Mehr Feuer!
#1
"So... aufgepasst und... Vorsicht bitte...
3... 2... 1..."

Einen kleinen Knall von sich gebend explodierte die Brandflasche.
Es fing an zu brennen, Flammen schossen in die Höhe.
Nym hob die Augenbrauen und drückte sich leicht an den Laternenpfahl.

Und sowas... schleppst Du mit Dir herum...?
Fragte sie argwöhnisch und vielleicht sogar ein wenig beeindruckt, als sie zu Lawin schielte.
Sandors Augen hingegen weiteten sich, als er auf die Flammen zulief, um dann rasch seine Hände durch die Flammen zu ziehen. Dabei rief er begeistert:

"Die sind echt! Die sind heiß! Da kann dein Kamin nur abstinken. So eine in die Ecke geworfen, und's Schlafzimmer wird wohlig warm!"
"Lawin, sieh' zu, dass er so ein Ding niemals in seine gierigen, destruktiven Flossen bekommt..."


Dabei kamen Lawin die Flammen gar nicht so übertrieben vor. Klar, es war mehr Feuer, als eine kleine Brandflasche zu Stande brachte... und es war auch mehr Feuer, als er mal bei diesem hermetischen Flammenviereck gesehen hatte.
Aber... das war ihm nicht genug.
Sollten diese ekelhaften, bleichen Blutsauger wieder auftauchen, dann sollten sie richtig brennen!
Alle.
Ohne Gnade.
Ohne eine Möglichkeit den Flammen zu entkommen.

...

Wenn man eine Anleitung hatte, war es eigentlich recht einfach etwas herzustellen.
Man folgte den Anweisungen auf dem Pergament akribisch genau und wenn man sich nicht zu blöde anstellte, erhielt man das gewünschte Ergebnis.

Wenn man etwas neues herstellen wollte, war das Ganze nicht so einfach.
Vor allem nicht, wenn es sich dabei um Bomben handelte.
Wenn man sich ein neues Schnittmuster ausdachte... was sollte da schon groß passieren?
Wenn man sich trottelig anstellte, schnitt man sich vielleicht in die Hand.

Wenn man mit Bomben falsch herum hantierte, sah die Sache schon ganz anders aus... dann verlor man bestenfalls nur ein paar Finger.
Im schlimmsten Fall, besonders wenn man daran dachte eine größere Form der Brandflasche zu entwickeln, sah man aus wie ein hässliches, verkohltes Männchen, wenn etwas schief ging.
Im aller schlimmsten Fall... war man gleich ein Haufen Asche, brannte ein Haus nieder (oder zwei... oder drei...) und war dann...tot.

Auf jeden Fall hielt er es für sinnvoll sich Hilfe zu organisieren, bevor er damit anfing wild herum zu basteln.
Am besten jemand, der sich gut mit Bomben auskannte.
Noch besser derjenige, oder diejenige kannte sich auch damit aus die Zündmasse herzustellen, die man für jede ordentliche Bombe brauchte.

...Sollte sich doch jemand anderes bei dem Versuch das richtige Mischverhältnis herauszufinden verbrennen oder in die Luft sprengen...


Also schrieb Lawin einen Brief auf simples Pergament und legte es zu den alchemistischen Utensilien in seinem Haus.
Die Zeilen waren schmucklos und leicht zu lesen:



Teuerste,

Ich habe vor eine große Version der Brandbombe zu erfinden.
Auf das unsere Feinde brennen mögen und... ach du weißt schon.

Wenn Du keine Lust hast mir zu helfen, dann lasse ich jemand anderen die Ehre zu Teil kommen, an dieser bahnbrechenden Erfindung mitzuwirken.
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#2
Ob sie sowas schon einmal in der Hand gehalten hatte?

Innerlich musste sie bei Lawins Frage ein wenig lachen – wenn auch sie dies nicht einfach so zugeben würde.

Ohne diese Dinger wäre sie vermutlich gar nicht hier.

