FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#1
"Mutter ich muss gehen, ich halte es hier im Wald nicht mehr aus, ich ersticke noch in dieser Enge."
"Ich weiß. Ich spüre schon länger, dass du hier nicht glücklich wirst, und das letzte was ich möchte ist, dich unglücklich aufwachsen zu sehen. Versprich mir nur eines, gib auf dich Acht."

Dieses Gespräch war nun eine Woche her.
Auch an diesem Tag schien nichts zu passieren. Müde stapfte sie vor sich hin, hinter jedem Hügel und jeder Kreuzung endlich ein Dorf erwartend. Es dauerte bis zum frühen Abend als sie endlich Gebäude da. Erst eines, dann ein zweites da waren unzählige Häuser. Endlich!

Doch als sie näher heran trat war die Vorfreude dahin. Leere Straßen, vereinzelte Häuser die Ruß geschwärzt waren. Ruinen. Dies war kein Dorf, dies war ein Schlachtfeld.
'Weg hier.' ---- 'Worauf wartest du, RENN!' Doch ihre Beine wollten ihrem Bauchgefühl nicht gehorchen. Ihr Herz hatte sich schon anders entschieden, wir sehen nach ob wir jemandem helfen können. Langsam durchschritt Valyra die Dämmerung, unter ihren Füßen knirschten die kleinen Steine der Straße. Sie näherte sich zusehends den Ruinen eines alten Sägewerkes. Waren dort Stimmen?

'Zieh gefälligst deine Waffe auch wenn es nur ein Messer ist.' Ein weiteres Mal wurde das Ziehen im Bauch unterdrückt, weitere Schritte folgten.

"HALT, WER DA?" Valyra fror auf der Stelle ein. Die Ereignisse die sich nun überschlugen zogen sich wie Nebel durch Valyras Gedanken. Eine Befragung vor dem Tor, hingehen eine Befragung in den Ruinen und gefühlte Jahre später ermutigte man sie mit den Worten.

"Ich habe beschlossen dich VORERST nicht als Spionin hinrichten zu lassen." Den Stein der ihr vom Herzen fiel und ihre Wahrnehmung wieder einsetzen ließ, könnte man Gewichts mäßig mit einem Braunbären vergleichen, wenn das überhaupt ausreichte.
Nach einer kurzen Vorstellung wurde Valyra dann auch langsam klar das sie hier genau dort war, wo sie hin wollte. Krieger des Reiches, Knappen und sogar ein Ritter. Ihre Gedanken überschlugen sich, wenn ich irgendwie anfange für das Reich zu kämpfen, warum dann nicht hier, warum dann nicht sofort?

Noch in dem Augenblick als Valyra sich über ihr unglaubliches Glück freute, schlug das Schicksal zu, ihr Gesprächspartner, Leutnant Kordian, benahm sich von einem Moment zum anderen wie ein Reh das den Waldbrand wittert. Keinen Lidschlag später hatte er seine Waffe in der Hand. Wieder ging alles Schlag auf Schlag. Valyra fand sich inmitten einer Kampfgruppe wieder die sich gegen Namenlose Angreifer verteidigte. Ihr bestes Kampftraining bis dahin war eine alte Eiche die sie mit ihrem Stock verprügelte.
"ABDUCKEN." Valyra hörte die Stimme aber konnte nicht klar denken, also tat sie was alle taten und warf sich in den Dreck. Pfeile schlugen in den Ruinen neben ihnen ein. Über die Flache Umzäunung sprangen Schergen in fremdartiger Uniform und gingen auf die Wachen dieses Sägewerkes und Valyra los.

Valyra kämpfte nicht mit dem Kampfsinn der anderen oder mit der Taktik eines Ritters, sie wusste nicht einmal was genau sie dort tat. Anscheinend ließ ihr Bauch sich nun nicht mehr bevormunden und hatte die Kontrolle übernommen. So schaffte Valyra es tatsächlich den ersten Kampf zu überstehen.

"Wenn du das auch den Rest des Abends schaffst, zeige ich dir ein paar Tricks damit es auch länger so bleibt." Die Stimme von Leutnant Kordian klang ein wenig schelmisch, spöttisch und herausfordernd zugleich. Konnte die Lage wirklich so schlimm sein? Das Eintreffen des Ritters, dessen Name sie immer noch nicht verstanden hatte, bestätigte ihre Vermutung. Ja es war so schlimm.

"Ausfall... Zugänge zuschütten... Rückendeckung." Valyra verstand nur die Hälfte, von allen gegeben Aufträgen, aber graben klang fürs erste am leichtesten, also meldete sie sich freiwillig dafür. Mehr Angreifer, mehr Blut und die Herausforderung von Leutnant Kordian stellte sich zunehmend als schwierig heraus. Als dann noch geifernde Riesenspinnen eine leichte Beute im Kampfgetümmel witterten schien Valyra, Leutnant Kordian, zu enttäuschen. Auch wenn sie nicht sofort Gift absonderten, ihre Greifzangen quetschten die linke Seite der junge Kriegerin.

"GRaaaaaaaar." Hätte sie ihre Zähne nicht bis zum Knirschen aufeinander gepresst, hätte ihr Schrei den halben Wald zum Einsturz gebracht. Taubheit machte sich breit, war es das Gift oder versagte ihr Körper ihr den Dienst? Sie würde jetzt nicht aufgeben, die Herausforderung des Leutnant stach durch die Wolken um ihren Geist und rüttelte sie auf. Auf Schwert und Schild gestützt kämpfte sie sich in stehende Position und schloss sie sich wieder der Kampfgruppe an.
Der Rammstoß eines Gegners ließ sie ihren Übermut sofort wieder bereuen. Den Baum im Kreuz, den Schild des Indharimers im Bauch presste es ihr die Luft aus den Lungen.

Der Kampf versank wieder im Nebel, erst als wieder Befehle gebellt wurden, horchte sie auf.
"Valyra du stützt Anouk, wir gehen zum Heilerhaus in Hohenquell." Den Schild über der einen Schulter, die Druidin über der anderen schleppte Valyra sich vorwärts. Immer nur einen Schritt nach dem anderen, nichts überstürzen. So erreichten sie endlich das Heilerhaus von Hohenquell. Ob es ein Traum war, dass sie bei der Wundversorgung half oder nicht könnte sie nicht mehr sagen. Was sie aber mit Sicherheit sagen konnte war, dass Leutnant Kordian doch tatsächlich sowas wie ein Lob verlauten ließ, zumindest klang "Du hast es geschafft zu überleben" als würde er sie loben.

Das letzte was sie diesen Abend sah waren die letzten Lichter der Nacht die durch die Fensterläden des Heilerhauses fielen. Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen, doch dieses mal war die Müdigkeit schuld.
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#2
"Komm schon zier dich nicht, solange der Anführer nicht da ist bin ich der Erste und ich werde mir von dir nehmen was ich will."
"Du und die anderen Scheusale sollen sich von mir fern halten." Eine schallende Ohrfeige erfüllte den Raum, Valyra schreckte in ihrem Bettchen hoch. Ihre Hände zitterten, als würde irgendwas nicht stimmen. Eilig sah sie sich in ihrem Zimmer um und warf sogar einen Blick aus dem Fenster, doch nichts war zu sehen. Schnell zog sie die Wolldecke enger um sich und kuschelte sich an ihre Strohpuppe, von dem was gerade zwei Räume weiter vor sich ging, bekam sie nichts mit.... nichts außer dieses unwohle Gefühl im Bauch.


~~~~

Schweiß gebadet erwachte die junge auf dem Fußboden des Heilerhaueses. Jedes ihrer Glieder zitterte. Trotz der kühlen Morgenluft war daran nicht die fehlende Decke Schuld. Eine Gänsehaut über zog ihren gesamten Körper, zumindest soweit Valyra das erkennen konnte. Mit reiben und rubbeln versuchte sie sich zu beruhigen um einen klaren Gedanken fassen zu können. Was war passiert, wieso war sie hier.. die Indharimer.. der Kampf.. DAS SÄGEWERK?!
Sofort sprang sie auf, was ihre Prellungen mit einem dumpfen Schmerz quittierten.
"HnnnnG!"
Ein kurzer Blick auf, Anouk und Algrid beide schliefen... unruhig aber sie schliefen.

So schnell ihre Beine sie trugen lief sie zum Sägewerk herüber, zumindest zu dem was davon übrig war. Die Milizsoldaten beäugten ihren Ansturm zwar misstrauisch schienen sie aber wieder zu erkennen.
In den Überresten angekommen sah sie erst einmal durch die verschiedenen Räume, doch die meisten bekannten Gesichter schliefen noch, oder sie schliefen jetzt erst. Die Gesichter der Soldaten hier sahen aus als wären sie mindestens fünfzehn Sommer älter als der Rest ihrer Körper. Von einer unbekannten Krankheit geplagt, von Schnitten übersät, von Quetschungen deformiert und von der Müdigkeit übermannt. Niemand hier sah aus als würde er gern hier sein.

Valyra fachte das Feuer wieder an und stellte sich eine der Schalen mit dem Eintopf nahe daneben, immer noch besser als ihn komplett kalt zu essen. Leises murmeln und brummeln lies sie zusammen zucken. Keine 10 Schritt von ihr entfernt, im Schatten eines Durchganges, saß an Mann an die Wand gelehnt. Hatten die Wachen übersehen wie er sich eingeschlichen hatte? War er einer von uns? Was mache ich denn nun? Zu viele Gedanken kreisten durch den Kopf von Valyra.

'Eins nach dem anderen, weck ihn doch auf und FRAG IHN.' Möglichst geräuschlos erhob sich Valyra und ging einige Schritte auf den Mann zu.
'Ziehst du bitte deine Waffe?' Doch die Neugier überwog. Erst einmal aufwecken, dann konnte man ihn immer noch angreifen.

"Hrm?" Der Mann hob den Kopf und mühsam geöffnete Augen sahen in Valyras Richtung. Schande aber auch, nun war es zu spät.

"Seid ihr einer dieser Indharimer?" Schon einen Lidschlag nach der Frage schalt sie sich selbst. Falls er einer wäre hätten die Wachen ihn aufgehalten, falls er aber ein Spion war, würde er es sicherlich gerade ihr auf die Nase binden.

"Ich muss ja echt übel aussehen wenn man mich mit so einem vergleicht." Da war es wieder, Valyras Blick fiel nach unten wie ein Sack Mehl der aus dem Obergeschoss. Wie viele Peinlichkeiten konnte man sich in zwei Tagen leisten?

"Verzeiht ich wollte euch nicht beleidigen oder verletzen."

"Hrm." Also wirklich gesprächig schien der Mann noch nicht zu sein.

"Mein Name ist Valyra." So einfach würde sie nicht aufgeben, vielleicht war er kein Spion, aber niemand konnte so wortkarg sein, oder?

"So nennt mich Aughril der letzte der Daorah." Valyra straffte ihre Haltung ein wenig.

"Ser." Der Mann nickt respektvoll und Valyra verstand gar nichts mehr. Sie war weder eine Ri.... dann kam von hinten auch schon:

"Den Göttern zur Ehr." Natürlich hatte er nicht mit ihr gesprochen, Valyra wandte sie um und verbeugte sich so gut es ging. Für eine Audienz bei Hofe würde es mit Sicherheit nicht reichen, aber für diese Ruine und die Umstände war es durchaus ausreichend.. oder gar zuviel des Guten.

"Nicht so nah bei der Front, wenn sich ständig jemand vor mir in den Dreck wirft, könnten die Indharimer auf die Idee kommen mich mit Pfeilen zu spicken." Ihre Wanderung auf dem Pfad der Dummheit wollte heute kein Ende nehmen. Wie konnte man dem Feind besser seinen kommandierenden Offizier zeigen als sich ständig vor ihm zu verbeugen?

'Sie werden dich nicht fressen nur weil du Anfänger Fehler machst.' Ihre Gedanken kreisten kurz darum was man sonst mit Neulingen tun konnte die aus Dummheit den ganzen Einsatz gefährdeten. Zum Feind schicken? Zum Küchendienst verbannen? Als Köder vor der Palisade... Sie dachte die Gedanken nicht zu Ende.

Glücklicherweise lenkte Ser Ulfson sie mit einem Gespräch ab. Sie hatte Gelegenheit ihn über so vieles aus zu fragen und geduldig wie eine Eiche stand er Rede und Antwort. Der Werdegang eines Ritters, der Kodex und so vieles mehr. Auch wenn es nur Brocken waren.. Valyra verschlang sie alle mit wachsender Neugier. Abschließend überließ er ihr sogar eine Waffe aus einer Spende, die ein Schmied getätigt hatte. Das Langschwert war eine gewöhnungsbedürftige Waffe, aber schon bald spürte Valyra den Unterschied im Gewicht kaum noch.

"Seht noch einmal nach dieser Algrid, wenn sie auf den Beinen ist, soll sie sich bei mir im Sägewerk melden."
"Ja Edler." Diese Anreden waren für Valyra noch immer schwierig, aber es wurde besser. Dem Befehl folgend trabte sie zum Heilerhaus und fand Algrid noch schlafend in ihren Fieberträumen. Valyra schaut zu Anouk herüber und beschloss sich die Wunde anzusehen.

Sie machte gerade sich daran den Wundverband zu wechseln als sie erschrak. War das eine Entzündung? War das schon eine Infek.. insek... eine Vergiftung von innen heraus? Die Wunde sah furchtbar aus. So schnell sie konnte verband sie diese zumindest wieder. Aber bei sowas konnte sie nicht helfen. Das beste wäre Ser Ulfson zu informieren. Wieder einmal rannte sie, die schon bekannte Strecke zwischen dem Heilerhaus und dem Sägewerk entlang. Aus der Ferne hörte sie Stimmen und... ja was waren das für Geräusche ein Schmatzen und Stöhnen oder ein Knurren?

Kaum um die letzte Biegung gerannte sah sie schon den Grund für die seltsamen Geräusche. Einige Menschen die aussahen wie Monate altes Gemüse schlurften vom See Richtung Palisaden. Sollte die Indharimer Armee genauso geschunden sein wie unsere? Endlich einmal gute Neuigkeiten. Kaum das sie die Palisade passiert hatte sah sie auch schon eine Horde Waffen starrender Soldaten.

"Sehr gut, Valyra zieht euer Schwert, wir werden diesen Untoten Einhalt gebieten."

"Diesen was?, Aber die Verwundete Druidin." Wollte sie eigentlich sagen, sie war sich auch sicher das die Worte ihren Mund verlassen hatten, nur über die Kraft ihrer Stimme war sie sich nicht im klaren.

"Eines nach dem anderen, erst die Untoten, dann die die schon in Sicherheit sind." Valyra nickte und zog ihre Waffe. Als ihr klar wurde was Ser Ulfson gerade gesagt hatte wurde sie blass. Untote. Ihre Mutter erzählte nur selten Geschichten über sie, es waren wohl mal Menschen die durch finsterste Wunder erneut wandelten und nach dem Fleisch der Lebenden trachteten.

"SIE KOOOOMMEN!" Diese Wesen waren nicht gerade die schnellsten aber ihre Schläge waren so stark das Valyra Mühe hatte stand zu halten. Mit bloßen Händen droschen sie auf Schilde und Rüstungen ein und das mit gutem Erfolg. Die Schlachtlinie konnte nach ersten Erfolgen die Stellung nicht halten.
"Zurück hinter die Palisaden.. RÜCKZUG, FORMIERT EUCH NEU!" Ser Ulfsons Stimme hallte über das Schlachtfeld. Valyra wich zurück nach einem Fehltritt jedoch fand sie sich auf dem sandigen Uferboden wieder kurz schüttelte sie den Kopf um wieder klar zu werden als sich vereinzelte Zähne aus einem faulig stinkenden Maul in ihren Arm versenkten.

"GRAAAAAHAHAAAAAA." Mit allerletzter Kraft stieß sie ihren Schild in das morsche Gebilde das einmal ein Hals war und tatsächlich, sie konnte sich befreien, weg robben. Das sie die Hälfte des Weges die immer noch kauenden Überreste des Zombie Kopfes mitschleifte merkte sie anfangs nicht. Jemand eilte zu ihr, versetzte den Kopfresten einen Tritt und half ihr auf.
"Ich reinige die Wunde so gut es geht, aber ihr solltet beten das sie sich nicht entzündet." Wer das sagte erkannte Valyra nicht, die Person trug eine Maske vor dem Gesicht.

"Ich stehe im Augenblick nicht soo gut mit Mithras."

"Dann wirds Zeit das wieder zu ändern, meint ihr nicht?" Man sah in den Augen der Person keinen Spott aber auch keine Wut über Valyras eher kleinen Glauben. Diese Augen waren aufrichtig und Hilfsbereit.

Der Rest der Schlacht versank in den Nebeln der Erinnerung. Erst Kordians Stimme riss sie wieder aus den Gedanken.

"Du bist einfach zu stur zum sterben oder?" Zum wie vielten Mal Valyra den Mund offen stehen ließ konnte sie schon nicht mehr zählen.

"Ich kann mir denken warum du noch hier bist, aber ich will es aus deinem Mund hören." Was sollte sie denn nun sagen? Was wollte er hören, dass sie es nicht mit ansehen konnte wie andere leiden, schon gar nicht jene die sich kaum ihrer Haut erwehren können?

"Willst du wirklich den Weg des Schwertes gehen?" Das war alles? Nach all dem was vorgefallen war musste er DAS tatsächlich noch fragen?

"Ja das will ich." Ihre Stimme war klar, fest und so ehrlich wie der Wunsch in ihr.

"Auch wenn es harte Arbeit bedeutet und kein aufregendes Abenteuer mehr ist? Als Soldat stellst du das Wohl anderer über dein eigenes, du opferst dich auf für eine Gesellschaft die dir kaum mehr Dank als ein nettes Lächeln schenken wird."

"Das kann meine Meinung nicht ändern, im Gegenteil. Ich bleibe und helfe."

"Also gut, wenn du es so willst, höre was ich dir zu sagen habe. Ich biete dir an, wenn das hier vorbei ist, dich mitzunehmen nach Ravinsthal. Dort mache ich eine Soldatin aus dir und bringe dir alles bei was du wissen musst um als solche dienen zu können." Valyra war vom ersten Moment an fasziniert. Dieses Angebot musste doch irgendwo einen Haken haben.

"Ich sage es frei heraus, das wird kein Spaziergang. Die Arbeit ist hart und der Lohn karg. Aber wenn du bereit bist alles zu geben, wirst du Teil von etwas größerem. Und eines versichere ich dir, wir Soldaten sind wie eine Art Familie, wir lassen niemanden zurück." Er musste gesehen haben was seine Worte in Valyra auslösten, andernfalls hätte er nicht gelächelt wie ein Wolf der ein Lämmchen zu einem Abendspaziergang einlädt.

So verging des Rest des Abends mit Aufgaben wie, Feuerholz schlagen, den Durchgang zum Weberwald mit einer brennbaren Barrikade schließen und Ausschau halten. Aber all das versank hinter dem Pakt den Valyra gerade geschlossen hatte. Eine gute Soldatin zu sein, wäre der erste Schritt auf ihrem Weg.

"Aber pass auf dich auf." Die Worte ihrer Mutter klangen in ihren Gedanken. Tief in sich wusste sie das sie geboren war um auf andere aufzupassen. Was natürlich nur ging solange sie lebte daher würden diese beiden Ziele Hand in Hand gehen.

Es wurde Zeit sich auf neue Aufgaben vorzubereiten.
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#3
Der Schlamm stand ihr bis zu den Knöcheln. Wobei ob es Schlamm war konnte sie nicht sagen. Bei all den Toten auf diesem Schlachtfeld hätte sie genauso gut durch Kot oder Eingeweide waten können. Selbst die Luft die sie einatmete war voller Fäulnis und Gestank. Die metallenen Platten ihrer schweren Rüstung schabten aneinander und hinterließen einen gespenstischen Klang, einen Klang der ihr nur all zu gut bekannt war. War sie doch die letzte Überlebende unter denen die den Stand eines Ritter bekleideten. Die anderen waren dahingerafft worden, vor Jahren schon. Der graue mit Krankheiten verseuchte Schlick im Sägewerk von Hohenfels hatte sie alle dahingerafft. Ruß, Kot, Miasmen von verwesenden Tieren und Untoten hatten einen nach dem anderen dahin siechen lassen, bis sie schlussendlich nur noch Haut und Knochen waren.

Geister mit leeren Blicken, gefangen in ihren Panzern aus Stahl. 

Durch den Dunst konnte sie die Umrisse einer aufrecht stehenden Gestalt sehen. Der Mann.. oder war es eine Frau, trug ebenso wie sie eine schwere Rüstung und stand noch vollkommen aufrecht, als hätte ein wahnsinniger Maler Es erst kürzlich dorthin gemalt. Ein weiterer Streiter des Lichtes an diesem Ort der Finsternis? Sie ging auf die Gestalt zu.

"Ich habe dich erwartet Valyra." Sie hielt inne, er.. oder sollte sie sagen Es kannte ihren Namen, denn ein reiner Mann oder eine Frau war das nicht. Außer die beweglichen Tentakeln an seinem Rücken waren falsch angelegte schmutzige Verbände die im nicht vorhandenen Wind wehten. Diese Stimme, woher kannte sie diese Stimme? Was auch immer dieses Wesen war, es gehörte nicht hier her. Valyra hob ihren Anderhalbhänder und setzte zu einem schlag gen der linken Schulter an. ~Zwei~ 
Wie von Geister Hand geschrieben erschien die Zahl über der Schulter des Wesens. Aber das war nicht von Bedeutung. Was von Bedeutung war, war der Umstand das es ihren Schlag mit einer solchen Leichtigkeit parierte, dass sie Angst bekam es könnte ein Dämon sein. Schlag auf Schlag folgte, doch dieses Wesen schien jede ihrer Bewegungen zu erahnen. Dann schlug es zurück... und bei allem was man Gott nennen konnte.. es war von immenser Stärke. Schon bei der ersten Parade taumelte Valyra einige Schritte zurück. ~bei starken Gegnern den Schlag abgleiten lassen~
Wieder ein Schlag der Kreatur, die ihren Bidenhänder mit solcher Kraft und Geschwindigkeit schwang, dass Valyra ein weiteres Mal taumelte obwohl sie versucht hatte den Schlag zur Seite zu führen. 

"Du bist mir nicht gewachsen, Ritterin des Lichtes!" Diese Stimme, diese verdammte Stimme.. wer war das? der Dritte Hieb kam von oben herab und Valyra brachte im letzten Moment das Schwert über den Kopf um sich zu retten. Auch wenn sie dafür in die Knie ging. 
"Lernen durch Schmerz." Der Tritt den ihr die Kreatur versetzte drückte ihr die Luft aus den Lungen und warf sie zu Boden. Es dauerte keinen Lidschlag da stand die Gestalt über ihr und der Morast verschmutzte eiserne Stiefel fand seinen Weg auf ihren Brustkorb... einmal.. zweimal, Valyra blieb unter dem Helm die Luft weg.
"Festigung durch Wiederholung!" Weitere Tritte folgten, bis Valyra nur noch zuckend und wimmernd am Boden lag. Ob es eine Gnade war, oder ob es der Erleichterung von Hohn und Spott diente, konnte sie nicht sagen. Doch die Gestalt nahm Valyra den Helm ab und warf ihn beiseite. Noch nie war Valyra so froh ihre Lungen mit Gestank, fauligem Nebel und Verderbnis zu füllen wie in jenem Moment. Doch diese Gnade wehrte nicht lang, das Wesen beugte sich herab und die Tentakel aus seinem Rücken schlangen sich um den Hals der Ritterin und hoben sie soweit an das sie auf Augenhöhe vor ihrem Gegner baumelte und röchelte.
"Du wirst dich nie wieder in ein Gespräch zwischen Vorgesetzten einmischen!" Mit diesen Worten glitt der schmutzig schwarze Plattenhandschuh Ihres Gegner über Valyras Lippen. Ein düsterer Zauber verformte Valyras Gesicht und knetete aus dem was einmal ein Mund war eine einzige verkrustete Masse. Nachdem sie fallen gelassen wurde tastete Valyra ihr Gesicht ab, keine Chance! Alles war eine einzige Schicht Haut, kein Mund und keine Zähne mehr. 

Ein starker Tritt in die Seite beförderte Valyra wieder auf ihren Rücken wo sie, durch die Nase nach Luft ringend, liegen blieb. Das Wesen stellte sich über sie und platzierte einen Fuß auf ihrem Bauch. Die Waffe deutete mit der Spitze auf Valyras Brustkorb. Sie hielt vollkommen still, was hätte sie auch tun können? Dann bohrte sich das Schwert durch die Rüstung, durch die Haut und durch das Fleisch in den Erdboden unter ihr. Bis nur noch die Fehlschärfe, die Parierstange und der Griff aus Valyras Brust ragten. Das Bildnis der Welt wurde dunkler und dunkler. Kurz bevor Valyra aus dem Leben schied nahm die Gestalt ihren Helm ab und Valyra schrie auf. Nicht sehr laut, aus offensichtlichen Gründen, aber so mark erschütternd das ihr ganzer Kopf drohte zu zerspringen. Das Gesicht unter dem finsteren Helm, war ihr eigenes. Mit schwarzen Adern durchzogen und Gewürm das sich aus dem Mund drängte zischte und schnatterte das Wesen das ihr Leben beendete. 
"Motivation durch Entsetzen."


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"RAAAAAAAAAAAAAARRRRG" Der unterdrückte Schrei hätte wohl die gesamte Besatzung des Vorpostens geweckt, hätten ihre Lippen durch den Alptraum nicht noch aneinander geklebt. So wälzte sich der Waibel neben ihr nur einmal murrend hin und her.
Schweißgebadet saß die junge Rekrutin in einer Ecke der Sägewerks Ruinen. Zitternd tastete sie ihre Gesicht ab, was den einen oder anderen Flecken Ruß verschmierte. 

An diesem Morgen verließ sie ungewöhnlich früh die provisorischen Schlafstätten und ging in das Waldstück das noch sicher war, kurz vor dem Südtor des Sägewerkes. Bis zum morgenlichen Appell hätten etwaige Beobachter sie dort beim Training sehen können. Doch selbst nach dem Appell gönnte sie sich keine Pause. Holz wurde gehackt, die Barrikade erneuert und wenn es gar keine Hilfstätigkeiten gab stand die junge Frau schon wieder im Wald im Süden und focht einen Kampf gegen unsichtbare Gegner....
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#4
Der Tag zog dahin und der Alptraum wurde, mit jedem Hieb der Axt und mit jedem Schlag während des Trainings, blasser. Irgendwann war der Traum vergessen, nicht jedoch seine Lehren. Die Sonne stand hoch am Himmel, und Valyra hatte ihre erste Schicht am südlichen Zugang hinter sich. Seit dem Abzug der Löwensteiner hatten wieder alle hier die üblichen Doppelschichten, der Fronturlaub war ob dieser Mannstärke keine Frage mehr. Valyra ballt die Faust als sie durch das Lager zurück ging. Das Verhalten der Löwensteiner und die Besprechung gingen ihr durch den Kopf. 

~"Die Befehle die du bekommst werden dir nicht immer gefallen."~

Leutnant Kordian hatte recht, wie so oft. Die Wortfetzen aus der Lagebesprechung geisterten durch ihren Kopf.

"Wir könnten für den Rückzug Bomben an den Bäumen anbringen, das gäbe schöne Schrapnelle." Valyra wusste nicht viel vom Krieg aber bei Bomben würden auch diejenigen betroffen sein die den Rückzug der Verwundeten oder Schwächeren, deckten. Unsere Leute, tapfere Leute, Menschen die ihr hier um euch herum seht. Valyras Finger knirschten so fest presste sie ihre Faust zusammen. 

"Und wenn wir Brandbomben für den Weg rein benutzen?" Glücklicherweise hatte der Leutnant hier einen Kommentar zu abgegeben bevor Valyra den Kopf heben konnte und er hatte Recht. Wenn nach dem Sturz des Sägewerkes nun auch noch der Bruch zerstört würde, könnte man auch gleich anfangen die Zivilisten hier von Hand abzuschlachten, denn nach dem Krieg gäbe es kaum noch etwas mit dem sie Geld verdienen konnten. 

Gab es denn in diesen Landen nur so wenig tapfere und entschlossene Soldaten? War die eigene Flotte so dezimiert dass man den Indharimern nicht den Nachschub abschneiden konnte? Valyra konnte sich aus den vergangenen Tagen schon zusammenreimen wie der Angriff ausginge. 
Man würde den Steinbruch stürmen und wenigstens ein Drittel der eigenen Leute würde schon danieder liegen. Dann greifen wir uns ein paar wichtige Ressourcen und fliehen wieder, wie die Kaninchen vor dem Fuchs. Natürlich nehmen wir dabei weitere Verluste in Kauf. Nur um dann geschunden zu den Heilern und hohen Herren zurück zu kriechen und uns anhören zu dürfen, wie falsch diese Strategie doch war und wie unvorsichtig wir waren. 

Aber die Wahrheit war doch, wir leben in einer Welt voller Mauern und Grenzen und jemand muss diese Grenzen schützen. Aber das würden die feinen Heiler und Funken Schleuderer aus Löwenstein nicht tun. Feiglinge .. allesamt! Jeder von denen könnte mit einer Hand mehr für den Kampf leisten als Valyra im Schweiße ihres Angesichts. Aber sie taten es nicht. Sie brauchen uns an dieser Grenze.. sie wollen uns an dieser Grenze. Aber das würden sie niemals bei einem ihrer feinen Bälle daher säuseln während sie ihren Wein aus kristallinen Kelchen schlürften. Nur für eine Woche... sie würde nur gerne eine Woche lang sehen wie diese aufgepuderten Gecken sich hier halten. Was würden sie sagen wenn die Soße auf ihrem Trockenfleisch der Keim versuchte Sud aus Ruß und Schlick ist? Wie würden sie morgens beim Appell stehen wenn ihr Bett in der Nacht eine verkohlte Ruinen Wand war? 

Valyra widmete sich ihrer nächsten Trainingseinheit, die Wut in ihrem Bauch behinderte sie, ihre Hiebe waren nicht gezielt oder sorgfältig, ihr Stand war so ungenau das sie schon ohne einen Gegner fast hinfiel. Valyra atmete einmal tief durch. ~Geduld ist eine Tugend~ 
Noch ein Atemzug. Es war als würde sie all ihren Unmut über die Gecken und Stutzer in die Gestank erfüllte Luft des Krieges entlassen. 
Sie begann die Lektion vor neuem. Schläge auf die Schultern zielen. Ein Schritt zur Seite. Während der Bewegung die andere Schulter anvisieren. Grundstellung.

"REKRUT.. TRAB AN!" Ihre Bewegungen stoppten. Die Stimme war unverkennbar, so scheidete sie ihre Waffe und machte sich auf den Weg zum inneren des Lagers. Wie sie es am Vortag gelernt hatte, hielt sie vor Kordian inne, salutierte ungeschickt und grüßte. 
"Wir haben heute etwas wichtiges zu klären, ich möchte dass du mir antwortest. Und du solltest jede deiner Antworten auch so meinen." Sie hatte Leutnant Kordian noch nie derart ernst erlebt. Am ersten Tag sagte er ihr, er würde sie vorerst nicht als Spionin hinrichten. Vorerst. Hatte sie etwas falsch gemacht? Seine Augen waren ernst und hart als wären sie Diamanten die noch in einem Fels eingeschlossen waren. Als sie vor ihm stand bekam sie noch weichere Knie als sie durch das viele Training ohnehin schon hatte. 

Gelobst du... das waren die Worte die sie noch verstanden hatte, danach war alles andere zwischen Glücksgefühlen und unterdrückten Tränen verschwommen. Sie durfte ihren Eid schwören, ihren Eid Ravinthal, seine Bürger und natürlich auch seine Edlen zu schützen. Es kam ihr vor als würde er sie mit flüssigem Mut und brennender Zuversicht überschütten. Eine Mischung die den ganzen Schmutz der letzten Tage und ihre Wut über andere hinfort spülte. Als er ihr dann noch die Dienstschärpe überreichte war es um sie geschehen. Der Moment als sie die Schärpe aus seiner Hand nahm war in güldendes Licht getaucht, es war als würden die Sterne des Himmels um sie beide herum detonieren und jedes Schrapnell bohrte sich direkt in ihren Leib.

"W.. wä.. Wäre es unangemessen, einen Vorgesetzten zu umarmen, wenn einem danach ist?"
"Ja wäre es, der geschätzte Vorgesetzte darf aber zu einem Bier eingeladen werden, wenn wir zurück in Ravinsthal sind."
'Vergiss seine Worte, spring ihm um den Hals.' Ihr Bauch war, wie immer, ein schlechter Ratgeber. Glücklicherweise entschärfte der Leutnant die heikle Situation indem er zügig zum Alltags Geschehen weiter ging. Melden was passiert war, ihr Training loben und danach theoretischer Unterricht in militärischem Grundwissen. Das sie fünf Liegestützen für eine kleine Frechheit machen musste, tat zwar in allen Knochen weh, aber auch dies verschwand in der Glorie dieses Tages. 

Vergessen waren die Löwensteiner, die Indharimer und der Ruß-Schlick für diesen Tag.
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#5
Unter ihr lag der Steinbruch, über ihr begann die Dämmerung den Himmel in Besitz zu nehmen. Ihr Blick fand im Dämmerlicht immer wieder schlurfende Untote. Der Schlachtplan stand, die Trupps waren eingeteilt. Sie warteten nur auf das Zeichen. Das leise Scharren von Waffen und Metallplatten waren das einzige Geräusch das Valyra vernahm. Dann ging es los...


Sie schlidderten mehr schlecht als Recht über die Blockaden aus grob gehauenen Felsblöcken. Es dauerte keine zwei Lidschläge bis sie von allen Seite von fauligen Zähnen und schimmeligen Krallen umringt waren. Dann brach die Linie der rückwärtigen Angriffsreihe und die Kämpfer wurden getrennt. Mehr als einmal rettete die Kettenrüstung Valyra vor schmerzhaften Bissen, doch die wenigen Angriffs und Abwehr Manöver die sie kannte reichten bei weitem nicht. Dumpfe Hiebe trommelten auf ihren Schild und ihre Rüstung ein, Valyra hoffte nur das diese Biester keine scharfen oder spitzen Waffen besaßen. Ein aufwärts geführter schwerer Angriff eines größeren Zombies riss ihren Schild, samt Arm zur Seite. Das dumpfe Knirschen erfüllte ihren Kopf und der stechende Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Mit verschwommenem Blick und ungezielten wilden Hieben versuchte sie zu den anderen durch zu kommen. Der Arm mit dem Schild dran baumelte wie ein nasses Bündel herab. Die Untoten rangen sie zu Boden und überall spürte sie den Druck von Zähnen auf dem Kettengeflecht, nun war es vorbei.... Aus und vorbei. 
"Hier wird sich nicht ausgeruht Rekrut!" Ein paar Schwertschwünge und ein paar Ravinsthaler Flüche von Kordian später, kämpfte sie sich wieder hoch und stand wieder Seite an Seite mit ihren Kameraden. Glücklicherweise wurden die stechenden Schmerzen die von ihrem Arm ausgingen durch die Kampfeswut gedämpft. 


Dann war das Innere des Bruchs geklärt. Versprengte Zombies und Indharimer wurden nieder gemacht, Sklaven zu den Leitern geschickt um sich in Sicherheit zu bringen. nun ging es daran, die Lücke in der Palisade zu halten. Kordian lag im Schatten eines Baumes an seiner Seite ein größer werdendes Rinnsal aus einer dicklichen dunkelroten Flüssigkeit. Das sah nicht gut, aber er wollte sogar noch Richtung Palisade marschieren. Zum Glück hielt die Vatin des Rabenkreises ihn auf und somit vom nächsten Schlachtgetümmel fern. Valyra ging Richtung Palisaden Front, auch wenn ihr Arm und somit auch ihr Schild kaum mehr waren als unschöner Schmuck. Zwischen den geübten Recken konnte sie noch den einen oder anderen Hieb anbringen. Doch als Kordian wieder auf dem Boden landete, und Vatin Anouk sich daran machte ihm aufzuhelfen, trotz ihrer noch nicht verheilten Pfeilwunde im Bein, lies Valyra ihr Schwert in die Scheide gleiten und half Kordian in Sicherheit zu bringen.
Es schien Stunden zu dauern, die Befehle der Medici, die Schreie von Kordian und die sorgenvollen Worte Anouks. Was auch immer Kordian erwischt hatte, es hatte ganze Arbeit geleistet. 

Die Luft wurde dickflüssiger, es fiel Valyra immer schwerer tief zu atmen. Sie setzt sich auf den Rest einer Holzbank und lehnte den Kopf an einen Kisten Stapel in der Nähe. Die Nebel wurden dichter und umschlangen sie förmlich. 
'Wehre dich nicht.'
Die Stimme schlich sich zwischen den Nebelschwaden heran und waberte gleichsam an ihr vorbei. Gestalten regten sich im Nebel, sie waren nahe beieinander. Kämpften sie etwa? Griffen sie an?


"Dann wollen wir uns mal um dich kümmern." Die Worten klang sanft und beruhigend, einem göttlichen Gesandten gleich. Valyra fühlte warme Hände an ihrem Arm, konnte man durch eine Kettenrüstung überhaupt Wärme spüren? Dann ein Ruck..! Ein Schmerz der sich anfühlte als hätte man Valyra zwischen zwei Pferde gebunden und beiden die Peitsche über gezogen.
"GRAAAAHAHAAAAAAAA HNNNNGGG!" Valyras Kopf wollte reiß aus nehmen und bocken wie ein wilder Hengst doch dafür fehlte ihr jegliche Kraft. Chancenlos schwebte sie im Schmerz, umgeben von Dienern der Qual. Sie flüsterten mit lockenden Stimmen, sie griffen nach ihr mit brennenden Fingern, sie leckten über ihren Körper mit Gift triefenden Zungen.

"Kommt legt euch hin, dann wird es euch morgen besser gehen." Waren dies wieder die Stimmen oder war dies die letzte Heilige zwischen den Monstern? Valyra konnte sich nicht wehren.. ihr Körper wurde darnieder gelegt auf etwas das einem Altar glich, ein Netz aus feinsten Seilen war darüber gespannt damit man sie jederzeit fesseln könnte, aber so leicht würde sie nicht aufgeben.


'Dein Gezappel schlägt Wellen, müdes Mädchen. Ruh dich aus.'
Da war sie wieder die geisterhafte Gestalt. Als wäre sie gerade eben aus feinstem Marmor geschlagen worden von einem Meister seiner Kunst. Ohne die Lippen zu bewegen säuselte sie Valyra verlockende Angebote vor, von Ruhe und ewigem Frieden. Die junge Kriegerin streckte ihre Hand vor, wollte der Gestalt nachgeben und sich dem ewigen Schlaf schenken, doch im letzten Augenblick zögerte sie.

'Willst du ihrer aller Leid noch verlängern um in ewigen Kämpfen ihre Seelen zu verlieren.' Die Gestalt wandte den Kopf links an Valyra vorbei und aus den Nebeln, auf einem anderen Altar liegend, tauchte Kordian auf.



"Nein.." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern inmitten von tosendem Kampfeslärm.
"We..de be....ützen." Sie streckte die Hand in die Nebel hinein entgegen dem Mann dem sie ohne zu zögern in den Abyss folgen würde. Als sie die Nebel erreichte die gierig an ihren Armen hinauf leckten, war dies wie ein Zeichen....


"SIE KOMMEN!" Die Soldaten im Strand bereich sprangen auf, Waffen scharrten und klirrende Kettenglieder wurden an den Körpern der Kämpfer nach vorn getragen. Valyra griff nach ihrer Waffe und stemmte sich vom Altar nach oben... ihr linker Arm war mit einer eisernen Kette an ihren Leib gebunden worden. Doch dies war egal, es würde auch so gehen müssen. Mit dem Schwert in der Hand reihte sie sich in die Schlachtformation ein.
Dann erblickte sie das Grauen... aus den Wassern des Meeres stiegen sie empor, mit Muscheln und Algen überzogen, auf gequollen und zerlaufen. Wasserleichen strömten zu Hunderten... oder zu Tausenden auf den Strand! Wild schlug sie auf die Kadaver ein wobei sie den Gestank nach Fisch ignorierte der sich aufdringlich in ihre Nase schlich.
"JAAAARRR... DRÄNGT SIE INS MEER ZURÜCK!" Wir gewannen, sie kamen kaum noch aus den Wassern heraus. Dann die schlurfenden und schmatzenden Geräusche hinter ihnen, Valyra fuhr herum und konnte gerade noch sehen wie die auferstanden Wasserleichen die Medici zu Boden rissen und ihr die Arme ausrissen. Pfeile regneten in die gefräßigen Körper doch diese wankten nur auf die Schützen zu. Panik machte sich breit.

"Duuuuu... gehööörst mir!" Medici Eirene von Löwenstein stand wie aus dem nichts neben Valyra und obwohl ihr die Arme fehlten gelang es der neu entstandenen Monstrosität, mit den Zähnen, ein Stück Fleisch und einige hundert Kettenglieder von Valyras Arm zu reißen. Doch die Schmerzensschreie stimmten sich nur in den Fanal aus Agonie und Pein hinein, der ohnehin über dem Schlachtfeld kreiste. Ein verzweifelter Hieb mit dem Schwert und schon krochen der Kopflose Körper und der Kopf in verschiedene Richtungen davon. Die Leichen fielen in Scharen doch für jeweils fünfzig von ihnen fiel auch ein Soldat aus der Schlachtreihe. So standen nach fünfzig Gefallenen einundfünfzig neue Gegner auf. Dies würde nur mit einem möglichen Ausgang enden.. mit ihrer aller Tod. Wir werden uns teuer verkaufen miese Bastarde. Valyra umschlang den Griff ihres Schwertes fester.
"SCHLACHTLINIE HAAALTEN." Die Stimme von Ser Ulfson übertönte den Kampfeslärm.
"HALTET STAAAAAAHHAARRRGRRGRRR!“ Ser Ulfson versank in einem Haufen Schimmelfleisch und geifernden Fängen. Für diesen Augenblick stand die Zeit still.. es schien das ALLE Kämpfer, sowohl die Verteidiger, als auch die Untoten für diesen einen Lidschlag abwarteten was geschehen würde.

"RAAAAAAARRRRRR." Ser Ulfson stemmte sich hoch, Hoffnung keimte auf. Valyra war bereit ein weiteres Mal ihr Schwert zu heben auch wenn jede Faser ihre Körpers brannte. Aber dann sahen die Verteidiger was geschehen war. Große Stücke aus Ser Ulfsons Hals fehlten und in seinen Augen erglomm ein Feuer. Grün und unnatürlich schlugen Flamen aus seinen Augen als er auf die restlichen Überlebenden deutete....

"SCHLACHTET SIE!"



Valyra schreckte hoch, alles drehte sich. Obwohl die Nacht kühl war schob sie die Decke zur Seite. Ihr Körper war nass vom Schweiß, so dass ein Windhauch in der Lage war ihr einen Schauer über den Leib zu jagen. Algrid war am fußende des Lagers aus Fischernetzen ein geschlafen. Kordian lag mit rasselndem Atem neben ihr und keinen Schritt von ihm entfernt lehnte Anouk an einem Fass und atmete ruhig und gleichmäßig. Wenn nur dieses Drehen weniger würde... Sie übergab sich in die Schale neben ihrem Lager. Kraftlos ließ sie sich wieder hinab sinken auf das Lager. Erneut senkten sich die Schatten über ihren Körper und zogen sie hinab auf den Altar.

"KORRRRDIAN... schlitze die Weiber auf und spieße Ihre Köpfe auf Pfähle!" Ser Ulfsons Stimmte klang verzerrt, kalt und emotionslos. Doch als Kordians Gesicht wirklich hinter dem Ritter auftauchte war es um die Hoffnung der letzten Verteidiger geschehen. Vatin Anouk saß am Boden zitterte und weinte.
"Lauft Vatin, wir halten sie auf... LAUFT!" Valyras Worte konnten nicht die Zuversicht vermitteln die notwendig war. Dann entbrannte der Kampf vor neuem. Es würde niemals enden. Der Kurze Moment der Ruhe war wohl nur ein Wunschtraum...



~Pass auf dich auf mein Kind~ Vergib mir Mutter... ich habe versagt.
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#6
Die Tage nach der Schlacht verliefen wie in einem Traum, nicht so einem schrecklichen wie in jener Nacht, keine Träume die ihr den Lebenssaft aussaugten. Eher wie diese zähflüssigen Träume in denen man davon träumt in einem See aus Baumharz zu ertrinken. Zombie wankten gerade zu regelmäßig über die Klippe, Spinnen kletterten nahe der Leitern herum und webten ihre Netze und der Wind blies stetig eine steife Brise durch das Lager. Die Gedanken der jungen Rekrutin schweiften in die nahe Vergangenheit.

~Wollt ihr auch noch Soldatin sein, wenn das Abenteuer und die Aufregung vorbei sind?~
~Mithras liebt euch Kind~
~Du gehörst eindeutig nach Ravinsthal, Valyra~

So viele Meinungen, so viele Menschen und so viele Wege denen man folgen könnte. 

Das Lagerfeuer knisterte leise, während die junge Rekrutin auf das Meer hinaus blickte.
"Hörst du gerade zu?" Ihr Blick war wohl ein wenig nach oben gewandert, aber war dort oben wirklich das was sie suchte? In den letzten Tagen hatte sie viel über die 21 gehört. Waren sie dort oben, oder waren sie hier unten. Waren sie vielleicht in den Bäumen oder waren sie in dem Blut das Tag für Tag in den Boden sickerte? Morrigú war sicher erfreut über die vielen Leben die hier gelassen wurden... über die Seelen welche sie hinüber bringen konnte. Aber unter den 21 waren noch viel mehr Apsekte die sich Hand in Hand zu einem großen Ganzen formten. Sie stellte ihre Frage erneut....

"Hört jemand zu?" Zögernd sah sie sich um, als erwarte sie ein Zeichen oder einen Blitz der sie traf weil sie drauf und dran war Mithras zu verraten. War es denn ein Verrat wenn er nur ein erfundener Gott war? Was war denn wenn er wirklich nur eine Erfindung seiner Priester war und diese waren einfach nur begabte Zauberer? 
"He, sei nicht sauer, aber so denke ich nun mal. Also wenn ich an dich dachte fühlte es sich leer an, falsch. Wie ein Horn voll Met das kein Feuer in deinem Hals entzündet. Nicht das ich sowas mal getrunken hätte, nicht an diesem Ort." Konnte sie zu jemandem oder etwas sprechen an das sie nicht glaubte? Warum versuchte sie Ihm zu erklären weshalb sie ging. Er würde darüber nicht sehr erfreut sein, falls er existierte. Konnte ein Gott auf eine einzelne Person wütend sein? Würden die anderen Götter sie vor seinem Zorn bewahren? Mit einem verkohlten Stock malte sie wirre Muster in den Sand nur um sie mit dem Fuß wieder weg zu wischen.

"Also für diejenigen unter euch die mir zuhören.. also ihr alle jetzt. Ich weiß nicht ob ihr 21 euch mit Ihm streitet oder euch gegenseitig in Ruhe lasst... also nochmal, für alle die mir zuhören. Es tut mir leid. Ich bin niemand der fanatisch glauben kann, ich renne nicht herum und hasse jeden der nicht an euch glaubt. Ich hoffe inständig das verlangt ihr nicht. Irgendwie bin ich mir schon sicher ihr verlangt das nicht... nicht alle von euch." Ein kleines Tier krabbelte vor ihr durch den Sand, durch ihr Bildnis und dann weiter Richtung Meer. 
"Ein kleiner Brandschatzer und Plünderer bist du." meinte sie schmunzelnd, wischte das Bildnis komplett weg mit dem Fuß und begann vor neuem. 

"Also um zum Punkt zu kommen, ich wollte mich nur entschuldigen falls ich nicht jedem von euch gleich huldige. Wobei.. verlangt ihr sowas eigentlich? Ich meine jeder den gleichen Anteil an Hingabe? Vielleicht war der Kerl eben, der im Wasser verschwunden ist, ja auch ein Zeichen von euch. Falls ja ... wer von euch war es? Schon gut, dumme Frage. Ich weis!" 

Das Krabbeltier kam zurück und schien auf das Bildnis von Valyra zu Blicken.
"Schön ist es nicht. Das läd gerade zu dazu ein durch zu laufen."

Valyra schreckte hoch. War sie während der Feuerwache eingenickt? Die Flammen fraßen sich immer noch durch die Stämme die sie dort hingelegt hatte. Ihre Träume wurden von Tag zu Tag seltsamer. Wach bleiben.... sie ging zum Meer und warf sie zwei Hand voll kalten Seewasser ins Gesicht.
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#7
Es war einige Tage her, dass Valyra den Satz "Ich werde mich zum Drechsler Schrein aufmachen." gehört hatte. Die Vatin, Anouk wollte sich aufmachen einen heiligen Schrein zu besuchen. Valyras Blick wollte Kordian in zwei Hälften schneiden als die Vatin eine Eskorte erbat und er zögern wollte, Valyra einzuteilen. Entweder verstand die junge Rekrutin noch immer keine der gröberen Soldatenwitze oder er fand Freude daran ihre Geduld bis zum zerreißen zu prüfen. Hatte Ser Ulfson nicht gesagt Geduld sei eine Tugend die einem Ritter gut zu Gesicht steht. 
"Sofern es keine akute Bedrohung gibt, kann die Rekrutin euch begleiten, Vatin." Valyras Herz hüpfte vor Freude. Hatte sie in seinen Zügen schon wieder ein Lächeln erspäht? 'Stell dich nicht so an, morgen wirst du endlich und leibhaftig sehen ob du überhaupt noch irgendwo in dir einen Glauben hast.' 

Der Morgen vertrieb die Dämmerung nur langsam. Die sonst steife Brise am Meer schob die Nebelbänke nur träge vom Land fort. In ihrem Gepäck die Gerüche des Meeres, die sich mit dem Waldgeruch und Steinbruch Staub vermischten. Langsam aber sicher schüttelte das Mädchen auch die Nachwirkungen der düsteren Träume ab, zumindest waren alle jene die ihrem Traum auf die Seite des Bösen wechselten noch am Leben. 
Vatin Anouk näherte sich und die Reise begann. Nahe dem Wohnhaus Fräulein Schneiders sahen sie den Berg im Hintergrund aufragen. Während sie den Berg auf einem schmalen Pfad erklommen und dem pfeifenden Wind trotzten, erzählte die Vatin ihr von der Geschichte dieses Ortes. Er war sowohl Mithras als auch den 21 geweiht und somit wohl für Valyra ein Ort von Symbol Charakter. Valyra schauderte wieder einmal als die Vatin den Namen Mithras aussprach. Warum bereitete er ihr solch ein Unbehagen? Dann sahen sie die das Plateau auf der Spitze. Valyra überlegte ob es wirklich einmal Drachen gegeben haben könnte. Ob noch immer eine Gefahr durch sie bestand? Was konnten Männer und Frauen mit Schwertern gegen solch ein Untier ausrichten, falls es existierte. 

"Kannst du dir vorstellen wie wir mit unseren Göttern in Kontakt treten, Valyra?" "Ich nehme an wir ... beten?" Valyra war sich nicht sicher, daher klang ihre Antwort mehr wie eine Frage. 
"Und wir bringen ihnen Opfer. Dabei geht es nicht darum irgend etwas wertvolles, das man nicht missen würde, auf den Altar zu werfen. Das Opfer muss der Bitte eine Bedeutung beimessen und Teil des Flehens sein. Würde also der reichste Mann des Königreiches 100 Gulden auf den Altar legen und für eine gute Ernte bitten, würde ihm kaum ein Gott zuhören. Legt aber der Bauer der selbst auf eine Mahlzeit verzichtete, damit seine Kinder essen können, ein halbes Schaf auf den Altar..." Valyra nickte verstehend und Anouk sah dies und lies den Satz unvollendet. 
"Wir werden heute eine praktische Lektion üben. Es liegt an dir." "A.. a.. an mir?" Valyra zitterten auf einmal die Knie, und das kam nicht daher das Anouk sie ansah die ein Wolf das lahmende Reh das von seiner Gruppe getrennt war.

"Gibt es etwas das du den Göttern sagen möchtest, etwas um das du sie bitten möchtest. Ein Zeichen das du ihnen senden möchtest und.. was noch wichtiger ist, fällt dir ein passende Opfer dafür ein?" DA WAR SIE... die Chance auf die Valyra gehofft hatte, und von einem Lidschlag zum nächsten setzte ihre Atmung aus. Gedanken wanden sich wie gierig zischende Schlangen um ihr Herz. 'Schluss jetzt, du weißt was du willst.'
Valyra übermannte ihre Furcht und sah die Vatin an. Sie wusste was sie mitteilen wollte und ihr war klar das ihr Opfer dafür kein kleines sein konnte. 

"Ich schwanke noch, Vatin. Ob mein Opfer dem Wunsch angemessen ist. Ich möchte den 21 gern zeigen das ich bereit bin. Bereit etwas neues zu beginnen, bereit ein leeres Gefäß für ihr Wissen bereit zu stellen. Neu zu beginnen auch wenn der Weg steinig und gefährlich sein mag. Ich habe hier einen Holzlöffel.. er mag für niemanden außer mir von Wert von sein. Ich habe ihn als kleines Kind mit meiner Mutter gemeinsam geschnitzt, er ist das letzte Andenken an mein Zuhause. Er wird ein Zeichen dafür sein, das ich die alten Bande zwar immer ehren werde mich aber nicht an ihnen fest klammere." Anouk hörte ihr schweigend und aufmerksam zu. So sprach Valyra weiter. 

"Als Zweites hatte ich an meine Haare gedacht," Sie hob ihren Zopf leicht an ehe sie weiter sprach, "Ich möchte den Göttern damit zeigen, das ich bereit bin durch alle Umstände hindurch zu ihnen zu stehen und mich kein Unbill davon abhalten kann ihrem Weg zu folgen, sofern sie es mir erlauben wollen." Die Vatin nickt kaum merklich ehe sie ruhig und freundlich sprach.
"Niemand sollte dir jemals deine letzte Erinnerung an deine Heimat nehmen. Aus deinen Wurzeln bist du erwachsen und zu dem Menschen geworden der du heute bist. Meiner Ansicht nach, ist dein zweiter Vorschlag der bessere und diesen würde ich unterstützen. Tritt vor zum Altar." Valyra folgte der Vatin, die ihren Stab neben dem Altar anlehnte.

"Knie nieder, Valyra." Auch wenn die Knie der jungen Rekrutin zitterten sank sie auf den Boden herab und beugte sich vor, so dass ihr Haupt und ihre Haar sich vor der Vatin präsentierten. Leise scharrte die Klinge am Gürtel der Vatin als diese den zeremoniellen Dolch zückte. Ihr Zopf wurde angehoben und wieder drohte ihre Atmung auszusetzen. 
'Du bist soweit gekommen, DURCHHALTEN!' 
"Ihr Götter höret das Flehen Valyras und sehet ihr Opfer." 
- ZSCHING - 
Es war kein Schmerz dabei, es war kein Bedauern dabei nur das Gefühl sich endlich hingeben zu können. Sich fallen lassen zu können in die Arme der 21 ohne Angst zu haben ins bodenlose zu stürzen. Als sich dann der Geruch verbrannten Haares mit der kalten Luft auf dem Berg vermischte, hätte man eine einzelne Träne im Augenwinkel der Rekrutin sehen können. Jeder hätte erkannt das dies eine Freudenträne war. 

Nachdem Valyra sich erhoben hatte sprach sie der Vatin ihren Dank aus. Auf deren Wunsch hin gab sie ihr noch einige Augenblicke um sich zu sammeln ehe die beiden Frauen den Rückweg antraten.
"Ich habe dir eine ganze Rekrutin mitgegeben und bekomme nur eine halbe wieder?" Kordian klang so ernst, dass Valyra glaubte, er würde tatsächlich mit Anouk schimpfen, ob der fehlenden Haare. 
"Werter Leutnant, ihr habt mit keinem Wort gesagt, der Rekrutin dürfe kein Haar gekrümmt werden." Nun war sicher, dass die beiden wieder scherzten. 
"Zumindest kann sie noch gehen, reden und selbstständig essen. Kann man auch nicht von allen Soldaten behaupten die einen solchen Ort besuchten." Im Hintergrund rückten die Grauwölfe an, ihre Mienen sahen aus als hätten sie Literweise Lebertran schlucken müssen. Leutnant Kordian sprach den Verlauf des Abends kurz an, ließ sich aber von der mürrischen Entgegnung Ser Ulfsons schnell davon abbringen weiter nach zu fragen. 

"Ich habe einen Satz 'Glücksgriff' Karten dabei. Wer steigt mit ein?" Kordian erklärte Valyra kurz die Regeln und steckte ihr eine Abfindung für bisher geleistete Dienste zu. Am Ende waren es Kordian, ein eher ruhiger Bogenschütze, Ser Einar und Valyra die spielen würden.
"Ich bin mir nicht sicher ob ich mitspielen sollte. Dieses Spiel war mir bisher selten gewogen," verkündtete Ser Einar Ulfson "Ich verliere meistens." Kordian konnte nicht umhin zu grinsen.
"In dem Fall Ser ist es sogar zwingend notwendig das ihr einsteigt." Das Spiel begann und Valyra war verwundert darüber wie ausgelassen die beiden Plattenträger spielten und ihre Münzen in den Topf warfen. Während er Bogenschütze und Valyra bei jedem abheben bebten und beteten. 
"So schnell wie die Münzen in den Pott fließen verstehe ich nun auch was die Gardisten meinten als sie sagten sie wollten mir mir und einigen Mägden aus Hohenfels mal Glücksgriff mit Kleidung als Einsatz spielen. Diese Ferkel!" Die Runde begann lauthals zu lachen. So zockten die Soldaten an der Front einer ihrer wenigen ruhigen Minuten bis die Dunkelheit alles umfing. 

"Sscchhtt." Eine Hand legte sich über ihre Lippen. Sanft folgte ein Zeigefinger streichelnd ihren Lippen, fuhr um die Konturen und blieb unter ihrem Kinn um es leicht anzuheben. Valyras Puls wurde schneller, ihr Atem wurde flacher. Was geschieht hier? Aus der Nacht schwebte ein weiches Tuch herbei, es wurde um ihre Augen gelegt und im Nacken verknotet. 

"Wer ist da?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern im Wind. Doch die samtweichen Hände ließen keinen Ton verlauten. 
-klick- 
Schnallen und Verschlüsse ihrer Rüstung öffneten sich. Die zärtlichen Eroberer führten die Hände der Rekrutin über den Kopf, streiften ihr Kettenhemd und das Leinenhemdchen über den Kopf und pressten dann den ungeschützten Leib gegen den Stamm des Baumes hinter ihr.

"Lass deine Hände dort oben. Vertraue!" Mehr und mehr Schnallen öffneten sich, ihre Waffen fielen zu Boden ebenso wie die Reste ihrer Kleidung. Die raue Rinde des Baumes grub sich tief in die bleiche Haut und setzte das Mädchen einem Tanz aus süßen Qualen aus. Valyra konnte in Gedanken sehen welch ein Bildnis sie abgeben musste... den Körper an diesen Baum gepresst, die Hände hoch über den Kopf gehoben. Ein sehr kurzer aber intensiver Schmerz Impuls zuckte von ihrer Brust hinauf.

"Du wirst doch nicht vor dem hier fliehen wollen?" Sofort war alles wieder da, die Hände die nun ihren Körper erkundeten, die Lippen die ohne Scham, Zonen an ihrem Körper fanden, die Valyra höchstens zum waschen berührte und auch dann nur sehr flüchtig. 

Dies alles formte mehr und mehr einen Feuerball, einen den das Mädchen durch das Tuch hindurch sehen konnte. Ihr Atem erklang in die Nacht hinein so laut musste er sein, ihr Puls raste und ihr Herz schlug so laut dass Valyra befürchtete es würde zerspringen. Der Feuerball wuchs und wuchs, Valyra konnte sich ihm nicht entziehen. Sie wollte die Hände bewegen, sie wollte den Feuerball aufhalten sie wollte... ... ... 
Dann schlug der Feuerball in ihren Körper ein. Die Hitze breitete sich rasend schnell aus. Auch wenn sie keine Flammen fühlten konnte, so brannte ihr Körper dennoch. Hell lodernd musste sie in Flammen stehen. Den Baum und diese Hände mit sich reißend in ein Inferno wie es kein zweites gab. Valyra suchte Schutz, wollte zurückweichen und presste sich innig an den Baum hinter ihr, noch immer waren ihre Hände, von den Worten, an den Baum gebunden. Ein letzter Kuss dieser weichen, sinnlichen Lippen und die Flammen in ihrem Unterleib erloschen. Waren es feinste Schweißperlen die sich bildeten und einen feinen Film der Feuchtigkeit hinterließen?

Valyra schreckte hoch und sah sich sofort im Soldaten Schlafbereich um. Die Anderen ohne Wachdienst schnarchten oder brummten im Halbschlaf, irgendwo her kam brummend die Frage "Na wieder n Alptraum, Kleines?"
Valyra versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, sie tastete sich ab. Ihre Rüstung, das Schwert es war alles noch da. Selbst ihre Kettenhose... ... ... Valyra schluckt einen Klos runter der sicher so groß war die ein Plattenhelm. Ihre Hose war... Sie blickte sich hektisch um, hatte jemand was bemerkt. Hatte einer der Soldaten mit Gewalt das getan wovon die Milizen gesprochen hatten? Das konnte nicht sein, wie sollte er sie vom Baum so schnell hier her gebracht und angezogen haben. 

Versuchend nicht noch mehr Leute zu wecken schlich sie aus dem Schlafbereich zum Meer herunter. Als sie sicher war das niemand sie beobachtete entledigte sie sich ihrer Hose und wusch sie sorgfältigst im Wasser. Hoffend das nicht gerade jetzt ein Indharimer aus den Fluten auftauchte um das Lager zu überfallen. 

Valyra blickte zum Himmel. "Soll das eure Antwort auf meine Opfergabe sein?" Es klang nicht enttäuscht, auch nicht verärgert, es war eher der Schreck über das was geschehen war. 
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#8
Wir werden jene bewachen die die Burg weiter aufbauen. Valyra dachte immer noch an diesen Satz. War ihr taktisches Verständnis einfach zu klein? Sie hielt diese Strategie für äußerst fragwürdig. Einen Haufen Zivilisten näher an die Front zu schleppen um ein Gebäude zu errichten das bestenfalls in drei oder vier Monden bezogen werden konnte. Die Soldaten würden also über große Teile der Front verteilt sein, um die Stellungen und gleichzeitig die Bauarbeiten zu schützen. Die Soldaten, ein bitterer Geschmack sammelte sich in Valyras Mund. Wir Soldaten, Grauwölfe und Gardisten Ravinsthals. 

Valyra ging mit den anderen, vom Steinbruch aus nach Hohenquell hinein. Wie eine Gruppe scheuer Rehe standen die Handwerker und Tagelöhner herum. Der Rekrutin dämmerte Schlimmes. Der Leutnant seufzte ebenfalls resignierend und der Rest der Truppe hielt mit seiner fehlenden Begeisterung auch nicht hinter dem Berg. 
Es wurde also Zeit diese Leute aufzubauen und zu motivieren. Glücklicherweise fühlten sich die Ritter und Adeligen berufen diese Aufgabe zu übernehmen. 
"Sieh genau hin, ein besseres Theaterstück wirst du nie sehen."
Wer dies sagte, erkannte Valyra nicht, sie fand diese Bezeichnung auch unpassend... bis... ja solange bis die großen Reden anfingen. 

Verlernte man die Möglichkeit, sich in das Volk hinein zu versetzen wenn man geadelt wurde oder den Ritterschlag erhielt? Mit jedem neuen Redner sank Valyras Hoffnung, dass man heute noch zur Burg aufbrechen würde. Aber so konnten zumindest die Stellungen im Steinbruch wieder voll besetzt werden. Die Reden wurden hochtrabender und gruseliger und die Bürger wurden unruhiger, einen schienen gehen zu wollen. 
"Postiere dich unauffällig auf dem Weg der Zur Brücke führt." Valyra erkannte die drohende Gefahr später als ihr kommandierender Offizier. Sie wollten tatsächlich gehen. Nun erwartete sie nicht von einem Zivilisten das er freudestrahlende auf eine Baustelle nahe der Front trabt, aber zumindest genug Rückgrat um für sein Land einzustehen. Merkten diese Leute nicht das es nicht darum ging eine Statue für einen eitlen Herrscher zu bauen sondern das dies Teil ihres Überlebenskampfes war? 

Die Sonne stand schon sehr tief als man sich endlich in Bewegung setzte. Viel Zeit zum arbeiten würde nicht mehr bleiben. Der Tag war für die Soldaten beinahe wie jeder andere. Abgesehen davon das man nicht ALARM schreien durfte wenn man etwas sichtete. Jede noch so kleine Störung hätte eine Panik ausgelöst. Als Kordian dann noch sagte, einer der Arbeiter sei über die Brüstung gezogen worden.. zum Glück habe das niemand außer den Soldaten mitbekommen, war es aus. Sie wollte schreien, sie wollte herum rennen und den Leuten ihre Meinung ins Gesicht brüllen.  Aber was hätte das gebracht? In diesem Moment hätte man in weiter Ferne ein leises Knacken und das Zerbrechen einer zart aufkeimenden Hoffnung hören können. 
