Verästlungen und so brach er einige davon ab. Um sein Bein zu richten riss er teile von seinem Hemd in streifen. Dann fing er damit an sein Bein mit Ästen und Stoffstreifen zu schienen. Als dies vollbracht war suchte er nach einem Ausweg aus der Situation und wie er sich umsah wurde er sich wiedereinmal Stimmen bewusst…

„Nun was wirst du Tun? Du wirst nicht aus eigener Kraft entkommen. Aber, das musst Du auch nicht du kannst hinab gelangen und du weist wie.“

Die Stimmen wirkten schmierig und allein ihr Klang beschmutze ihn das er sich dreckig fühlte. Auf der anderen Seite waren sie süß und voll Versprechungen die es schwer machte sie zu ignorieren. Mit einer Hand tastete er nach einem kleinen Lederbeutel der an seinem Gürtel hing. Er war froh das er ihn mitgenommen und nicht verloren hatte. Er zog die Schnur auf die ihn geschlossen hielt und warf einen Blick hinein, allerhand Beutelchen und kleine Bündel von Gegenständen die man besser niemandem zeigte. Haarsträhnen, Säckchen gefüllt mit Pülverchen, kleine Döschen mit Nägeln oder Krähenfüßen und ein Bündel mit vertrockneten Fledermausflügeln.

„Ahhh ja, das ist das richtige. Du wirst überleben also komm und nutze sie endlich, deine Kraft.“

Wieder die stimmen die Ihn mit widerlich süßlichem Unterton zum fortfahren ermunterten. Das Beutelchen hatte er wieder zugeschnürt und mit seiner Faust umschlossen. Ihm war klar, dass er weder die Kraft noch die Möglichkeit hatte weiter zu widerstehen. So sah er sich erneut um und erkannte ein Stück weit unter ihm einen weiteren Vorsprung und etwa die selbe Entfernung weiter hinab flachte das Gefälle ab und es würde dort wieder möglich sein zu gehen.

Ein schmutziges Gelächter in seinem Kopf und die Stimmen murmelten zueinander.
„Er wird‘s tun!
Wir haben Ihn so weit!
Sein Wille ist gebrochen!
Ahh ich kann schon den süßen Geschmack der Emotionen schmecken!“


Er schloss die Augen, verbannte den Schmerz in den Hintergrund, Hunger, Durst und Sorgen ebenfalls und konzentrierte sich. Ein Kichern erklang um ihn herum und hallte von der Felswand wieder. Da verschluckte ihn der Schatten der Wand um kurz auf dem anderen Vorsprung aufzutauchen und darauf etwa einen halben schritt über dem Fuß der Felswand. Ein erstickter Schrei entrann seiner Kehle als er den halben Schritt hinab fiel. Eine Weile lang lag er ruhig da, das Pochen des Schmerzen hatte wieder seinen ganzen geschundenen Körper im Griff, bis wieder Regung in ihn kam. Er musste sich ausruhen und seine Wunden versorgen, kurzum er musste zu Kräften kommen. Ächzend und mühevoll stützte er sich auf den Ast den er noch immer in Händen hielt und humpelte hangabwärts. Immer wieder stürzte er und bleib dann sich in den Qualen winden liegen. Bis dann das Murmeln eines kleinen Gebirgsbaches an sein Ohr drang und das versprechen von frischem Wasser trieb ihn weiter. Am Bächlein angekommen trank er wie ein Verdurstender, vielleicht lag er länger bewusstlos dort auf dem Vorsprung. Der Durst war besiegt nun musste er die Kälte aus seinen Knochen vertreiben. Nicht weit von der Stelle wo er war sah er eine kleine Senke zu welcher er unter schmerzen robbte. Die Stimmen in seinem Kopf wurden dann wieder lauter…

"Deine Schmerzen musst du nicht aushalten genau wie die Kälte. Du weist das wir recht haben, wehr dich nicht weiter.“

Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht denn ihm war klar das sie der Wahrheit entsprachen. Mühsam sammelte er Brennholz und streckte seine Hand nach diesem aus. Es war feucht und ohne seine Kraft einzusetzen würde er es wohl nicht entzünden können. Er wühlte sich noch immer schwach und geschunden und es war schwer für ihn sich zu konzentrieren aber nach einigen Momenten fing seine Hand an zu brennen und setzte kurz danach auch das Holz in Brand. Er musste nun seine Wunden heilen und dazu brauchte er kraft und Konzentration. So wärmte sich am Feuer und kam etwas zur Ruhe.

[Bild: Lagerfeuer.jpg]

Dann holte dann den Beutel hervor, öffnete ihn und holte nach und nach einige Gegenstände hervor. Dabei murmelte er vor sich hin. „Infernit um mehr Kräfte heran zu ziehen“ ein kleiner fahler Klumpen Erz wurde auf den Boden gelegt. „Ein wenig Salz um die Einflüsse zu lenken.“ Mit den Worten wurde ein Beutelchen neben das Infernit gelegt. „Schliesslich Blut um Kontrolle auszuüben.“ Daraufhin wurde neben den Beutel und das Erz ein kleines Messer gelegt.

Die Stimmen in seinem Kopf begleiteten sein Tun mit dem gleichen schmierig, süßlichem Unterton wie immer.

„Ja Infernit, der Dämonenstein und Salz. Salz ist immer gut. Ohhh Blut, Blut kann es nie genug geben. Gib es uns! GIB ES UNS!“

Seine Mine die sich verfinsterte bei den Einflüsterungen verriete das seine Geduld schwand während er sich an die Vorbereitungen machte. Mit einem Stein zerstieß er den spröden Infernit und vermischte alles mit dem Salz dann streute er einen Kreis um sich herum aus, jede Bewegung lies ihn keuchen, der Schmerz war noch immer ein treuer Begleiter. Fünf Linien ergaben ein Pentagramm das vom Kreis umfasst wurde. Er setzte sich in mitten des Gebildes hin und bleib ruhig sitzen.

„Fang an, gib es uns! Der Dämonenstein ruft uns!“ Erklangen die Stimmen mit freudigem Unterton.

Die Schatten um ihn herum verzogen sich, dehnten sich aus und zogen sich schließlich um ihn zusammen. Dann, als wäre der Schatten eine ölige Substanz floss er herab und die Linien aus Salz und Infernit nach. Bis Kreis und Pentagramm, schwarz wie sie nun waren, deutlich zu sehen waren. Die Konzentration hatte ihn merklich Kraft gekostet denn er wankte leicht und drohte umzufallen. Er stützte sich mit einer Hand ab, dabei hatte er die Hand auf das Messer gelegt. Er Griff dann nach dem Messer und zog es sich über die linke Handfläche.

„Mhmm süßes Blut, warmes Blut.“ Wieder säuselten die stimmen in seinem Kopf, fast wie ein Schnurren.