Nacht um Nacht, nach ihrem Dienst auf Deck, hatte sie ihre Zeit damit verbracht Seth zunächst nur zu zusehen und schließlich auch bei seinem Tun zur Hand zu gehen. Ihre feingliedrigen, schmalen Finger waren wie geschaffen für die Feinheiten dieser Arbeit. Irgendwann begann sie, alleine daran zu arbeiten. Nächtelang tüftelte sie an den richtigen Maßen – doch Seth war selten zufrieden. Der Indharimer sprach nicht viel – vermutlich war sie ihm nicht die Mühe wert, vielleicht verstand er aber auch nur ihre Sprache kaum – es war jedoch unwichtig. Es war gar nicht so schwierig, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Dennoch, sie entwickelte mehr Verständnis. Mehr Fingerfertigkeit. Die Nächte waren viel zu kurz und die Tage an Deck, wenn die Sonne ihre vom Schlafmangel verquollenen Augen reizte, viel zu lang. Sie hätte es nicht so übertreiben dürfen. Dann wäre vielleicht…

Wie hätte sie auch „Nein.“ sagen können? Wollte sie sich fernhalten? Nein. Hatte sie darauf verzichtet an mehr Informationen zu kommen? Nein. Der Umstand, dass sie seit damals weder etwas gebastelt noch gezündet hatte, war nicht gleichbedeutend damit dass sie nicht wollte. Und auch der Stapel mit den Zeichnungen unter ihrem Bett sprach nicht unbedingt von Desinteresse. Der Umstand, dass sie überhaupt ein Bett hatte, ließ ihre Gedanken einen Moment abschweifen – wenn auch Lawin sie direkt wieder zurück in die Realität riss.

Kannst du so etwas bauen?

Konnte sie? Sicher. War das Ergebnis sicher? So sicher, wie eine Bombe eben sein konnte. Dämliche Frage.

Auf Zehenspitzen schlich sie in den Schankraum der Katz. Irgendwie hatte sie sich verschätzt – denn die Theke war gerammelt voll mit Gästen. So ein Elend. Was wollten die alle hier? Ohne die Anwesenden so richtig zu beachten hastete sie hinter die Theke, um sich etwas Kornbrand abzufüllen. Für neugierige Augen sah es ohnehin nur aus wie Wasser. Und immerhin arbeitete sie hier!

Sie starrte den Alkohol in dem Becher vor sich an. Kornbrand. Warum eigentlich Kornbrand? Auf dem Schiff hatten sie immer nur den billigen Rum verwenden können, funktioniert hatte es trotzdem irgendwie. Sie musste probieren, ob es einen Unterschied machte.
Auch was die Menge anging war sie sich nicht so sicher. Immerhin sollte es für noch mehr Feuer sorgen.
Vielleicht sollte sie aber auch lieber etwas besser aufpassen - nicht dass Marek bald ihre Finger in irgendwelchen Trümmern fand, so wie sie die seinen. Selbst wenn sie draufgehen würde, sollte dieser Dreckskerl nichts davon haben.
Andererseits, wen störte im Viertel schon eine Explosion mehr oder weniger? Und um die räudigen Köter war es auch nicht schade. Auch Thalweide bot sich an. Vielleicht lieber nicht direkt im Wald, nicht dass sie dort noch etwas abfackelte.

Sie hätte sich von Seth fernhalten sollen. Sie hätte einfach weiterhin nicht auffallen dürfen. Aber die Bombe mit an Deck nehmen, gar mit ihr in die Takelage klettern… dumme, dumme Idee Dynaeh. Sie konnte froh sein, dass sie sie nicht gleich kalt gemacht hatten, nachdem sie die Segel in Brand gesetzt hatte. Zu groß war dann doch die Überraschung gewesen als sie herausgefunden hatten dass sie eine Frau war. Oder ein Mädchen. Wie auch immer. Eigentlich ein Umstand, den sie lieber noch eine Weile für sich behalten hätte. Nicht dass es besser gewesen wäre, von Bord geworfen zu werden. Aber hej… sie hatte es überlebt. Irgendwie.
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#3
Überall stank es nach Schnaps. Sie konnte es nicht mehr riechen. Auch wenn sie sich eingestehen musste, dass sie gerne selbst einen Schnaps getrunken hätte. Die vielen langen Tage und Nächte die sie sich im Haus eingesperrt hatte, hatten ihr nicht gut getan. Sie vermisste das Meer. Und mehr.