'Versuch nicht eine schlechte Welt zu verbessern, sie wird nur hinab ziehen auf ihr Niveau.' Ihr Bauch hatte ausnahmsweise Recht. Sie würde sich an diejenigen halten denen sie vertraute und das tun was man von ihr verlangte solange sie im Dienst der Garde stand. Aber ihr Wunsch Ritterin zu werden war heute ferne denn je. Selbst ihr ansonsten unbändiger Drang anderen zu helfen war heute nur noch ein ein flackerndes Licht in einem Meer der Dunkelheit. 

Diese Nacht konnte Valyra nicht schlafen. Es waren nicht die Träume vom Elend oder ekelhafter Fleischeslust. Es war die Wut im Bauch die sie wach hielt. Feiglinge.. allesamt.. erwarteten sie das ständig jemand ihre Haut rettete, wollten sie wirklich schwach bleiben und unter die Decke der Freiheit kriechen die man ihnen großmütig gab und wieder nehmen konnte? RAAAAAARRRR... FEIGLINGE. Natürlich hatten sie Angst.. und das verstand Valyra auch. Jeder hier hatte Angst und zeigte dies mehr oder weniger. Sie fühlten sich wie vereinzelte kleine Zweige, Zweige die selbst ein Kind brechen könnte. Keiner von ihnen sah das große Ganze. Denn ein zusammenhaltendes Bündel aus Zweigen konnte selbst der Stärkste nicht brechen. Solange sie aufeinander Acht gaben konnten sie hier gewinnen. Aber diese Überlegung war eine Straße die nur in eine Richtung befahren wurde. 
'Wir wollen, gebt uns mehr, segnet noch das, und tragt uns dort hin!' Es würde niemals enden. Die Reichen und Adeligen würden reicher und dekadenter werden, die Armen und Verängstigten würden ärmer und furchtsamer werden und zwischen diesen Leuten standen Soldaten die auf einen Befehl warteten um den Armen und Ängstlichen mit Waffen klar zu machen das sie dort unten bleiben sollten. 

In dieser Nacht hatte die Wut, die junge Rekrutin fest im griff. Rote Augenränder würden den anderen zeigen das sie übermüdet war, doch der kalte und starre Blick würde zeigen warum. 
~ Sind sie es wert beschützt zu werden? ~
Leise säuselte die Verführerin ihr zu. Die Gestalt einer Krähe zeichnete sich auf einem Baumstumpf in der Nähe ab und blickte Valyra an. 
~ Es wäre so viel einfacher mit erhobenem Schwert durch ihre Reihen zu marschieren.. nicht wahr? ~
~ Sortiere die Schwachen aus... dies wird auch die hohen Herren in Angst versetzen. ~
Die Worte rannen die Kehle des jungen Mädchens hinab wie ein bittersüßes Gift. Es würde ein einziges Massaker sein, dass die Geschichte dieses Landes änderte. Was waren schon 50 tote Bauern wenn dafür dem Rest des Landes das benötigte Rückgrat wuchs? 50 Seelen, aus ausgebluteten Leibern. 50 Seelen aus der Existenz gerissen um einem höheren Zweck zu dienen. 
~ Jaaaa.. jaaaa. Fühle es, erkenne deinen Weg, behalte die Opfergabe im Auge ~

"Harter Tag, Küken." der ältere Veteran setzte sich auf einen Fels nahe Valyra. Während er ein geschnitztes Holzpfeiffchen entzündete sprach er, ziehend und schnaufend weiter.
"Sie sind nicht immer so, weißt du. Du hast heute eine sehr schlechte Seite von ihnen gesehen. Haben viel durch gemacht. Das können sie nicht einfach so abschütteln. Dafür sind se nich hart genug." Die Glut glomm in seiner Pfeife auf. 
"Gib ihnen ein bisschen Zeit, schenke ihnen ein wenig Geduld und lerne sie kennen. Sie haben nicht die Herzen von Kriegern, aber sie sind ehrliche hart arbeitende Leute. Ich kenne viele von ihnen seit sie Kinder waren. Haben Frösche gejagt und mit Vogelfedern ihre Puppen verziert. Lass den Kopf nicht hängen, es werden Tage kommen an denen sie dich noch überraschen können." Der Alte stand auf und klopfte die Pfeife auf einem kleinen Stein aus. Dann schlenderte er davon. Die krähe auf dem Baumstumpf erhob sich in den Himmel und es klang als schrie sie hasserfüllt einen Namen.... 

Noooodoooon.

Valyra ging zu den anderen Soldaten herüber die sich gerade betranken.
"Kennt einer von euch den Namen dieses älteren Kriegers? Oder seinen Rang?" 
"Jo ich kenne ihn, sein Name ist Derwish und er ist unser Wachhund, zumindest ist er der einzige der in der Richtung steht in die du gerade zeigst."
Valyra blickt verwirrt auf den Hund, wo eben noch ein stattlicher Krieger gestanden haben müsste. Das konnte doch nicht sein, fantasierte sie schon wieder, sie tastete die Stirn ab, aber die schien ihr nicht sonderlich warm zu sein.
"Setz dich Kindchen, nimm mal ein Schluck flüssiges Feuer, damit du das trinken lernst." 

Valyra trank an diesem Abend noch nicht mit den Soldaten... sie ging in eine ruhige Ecke des Steinbruches und starrte in den Himmel. 

Leise begann sie zu singen. Eine alte Sage von Liebe und von Treue. 
Faolan der Wolf und die schneeweiße Falkin Onagh. Ein Liebespaar das sich nur alle 1000 Jahre treffen darf. Bei Nacht ist er ein Pech schwarzer Wolf und sie ein Mensch, am Tage ist sie ein schneeweißer Falke und er ein Mensch. Tränen rinnen über ihre Wangen während sie singt. Wie können zwei gestalten aus einer Sage soviel Treue und Herz zeigen, und hier greifen dunkelste Schatten von Menschen, nach anderen Menschen? 

Faolan
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#9
Leise rauschten die Wipfel des kleinen Waldstückes, als der Wind mit sanfter Hand durch sie hindurch glitt. Flüsternd erzählte er von fernen Ländern. Der Duft der Tannen stieg ihr in die Nase und kitzelte sie. Während die junge Rekrutin so an dem Fels lehnte konnte sie nicht umhin an all diese wundervollen Dinge zu denken. 
~Ich werde deinen Arm jetzt wieder dorthin ziehen wo er hingehört, das tut weh, aber keine Sorge sogar deine Rekrutin hat das ausgehalten~
~Schafft diese beiden aus der Frontlinie, an einen sicheren Ort~
Das Rauschen klang seltsam dieser Tage. Valyra öffnete die Augen. Ach Elend... sie waren noch mitten in der Schlacht um die Hochebene. Ihre Rüstung sah aus wie ein Fransen Überwurf und überall fehlten kleine Stücke ihres Bauches. Die Löcher waren zwar mittlerweile mit Salben, Kräutern und Verbänden aufgefüllt, aber schön fühlte sich das nicht an. Wie waren wir eigentlich hier her gekommen? Der Tag begann vor Valyras geistigem Auge vor neuem. 


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Der Morgen war frisch, die letzte Nachtwache beinahe zu Ende. Die Hundswache. Sie wusste mittlerweile warum man sie so nannte. Es machte ihr zum Glück nicht all zuviel aus. Die Ablösung die in ihre Richtung schlurfte wirkte mehr wie der Feind als wie ein Milizsoldat. 
'Ja noch ein wenig langsamer und ich rufe Alarm und ringe dich zu Boden.' Der Hunger gab ihrem Bauch die Macht seine Spielchen zu spielen. Aber, erst die Pflicht dann das Vergnügen. So wies sie die Ablösung ordnungsgemäß ein. Linke und Rechte Grenze der Beobachtung, die tägliche Parole, Abschnitte für besondere Aufmerksamkeit und und und. Mehr als einmal glaubte Valyra der Kerl sei im stehen eingeschlafen. Nun gut ein kleiner Spaß musste sein.

"Ich habe in der Nacht immer wieder dieses Kratzen aus dem Boden gehört, angeblich graben die Indharimer Tunnel und stechen mit vergifteten Nadeln durch zu dünne Stiefelsohlen." Mit einem Schlag war der Soldat hellwach und stocherte mit seinem Speer im Boden herum. Valyra besah sich das Schauspiel einige Augenblicke lang, ehe sie den Mann erlöste. Sie würden wohl nur in tiefster Nacht kommen, er sei außer Gefahr.
"Du kannst doch Trambold nicht so erschrecken, der ist eh abergläubisch wie kein anderer. Letzten Sommer hat er seine Fußlappen vier Wochen lang nicht gewechselt weil er meinte dadurch würde die Ernte besser." Valyra kicherte als sie mit ihrem Wachhabenden zum Lagerfeuer zurück ging. Das morgendliche Waschen war, wie jeden Tag, nicht das gelbe vom Ei. Kalt, nass, Hunger und ach was wusste sie noch. Zumindest hatten die meisten Soldaten nun aufgehört zu gaffen wenn dieses Ereignis anstand. In den ersten Tagen konnte Valyra förmlich alle blicke auf sich kleben spüren. 

"Das vergeht, du bist neu. Frischfleisch. Zwei Wochen anzügliche Witze, Glotzen, Kichern. Aber dann hast du es hinter dir. Falls du dann noch lebst, bist du nämlich keine Frau mehr sondern eine Soldatin. Das macht es für die meisten schon viel langweiliger." Die ältere Soldatin neben ihr schien ein recht dickes Fell zu haben was dieses Gehabe anging. Nun sie hatte auch sonst recht dickes Fell. Valyra verkniff sich jeden Kommentar. Das hatte sie sehr früh gelernt, für jeden Kommentar gab es den richtigen Ort und die richtige Zeit. Liegestütze waren eine fulminante Lernmethode bei sowas. Das Frühstück bestand aus kalten Rippchen vom Vorabend und ebenso kaltem Linseneintopf. Valyra schnappte sich eines der kalten Rippchen und hielt es an einem Stock über die Flammen. Das verbesserte den Geschmack nicht so wirklich, aber immerhin genug das man es runter würgen konnte.

Der Tag verging mit allgemeinen Arbeiten. Holz schlagen, Rundgänge und leichtes Waffentraining. Heute schonten sich viele der Kämpfer. Verständlich, an diesem Abend würden sie Seite an Seite auf dem Plateau stehen und um ihr Leben kämpfen. Vieler Orts vernahm man das leise Scharren welches Schleifsteine hinterließen wenn sie über die Schärfe der Klinge tanzten. Andere besserten Ihr Rüstzeug aus, Riemen wurden erneuert, die Helme eingestellt und es wurde heilendes Gesöff an alle verteilt. Dann hieß es ... ANTRETEN. So möge der Tanz beginnen.
Ser Ulfson stand vor dem Haufen und teilte sie in Gruppen ein. Bis das Wort Freiwillige erklang hatte Valyra nur mäßig zugehört und so war es nicht verwunderlich, dass sie vortrat und sie meldete. Aber.. wofür eigentlich? Auf einmal stand Ser Ulfson vor ihr. Sie sprachen darüber, dass es keine Schande wäre zur Not in der zweiten Welle mit zu gehen. Sie müsste sich vor niemandem dafür rechtfertigen wenn ihre Waffenfertigkeiten noch nicht so ausgereift waren. 