Die Hand zur Faust geballt tropfte das Blut hinab zum Boden doch noch ehe es diesen berührte verschwand es. Ein Knacken erklang und der Schmerz als der Knochen wohl in die rechte Position geschoben wurde ließ ihn auf keuchen. Einige Kratzer und Schrammen in seinem Gesicht schwanden, dann forderte die Anstrengung seinen Tribut und er kippte um und bleib dort regungslos liegen.
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#7
„He du, wach auf!“ Die dunkle Stimme eines Mannes begleitete das energische Rütteln an seiner Schulter. Langsam öffnete er dann seine Augen, nahm seine Umgebung aber nur verschwommen wahr. „Alles recht? Du siehst mehr tot als lebend aus.“ Sprach der verschwommene Schemen auf ihn ein, er wollte antworten, brachte aber aus seiner trockener Kehle nur wortloses Gestammel hervor. „Hier nimm einen Schluck Met, der treibt das Leben in deine Knochen.“ Ihm wurde ein Trinkschlauch an den Mund gesetzt und er begann gierig daran zu saugen. Ein leichtes Kribbeln erfasste seine Finger und Zehen, sein Blick wurde klarer und er wurde sich seiner Umgebung bewusst. Er lag auf dem Boden im Schnee, er konnte das Rauschen des Windes in den kahlen Ästen der Bäume hören und das Murmeln des Baches unweit seines Lagerplatzes. Der Mann der auf ihn herabblickte sah wie ein rauer Geselle aus, blondes langes Haar auf dem Kopf und im Gesicht, eine wettergegerbte Haut und blaue Augen, die ihn forschend ansahen. „Nicht oft, dass man in diesen Landen einen Wanderer trifft. Was ist dir widerfahren, du siehst aus als stündest du bereits mit einem Bein im Jenseits.“ Noch immer am Met trinken setzte er dann ab um zu antworten.
„Ein Unfall, ich bin gestürzt. Wie.. Wie lang liege ich hier?“
„Das kann ich dir nicht sagen, hab dich zufällig gefunden. Ich bin Rodgar Erikson.“ Der Mann streckte ihm die Hand zur Begrüßung aus und um ihm aufzuhelfen.
Er griff nach der Hand und lies sich beim Aufstehen helfen. Sein gebrochenes und geschientes Bein wollte er zuerst nicht belasten merkte dann aber schnell das seine Heilung Früchte getragen hatte.
„Ich bin Ei… Gorn, Gron Halbtyr“ In Gedanken schalt er sich dafür fast seinen richtigen Namen ausgesprochen zu haben. „Und du, was führt dich in diese abgelegene Gegend?“
Sein gegenüber betrachtete ihn einen Moment lang und setzte dann zu einer Antwort an. „Nun was die meisten antreibt die nach Laskandor gehen, den Wunsch nach einem langsamen Tod oder etwas Persönliches. Ich bin auf der Suche nach jemandem.“
Er blickte Rodgar misstrauisch an und dachte bei sich, ~wie hoch ist die Möglichkeit das sich in diesem götterverlassenen Landstrich zwei Männer begegnen die auch noch aus dem selben Grund hier her reisen?~ „Ja da hast du recht Rodgar die Gründe hier her zu kommen sind nicht sehr vielfältig. Also Laskandor, ich bin auch auf dem Weg dort hin um...“ Der Andere unterbrach ihn mit einer abwinkenden Geste. „Genau genommen sind wir schon in Laskandor“ Rodgar deutete etwas in die Umgebung um die beiden herum. „Der Nebel umgibt uns bereits und Gefahr lauert hinter jedem Stein. Wenn wir dasselbe Ziel haben sollten wir vielleicht zusammen weiter Reisen, was sagst du dazu Gorn?“ 

Es war nicht von der Hand zu weisen das man besser zu zweit reist und etwas Gesellschaft war ihm mehr als willkommen. „Etwas Gesellschaft wäre mehr als willkommen, solange wir dieselbe Richtung suchen, können wir zusammen weiter.“
So sammelte er seine Habseligkeiten zusammen und griff zum Schluss nach Ast der ihm als Gehhilfe gedient hatte. Sein Bein fühlte sich gut an aber so ganz traute er ihm noch nicht. Er hob den Blick und sah zum Himmel hinauf, bei diesem Nebel war der Sonnenstand schwer abzuschätzen aber es war wohl um die Mittagszeit herum. Dann nickte er seinem neuen Weggefährten Rodgar zu. „Brechen wir auf und nutzen die Tageszeit noch etwas.“ Auch dieser nickte und setzte sich in Bewegung, der Schnee knarzte unter den Schritten der beiden Männer, als sie am Bach entlang gingen. Der Weg führte nur noch leicht bergab und die Bewaldung nahm stetig zu. Während er Rodgar hinterher ging, musterte er diesen. Ein Bogen und ein Köcher war zu sehen, nebst einem Breitschwert am Gürtel. Einfaches und zweckmäßiges Lederzeug trug er am Körper und als hätte er seinen Blick gespürt richtete er das Wort an ihn ohne sich umzudrehen. „Ich bin Jäger musst du wissen und kenne mich ein wenig in der Gegend aus. Du hattest wirklich Glück das ich dich gefunden habe, normal sollte man Fußspuren hier nicht folgen.“

„Gibt es dafür auch einen Grund? Ich mein ich kann verstehen wenn man keinen Fußspuren folgt die nicht von Menschen stammen auch wenn das für einen Jäger… eigenartig wäre. Aber menschliche Spuren in dieser abgelegenen Gegend, würden mich zumindest neugierig machen.“

„Menschliche Fußspuren müssen nicht von Menschen stammen. Wie auch immer, da vorne ist ein Waldstück ich werde etwas vorausgehen und es auskundschaften“

Auch wenn Rodgar es nicht sehen konnte da er sich nicht umgedreht hatte nickte er. „Ja gut ich folge dem Flusslauf weiter ins Tal hinab, halt Ausschau nach einem guten Lagerplatz.“

Rodgar beschleunigte seine Schritte etwas und war nach einigen Momenten vom Nebel verschlungen. Glück oder Unglück, würde sich noch herausstellen dachte er und rieb sich gedankenverloren sein Bein. Der Schmerz war nur noch ein kleines Kribbeln und er musste sich eingestehen das er ohne seine Macht wohl nicht überlebt hätte. Allerdings war die Auswirkung des letzten Rituals stärker ausgefallen als normal. Es musste etwas mit dem Land zu tun haben oder mit dem Nebel selbst. Was es auch war er sollte vorsichtig sein. 


[Bild: Nebelwalder.jpg]


Vor ihm erschienen im Nebel die dunklen Umrisse von Bäumen und es tat sich ein kleiner Pfad in einen Wald hinein auf. Er war nur kurz stehen geblieben, um seiner Umgebung zu lauschen und ging dann wieder weiter in den Wald hinein. Er sah wieder auf den Boden wo weit weniger Schnee lag wie außerhalb des Waldes. Dem Wald haftete etwas Altes und Urtümliches an und ihn beschlich das Gefühl beobachtet zu werden. Die Windstille hatte etwas Unnatürliches und ihm wäre recht wenn Rodgar hier wäre. Er war angespannt und lauschte angestrengt jedem Geräusch und jedes Mal, wenn er dachte etwas gehört zu haben, blieb er stehen um angestrengt zu lauschen. So kam er nicht sehr schnell voran und das Tageslicht schwand immer mehr. Als er dann schon nach einem Lagerplatz Ausschau hielt hörte er eine bekannte Stimme.