Zwar hatte sie Lawin seit einigen Tagen weder gesehen noch - durch die zugegebenermaßen recht dünnen Wände - gehört, aber sie würde ihn auch nicht brauchen. Lucian konnte ihr helfen. Lucian war sogar wie geschaffen dazu ihr in dieser Hinsicht zu helfen. Mal ganz davon abgesehen, dass er sicherlich auch Interesse am Ergebnis hätte.

Und tatsächlich: er kannte sogar einen Ort, welcher nahezu perfekt für ihr Vorhaben war. Ein bißchen eklig war es dort schon. Es stank nach Blut, verrottetem Fleisch - welches sicherlich nicht nur von Tieren stammte - und die Geier nervten ein wenig. Dennoch: es war perfekt.

Das erste Exemplar hatte sie eigentlich mehr aus Nostalgie eingepackt. Sie hatte in den letzten Tagen bereits genug herumprobiert um festzustellen, dass der Rum den sie hier finden konnte nicht stark genug war. Trotzdem bereitete es ihr Freude, es auszuprobieren. Und auch Lucians Blick war Gulden wert.

Sie saßen noch eine ganze Weile im Gras, etwas abseits, und beobachteten die Flammen. Beobachteten, wie sie sich immer tiefer in den Berg aus Kadavern fraßen. Wie der Gestank nach Rauch und gebratenem Fleisch sich ausbreitete. Allzu lange würden sie nicht mehr hierbleiben können, wer weiß was davon noch angelockt wurde. Aber wenigstens war die Sonne noch nicht untergegangen...

Die verschiedenen Mischungen hatten unterschiedlich reagiert. Der eine Versuch war zwar ein Fehlschlag, mit welchem sie beinahe sich und Lucian in Brand gesetzt hätte, als das elende Teil beinahe umgehend explodiert war... jedoch war sie auf der richtigen Spur. Der andere Versuch war eigentlich sehr erfolgreich. Noch nicht genug Flammen, aber damit konnte sie arbeiten. Ein bißchen Arbeit musste schließlich auch für Lawin übrig bleiben - nicht dass der sich einfach durchmogelte während sie ihre Gliedmaßen riskierte. Es hätte sie nicht gewundert, wenn dies von vorneherein sein Plan gewesen wäre.

[Bild: unbenannt4.png]
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#4
Alles musste man selber machen...
Was hatte Dyn eigentlich die ganze Zeit getrieben...?
Sich ein paar vergnügliche Stunden zusammen mit Lucian am Feuer gemacht...?


Mit gerunzelter Stirn saß Lawin an einem großen Tisch in seinem Haus im Armenviertel. Recht spärlich schien dabei mattes Tageslicht durch eines der kaputten Fenster, während er Dyns Zeichnungen begutachtete.

Die Zeichnungen waren grob und nicht übertrieben begabt. Aber wenn man wusste worum es sich dabei handelte und ein paar Erklärungen erhalten hatte, erfüllten sie ihren Zweck.

Besonders interessant war das Bild mit den vielen Ausrufezeichen. Es sollten wohl drei gefüllte Becher darstellen. Einer der Becher hatte einen besonders prominenten Henkel, der offenbar mehrfach von einem Kohlestift nachgezogen wurde. Ausserdem waren da Kringel zu sehen. Und etwas, das man mit etwas Fantasie wohl als Flammen bezeichnen konnte.

Die anderen Bilder waren auch relativ interessant. