Von der Macht der Feder (Mitmachthread: Forschungsgruppe "geborstenes Schwert")
#1
Am frühen Morgen des 24 Brachet durften Marktbeschicker, Händler, und die üblichen als Kundschaft getarnten Schaulustigen in Löwenstein ein eigenwilliges Schauspiel an der Vogtei bewundern. Die Türen öffneten sich, recht ungewöhnlicherweise für diese unheilige Stunde, da die ersten Sonnenstrahlen noch vor den Stadtmauern hingen und den Markt noch nicht getroffen hatten, und entließen... nun, man hätte es als Prozession beschreiben können. 

Voran ging die Schreiberin Strastenberg, blendend aufgemacht in einem beigen Ensemble mit gefiedertem Hütchen auf dem hochgestecktem Haar - die üblichen, obligatorischen Absätze gaben einen Marschtakt auf dem Pflaster vor. Ihr folgten, weniger blendend und vor allen Dingen weit weniger gut gelaunt, etliche Angestellte der städtischen Bürokratie. Ein jeder von ihnen trug gewichtige, bis zum Rand gefüllte Aktenfächer: Das herausschauende Papier war mal fast neu, mal gelblich und zerfastert, mal so alt, dass es dreckigen Lappen glich. 

Der Zug aus Beamten marschierte, dem Widerklang spitzer Absätze folgend, geradewegs in den "Löwen" herüber. Einige Minuten später verließen fast alle, bis auf den sonst beim Gerichtssaal positionierten Wachmann und die Schreiberin selbst, das Etablissement wieder, um murrend und schimpfend auf der Suche nach frühem Frühstück über den Markt zu schlürfen. Der Schankraum des "Löwen" würde sich dem Besucher unverändert präsentieren. Versuchte jedoch jemand, der nicht gerade in der Taverne wohnte, die Treppe hinaufzugelangen, würde er im oberen Saal auf eine Absperrung mit der Aufschrift "Zutritt nur für Befugte" und einen schlecht gelaunten Wachmann treffen, der recht genaue Vorstellung davon zu haben schieben, wer alles befugt war (die meisten waren es nicht). 

Fräulein Strastenberg derweil war nicht im Saal anzutreffen. Sie stand, das Federhütchen langsam in den handschuhbedeckten Händen drehend, im nochmals abgeschlossenen Arbeitszimmer des gleichen Stockwerks. Tatsächlich stand sie auf dem so gut wie einzigen Fleck, an dem man noch stehen konnte: Um sie herum türmten sich bis zur Decke Aktenfächer, Truhen, teils gar Körbe. Die meisten waren beschriftet: "Urkunden" war hier zu lesen, "Missiven" dort, "Grundregister" hier. Die meisten Begriffe tauchten, mit wechselnden Jahreszahlen versehen, mehrmals auf - am Häufigsten las man jedoch "Kopialbücher", "Zinsregister" und "Landtafeln". Auf dem Tisch vor der Schreiberin lagen zwei Stapel, bereits aus der Umklammerung von Holz alter Schränke herausgelöst. "Inventar" las sich auf dem Kleineren, das aus nur zwei, dafür umso gewichtigeren Wälzern bestand. "Annale" las sich auf den Büchern des Zweiten. Hier lagen genau 20 Bücher aufeinander, die Titel unterschieden sich allein in der Nennung des Jahres, vom Jahre 805 bis zum Jahre 825 reichend. 

Fräulein Strastenberg legte ihr Hütchen auf dem "Inventar"-Stapel ab und zog einen hübsch geschnitzten Flachmann hervor, der auch als überdimensionierte Parfumflasche hätte durchgehen können. Ein langer Schluck, der Blick galt dabei so nachdenklich wie hoffnungslos den zahllosen Stapeln. 

"Ich hasse das," murmelte das Fräulein, an niemanden bestimmten adressiert. Die ersten Sonnenstrahlen krochen durchs Fenster und beleuchteten hilfreich die Staubwolken über dem Schriftgut.
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#2
Wo sich alle Anderen mit Suchen beschäftigten, konzentrierte ich mich darauf eine dekorative Stellung zu beziehen. Und um so mehr Papier ich erspähte, um so missmutiger wurde mein Zustand. Ich war eigentlich ganz froh, dass ich bei der ganzen Sache bis zum Ende hin unbeobachtet blieb. Das der Ehrwürden mich nicht groß eingebunden hatte und ich dekorativ weilen konnte. Als dann allerdings die Gruppen gebildet wurden und mein Name fiel, war es vorbei mit der Träumerei. Ich nickte, befolgte Befehle. Und nun waren wir hier und ich kam mir besonders falsch vor. 

Ob es nun die Blicke waren und das Gewissen, dass mittlerweile ein Loch in meinen Hinterkopf gebissen hatte, das wusste ich nicht. Doch ich entledigte mich der Plattenhandschuhe und Arme und nahm mir einen eigenen Stapel zur Hand. Urkunden klang ganz gut. Jemand der wunderbare Schwerter machte, hatte vielleicht schon einmal eine Urkunde erhalten, ob das im eigentlichen Sinne weiterhelfen würde, wusste ich nicht. Und spätestens eine Stunde musste vergehen, damit alle Anderen begriffen, warum ich zuvor lieber nur still da stand.

Diverse Pergamente haben sich gestapelt, ein System hatte das nicht. Ich griff einmal hier zu, las einmal da und entstaubte einmal hier. Wo jeder vermutlich irgendwie eine gewisse Vorgehensweise hatte, stürzte ich mich einfach hinein und hoffte was zu erwischen. Natürlich war das nicht so, was wohl an der miserablen Planung lag. Aber für solch Arbeit war ich noch nie gemacht. Ich erinnerte mich noch gut mit was für hasserfüllten Blicken mich der Archivar der Kirche anstarrte, als ich ihn ein Haufen Chaos an Schleimpergamenten zurück gab. Ich wurde schlauer und er hatte mehr Arbeit. 

Nun ja, ich nahm mir hier zumindest vor, alles wieder zu ordnen. Ordnung muss sein, natürlich.
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#3
Marit Stein liebte diese Arbeit nicht nur, nein, sie blühte förmlich auf zwischen den Registern, Kopialbüchern, Landtafeln und Zinsregistern, wie eine seltsame, vernachlässigte Pflanze, die kein Sonnenlicht braucht, um ihre Blüten zu entfalten, sondern Staubmäuse und Pergament. 

Endlich einmal machte es sich bezahlt, einen Vater zu haben, der Beamter war. Er hatte seinen Kindern in den Hammerhaller Jahren nicht nur Schreibunterricht erteilt, sondern sie auch eingespannt, wenn das Archiv durchsucht und das Grundregister durchforstet werden musste, weil wieder einmal ein Streit um einen nächtens versetzten Grenzstein die sonst schwer erregbaren Nortgarder Gemüter in helle Aufregung versetzt hatte. Auch wenn jemand vorgab, ein armer Schlucker zu sein und sich um Steuern drücken wollte, machte es Sinn, sich die Archive vorzunehmen. Es war nicht nur einmal vorgekommen, dass sich in den Grundregistern plötzlich Information zu Landbesitz fand, der - gewiss unabsichtlich! - vorher unterschlagen worden war.

Die Sonne ließ sich in Nortgard so selten blicken, dass die Zeiten rar waren, in denen man ohne zusätzliches Licht auskam. Das Resultat waren allerdings zunehmend maulwurfäugige Archivare. Die Augen der jungen Steins waren noch nicht verdorben von jahrelangem Lesen beim spärlichen Licht einer Funzel. Zuweilen wurden daher die Sprösslinge eingespannt, wenn sich eine Suche als besonders umfangreich herausstellte oder Dokumente gewälzt werden mussten, die so alt waren, dass die Schrift scheußlich blass und schier unleserlich geworden war.

Marit nahm sich also die Grundregister vor, ein Jahr nach dem anderen. Vaters Mantra war immer gewesen: "Folgt den Gulden." Wer den Gulden folgte, fand unweigerlich Geheimnisse. Man wusste zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass Pandrus Parabur spurlos mit seiner Familie verschwunden war. Vielleicht war es aber mit der Spurlosigkeit gar nicht so weit her? Sie konzentrierte sich darauf, nur nach dem Nachnamen "Parabur" zu suchen. Einen Auszug aus einer alten Gösselpost hatte sie dabei stets vor sich liegen. Konnte es möglich sein, dass der Schmied noch andere Häuser in der Stadt besessen hatte? Häuser, die ihre eigenen Geheimnisse bargen?

Zuweilen hörte man Quasiehrwürden Stein wohlig seufzen und sah sie gar zufrieden besonders ordentlich verfasste Zeilen abnicken.

Zitat:810 wechselte das Haus schliesslich den Besitzer, der neue Eigentümer Pandrus Parabur ist zugleich als Gründer der Zunft der Schmiede aufgeführt. 
Zeitgenössische Berichte beschreiben ihn als einen hitzköpfigen, zur Gewalt neigenden Mann, der voller Eifer danach trachtete jeden ihm entgegengebrachten guten Willen mit Grobheit und Unhöflichkeit zu vergelten. 


Unbestritten war jedoch sein Glück: Bei den schweren Überflutungen von 812 und 815 war sein Haus nahezu das einzige, das den Fluten trotzte. 818 fertigte Parabur das spätere Richtschwert Garmelin820 folgte der schon lange verschollene Zwilling Jazinder

Obgleich hoch gelobt für seine Arbeit war der Schmied nicht zufrieden und was wie harmloser Eifer begann, wandelte sich schliesslich zur Besessenheit: Nächtelang qualmten die Schlote ohne Unterlass und der helle Klang von Hammerschlägen raubte den braven Bürgern den Schlaf.

Als die Stadtwache dann am Siebten Wandelmond 825 die Türen zur Werkstatt aufbrach, fand sie jedoch keine Menschenseele im ganzen Haus. Weder vom Schmied selbst, noch von seiner Frau, den drei Kindern oder den beiden Lehrlingen wurde auch nur ein Fitzelchen gefunden. Was man dafür fand war eine zerbrochene Klinge, die später als Mahnung über dem Türstock in das Mauerwerk eingefügt wurde.

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#4
Die Atmosphäre des Ortes hätte sie eigentlich beruhigen sollen - der reichhaltige Schein zahlreicher Kerzen, der Geruch von Pergament und Leder, und überall wo man hinsah Bücher und noch viel wichtiger, kaum Menschen, da ja den Göttern sei Dank jegliches im entferntesten auch nur spannende Treiben so gut wie nie in Bibliotheken geschah. Stattdessen saß Violetta nun da mit dem von falschen Hoffnungen, verquerem Enthusiasmus und pflichttreuem Eifer genährten Auftrag einen Anhaltspunkt über ein Schwert zu finden. Wäre es nach ihr gegangen hätte man es eingeschmolzen und daraus einen Teekessel gemacht.

Sie kannte den Lauf solcher Geschichten. Sie kannte zu viele Geschichten, und sie wusste beinahe, dass sie nichts Gutes ausgraben würde, so sie einmal damit begonnen hatte. Es war ein Segen für Sie, dass ausgerechnet Ehrwürden Stein ihr zur Seite stand - von allen Streitern der Kirche trotz allem Glauben an das Licht nicht vergaß ... oder je vergessen konnte, wie tückisch die Dunkelheit war.

Sie wusste welche Tücke in solchen Gegenständen lag, auch wenn sie ursprünglich nie verflucht waren. In ihren Augen begannen die meisten namhaften Gegenstände - als einfache Gegenstände. Die Geschichten derer sie Teil wurden machten mehr aus ihnen und damit einher gingen mit der Zeit Hoffnung und Verzweiflung. Sie hasste solche Dinge. Sie hasste Geschichten um solche Dinge. Man konnte es bereits kommen sehen wie dies eine Ding, das sich als großer Segen herausstellte, spätestens in jenem Moment als es abhanden kommt zum Fluch, da der Zustand den es aufrecht erhielt plötzlich nicht mehr haltbar war. Wie ein Helm der in der einen Geschichte, niedergeschrieben zu Lebzeiten seines Trägers, vor allem Übel schützte, in der Geschichte der Hinterbliebenen eines anderen Vorbesitzers einen ganzen anderen Namen und viel düstereren Beigeschmack erhält.

Der Fluch von Wehr und Rüstung die oft den Besitzer wechselte war eben, dass sie dies selten in Frieden tat.
Sie würde viele Bücher über Geschichten, Liedgut und Sagen aus den Regalen ziehen müssen und kaum vor älteren Werken halt machen, denn die wirklich gefährlichen Dinge waren bekanntermaßen nicht erst seit vorgestern auf der Welt, und wer konnte schon sagen welche zwei mystischen Schilde zwischen deren Geschichten Jahrhunderte lagen, irgendwo unter dem Staub von Zeit und Vergessenheit, eigentlich immer der selbe Gegenstand waren? Das war keine präzise Wissenschaft und bei weitem keine Genealogie ... weswegen ohnehin (außer in den Ohren von Ehrwürden Stein - sie machte sich mehr als nur eine mentale Notiz, dass sie froh war von allen Legionären ihn zur Seite zu haben) die meisten Beteiligten ihre Schlussfolgerungen ignorieren würden.
Sie würde eine Menge schlechter Geschichten lesen müssen - und wahrscheinlich gänzlich umsonst.
Entsprechend war ihr von Anfang an klar, dass sie für diesen Auftrag Kartoffelbrand brauchen würde, und dass sie jenen nicht trinken würde weil er so geschmackvoll war.

Das war ihr Fluch. Nein, nicht der Alkohol:
Sie wollte nie große Geheimnisse zur Gänze ergründen, wollte nie die tiefsten Mysterien von Thaumaturgie oder Nekromantie enthüllen. Alles was sie wollte - was sie wirklich wollte - war ein gutes Buch; eine gute Geschichte zu lesen (und manches Geheimnis Geheimnis bleiben lassen wenn es nur gut erzählt war). Vampiren zu trotzen, Arterienblutungen zu überleben und sich in institutionelle und klerikale Konflikte ziehen zu lassen, oder etwas niederzubrennen, erachtete sie als vergleichsweise unwichtige Teile des Aufgabenfelds einer Bibliothekarin.

"Ich hasse das." murmelte sie mehr als einmal in den Nächten die sie sich in der Bibliothek um die Ohren schlug.
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#5
Yngvar Stein musste zugeben, dass es ihm am Ende gleichgültig gewesen war, in welcher Gruppe er sich beteiligen würde, wenngleich dieser eine Dorn ihn erneut heimgesucht hatte. Dieses Zwicken in seinem Hinterkopf, welches ihm sagte, dass dies eigentlich eine Arbeit für die verflossenen Glaubensgelehrten der Priesterschaft sein musste. Er hatte sich oft bei der Frage ertappt, ob es Mithras' Wille gewesen war, den Klerus der Kirche bis auf die amtierende Erzpriesterschaft wie eine Pflanze ausdorren zu lassen, deren Blüte man überdrüssig geworden war.

Was auch immer der Grund war, es oblag nun einmal mehr der Sonnenlegion zu beweisen, dass sie der kränkelnden Robe der heiligen Mutter Kirche nicht nur Krücke, sondern auch Leib sein konnte.

Dem Ordensstreiter erging es dabei ähnlich wie seiner Schwester, wenngleich die Euphorie seinem Wesen entsprechend einer stoischen Ruhe und stillen Konzentration wich, die systematisch ein Werk nach dem anderen durchzuarbeiten suchte. Ganz im Gegensatz zur Bibliothekarin zog der Ursprung eines Geheimnisses oder einer Sage ihn stets an. Es galt sie zu bewerten, darüber zu befinden und – das stand außer Frage – einen Nutzen für die Kirche darob zu produzieren. Geheimnisse waren nach Ansicht von Yngvar Stein dunkle Flecken auf der großen Partitur der Wahrheit, die nur Mithras, der Allsehende, wahrlich spielen konnte. Yngvar als Kind des Befreiers hingegen, konnte nur selig der göttlichen Darbietung lauschen und hoffen, dass sich ein Brocken der Erkenntnis in seinem Kopf festsetzen würde.

Die Werke, die Yngvar mit systematischer Präzision durcharbeitete waren dabei vor allem Erfahrungsberichte und Nacherzählungen von Schreibern, Chronisten, Barden und derlei Volk, die sich vor allem darauf spezialisiert hatten, Begebenheiten aus der Vergangenheit für die Ewigkeit zu erhalten.

Alles was dabei möglicherweise im Zusammenhang mit dem Schmied Parabur oder seinen sagenumwobenen Klingen zu tun haben könnte, stand dabei im Fokus des Kriegers, der erst im zweiten Anlauf auch sonstige Werke aus der Zeit um 800 bis 830 n.M. zu Rate zog. Wenn es eine Spur aus dieser Zeit gab, so hoffte er, dass irgendjemand einen Hinweis hinterlassen hatte: Vielleicht waren die Prophezeiungen schon einmal aufgetaucht, vielleicht hatte auch ein besonders eifriger Barde die Geschichten von Garmelin und Jazinder in Noten gebannt, nur um am Ende vom letzten Werk des Schmiedes zu singen, dessen Verschwinden die Fantasie der Menschen zweifelsohne beflügelt haben musste.

Und während die Tage in Myriaden von Lettern dahinziehen, wird er eines Abends einer Eingebung folgen, die ihn nach Abschluss des Abendgebets in die Kammer des Kirchenarchivars, Asmodan, führt: Es hatte in der Vergangenheit stets auch Untersuchungen unter Beteiligung der Kirche gegeben. Vielleicht, so hoffte Yngvar, wusste der Archivar, ob im Zusammenhang mit Garmelin und den sonstigen Klingen des Schmieds auch von Seiten der Kirche Untersuchungen angestellt worden waren. Die Begeisterung des Archivars dürfte sich in Grenzen gehalten haben, wenngleich er auf dem Hintergrund der Wichtigkeit der Ereignisse nicht anders reagieren konnte, als zuzusagen, sich in die Archive zurückzuziehen.

Es war ein Versuch – einer der nicht schaden konnte und der ihm das Gefühl gab, seine Pflichten über das viele Lesen von Sagen, Geschichten und alten Berichten nicht gänzlich zu vernachlässigen.
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#6
Schon am frühen Morgen war Siegfried in der umgewidmeten Schreibstube eingetroffen und hatte den Tag mit einem guten Frühstück begonnen. Danach war in die obere Kammer hinaufgestiegen, 2 Tagelöhner hinter sich die einiges an Kisten, Taschen und ein kleines Schreibpult dabei hatten, beide von Spuren einer nicht näher beschriebenen Schlägerei gekennzeichnet. Im Weiteren wurden nun dieverse Gerätschaften aufgebaut. Eine Lampe wurde hinter einer mit Wasser gefüllten Glaskugel aufgestellt und beides so eingerichtet, dass der gebündelte Strahl der von der Kugel ausging genau auf den Platz schien, an dem er die Schriftstücke zum Lesen angedacht hatte. Ein Zuber wurde vorder Türe aufgestellt und ein kleines Tischchen mit sauberen Tüchern bereitgestellt, des weiteren legte er sich eine weitere kleinere Glaskugel zurecht, die wohl als Vergrößerungshilfe dienen sollte. Auf dem kleinen Schreibpult wurden Hadern und ein Tintenfass, sowie eine Feder trapiert und dann konnte es schon losgehen. Er entledigte sich seiner Überbekleidung, bis er in einem weißen Hemd dasaß, auch hatte er sich Handschuhe aus weißem Stoff mitgebracht, alles sehr sauber um die alten Schriftstücke nicht unnötig zu beschmutzen. Als erstes würde er sich aber einen Überblick verschaffen. Er nahm Pergament zur Hand und notierte sich die Standorte der diversen Schriftstücke, sowie deren Ausmaße an Masse, dazu nutzte er vorwiegend einmal das Inventar. Als das geschafft war beschloss er sich einen kleinen Imbiss zu gönnen und seine Suche dabei zu planen.

Erst würde er sich wohl die Kopialbücher vornehmen um neben dem gesuchten Pandrus Parabur andere wichtige Schmiede und Feinschmiedemeister anhand der Urkunden auszuforschen, aber auch namhafte Bergleute und Adelige die mir Schätzen handelten die man aus den Bergen holte. Hier würde er auch dem Fräulen Strasstenberg eine Anfrage in die Hand drücken diese Stammbäume weiter nach hinten auszuforschen, um etwaige Zusammenhänge zwischen den Adels- und Meisterhäusern erkennen zu können, sprich einen Stammbau der Meisterschaften nach hinten aufstellen zu können. Darauf hin würde er die Grundregister durchsuchen um den gerade gefundenen Personen Grundbesitz zuzuweisen, den er auf einer mitgebrachten neuzeitlichen Karte markieren würde.

Danach galt es die Landtafeln zu durchforsten um herauszufinden wer bei den eingetragenen Grundstücken noch wohnhaft war und diesen Personen durch die Nutzung der Kopialbücher ihre Funktion in der damaligen Gesellschaft nachzweisen. All dies würde er durch die Steuer und Zinsregister prüfen, in der weiteren Absicht hier noch Namen von Leibeigenen und anderem Dienstpersonal zu erfahren.

Mit einer derartigen Liste an Namen bewaffnet würde er sich nun seinem eigentlichen Ziel widemen, einer neuerlichen Durchsicht des Zinsregisters. Erst würde er noch eine Runde drehen um zu sehen ob die anderen noch auf weitere Namen und Verbindungen gestoßen sind und dann würde er sich der Importliste im Zinsregister widmen. Hier geht es vorwiegend um Käufe von seltenen Metallen, aber auich von seltenen Energiequellen wie Alraunen. Würde er auf eine derartige Einfuhrbestätigung treffen, so würdeer sie erst mit der bereits erstellten Personenliste abgleichen. Sollte das keine Früchte tragen, so würde er die aufscheinenden Namen anhand der Landtafeln und Kopialbücher auszuforschen versuchen.

Das war zwar ein langwieriger Plan, aber es war ein Plan. Er leerte seinen Becher Portwein und begab sich zum Zuber um seine Hände unt Unterarme zu reinigen, dann zog er sich die weißen Handschuhe über und ging frisch ans Werk.

[Bild: ckzing2s.png]
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#7
Teil 1 Der Abstieg

In der Finsternis, raschelt es, gepanzerte Stiefel sind auf der anderen Seite zu höhren. Ein Schlüssel wird eingeschoben, langsam herumgedreht und mit einem letzten Ruck der Riegel zurückbewegt. Die Tür öffnet sich nach oben hin und das fahle Licht von Fackeln scheint in das tiefe Loch. Am Boden streckt indess eine sehr mutige Ratte den Kopf nach oben aus um die möglichen Eindringlinge zu identifizieren ehe sie laut qiekend das Weite sucht.

"Verdammt, dass müffelt vielleicht! Müssen wir ernsthaft da runter?!"

Die Antwort ist knapp und der Tonfall trieft wohl auch nicht vor Begeisterung.

"Ernsthaft."

Das Murren ist kaum überhörbar, eine Leiter wird hinuntergeschoben und schon erscheinen die ersten Stiefel im Bild, schlichte Stiefel aus gewöhnlichem Leder, abgewetzt und abgenutzt jedoch immernoch im guten Zustand, dann das nächste paar dass murrend und protestierend hinabsteigt. Diese Stiefel sehen nun weitaus weniger gut aus als die zuvor, nochviel demolierter geht es kaum. Dann das dritte und letzte Paar, sauber, gut gepflegt aus feinem Wildleder, irgendwie fehl am Platz. Die drei Wächter entzünden unten angekommen ihre Fackeln und schreiten durch ein verrostetes Eisengitter  das unter lautem Protest des Schlosses aufgeschlossen wird. Die Fackeln beleuchten einen niedrigen, modrig riechenden Raum, die Ratten machen sich in scharen durch irgendein finsteres kleines Loch in der Ecke aus dem Staub. Im Raum sind mehrere, teils uralt aussehende, Holz und Metalltruhen verstaut.

"Also gut Männer, durchsucht den Raum nach den Truhen mit den Jahren 800-830 und 1330-1360!"

Murren, dass konnten sie am besten... immerhin machten sie sich ans Werk und durchstöberten die unordentlichen Stapel aus Truhen und Kisten nach den gesuchten Jahreszahlen die vor Ewigkeiten klugerweise vorne auf einer Metallplatte eingeritzt wurde. Es dauerte dennoch lange, unzählige Truhen mussten besonders für die ältere der Beiden umgestellt werden. Das ganze dauerte mehrere Tage, doch schlussendlich konnten die gesuchten Truhen ausfindig gemacht werden. Die ältere von Beiden; ein altes verrostetes Ding mit einem Schloss das man wohl eher als aus Holz denn aus Eisen halten könnte, musste schlichtweg aufgebrochen werden, hierfür gab es keinen Schlüssel mehr. Die Zweite war in deutlich besserem Zustand und konnte mit einem monströsen Schlüssel aus Eisen geöffnet werden.

Der Inhalt der Truhe 800-830 war stark mitgenommen, Wasserschäden, Moder, Schimmel, Ratten und ein gar wuchernder, seltsam aussehender Pilz der ganz oben auf einem Stapel Pergamente gewachsen war, machten die Sache wohl kaum einfacher.

Der Inhalt der Truhe 1330-1360 war hingegen in deutlich besserem Zustand. Sauber geordnet, vielleicht ein wenig angegammelt an den Rändern, jedoch immernoch besser als die vorherige Truhe.

Das ganze wurde unter Zuhilfe von Anweisungen, Muskelkraft und aufmunternder Worte wenn die beiden leidgeprüften Wachmänner Zeichen von Schwäche zeigten als sie die Truhen  nach so langer Zeit wieder ans Tageslicht beförderten. Als beide Kisten oben angekommen waren schliesst sich die Luke wieder, Finsternis, Moder und Ratten kehrten wieder zurück in ihr Reich. In der Mitte des Raums war jedoch ein kleiner Schatz zurückgelassen worden, ein Stück Käse in den Fängen einer fies aussehenden Mäusefalle...

[Bild: e3552991cbe4ebcfba10fabf5aaeea8e.jpg]
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