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18.04.2017, 17:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.04.2017, 17:29 von Niamh Cavanaugh.)
Der Rotschopf saß in ihrem Zimmer an dem Holztisch und raufte sich die Mähne. Vor lag ein beschriebenes Pergament welches sie kampflustig anstarrte. Die letzten Nächte waren nahezu schlaflos gewesen und überhaupt war der Gang zum Lokus in den letzten Tagen zu häufig um normal zu sein. Wo hatte sie nur was gegessen, was ihr so den Magen verdorben hatte? Sie könnte schwören, dass ihre Haut im Spiegelbild des Teiches heute Morgen auch grünlich war. Zumindest bis ein noch grünerer Frosch hinein sprang. Rasch versuchte sie ihn zu fangen, doch sie griff ins Leere und wäre beinahe noch in den See gefallen, so jäh war er schon wieder im Wasser verschwunden. Er war schneller untergetaucht, als sie hätte „Schnaps“ sagen können. Ihr Blick folgte dem tauchenden und schwimmenden Frosch noch eine Weile nachdenklich, ehe sie sich mühsam aufrappelte.
Die Idee garte schon eine Weile in ihr. Nämlich eine ganze Lawinweile schon, als sie damals herumalberten eine Hohenmarschener Sumpfsuppe mit Fröschen zu kochen. Von ihm wusste sie auch, dass im Sumpf durchaus Frösche gegessen wurden. Nicht den ganzen selbstverständlich, aber zumindest seine strammen, grüne Beine und sie galten wohl sogar als Delikatesse. Also warum nicht einen Frosch probieren, vielleicht schmeckte er ja wie Hühnchen. Die Befragung des Schwerenöters, ob der Zubereitung war eher pauschal. Er meinte, man solle sie erst garen, dann braten, aber ihrer Meinung nach würde dies die zarte Struktur der kleinen Quäkerbeine zerstören und es zu fest werden lassen. Lieber nur mehlieren, würzen und braten. Dann dazu eine schmackhafte Soße. Lawin sagte, man soll sie mit Zwiebel-Apfelsoße servieren…aber pfui Spinne. Was hatte sie gelernt? Helles Fleisch, helle Soße und helles Getränk. Was aber, wenn das Fleisch auch grün ist? „Dann mache ich eben Spinatsoße!“ Sie schüttelte den Kopf. „Wenn es hell ist…Weißweinsauce oder aber…Knoblauchsoße!“ Aber zuerst musste man erst einmal einen der kleinen Hüpfer fangen können.
So brütete sie über den Pergament vor sich, bereits seit mehr als einem Stundenlauf. Irgendwie wog das „Dagegen“ doch mehr als das „Dafür“. Also sollten Lawin und Kennan ihre Beine eben behalten. Auch wenn sie die beiden ohne auch noch mögen würden. Nur die beiden mit Sicherheit sie nicht mehr. Sie sollte Marian besuchen und fragen, vielleicht hatte sie eine Idee, wie man ganz leicht Frösche fangen kann.
Sie beschloss gleich aufzubrechen…gleich nach dem nächsten Besuch des Abortes und der erneuten Magenentleerung.
Sie war so müde. So, so müde. Und es war so warm und gemütlich. Wer wollte da schon die Augen öffnen? Sie ganz sicher nicht... nie wieder.
Zitat:"[...] wenn du also mit Frösche jagen willst, dann treffen wir uns übermorgen am Küstenhof....[...]"
Frösche jagen. Sie konnte Frösche nicht leiden. Naja, das war so nicht richtig. Sie konnte lediglich Sümpfe nicht leiden. Ganz besonders die in den Hohenmarschen nicht.
Aber wer würde schon bis dorthin reisen um ein paar Frösche zu fangen?
Also entschloss sie sich dazu die Einladung anzunehmen - auch wenn sie nicht alleine gehen würde.
Die Sümpfe in Ravinsthal waren anders. Nicht ganz so nass und klamm. Nicht so unheimlich. Nicht so trügerisch. Zumindest waren es diese Worte die in ihrem Kopf, einem unausgesprochenen Mantra gleich, ihre Kreise zogen. Eine wirkliche Hilfe war sie ganz sicher nicht. Sie fing nicht ein einziges Tier. Dass sie vor lauter Ablenkung nicht einmal eines entdecken konnte behielt sie jedoch für sich.
Etwas rüttelte an ihr. Jemand. Nein - sie rüttelte. Unsinn. Es rüttelte.
Warum ließ man sie nicht in Ruhe schlafen? Sie hatte keine Kraft mehr um die Augen zu öffnen und einen erneuten Tag zu über- äh erleben. Ein flüchtiger Blick unter halb geöffneten Lidern - sie saß auf einem Pferd, an einen Fremden gebunden. Um sie herum Reiter. Es war dunkel. Vermutlich war es sicherer die Augen wieder zu schließen.
Leevin und Nia bemühten sich um die Froschjagd während sie ihren eigenen Gedanken nachhing. Im Grunde bemühten sie sich nicht nur sondern hatten richtig Spaß. Den ein oder anderen Moment ließ sie sich von Nias fröhlich - frecher Art anstecken. Hie und da nahm sie sogar einen Frosch auf - mit - so dass ihr Verhalten nicht allzu sehr auffiel. Wenn sie erst einmal aus diesem elenden Sumpf heraus wären, würde ihr gewiss einfallen was man mit den Froschschenkeln anstellen könnte. Immerhin waren sie nur in Ravinsthal... nur in Ravinsthal... nur in Ravinsthal...
Jemand schnarchte neben ihr. Sie ließt sich Zeit damit die Augen zu öffnen, auch wenn sie seit einer geraumen Weile hellwach war. Bis auf das Schnarchen war es still. Verdächtig still? Nein, eher ungewohnt still. So still, wie es in einem Sumpf niemals sein würde. Sie öffnete die Augen. Vor ihr die noch schwelende Glut eines kleinen Feuers, dahinter die Umrisse anderer Gestalten. Hohe Bäume, jedoch kalte und klare Luft. Irgendwo ein schnaubendes Pferd und der Geruch von Tabak und Schweiss. Ein schwarz - weißer Wappenrock mit einem verblichenen, eingestickten Adler als Kissenersatz unter ihrem Kopf. Ganz offensichtlich war sie nicht mehr in den Hohenmarschen. Und am Leben.
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Während unten Dana die Tische der Taverne auf Hochglanz polierte und sonstige Reinigungsaufgaben ausführte, dabei trällerte wie ein Rabe, der ganz vergessen hatte, dass er gar kein Singvogel ist und untermalt von Georgs wohlklingenden Baritons, brütete die Wirtin in ihrem Kämmerlein über verschiedenen Hadernblättern. Sie raufte sie die rote Mähne, biss angestrengt auf der Unterlippe herum. Die halbe Nacht hatte sie damit verbracht, Notizen zu Papier zu bringen. Ideen und Vorschläge von Freunden und Bekannten mit einfließen zu lassen und alles wieder umzuwerfen. Sie kritzelte hier und sie kritzelte da, zerknüllte das kostbare Hadern und warf es in einem unordentlichen Halbkreis hinter sich. Ständig das leise kratzen einer Feder begleitet von einem forschen Lied aus dem Untergeschoss, dass wohl irgendeinen Angriff darstellen sollte. Dem Klang nach, auf jeden Fall einer auf ihr Hörvermögen. Wahrscheinlich würden die beiden damit treue Anhänger im Harpyienkreis finden, die Singvögel aber wieder einmal für eine Woche vertreiben und den Hühnern das Eier legen vermiesen.
Vor ihr lag das Rezept, dass Lawin angesagt hatte. Sie wollte ihm eine Gelegenheit geben wirklich…aber…aber…nein, es war einfach zu scheußlich! Das war ein Rezept für Innereien, aber nicht für das…es war… Ein energisches Kratzen auf dem Stück und...
...sie schob es von sich.
Das nächste was sie zu sich zog, war eine Idee von Magda. Der Blick der meergrünen Augen flog über die wenigen Zeilen und sie rieb sich nachdenklich mit den Fingerspitzen die Schläfe. Magda mochte recht haben, dass das Fleisch zu sehr austrocknen könnte und man Schwierigkeiten hätte es zu schlucken. Aber andererseits ist Speck doch recht kräftig im Geschmack und würde vermutlich nichts vom Frosch über lassen.
Man müsste es ausprobieren. So schob sie es auf den...
"Muss-man-ausprobieren-ob-es-schmeckt" Stapel.
Beim nächsten rieb sie sich mit der rechten Hand das Gesicht. Eigentlich war es als Version für die Betuchteren und den Adel gedacht. Aber während ihr Blick erneut über die Buchstaben floh, war sie sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war.War die Sahne nicht doch zuviel? Andererseits es war die gehobenere Gesellschaft und vielleicht sollte sie die Egerlinge durch Pfifferlinge ersetzen? Sie krauste das Näschen und murmelte: "Muss man ausprobieren..."
...und schon segelte das Pergament sanft auf das andere.
Bei dem letzten Rezept lächelte sie endlich und betrachtete es mit einem Stolz, dem eigentlich eine Mutter ihrem Kind entgegenbrachte, dass gut in der Schule war. Diese Zeilen waren ihr besonders wertvoll, denn es war ihrem eigenen Kopf entsprungen. Es war schlicht und gewiss eine ganz schmackhafte Kombination. Vor allem wenn man dazu noch Weißbrot reichte. Außerdem hatte sie es nach Marian und sich benannt und es konnte also nur werden.
So schob sie es auf die anderen beiden Blätter und trug es in die Küche hinab, damit Marian und sie sich daran ausgiebig austoben konnten.
Ohne den Orden wäre sie einfach in den Hohenmarschen verendet und es wäre gut so gewesen. Ohne diese elendige Ziege Elena, hätte sie auch niemals angefangen zu kochen. Aber die Ordensmeisterin hatte immer ein besonderes Talent dafür zu sorgen, dass Marian sich nutzlos fühlte. Offenbar genügte man als Feldscher nicht. Vielleicht lag es auch daran dass sie von den Inseln war... oder Mondwächter. Oder es lag schlicht an mangelnder Sympathie. In Marians Augen hatte Elena im Laufe ihrer Schlachten vermutlich nicht nur einen Schlag zuviel auf den Kopf bekommen. Wie dem auch sei - sie mochten sich nicht. Und das kochen mochte sie im Grunde genommen auch nicht. Was mochte sie überhaupt? Würde sie eine Liste erstellen, würde am Ende des Tages nicht allzu viel darauf stehen.
Trotzdem kam sie nicht umhin zuzugeben, dass der erneute Abend mit Nia ihr Freude bereitete. Sie war eine begnadete Köchin - und ihre quirlige Art erinnerte sie an zu Hause. An die Lebensfreude die ihr selbst auch innewohnen sollte. Irgendwo ganz tief vergraben.
Wer auch immer dieser Lawin war - seine Idee von Froschschenkeln klang widerwärtig. Mit Äpfeln? Es gruselte sie alleine schon bei der Vorstellung.
Sie einigte sich mit Nia darauf, alle anderen Rezepte einmal auszuprobieren und ein jedes zur Probe an Leevin zu verfüttern.
Sie war sich nicht sicher ob Leevin einfach nur ein guter Esser war - oder ob tatsächlich jedes der Gerichte so gut schmeckte. Zugegeben, bei Magdas Version war ohnehin der Speckgeschmack prominent (aber sie mochte Speck!), aber dennoch. Er stellte die Natur des Fleisches nicht einmal in Frage.
Hinterher hatte sie selbst jede Variante so schmackhaft gefunden, dass sie sich gar nicht entscheiden konnte welcher sie den Vorzug geben sollte. Aber auch dafür hatte Nia die perfekte Lösung parat. Warum selbst entscheiden? Sie würden einfach nicht nur Leevin damit verköstigen, sondern auch ganz viele andere - und deren Eindrücke und Meinungen sammeln. Wunderbare Idee. Sicherheitshalber sollte man jedoch vorher niemandem sagen, was da eigentlich verteilt wird... nicht dass sich jemand zu fein für eine solche Hohenmarschener Delikatesse ist.
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In Löwenstein und um Löwenstein herum finden sich auffällige Aushänge an den Anschlagbrettern. Sie werden dekorativ und zentral angebracht, in aller Ruhe, damit sie auch ganz gewiss nicht zu übersehen sind. Die Missetäterin wäre aufgrund ihrer geringen Körpergröße vielleicht schon eher zu übersehen, wenn da nicht das flammend rote Haar wäre.
Wir laden alle Feinschmecker, Kenner, Abenteuerlustigen, hungrigen,
weit gereisten, dekadenten, neugierigen Lebewesen zur Verkostung eines
neuen, schmackhaften Kochrezepts auf den Löwensteiner Marktplatz ein.
Die köstlichen Kostproben können am:
10. Wonnemond 1404 zur halber Neune
gekostet werden und kosten soll es natürlich nichts.
Wir freuen uns auf zahlreiches erscheinen, lautes Schmatzen, wonniges Brummen,
Bäuche reiben und dem beurteilen, der neuen Delikatesse.
Es grüßen
Marian
&
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