„Da bist du ja, ich hab nicht weit von hier einen Lagerplatz gefunden, an einem kleinen See im Wald. Komm hier lang Gorn.“

Erleichtert sah er zur Seite hin und erkannte den Schemen des Mannes. „Ich dachte schon daran allein zu lagern, gut geh voran, ich folge dir Rodgar.“
Rodgar drehte sich herum und ging weiter während er ihm folgte. Es war wirklich nicht weit bis sie einen Platz erreichten, der von zwei Seiten durch dichteres Buschwerk windgeschützt war. Das Gewässer lag ruhig und dunkel vor dem Lagerplatz und auch diesem haftete etwas Unnatürliches an. Jedoch war der Tag anstrengend gewesen und er freute sich auf etwas Ruhe. Die beiden Männer richteten ihre Nachtlager her und keiner wollte so recht die ruhe stören. Ebenso wortkarg nahmen sie ein karges Mahl zu sich und legten sich dann zur Ruhe, beide hingen sie ihren Gedanken nach. Seine Glieder waren schwer und und die Augenlider sanken herab… Ruhe, etwas Schlaf würde ihm gut tun dachte er noch und schlief dann ein.
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#8
So erschöpft und übernächtigt er aber auch, war der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Die leisen Geräusche der Nacht hielten ihn wach, und er drehte sich einige Male herum, um eine bequemere Liegeposition zu finden. Jedoch half alles nichts, es war ihm nicht vergönnt, einzuschlafen und dennoch war er zu müde, um aufzustehen. Hin und wieder glitt er dann doch in den Schlaf, um von einem leisen Geräusch wieder zurück geholt zu werden. So schritt die Nacht voran bis ein kratzendes oder auch schabendes Geräusch an sein Ohr klang, es dauerte bis er sich dessen ganz gewahr wurde, aber es wiederholte sich und es wurde lauter. Alarmiert setzte er sich auf und tastete nach seiner Axt und sah sich um, ihm wurde bewusst, dass schlürfende Schritte sich dem Lager näherten. Alles war in den dumpfen Nebelschleier getaucht, der es unmöglich machte weiter zu sehen als man spucken konnte. Es war noch dunkel, aber die Nacht nahte sich dem Ende und es fing bereits an zu Dämmern. Er setzte an, etwas zu seinen Weggefährten zu flüstern. „Rodgar, wach auf...“ Da durchschnitt ein wortloser Schrei die Stille der Umgebung. Eilig packte er seine Axt und stand auf, drehte sich dann in kampfbereiter Haltung um die eigene Achse. Der Nebel und die Dämmerung tauchten die Umgebung weiterhin in ein trübes Zwielicht, jedoch erkannte er zwei violette Punkte, die sich auf ihn zubewegten. Das schlürfende Geräusch, wie ihm jetzt auffiel, kam aus der selben Richtung. Etwas bewegte sich auf ihn zu und wieder ertönte der markerschütternde Schrei der Kreatur. Er wandte sich herum und hob die Einhandaxt zum schnellen Schlag bereit an, da zeichneten sich die vagen Umrisse eines Menschen in Rüstwerk ab. Je näher die Kreatur kam umso deutlicher wurde ihr unmenschliches Wesen.

[Bild: Dusterschrecken.jpg]