'Oh Nodons, was habe ich getan? Erste Angriffswelle?!?' Valyra konnte innerlich ein deftiges SCHNAUZE DA UNTEN, nicht wegdrücken. Aber zum Glück war ihr Bauch nicht Chef dieses Körpers so kamen aus ihrem Mund nur die Worte...
"Edler, ich werde meine Pflicht erfüllen." 

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Das war vor wenigen Stunden, inzwischen hatten sie eine Brut von Bären erledigt, die offenkundig krank waren und in blinder Raserei vorstürmten. Naturgewalten aus Haaren, Zähnen und Klauen so scharf wie Worte der Adeligen. Und sie überrollten beinahe die Linien der Kämpfer. Dann hagelte es auch schon Bolzen und Pfeile. Der Himmel wurde dunkler und im Schatten der Geschosse fielen einige dieser Bestien. Als dann aber hunderte dieser wankenden Untoten auf sie zu stolperten brachen die Linien auf, überall drangen sie durch. Und genau darum lag sie nun hier. Diese faulenden Bastarde hatten sie zu Boden gezerrt und wollten aus ihren Eingeweiden ein Festmahl machen. Glücklicher Weise hatte ihre Rüstung genug Zeit heraus geschunden damit die Kämpfer die Reihen wieder schließen, und sie retten konnten. So fehlten nur ein paar der ansehnlichsten Stücke, nichts was nicht nach wächst hörte sie sich sagen. Zu wem auch immer. 

~Dieser Schrein ist immer noch geweiht, aber Artio's Geist wurde scheinbar entführt?!?~
~Wie entführt man den Geist einer Göttin??~

Die Fragen die aufkeimten und die wenigen Antworten die wir hatten trommelten in Valyras Ohren. Sie würde schon mithelfen, koste es was es wolle. Als sie aufstand drehte sich alles, es wäre sicher ein lustiges Bild für jeden Umstehenden wie die junge Rekrutin mit dem Fuß aufstampfte und den Boden aufforderte still zu halten. 

~Hat sie schon wieder einen Schlag auf den Kopf bekommen?~
~Ja das scheint zur Gewohnheit zu werden, wenn sie so weiter macht eignet sie sich bald nur noch zum Latrinen putzen~

Der Abend brach herein, der Schrein konnte gehalten werden, eine neue Frontlinie bildete sich und schon übermorgen würde dies alles wieder Alltag sein. Ein grausiger, kalter und tödlicher Alltag. 
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#10
Es konnte nicht mehr lange bis zur Mitte der Nacht sein. Die Luft war kalt und schnitt bei jedem der Atemzüge tief in ihre Lungen. Der Duft der Bäume wurde dünner, gerade so als stünde sie irgendwo unten am Strand. Der Blick streifte die Baumwipfel und das Unterholz. Heute hatte sie es nicht eilig. Ihre Wache war vorbei und es waren genug Milizen im Lager. Heute galt ihre einzige Sorge dem Bündel über ihrer Schulter. Zehn feinste Lagen schieren Fleisches als Opfer für die Zeremonie morgen. Anfangs hatte sie das Fleisch kaufen wollen, doch dies erschien ihr nicht richtig. Es fühlte sich an als wäre es unvollkommen, unrein. So hatte sie selbst versucht zu jagen, sicher war es ihr gelungen das eine oder andere Tier zu erlegen. Aber zum zerlegen reichten ihre Kenntnisse dann nicht. So war zu einem Fachmann in Löwenstein gegangen. Ihm hatte sie die Tiere verkauft, ihre einzige Bezahlung sollten zehn Lagen feinsten Fleisches sein. Wolf, Schaf, Ziege.. es war wirklich alles dabei.


Ein Knacken im Gebüsch nahe ihres Pfade lies sie aufhorchen. Konnte es wirklich sein das soweit im Norden Truppen der Indharimer waren. Es war eher unwahrscheinlich. Aber bei dem was sie über dem Rücken trug.. sie wurde blass. Im Augenblick war sie ein wandernder Köder für alles was Fleisch fraß.
'Nur Mut, wie viele hast du erschlagen für das bisschen Fleisch im Bündel?'
Auch wenn ihr Bauch irgendwo Recht hatte, drauf ankommen lassen wollte sie es nicht. Sie beschleunigte ihre Schritte, es war bestimmt nicht mehr als eine halbe Stunde Weg bis nach Hohenquell.


Wieder dieses Knacken gefolgt von einem dumpfen Grunzen. Es konnte ein Wildschwein sein. Sie wusste nur zu gut wie aggressiv diese Biester wurden wenn man ihnen oder ihrem Nachwuchs zu nahe kam. Wieder erklang dieses Grunzen.. aber es klang nicht wie ein Schwein. Nichtmal ein Wildschwein konnte solche Geräusche von sich geben. Valyra versuchte ihre Schritte zum dämpfen. Bloß nicht aufscheuchen. Langsam und in leicht geduckter Haltung ging sie weiter. Es war doch beinahe geschafft.
Dann stand er vor ihr, als wäre er frisch aus dem Boden hochgeschossen. Seine groben Züge und die gezackten Tätowierungen waren im Mondlicht viel zu gut zu sehen. Das Bündel mit dem frischen Fleisch fiel zu Boden und ihre Hand zuckte zum Schwertgriff. Vergebens, die Keule in seiner Hand traf sie direkt an der Schläfe. Einen dumpfen Aufprall später fand sie sich auf dem Fußboden wieder.. dann wurde auch schon alles schwarz.


Mhm – das roch so gut. Ihre Mutter machte den besten Wildbraten weit und breit. Nur noch schnell die Hände abwaschen und dann gäbe es.. etwas stimmte nicht. Valyra versuchte ihre Hände zu bewegen aber etwas oder jemand hielt sie fest.
Sie blinzelte.
Wieder ein Versuch die Hände zu bewegen.
Wieder ein Blinzeln.
Woher kamen diese Kopfschmerzen?
Als sie sich vorbeugen wollte, der nächste Schock. Etwas lag um ihren Hals. Dieses Waldstück war nicht ihr Zuhause und der Kerl am Lagerfeuer grillte IHRE Opfergaben.


Was war passiert? Sie musste einen klaren Gedanken fassen. Die Tränen unterdrückend versuchte sie ihre Hände zu sehen, aber irgendetwas grobes, schnürendes hielt sie hinter dem Rücken. Kalter Schweiß sammelte sich auf ihrem Körper. Sie schauderte. Sie war gefesselt. Nicht nur ihre Hände und ihre Füße, nein auch um den Hals lag ein Strick, ein Strick der nach oben zum dicken Ast eines Baumes führte. Zum Glück würgte der Strick Valyra nicht obwohl er schon sehr eng war. Eines stand fest, viel Bewegen konnte sie sich nicht. Ihr Blick wanderte im Lager des wilden herum. Zumindest hatte er ihr die Leinen Unterkleidung gelassen. Ihre Stiefel und ihr Rüstzeug lagen achtlos neben dem Baum an dem ihr Strick festgemacht war. Tatenlos musste sie mitansehen wie er eine Lage Fleisch nach der anderen verdrückte. Stumme Tränen rannen ihr über die Wangen. Die Arbeit von drei freien Abenden fraß dieser Kerl einfach auf.


Es dauerte Stunden bis er überhaupt wieder Notiz von ihr nahm. Sein Grinsen entblößte die eine oder andere Zahnlücke. Als wolle er ihr zu prosten hob er ein Stück Fleisch in ihre Richtung und biss dann wieder hinein. Doch sein Spielchen war wohl noch nicht vorbei. Er stand auf und kam zu ihr. Das Fleisch in der Hand stand er vor ihr. In diesem Moment merkte sie erst wie sehr ihr eigener Magen knurrte. Wie lange war sie ohne Bewusstsein gewesen? Er hielt ihr das Fleisch vor das Gesicht. Vielleicht waren sie doch keine Barbaren, vielleicht kannten sie sogar Gnade. In dem Moment, als sie zubeißen wollte entzog er es ihr. Ihr Kopf zuckte dem Fleisch hinterher, und ein dumpfes Röcheln war die Belohnung. Er lachte und hielt ihr das Fleisch wieder vors Gesicht. Glaubte er wirklich sie würde zweimal auf diesen Trick herein fallen? Valyra drehte das Gesicht von ihm weg so gut es ging. Er packte ihr Kinn und zwang sie zu ihm zu sehen. Mit einem Blick der von Irrsinn durchzogen war, spie er seinen Speichel auf das Fleisch und presste es mit der Kraft eines Wahnhaften in ihren Mund. Seine Hand über ihrem Gesicht ließ nicht zu das sie es aus spie. Von Ekel und Scham überwältigt kam es ihr sauer hoch, doch seine Hand war unerbittlich.


Erst nachdem ihr Mund leer war ließ er sie wieder in Ruhe. Nicht einmal die Indharimer konnten so irre sein.
Irgendwann hatte sie aufgehört die Tage zu zählen. Seine Übergriffe wurden von Tag zu Tag schlimmer. Das er ihr Sand in die Augen rieb oder Tierkot im Gesicht verteilte waren nur die kleinsten Widerwärtigkeiten. Zumindest wollte er nicht das geringste was jeder andere Mann von einer Frauen wollen würde. Ihm schien es nur zu gefallen, sie leiden zu sehen.


Valyra hatte keine Ahnung wie viele Tage sie schon in der Gewalt des Irren war. Zu keiner Zeit hatte er sich Fehler erlaubt, immer ihre Stricke nach gezogen und dafür gesorgt das sie keine Chancen sah sich zu befreien. Bis heute. Sein tägliches Ritual, der jungen Frau ihre Würde zu rauben, war zu ende und er schien ein weiteres Mal hoch zufrieden mit sich zu sein. Offenbar hatte er nicht bemerkt wie locker ihre Fesseln davon geworden waren. Als er eingeschlafen war machte sich Valyra daran die Fesseln vollständig zu lockern. Es dauerte sicherlich eine Stunde oder auch mehr, aber dann waren ihre wunden Handgelenke endlich heraus aus den Seilen. Ihre Muskeln schmerzten. Als endlich alle Seile gefallen waren konnte sie kaum stehen.
'Wenn du jetzt nach gibst war es das, dann bete zu Morrigu das sie deine Seele retten soll.'


Ihr Bauch hatte Recht, nun galt es noch einmal. Alles oder nichts. In dem Haufen ihrer Habe suchte sie so leise es möglich war nach ihrem Schwert. Der Wahnsinnige hatte es achtlos weg geworfen. Mit einem Scharren, dass in den Ohren des Frau wie ein Donnergrollen klang befreite sie die Klinge. Dann, Schritt für Schritt, schleppte sie sich auf den Schlafenden zu.
“Möge Morrigu dich durch unzählige Qualen schleifen bevor sie deine Seele für sich behält!“ Die Klinge durchbohrt den schnarchenden Peiniger. Einmal, zweimal, dreimal... schon nach dem zweiten Stich röchelte er nur noch. Wie oft sie zustach wusste sie nicht mehr, sie hörte erst auf als der Morgen dämmerte. Auf allen Vieren kroch sie zu ihrer Habe und ragte alles zusammen. Dann erst stand sie auf und torkelte davon, eine Straße suchend... den Heimweg suchend.
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