Questbeschreibung Südwind
#11
Ravinsthal
Schwarze Rauchsäulen steigen am Abend über Rabenstein auf. Nur wenige Momente passieren vor der ersten Sichtung, ehe mit Suppentopf und Kochlöffel alarm geschlagen wird.
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#12
Löwenstein
Es scheint ein ruhiger Abend wie jeder anderer in der Reichshauptstadt zu sein, wäre da nicht der vermeintliche Geruch von Rauch und das plötzliche aufleuten des Schuldturmes nicht zu hören.
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#13
Löwenstein und Rabenstein

An nur einem Tag an den zueinander weit entfernten Ortschaften Löwenstein und Rabenstein brannten fast zur selben Zeit die Schiffe in beiden Häfen. Keine noch so kleine Nusschale blieb verschont von den gelegten Flammen, die löschungsversuche mit Wasser mit explosionen bestraften.

Es wird einige Wochen dauern, bis die Fischer wieder Ruderboote haben, um auf See zu angeln. Noch länger wird es aber brauchen, bis ein einzelnes Schiff mit Mast wieder zur Verfügung steht.
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#14
Steife Winde begleiteten die beiden Schiffe gen Norden, pressten sich gegen die Wanten und die beinahe ganz eingeholten Segel.

Diese Wasser mochten unbekannt sein, aber die Tücke unter den schäumenden Wellen verriet sich in den verblichenen und modernden Gebeinen anderer Schiffe, die vor kurz oder lang hier angeschwemmt worden waren. Ein Dutzend Möwen stieg kreischend empor, als das erste Ruderboot den Strand erreichte, kreisten empört über den Ankömmlingen, die keine Zeit damit verloren den Vögeln nachzuschauen: Kisten wurden entladen, Männer und Frauen von Bord gebracht. Kaum eine Stunde später, als das das provisorische Lager gerade erst soweit stand, wurde mit dem Graben begonnen. 

Gute zwei Stunden später, als die Sonne sich bereits daran machte zu versinken, wagte der Vorarbeiter es seiner Verlegenheit Ausdruck zu verleihen.

"Es ist nicht da."

"Ihr habt es nicht gefunden?" 

Der Mann in der silberverzierten Platte war, wenngleich nicht als umgänglich bekannt, so doch ein Pragmatiker, jemand, der nicht vorschnell von der Peitsche oder der Klinge Gebrauch machte und allein das Wissen darum liess den Mann nun an seinem Platz verharren.

"Wir sind sicher, dass wir die Hülle gefunden haben. Aber sie war leer. Jemand war vor uns hier."

Beinahe eine Minute verging, in der der Silbergerüstete auf den Überbringer der schlechten Neuigkeiten starrte, sichtlich darüber nachdenkend, ob er sich wirklich selbst zu einem ungewollten Boten an anderer, höherer Stelle machen wollte.

"Weitersuchen." klang der harsche Befehl schliesslich. "Lager befestigen. Auf Verstärkung einrichten. Ich kehre nicht mit leeren Händen zurück."
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#15
Im Laufe der Zeit mochte man den Anschein bekommen, dass die unerwünschten Besucher am Strand zufüßen des Kaps sich der ebenso unerwünschten Beobachter durchaus bewusst waren. Fluktuationen in den Truppenzahlen schienen zuzunehmen, die Felsen und Wrackteile am Strand erschwerten zudem die Beobachtung der Vorgänge, und trotz der Lebensgefahren von Schifffahrt bei Nacht deutete das ab und an aufwallende Rauschen der Wellen darauf hin, dass etwas - oder jemand - sich in den küstennahen Wellen herumtrieb.
Hin und wieder konnte man den einen oder anderen dunkelhäutigen Krieger dabei beobachten, wie unbekannte, glänzende Gerätschaften hochgehalten wurden, mal auf die steilen Steinklippen gerichtet, dann wieder hinaus auf das Meer, und helles Klimpern und Singen erfüllte die Luft, wann immer eine Reihe von Windspielen an langen Stöcken aus dem Sand und in die Luft gehoben wurden - fünfmal am Tag, zweimal des Nächtens.
Die Grabungen hatten in der Zeit des Aufenthalts kein einziges Mal geruht, auch wenn Sand und Wellengang unweigerlich dazu führten, dass einige der Löcher über Nacht wieder verschwanden, während bereits andere ausgehoben wurden, dies mit einer Verbissenheit, wie man sie in Candaria gewöhnlicherweise nicht zu zeigen wagte.
[Bild: _rainbowsheep.gif~c100]
Klick mich!
(jetzt wirklich)
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#16
Flüsterwald

Die Unruhe, die die mehrheitlich dunkelhäutigen Besucher aus Übersee in den Flüsterwald schafften, schien dahin. Der Flüsterwald ist wieder Flüsterwald. Besucher kommen und gehen. Und unter ihnen eine schwarzhaarige Person in leichter Rüstwehr, die zumeist für einige Stunden, selten auch einen ganzen Tag, im Wald zielgerichtet unterwegs ist. Entspannung sucht besagte Person wohl nicht. Nicht einmal Wildtier wird nachgestellt, außer es stellt sich ihm in den Weg. Die Person agiert am Tage sogar recht offen, wenig Wert auf Tarnung legend. Erst zur späten Stund wird zwielichtig agiert und der Schatten aufgesucht. Wenn er diese sonderbaren Zeichen findet, besieht er sich die nähere Umgebung - welche Bedingungen dort herrschen-  und notiert pflichtbewusst. Und als hätte er nicht schon genug mit dem Auffinden dieser sonderbaren Zeichen und Markierungen zu schaffen, wird er unweit der Krypta rasten, und einfach nur beobachten. Irgendwann das Belauern aufgeben und weiter zum Strand stiefeln, dort wachen und ab und an diesen Suffköpfen am Strand ein neugieriges Ohr schenken. Aug und Ohr ist er - für wen auch immer. Und irgendwann wird er Aushänge anbringen im Flüsterwald und dies so offen, als wäre ihm die eigene Entdeckung gleich.

OOC

(25.07.2017, 20:21)Qin schrieb: Was ist da los im dichten Wald, wo sich das Häschen mit dem Biber prügelt? Dunkle Haut, mit schnellen Schritten, die durch das Dickicht zieht und mit braunen Augen durch die Gegend späht. Fremde Rüstung, fremder Stoff, getrieben mit fremden Waffen über jede Lichtung. Ob in den Wäldern von Servano, Candaria oder in den Wäldern von Ravinsthal, ein guter Beobachter, ein Späher, ein Waldläufer wird erkennen das hier und da Äste gebrochen sind. Fremde Fußspuren zeigen sich im Boden und man entdeckt an vielen Bäumen seltsame Markierungen. Seltsame Symbole, die selbst der kundigste Forscher nachschlagen müsste. 
Es geht etwas vor im Reiche Amhran und es schleicht sich ein, in jedes Lehen, wie pures Gift. Doch das Heilmittel scheint so fern und fremd, wie nie zuvor. Seelen mit überempfindlichen Regungen werden vielleicht dramatisches erahnen. Vielleicht fängt auch irgendwo ein Verrückter an vom Untergang der Welt zu palavern. Oder es ist alles nur Schall und Rauch und eigentlich kloppen sich da eben nur Häschen und Biber.


Aushänge im Flüsterwald

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#17
Wenn die Heimat nicht mehr Heimat ist...

Die ersten Sonnenstrahlen zogen über die Straßen der Städte, deckten die Welt auf und offenbarten ihr Farbenspiel. Das was schwarz war wurde bunt, das was verborgen war nun ersichtlich. Nur die Kälte schob noch leichte Nebelschwaden über den Steinboden bevor sie von eifrigen Füßen, eifrigen Männern und Frauen, durchtrennt wurden und der übliche Alltag einkehrte. Alltag den allerdings nicht jeder dieser Tage erleben durfte, denn der Krieg forderte seine Opfer. Opfer die noch nicht ganz in jedem Kopf angekommen waren aber die manche bereits tragen mussten:

So füllten sich die Straßen nicht nur mit bekannten Gesichtern sondern auch mit Fremden. Es waren verzweifelte Ausdrücke die man sah: Sorge, Verwirrung, und Trauer. Geschöpfe die alles verloren hatten, die vor der eigenen Heimat fliehen mussten und nun in den Städten Amhrans Zuflucht suchten. Die kleinste Ecke die Windschutz bot war ihnen bereits genug. Genug war es auch was man ihnen bieten konnte, doch die Zeit ließ ein wachsames Auge annehmen, dass dies nicht die letzten Seelen sein würden, die sich dort ihre Lager aufschlugen und sich versuchten dem fremden Alltag anzupassen. 

Es war nicht nur Blut und Leben was der Krieg forderte. Es waren nicht nur Schlachten an der Front, denn auch das Volk litt. Wenn noch nicht dieser Tage, doch das Unheil hing wie ein Damoklesschwert über den Städten und der Faden wurde von Tag zu Tag dünner. 

[Bild: schlechtezeiten.jpg]
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#18
Auf dem Wege zur Befragung, fällt der Blick der Rabensteiner Vogtin auf die ausgezehrten, erschöpften Gesichter der Flüchtling und sie furchte die Stirn. Kurz bevor die Herbstwinde einsetzen, sein Heim zu verlieren ist grauenvoll. In der Bewegung hielt sie inne und ihr Blick wandert zurück zum leerstehenden, ehemaligen Wachgebäude. Ihre Mundwinkel zuckten. Ein Dach über den Kopf für die Flüchtlinge, war schon da. Für die Schlafsäcke und Decken, wird sie selber sorgen.
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#19
Wer in den letzten Tagen die Schultheiß Löwensteins beobachtete, erkannte rasch, dass sie einen deutlich geschäftigeren Alltag als sonst zu absolvieren hatte. Von der ersten Morgendämmerung bis in den späten Nachmittag war sie, wenn nicht gerade die Vogtin oder andere Pflichten sie abberiefen, auf den Straßen der Stadt. Flüchtlinge wurden willkommen gehießen, persönlich begrüßt und befragt. Alle Details wie etwa die Herkunft, das Alter, gelernte Berufe, die Wehrtüchtigkeit und eventuell vermisste Verwandschaft wurden eingetragen und die Flüchtlinge dann mit Kind und Kegel mitgenommen, um sie einzuquartieren. Leere Wohnungen gab es noch genug, sowohl im alten Hafen (dort wurden eher die abgerissenen, zwielichtigen Gestalten und jene, die scheinbar für sich selbst sorgen konnten untergebracht) als auch im neuen Hafen (wo Handwerker, Bauern und Familien bald schon eine eigene Wohnung auf Zeit fanden). Zudem erhielten sie Ratschläge und Hinweise zum Leben in der Stadt, wo man alles fand, das man zum Leben benötigte, und wie und wo man am Besten nach Arbeit anfragen könne. Fürs Erste wurden für die Flüchtlinge keine Mieten erhoben. Hungernde erhielten eine ordentliche Mahlzeit. Nur wer eindeutig nach Indharim aussah oder allzu verdächtig daher kam, wurde von der Stadtwache etwas in die Mangel genommen. Löwenstein war, so die Schultheiß, eh nicht gegen Eindringlinge abzuriegeln, zu groß war das Tor und zu rege der Warenverkehr, der auch in Kriegszeiten hin und her floss. Gerüchte sprachen davon, dass bald eine erste Sammelstelle im Theater eingerichtet würde, doch fürs Erste musste sie die Flüchtlinge auf der Straße einsammeln, wo sie ihrer habhaft wurde. Und obwohl sie jeden Tag mehr als hundert Menschen ein neues Zuhause auf Zeit verschaffte, schienen es trotzdem nicht weniger zu werden, die in den Straßen lagerten.

Wer die Schultheiß abends zu ihrem Heim verfolgte, erkannte bald, dass sie mit gutem Beispiel voran ging, was Löwensteiner Willkommenskultur angeht. Ihr feudales, geräumiges Stadthaus in der Altstadt war nicht mehr allzu geräumig, denn eine ganze Sippe candarischer Bauern, samt 3 Kindern, einer alten Matriarchin und dem Hofhund hatten sich bei ihr einquartiert. Man könnte vermuten, dass auch diese Umstände dazu führten, dass die Augenringe der Schultheiß mit jedem Tag ein wenig breiter wurden.
Bitte Briefe an meinen Charakter per PN abschicken.
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#20
Regen. Immer Regen. Er fällt in stetigen Tropfen vom Himmel und auf Dächer, welche die ersten Spuren von Ruß und Asche tragen, wäscht den Schmutz von den Schindeln und hinterlässt dort Schlieren, während verdächtig schwarzgetupfte Tropfen von den Wasserspeiern und Dachkanten fallen. Wo kaum je ein Fuß hintritt, da sammelt sich der Schmutz in einer feinkörnigen Schicht und verdunkelt den Kopfstein. Wo viele Fersen ihn verreiben, da zieht er schwarze Konturen um die Aufenthaltsorte der Stiefel und Schuhe, der Hufe und Klauen.
Der Mann steht unter dem Giebelgang der quer über die Seitengasse führt, dort wo auch einige Flüchtlinge Unterschlupf vor dem Wetter suchten. Nicht alle vermögen unter das Vordach der Markthalle zu passen, und vom Vordach der Bank wurden die Meisten schon zu Mittag vertrieben, sodass sie ihre dampfenden, klammen Leiber nun hier zusammen drängen. Der Mann und die Flüchtlinge werfen dem Himmel gemeinsam missgünstige Blicke zu. Nass wird nun einmal niemand gerne.
Gegen Dämmerung reißt die Wolkendecke etwas auf, der stetige Regen wird zu einem feinen, diffusen Nieseln. Die Tempelglocken läuten, künden von der Aussicht, dass einer der Novizen einmal mehr Brot und Suppe für die Geflüchteten ausgeben könnte, und locken die kleine Herde von Obdachlosen fort. Nur der Mann bleibt wo er ist und beobachtet den Wachwechsel mit verlorenem Blick.
Kaum jemand schenkt ihm Aufmerksamkeit, auch wenn er mit dem einen oder anderen Passanten ein paar Worte wechselt, und einem offensichtlich frisch in Löwenstein angekommenen Abenteurer Wegbeschreibungen gibt. Zwischendurch entschuldigt er sich aus dem Gespräch und legt eine Hand an den Hosenbund, hinter die Taverne zum stürmenden Löwen eilend während er Schnürungen löst. In der Ecke nimmt er Aufstellung, schiebt die Fersen etwas auseinander und zieht den Hosenbund auf, dann stützt er eine Hand gegen die Wand neben dem Küchenfenster und lässt es plätschern.
Leise Worte verlassen seine Lippen dabei.
'Gaeis Kormo Brakon' wispert er mit geschlossenen Augen, fast übertönt vom Urinbach.
Dann schüttelt er ab, schließt die Hose wieder und wandert zurück zu dem Neuankömmling, lächelt entschuldigend und fährt mit seinen Ortsbeschreibungen fort, gestikulierend und wortreich die Vorzüge Löwensteins lobend.
Die fensternahen Fässer in der Tavernenküche beginnen indes, zunehmend unwohle Gerüche zu verbreiten. Es sind die Gerüche nach Verfall, nach Schimmel und ranzigem Fett, nach Fäulnis und Tod.
Der Neuling zieht seiner Wege, während der Mann mit einem letzten prüfenden Blick zum Himmel hinauf aus der Seitengasse und unter der Überdachung hervor tritt und mit schlendernden Schritten gen' der Kirche wandert.
Es wird eine lange Nacht werden.
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