Sie trug eine zerfledderte Rüstung und eine schwere Axt, die sie wie er zum Angriff bereit anhob. Ein Gestank nach Fäulnis und Verwesung erfüllte die Luft als die Kreatur schneller wurde und angriff. Nun ging alles recht schnell und er war gezwungen schnell und ohne Nachdenken zu handeln. Die schwere Axt des Gegners sauste von oben herab und sollte sie ihn treffen, war er mit ziemlicher Sicherheit tot, gespalten in zwei Hälften. Ein beherzter Schritt zur Seite brachte ihn zwar aus der Reichweite der Axt, dabei verhedderte er sich aber in seinem Fell, das er zum Schlafen nutzte. Er stolperte, stürzte aber rollte sich am Boden ab. Die Bartaxt seines Gegners schlug hart auf den Boden, dann zischte und kreischte die Kreatur und setzte weiter nach. Auf dem Boden liegend war es ihm nur möglich weiteren Hieben auszuweichen, indem er zur Seite rollte, der Dreck des Erdreiches flog dabei durch die Umgebung, von den Axthieben aufgewirbelt. Die Kreatur griff weiter mit unerbittlicher Ausdauer an und nur mit Mühe gelangte er wieder auf die Beine. Die alten und verkrüppelten Bäume boten nur wenig Schutz, sie hielten kaum einen Hieb der Bartaxt aus. Langsam änderte sich jedoch der Kampf und es gelang ihm mehr und mehr, sich aus der Defensive heraus zu kämpfen. Hier ein Hieb gegen den Helm, da einer gegen das Bein des Gegners, die Treffer zeigten aber kaum eine Wirkung. Das Bein der Kreatur hatte er hart getroffen und schwarzes Blut quoll aus der Wunde. Jedoch griff die Kreatur weiterhin unerbittlich an und wurde keinen Deut langsamer. Ihm musste etwas einfallen und eben als er den Hals seines Gegners anvisierte bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel. Er täuschte eine Finte an und tauchte dann unter einem Axthieb seines Feindes hindurch, um diesen zwischen sich und die Bewegung, die er bemerkt hatte, zu bringen.
Da er nun direkt in die Richtung sehen konnte erkannte er eine weitere Kreatur, der ersten ganz ähnlich, die sich schnell näherte. Zu seinem Glück hatte der Hieb der ihn treffen sollte einen etwas stabileren Baum erwischt der hinter ihm gestanden hatte und in dem sich die Bartaxt des Feindes nun verkeilt hatte. Es hatte aber nicht genug zeit den voreilt zu nutzen denn die zweite Kreatur war heran und griff mit einem zweihändigen Schwert an. Die Stiche und Hiebe drängten ihn weiter zurück und ein splitterndes Geräusch verriet ihm ohne hinsehen zu müssen das sein anderer Gegner seine Axt aus dem Baum befreit hatte.
Er traf auch den Schwertträger einige Male, aber lange konnte er sie nicht mehr zurückhalten, vor allem wenn sie zu zweit angreifen würden. Er wich weiter zurück und sah sich dann beiden zugleich gegenüber, eine Kreatur näherte sich direkt von vorn, mit dem Schwert weit zu einem wilden Schlag erhoben, die andere kam von links heran und schwang die Axt zu einem waagrechten Streich. Er konnte nicht beiden Angriffen entgehen und wollte eben nach hinten zurückweichen als eine schemenhafte Gestalt von der Seite heranstürmte mit einem Ruf auf den Lippen. „Stirb Düsterschrecken!“
Rodgar, wie er schnell erkannte, hatte den Schwertträger umgerissen und wälzte sich dann am Boden mit ihm. Dem Axthieb jedoch konnte er nicht mehr ganz entgehen und die obere Ecke der Klinge schrammte über seine Brust und schnitt durch das Leder seiner Rüstung in seine Haut. Der Axtträger blutete schon aus zahlreichen kleinen Wunden und wurde dennoch nicht langsamer, er musste etwas anderes versuchen. Mit einem Satz brachte er sich näher an den Gegner heran, tauchte einmal mehr unter einem Hieb hinweg und  schlug seine Axt dann tief ins Gesicht, genau zwischen die zwei violetten Augen. Die Kreatur kreischte auf und rammte ihn so stark mit der Schulter, dass er zurückgeworfen wurde. Sein hinteres Standbein scharrte über den Boden als er sich gegen den Stoß stemmte. Im Moment als er wieder nach vorn stürmte um mit grimmiger Miene anzugreifen rief Rodgar mit einem erstickten laut nach ihm. „Gorn!“
Als sein Blick auf den Weggefährten fiel sah er diesen auf dem Rücken liegen, während sein Gegner ihn mit einer Hand zu Boden drückte und bedrohlich das Schwert angehoben hatte. „Gorn! Hilf mir!“ Ihm war klar, dass er nicht schnell genug war, um Rodgar zu helfen. so wirbelte er mit einer Drehung halb um seinen Kampfgegner herum und versenkte seine Handaxt in den Nacken der Kreatur und liess sie dort stecken. Noch in derselben flüssigen Bewegung richtete er die linke Handfläche auf den Schwertträger über Rodgar und begleitet von knöchernem Knacken erwuchs ein Dorn aus seiner Handfläche. Dieser schwarze und unförmige Dorn flog dann gerader Linie auf den Schwertträger zu und traf dessen Schläfe.
Der Dorn trieb ein Loch in den Helm und den Schädel der Kreatur und diese fiel zur Seite um. Statt dort liegen zu bleiben verpuffte sie in dunklem Rauch. Rodgar kam wieder auf die Beine und sah sich um. „Wir müssen hier weg! Wo ein Düsterschrecken sind oder zwei sind viele, sie werden bald kommen.“
„Wo warst du, ich hätte deine Hilfe eher gebrauchen können.“ Er bückte sich nach seiner Axt und zog diese aus dem dort liegenden Kadaver. Er wunderte sich noch warum dieser noch immer dort lag und nicht ebenfalls in Rauch aufgegangen war. Allerdings bleib keine Zeit dafür, denn wie Rodgar sagte, weitere Düsterschrecken näherten sich ihrem Lager. „Ich konnte nicht schlafen und bin etwas umher gegangen, in der Hoffnung den Schlaf zu finden.“ Beide eilten sich dann und packten ihre Habe ein, um schnell den Ort zu verlassen, an dem sie Ruhe gesucht hatten.
„Du kennst diese Wesen? Du nennst sie Düsterschrecken?“ Sie waren bereits aufgebrochen und schlugen sich durchs Unterholz, die schlürfenden Schritte der Düsterschrecken folgten ihnen.
„Sie treiben sich im Nebel herum und töten Wanderer. Ich weiß nicht genau, was sie sind aber ich weiß, dass wir tot sind wenn sie uns einholen. Ach und... danke... hast mir das Leben gerettet.“
Die Bäume huschten an ihnen vorbei, als sie weiter durch den Wald rannten und ihm kam der Gedanke, dass er seine Macht eingesetzt hatte und sein Weggefährte es womöglich gesehen hatte. Er wollte dieses Gespräch nicht weiter vertiefen und so schwieg er dazu.
„Keine Sorge wir sind einander wohl sehr ähnlich, aber reden wir später.“
Das kam ihm durchaus gelegen, denn die Anstrengung des Kampfes und das Rennen durch den Wald ließen ihn nur noch angestrengt schnaufen, an Reden war im Moment nicht zu denken. Er konnte nicht mehr genau sagen, wie lange sie wegrannten, da der Nebel jegliches Zeitgefühl zunichtemachte. Er wusste nicht, ob es Mittag oder Abend war, aber sie hatten den Wald verlassen, eine Ebene erreicht und ihre Verfolger abgeschüttelt. Erschöpft verschnauften die beiden, er stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und rang nach Luft.
Rodgar ließ sich einfach zu Boden fallen und bleib auf dem Rücken liegen. Es dauerte einen Moment bis die zwei wieder zu Atem kamen, sie sahen sich an und brachen dann in Gelächter aus, froh dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen zu sein. Ein Trinkschlauch wurde gezogen und beide tranken daraus und da die Wirklichkeit sie wieder einholte verstummte dann auch das Gelächter.
„Du hast mir das Leben gerettet Gorn, ich steh in deiner Schuld.“ Er streckte dann die Hand aus und schien sich zu konzentrieren, kurz darauf fing sie an zu Brennen, scheinbar ohne das Fleisch Rodgars zu verzehren.
„Wir sind einander ähnlich, du und ich. Womöglich ist unser Treffen kein Zufall.“
Eine Weile lang starrte er die brennende Hand an, diese erlosch und er hob den Blick um seinen Weggefährten nachdenklich anzusehen. Sein Gegenüber mit blonden Haaren und einem ebensolchen Bart blickte aus seinen blauen Augen zurück.
„Warum hast du dann nicht selbst deine Macht eingesetzt Rodgar?“
Seine Worte waren von Misstrauen begleitet, auch wenn er seinem neuen Weggefährten trauen wollte, immerhin hatte er ihm trotz der kurzen Zeit, die sie sich kennen mehr als einmal geholfen.
„Ich bin ungeübt und kann mich oft nicht stark genug konzentrieren ich hatte Angst und konnte nicht klar denken.“
Eine gute Antwort, und durchaus glaubwürdig und in den blauen Augen lag Offenheit und Ehrlichkeit. Er beschloss den Worten Rodgars zu glauben und so nickte er ihm zu.
„Ich verstehe.“

Nun sahen sich beide um, auch wenn ihre Umgebung nicht viel von sich Preis gab. Der Nebel schränkte die Sicht stark ein, hier und da war ein Schemen in der näheren Umgebung ein Schemen zu sehen. Ein mannsgroßer Findling und ein dürrer Baum.
„Wir sollten weitergehen und wenn ich mich nicht ganz täusche ist dort Westen.“ Rodgar deutete in den Nebel auf eine Stelle etwa zwischen dem Baum und dem Findling.
„Wie kannst du dir da sicher sein..."
Er unterbrach seinen Satz und hatte den Blick auf den kargen Boden gerichtet. „Sieh mal, Hufabdrücke, ich bin kein guter Fährtenleser aber die sehen nicht alt aus. Da noch eine Spur und da drüben eine weitere“ Er zeigte auf die drei Spuren, die nebeneinander herliefen. „Mindestens drei Reiter oder einer der öfter hier durchkam. Vielleicht sollten wir der Spur nach und sehen wo sie hinführt?“

Rodgar war neben einer Spur in die Hocke gegangen um sie genauer zu betrachten. „Ja sind nicht alt höchstens einen halben Tag, aber du weisst was ich über Spuren sagte. Man sollte ihnen in Laskandor nicht folgen.“
„Sie scheinen aber ebenfalls nach Westen zu gehen also gehen wir ohnehin in die selbe Richtung.“
Er sah zu Rodgar hin der sichtlich unzufrieden war und dann, wenn die Spuren tatsächlich nach Westen verliefen, den blick nach Norden wandte. „Vielleicht sollten wir einen kleinen Umweg gehen und der Spur nicht direkt folgen. Wenn wir diejenigen finden, die sie hinterlassen haben, sollten wir sie zuerst beobachten und uns nicht unbedacht nähern.“
Ein vernünftiger Gedanke, dem er ein zustimmendes Nicken entgegenbrachte. „Also gut Rodgar, folgen wir der Spur mit etwas Abstand.“
Der Jäger Rodgar erhob sich wieder und die beiden setzten sich in Bewegung, ein Stück weit gingen sie nach Norden, aber nur so weit, dass sie gerade eben die Hufabdrücke erkennen konnten. Da sie nicht wussten wo die Reiter sich genau befanden da die Sicht eingeschränkt war blieben sie ruhig und jeder hing wohl seinen Gedanken nach. Der Abstand zwischen den Hufabdrücken ließ vermuten das die Reiter nicht sehr schnell unterwegs waren sondern eher im Schritt. Da der Nebel nicht nur die Sicht behinderte, sondern auch Geräusche zu verschlucken schien oder sie zumindest abdämpfte, konnten die Reiter schon sehr weit entfernt sein oder ganz in der Nähe. Da das Licht aber abnahm und so langsam die Nacht herein brach, entschlossen sie sich, zu rasten. Seit sie über diese Ebene wanderten hatten sie nicht viel gesehen, das als geschütztes Lager gedient hätte. So wanderten sie weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Es wurde immer dunkler, da drangen aus weiter Ferne Geräusche zu ihnen heran, das Schaben von Metall auf Stein.
„Wir müssen etwas näher heran das müssen die Pferde sein.“
„Ich bin noch immer der Meinung wir sollten sie meiden.“
„Wir haben doch beschlossen, sie zumindest zu beobachten, dazu müssen wir näher heran.“
„Was wenn sie eine Wache aufgestellt haben oder die Pferde unruhig werden?“
Er steckte sich den Zeigefinger in den Mund dann hob er den feuchten Finger in die Luft.
„Es geht kein Lüftchen und man sieht tags kaum etwas bei diesem Nebel.“
Die beiden waren stehen geblieben, um eindringlich aufeinander einzuflüstern.
„Du lässt dich ja doch nicht davon abhalten. Dann aber leise.“

Die beiden bewegten sich dann halb geduckt näher und ein rötlicher Punkt in der Ferne, wohl ein Lagerfeuer, tauchte auf. Sie bewegten sich auf das Lager der Unbekannten zu und hörten dann leises Gemurmel, was genau geredet wurde verstanden sie nicht. Rodgar legte die Hand auf seine Schulter und bedeutete dann anzuhalten.
„Näher sollten wir nicht, lass uns hier in der Gegend rasten und ihnen bei Tage folgen, wenn du unbedingt willst.“

Die geflüsterten Worte Rodgars fanden seine Zustimmung und er nickte. „Gut, du hast Recht.“
Sie entfernten sich wieder vom Lager der Unbekannten Reiter und fanden dann eine kleine Senke. Sie legten sich dort zur Ruhe und entzündeten auch diese Nacht kein Feuer. Wenigstens war diese Nacht ruhiger als die vorherige und er glitt schnell in einen tiefen Schlaf. Sie hatten sich in abwechselnden Wachschichten eingeteilt, Rodgar wollte die erste übernehmen und die drittej, während er sich die zweite und vierte kurz vor Tagesanbruch ausgesucht hatte. Rodgar weckte ihn und so starrte er einige Zeit in die Dunkelheit bis er nach geschätzten zwei Stunden Rodgar wieder aufweckte, um dann wieder ein oder zwei Stunden zu schlafen...
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#9
Er blinzelte gegen den hellen Himmel, der Nebel umgab ihn noch immer, aber ein hellerer Punkt ein Stück weit über dem Horizont, machte ihm klar, dass die Sonne aufgegangen war. Er reckte sich und gähnte dann erst einmal ausgiebig, da dämmerte ihm langsam wo er war und weshalb. „Verdammt die Reiter!“ Mit einem Satz war er auf den Beinen und spähte zu der Stelle hinüber wo des nachts noch ein Lagerfeuer brannte. Der Nebel war jedoch zu dicht als das er hätte so weit sehen können. Es beschlich ihn jedoch das Gefühl als wären sie längst aufgebrochen. Die Hand zu einer Faust geballt sah er in die Kuhle zurück zu Rodgar der nirgends zu sehen war auch war seine ganze Habe weg. Fluchend machte er sich dann daran seine Sachen zu packen. „Rodgar…“ Noch eher er zu Ende sprechen konnte hörte er sich nähernde Schritte, er legte die Hand auf den Axtkopf um sie zu ziehen falls er sich verteidigen musste. „Sie sind Weg, wenn du mich fragst ist das auch besser so.“ Die Stimme Rodgars war ruhig und als er sich dann herumdrehte machte der Weggefährte einen gelassenen Eindruck. „Was verdammt nochmal war los? Du hast mich absichtlich nicht geweckt? Damit sie ziehen können?“ Die Schultern von Rodgar sanken herab und die Gelassenheit in Stimme und Haltung war dahin.
„Ich bin eingeschlafen, war nicht meine Absicht. Aber denk darüber nach drei Berittene, sie wären uns überlegen, willst du dich dem ausliefern? In diesem Land baut man besser nicht auf Freundlichkeit.“
„Und wo kommst du nun her? Warum hast du alle Sachen gepackt und mitgenommen?“
„Ich bin zu ihrem Lager um nachzusehen.“
Der Grimmige Blick den er aufgesetzt hatte wich nicht und die Antwort die er bekommen hatte wollte ihn auch nicht ganz zufrieden stellen. Rodgar verbarg etwas, aber das tat er selbst auch, warum also sollte er ihm etwas vorwerfen.
„Ich werde der Spur weiter folgen wenn ich kann, du kannst mitkommen oder nicht, aber steh mir nicht im Weg.“ Er erhob sich, seine Sachen gepackt und am Körper sah er zu Rodgar hin und wartete auf dessen Antwort.
„Also gut ich komme mit, zumindest so lange es mir möglich ist. Wenn sich bewahrheitet was ich befürchte dann trennen sich unsere Wege.“ Er nickte ihm zustimmend zu, Rodgar war sein eigener Herr und ihm zu nichts verpflichtet.
„Dann los, vielleicht holen wir sie ein, irgendwann müssen sie ja ein Ziel erreichen.“ Am Gesicht seines Weggefährten erkannte er, dass ihm das alles nicht schmeckte, aber er sagte nichts und so gingen sie los in Richtung des Lagers das die drei Reiter benutzt hatten. Dort würden die Spuren weiter führen und vielleicht hatten sie etwas zurückgelassen das ihnen weiter half. Das Lager war nicht weit entfernt so gingen sie schweigen hinter einander her auf dem Weg dorthin. Als sie das Nachtlager der Reiter dann erreichten bot sich der Anblick eines gewöhnlichen Lagers das in Eile verlassen wurde. Das Feuer war längst erloschen und abgesehen davon wurde nicht viel hinterlassen. Einige Pferdeäpfel, etwas Getreide von der Fütterung und drei etwas plattgedrückte Plätze wo die Reiter wohl gelegen hatten. Etwas, das halb vom Dreck bedeckt war, unweit einer Stelle, wo einer der Reiter gelegen hatte macht ihn neugierig. Er ging zu der Stelle hinüber und kniete sich hin um den Gegenstand aufzuheben. Als er es näher betrachtete erkannte er einen benutzten Verband, voll Schmutz und Blut. Ohne sich umzudrehen rief er Rodgar mit einem Wink zu sich. „Sieh mal hier, einer der Reiter muss verletzt sein.“ Als einen Moment keine Antwort kam und sich auch niemand näherte sah er sich nach seinem Weggefährten um. Dieser war jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Ehe er jedoch etwas sagen konnte hörte er das Klackern von Pferdehufen auf dem steinigen Boden. Die Reiter und sie waren nicht weit. Schnell sah er sich nach einem Versteck um, aber rings um ihn herum war nur Ebene, er konnte nirgends hin so erwartete er statt dessen das Unausweichliche. Langsam näherten sich die drei Reiter, vom Nebel verhüllt wurden die Sicht auf sie immer deutlicher je näher sie kamen. Als sie dann nahe genug heran waren, blieben sie in einer Reihe stehen und die Sehschlitze der Helme richteten sich alle auf ihn.
[Bild: Nebelwachterpatroullie.jpg]

„Du hattest recht, wir wurden beobachtet.“ Ohne den Blick von ihm zu wenden sprach der ganz links zu seinen Kameraden und der ganz rechts antwortete darauf. „Aye ob er eine der Kreaturen des Nebels ist? Wir sollten ihn einfach töten und weiter reiten.“
Der Dritte in der Mitte war still geblieben und ihm fiel auf das er leicht gekrümmt im Sattel saß. Der welcher als erstes gesprochen hatte stimmte dem wohl zu denn er zog langsam sein Schwert.
Ihm ging durch den Kopf das Rodgar wohl recht gehabt hatte und er besser auf ihn gehört hätte. Da erklang wieder die Stimme des Reiters mit dem Schwert in der Hand. „Du da, irgendwelche letzten Worte?“ Er wollte zum Sprechen ansetzten da richtete sich der mittlere Reiter auf, woraufhin die beiden an seiner Seite zu ihm sahen. „Wir werden nichts dergleichen tun.“ Die Worte waren wohl an seine Kameraden gerichtet. „Sag mir, Wanderer, reist du alleine?“
bevor er antwortete sah, er sich etwas um. „Ich bin alleine hier.“ Vielleicht war Rodgar noch in Hörweite und wurde ihm helfen ansonsten würden sie zumindest nicht nach einem weiteren Wanderer suchen. Ob sie ihm glaubten oder nicht konnte er ihnen nicht ansehen da alle drei Helme trugen. „Gut wir nehmen Euch mit uns.“ Die Beiden Reiter zur Linken und zur Rechten waren damit wohl nicht einverstanden und einer der beiden setzte an etwas einzuwerfen. „Aber Erster Wächter...“
Der Mittlere schnitt die Worte seines Gefährten mit einer barschen Handgeste ab. „Und wohin soll ich mitkommen, ich nehme an ich bin kein Weggefährte, sondern eher ein Gefangener?“
„Kein Gefangener, aber wir kennen euch nicht. Ihr werdet uns folgen, zu fuß, wohin werdet ihr noch sehen." Daraufhin setzten sich alle in Bewegung bis auf einen der sein Pferd zügelte und stehen geblieben war um über die Schulter zu blicken. „Na los komm schon du hast den ersten Wächter Gehört. Mitkommen!“
Er setzte sich in Bewegung und ging hinter den Reitern her, einer der etwas zurückgeblieben war, reihte sich dann hinter ihm ein und übernahm das Ende der kleinen Gruppe. Die drei Reiter waren keine fröhlichen Weggesellen denn sie redeten nicht viel. Es kostete ihm auch Mühe schritt zu halten, obgleich sie langsam ritten, da kam es ihm gelegen nicht reden zu müssen. Seine neuen Weggefährten hielten nicht nur wenig vom Sprechen, sondern auch von Rasten, denn sie ritten den ganzen Tag durch und erst als langsam die Dämmerung einsetzte, hielten sie an. „Wir rasten hier, gib deine Axt ab. Dann wirst du essen und wir legen dir eine Fessel an.“ Der Mann der ihn zu Anfang töten wollte war anscheinend nicht zu Verhandlungen aufgelegt und seine Worte klangen scharf. Er reichte dem Mann seine Axt und auch ein kleines Messer und setzte sich dann um seinen Proviant zu suchen und fing dann an zu essen. Während er an einen kleinen Fels gelehnt saß, beobachtete er die drei Männer. Sie hatten ihre Helme abgenommen und einer der Männer, ein dunkelhaariger Mann der einen Dreitagebart im Gesicht trug machte sich daran die Pferde zu füttern und flüsterte ihnen beruhigend zu. Ihr Anführer, hatte ebenso Platz genommen und blickte zu ihm hinüber. Der Mann sah aus als würde er ein entbehrungsreiches Leben führen, helle Haare die etwa halblang waren, einen Bart der bereits einige graue Stellen zeigte und stahlgraue Augen. Sein rechtes Auge war von einer Narbe durchzogen die sich bis zur Wange hinab reichte. Der Anführer bemerkte das er gemustert wurde und nickte ihm zu, dann sprach ihn leise der dritte Mann an. Er konnte die Worte nicht verstehen aber es drehte sich wohl um die Verletzung des Ersten Wächters. Beim Dritten, der den ganzen Tag wortlos hinter ihm geritten war, handelte es sich um einen kleineren Mann mit braunen langen Haaren mit leichtem Rotstich und einem langen wild gewachsenen Bart der selben Färbung. Er hatte braune Augen und sein Gesicht wirkte etwas fröhlicher als das der anderen. Er fing nun an dem ersten Wächter aus seiner Rüstung zu helfen und machte sich dann daran seine Wunde zu versorgen. Die beiden unterhielten sich leise und waren wohl sehr vertraut miteinander und um die Schmerzen zu dämpfen wurde dem Verwundeten ein Trinkschlauch gereicht. Als die Pferde versorgt waren kam der Kerl welcher ihm seine Axt abgenommen hatte wieder zu ihm hinüber, mit einem Strick in der Hand. „Fertig gegessen? Dann streck deine Hände aus!“ Er hatte eben fertig gegessen und sah zu dem Mann auf um ihm zu antworten. „Argal, er wird nur zu unserem und seinem Schutz angebunden kein Grund ihn wie einen Verbrecher zu behandeln.“ Argal mit dem Strick in der Hand zischte etwas und nickte dann.
„Wenn du so weit bist, Lass dich festbinden…. Bitte.“ Er hatte die Hände bereits ausgestreckt und lies sich nun fesseln auch wenn es ihm nicht gefiel so hatte er kaum eine Wahl und vermutlich würde er selbst nicht anders handeln. Die Nacht war ohnehin herein gebrochen und als Argal ihn gefesselt hatte machte er sich daran ein Feuer zu entzünden. Er schichtete etwas Feuerholz auf das er aus dem Sattel geholt hatte und entzündete dann das Holz. Der erste Wächter teilte dann noch die Wachen ein und legte sich selbst zur Ruhe. „Nimm du die erste Wache Argal und du die zweite Gerwin.“ Alle, abgesehen von Argal der die erste Wache übernahm legten sich zur Ruhe.
Es überdachte seine Lage war aber durch den langen Marsch erschöpft und fiel recht bald in einen unruhigen Schlaf wo ihn verwirrte Traumfetzen über seinen Weggefährten Rodgar plagten. Der Mann rief ihm im Traum etwas zu „Duuuuu hast mich verraten! Gorn! Gorn! Gorn…“ Ein leises Flüstern weckte ihn dann und gefesselt wie er war sah er sich nur etwas um. „Gorn, wach auf… ich bins…“ Er erkannte die Stimme Rodgars und strengte sich an zu erkennen wo er war oder von wo sie herkam. „Wie bist du entkommen? Du warst auf einmal weg.“
„Keine Zeit zu reden, ich hol dich hier raus. Du könntest sie mit deiner Macht festhalten und wir fliehen dann. Am besten wir stehlen ihre Pferde.“
„Ich glaube nicht das sie bösartig sind sie sind nur misstrauisch und vielleicht wissen sie mehr. Lass mich hier bei ihnen…“
Da kam dann Rodgar in sein Sichtfeld, mit einem Messer in der Hand um seine Fesseln zu zerschneiden. Er wollte noch etwas sagen da blickte Rodgar auf und ihm war klar das einer der Reiter hinter ihm stehen musste. „Mit wem redest du da?“ An der Stimme erkannte er Gerwin der nun noch näher heran kam. Er hatte sich nicht herumgedreht sondern sah noch immer in Richtung Rodgars der vor ihm kniete und mit dem Messer in der Hand die Fesseln zerschneiden wollte. „Er ist mein Weggefährte, er hat mich vor euch gewarnt, ich wollte ihn nicht verraten. Wir kennen uns erst seit wenigen Tagen.“ Gerwin schritt um ihn herum und kam nun auch in sein Sichtfeld und warf ihm einen skeptischen blick zu. „Wovon sprichst du, da ist niemand… es sei denn.“ Er hatte zu Gerwin aufgesehen und blickte nun wieder zurück zu Rodgar. Wie war das möglich, er musste ihn sehen. Da fiel ihm auf wie Rodgar ein hämisches Grinsen aufsetzte und dann langsam in schwarzem Rauch aufzugehen schien. „Ein Jammer, ich hätte dich dazu bringen können sie alle zu töten…“ Die letzten Worte Rodgars, oder der Kreatur, waren so hämisch wie ihr Gesichtsausdruck, dann war sie ganz verschwunden. „Dämon!“ Der Ruf Gerwins hallte durch das Nachtlager und schnell kam Bewegung in die schlafenden Männer. Die Drei machten sich kampfbereit, das alles wirkte auf ihn wie in weiter Ferne er nahm nur noch dumpf die Geräusche wahr und langsam senkte sich Schwärze auf ihn herab…
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#10
Das Rauschen seines Blutes und das wilde Pochen seines Herzens drang an sein Ohr, oder vielmehr spürte er es mehr, als das er es wirklich mit dem Gehör wahrnahm. Er schlug die Augen auf und zuerst fiel es ihm schwer einzuordnen was er sah oder wo er sich befand. Die schnellen Bewegungen vor seinem Blick, schemenhafte Gestalten die schnell näher kamen und dann... Ein Lichtblitz und der damit einhergehende Schmerz. Benommen vernahm er noch den Ruf eines Mannes. 
„Schlag ihn nieder Gerwin!“ Erneut ein Lichtblitz als ihn ein weiterer Schlag im Gesicht traf, er versuchte seine Hände zu heben aber fühlte sich seltsam körperlos. Er spürte den Schmerz war aber nicht fähig sich zu bewegen. Die Welt fing aber an zu kippen bevor ihm klar wurde das er selbst hingefallen war. 
Ein weiterer Schemen war in sein Blickfeld getreten und die beiden drückten ihn zu Boden. 
"Lasst mich los ihr jämmerlichen Menschen ich verfluche euch und diesen Körper!“ Die Worte entsprangen seinem Mund aber nicht seinem Willen, er versuchte nach Hilfe zu rufen aber nichts geschah. Grob wurde er auf den Bauch gedreht und den kalten Schnee sowie den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes in seinem Mund. Sein Gesicht brannte von den Faustschlägen die er abbekommen hatte. Seine Hände wurden ihm auf den Rücken gezerrt und mit einem Strick gefesselt. 
„Verbindet ihm den Mund und die Augen.“ So wurde es wieder dunkel um ihn aber er konnte weiterhin die Stimmen der drei Männer hören. „Wir müssen ihn weg bringen hier können wir nichts für ihn tun.“
„Er wird uns langsam machen und vergiss deine Verletzung nicht Kregan. Sie wird uns schon genug aufhalten.“
„Hör mir gut zu Argal ich werde mich nicht wiederholen, wir lassen niemand zurück dem wir vielleicht helfen können.“
„Aber... schon gut er reitet mit mir.“
Er konnte spüren wie seine Füße gefesselt wurden und dann ein Pferd in seine Nähe geführt wurde. Er wurde links und rechts gepackt und hoch gezerrt und kurz darauf bäuchlings über das Pferd geworfen. 
„Sie werden dir nicht helfen können, jetzt da ich deinen Körper habe geb ich ihn nicht wieder her.“ Er wollte antworten aber es viel ihm zunehmend schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Schmerz, Wut und Machtlosigkeit lähmten ihn zusehends. Er spürte noch wie sich jemand in den Sattel schwang und sich dann das Ross in Bewegung setzte. Die Folgenden Tage, wenn es überhaupt Tage waren, zogen an ihm vorbei. Man flößte ihm Wasser ein sowie Nahrung die sein ungebetener Gast der die vollständige Kontrolle über seinen Körper erlangt hatte nicht immer annahm. Kregan, Gerwin und Argal mussten die Kreatur hin und wieder mit Schlägen überreden ihnen folge zu leisten. Der Schmerz war zu einem guten Freund geworden denn er war so ziemlich das Einzige, dass ihn an seinen Körper erinnerte. Jedoch endete diese Reise irgendwann und am Ziel dieser wurde er vom Pferd gezogen und in eine Hütte oder ein Haus geschleift. Dort wurde er zurück gelassen, gefesselt und geknebelt sowie mit verbundenen Augen. Er wusste nicht wie lang er dort saß aber irgendwann erklang eine ihm bekannte Stimme ganz in seiner Nähe. 

„Du wirst diesen Kampf verlieren, du bist nicht der erste deiner Art dem ich begegnet."
~Er mag sich seiner Sache sicher sein Gorn, aber wir beide wissen es, du hast bereits verloren~
Erklang die Stimme in seinem Kopf und erneut versuchte er zu antworten aber nur das Gelächter der Kreatur hallte in seinen Gedanken wieder.
~Versuch es gar nicht, du wirst nicht einmal Luft holen wenn ich es nicht zu lasse~
Und wie um es ihm zu beweisen spürte er wie sein Atem verebbte und dieser Atemstillstand sich hinzog bis seine Lungen anfliegen zu brennen.
“Er wird mir gehören oder sterben Mensch!„ konnte er die Worte des Dämons hören, ausgesprochen mit seiner eigenen Stimme und dann das Röcheln als der Körper Luft zu holen versuchte.
„Was tust du da elender Dämon!“ rief der Mann aus und erhob sich. Kurz darauf wurde er von einem Schwall kaltem Wasser bedeckt. Ein tiefer Atemzug, wobei ihm nicht ganz klar war ob er diesen selbst tat oder die Kreatur.
Dann entrann seiner Kehle ein tiefes Grollen das mehr Tierisches als Menschliches an sich hatte und hier war er sich sicher das es vom Dämon kam. Die Kreatur kämpfte gegen die Fesseln an die sie hielten wodurch die Seile in die Haut und das Fleisch schnitten. Der Schmerz flammte wieder auf als seine geschundenen Muskeln und Knochen derart beansprucht wurden.
„Das gefällt dir nicht oder? Das ist Salzwasser.“
Ein weiterer Schwall Wasser ergoss sich über ihn und das Ankämpfen der Kreatur gegen die Fesseln verstärkte sich nochmals. Er fürchtete, dass seine Knochen gleich brächen, als die Tür aufschwang und jemand herein trat. Auch die Kreatur lauschte kurz und ihre Bemühungen die Fesseln zu sprengen verebbten.
„Du bist dir sicher deswegen erster Wächter? Ich bin nicht sicher ob ich das kann...“
Die Zweifel in der Stimme des anderen Mannes den er als Argal erkannte, waren deutlich herauszuhören.
„Ich bin sicher und du solltest es auch sein. Zweifel haben hier keinen Platz Streiter.“
„Gut dann beginnen wir Erster, ich werde tun was du verlangst. tatsächlich klang die Stimme Argals weniger zweifelnd als noch kurz zuvor, vielmehr wirkte er nun entschlossen.
„Wir müssen ihn Reinigen und das Gründlich zieh ihm alles aus aber lass ihn gefesselt, du wirst es also aufschneiden müssen. Ich werde mehr Wasser holen.“ 
Damit verließ der erste Wächter die Hütte oder den Raum und einmal mehr wehte ein kühler Windhauch herein.
Argal trat an ihn heran und zog einen Dolch aus einer Lederscheide am Gürtel um damit zu beginnen seine Lederne Rüstung aufzuschneiden und auszuziehen. Während er dies tat murmelte er vor sich hin. 
„Du hattest Glück mein Freund das wir dich gefunden haben. Es wird sich aber noch zeigen ob wir dir auch helfen können.“ Stück um Stück wurde er von seiner Kleidung befreit.
„Ihr werdet ihn nicht Retten und ich werde mit diesem Körper auf deinem Leichnam tanzen Argal.“
Der Mann mit dem Dolch setzte unbeirrt seine Arbeit fort und schnaubte nur verächtlich auf die Worte des Dämons als sich wieder schwere Schritten der Hütte näherten. Kregan war wieder eingetreten und schüttete Wasser aus. Er füllte wohl irgend einen Behälter mit dem Salzwasser und verließ die Hütte wieder. Als er nach einer Weile nackt und noch immer gefesselt an einer Wand gelehnt dahockte, wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen und auch Argal verließ den Raum. Beide Männer Kehrten immer wieder mit schweren Schritten und jeweils zwei Eimern zurück und befüllten den Behälter, bis es wohl genug war und beide die hölzernen Eimer in eine Ecke stellen.
„Hilf mir ihn hoch zu heben.“ Damit wurde er links und rechts von vier kräftige Händen gepackt und hochgezogen und zu einem hölzerner Zuber geschleift der vor einer Wand der abgedunkelten Holzhütte stand. Dann wurde er vorn über gekippt und es erging ihm wie einem schmutzign Kleidungsstück am Waschtag. Mehrere Male tauchten sie ihn ins kalte Salzwasser und tunken ihn unter. Jedes mal als er nach einer ihm unendlich vorkommenden Zeitspanne wieder auftauchte zog er rasselnd die Luft ein. Mit einem bereits feuchten Knebel war dies keine einfache Angelegenheit. Als er schon dachte das er eher ersäuft wurde als das sie ihm wirklich halfen wurde er hingesetzt und vom Knebel befreit.
Seiner Kehle entrann fast augenblicklich fluchen und Schimpfen vorgetragen in einer unmenschlicher Stimme.
„Dreckiges Gewürm! Blut und Tod wird auf euch hinab regnen! Ich werde euch eure Seelen entreißen und dann für Äonen quälen!“
„Schweig Dämon!“ Mit den Worten Argals wurde ihm ein abscheulicher Trunk eingeflößt. Die Kreatur versuchte sich zu wehren und weitere Flüche gingen in gurgelndem Gemaule unter. Er konnte dank des Dämons kaum einen klaren Gedanken fassen, schmeckte aber Schlafmohn heraus. So musste er sich fast augenblicklich übergeben als ihm der Trank vollständig eingeflößt worden war. Dennoch breitete sich eine Benommenheit in seinem Körper aus und er fühlte wie alles schwer wurde.
„Was war das, Schlafmohn und....“ entrann es schwach aus seiner Kehle und kurz stockten die beiden Männer.
„Du musst stark bleiben Fremder es wird anstrengend werden.“ hörte er Argal sagen.
„Schweigt! Die Verschlingerin wird euch Holen!“ Brach es dann wieder aus ihm heraus. Die beiden Männer lächelten sich aus irgend einem Grund an und zogen sich dann kurz in eine Ecke zurück um etwas zu besprechen. Woraufhin Argal wieder die Hütte verließ.
„Deinen Namen, Dämon du wirst mir deinen...“ sprach Kregan und ging dann etwas im Raum auf und ab vor er unterbrochen wurde.
„ICH WERDE DEIN HERZ FRESSEN UND DEINE SEELE VERSCHLINGEN!“
„Dein Name Dämon!“ Kregan hatte sich ihm wieder zugewandt, die Drohung schien ihn nicht zu beeindrucken.
„Ihr werdet alle Sterben!“ wurden weitere Drohungen ausgespien.

Dann schwang die Türe auf und Argal trat ein mit einem Wandspiegel unter dem Arm, gefolgt von einer zierlichen jungen Frau. Schön anzusehen wirkte sie aber etwas übernächtigt. Argal stellte den Spiegel vor Ihm auf und er konnte sich selbst darin sehen. Dann starrte ihm eine verzerrte Fratze entgegen, und er konnte spüren wie der Dämon immer aufgebrachter wurde.
„Das Gefällt dir nicht? Warte ab es wird noch schlimmer, außer du verrätst deinen Namen!“ Kregans Stimme war ruhig, vielleicht etwas spöttisch aber dennoch ruhig. Er konnte spüren wie der Dämon litt und Schmerzen hatte. 
„Schweig!“ konnte er sich selbst zischen hören. Dann trat die junge Frau vor den Spiegel, sie stand mit dem Rücken zu ihm aber er konnte ihr Spiegelbild sehen. „Sag mir deinen Namen und sie soll dir gehören.“ Der Erste Wächter war inzwischen hinter ihn getreten und er konnte seine Stimme nah an seinem Ohr hören.
Er spürte wie der Dämon sich wand und versuchte den Blick von der Frau die im Spiegel reflektiert wurde abzuwenden. 
„Raschmir“ kam ein ein Name über seine Lippen.
„Argal!“ sprach Kregan aus und kurz darauf wurde er von Argal untergetaucht. Sein Körper zappelte und wehrte sich dennoch wurde er unter Wasser gehalten. Kurze zeit später wurde er an den Haaren nach oben gezogen und er hörte sich bitterlich husten.
„Sag mir deinen richtigen Namen Dämon und sie soll dein sein!“ Kregans Stimme war eindringlich und wurde lauter.
„Lass mich in Frieden mein Name ist Raschmir“ Seine eigene Stimme war verzerrt und es hörte sich eher so an als würden viele Stimmen miteinander im Chor sprechen.
Wieder wurde er untergetaucht und für einige Augenblicke, die ihm selbst wie eine Ewigkeit vorkam unter Wasser gehalten.
„RAMIRES! Ich heiße Ramires!“ Es war seine eigene Stimme und er war sich nicht sicher ob er es sagte oder der Dämon. Die Frau im Spiegel lächelte dann und sprach mit rauchiger und weicher stimme. „Dann komm zu mir Ramires!“ Ein Ruck ging durch seinen Körper und er spürte noch wie die Wesenheit aus ihm fuhr. Sie sprang aus seinem Körper und direkt auf das Spiegelbild der Frau zu. Doch statt sie zu erreichen wurde er vom Spiegel verschluckt und blickte wütend hinaus und als der Dämon, gefangen im Spiegel anfing sich von innen gegen den Spiegel zu werden schwanden seine Sinne. Das Letzte was er noch sah, war das Spiegelbild der Frau und hinter ihr der Dämon der versuchte frei zu kommen.

[Bild: Gwendala_und_Ramires.jpg]
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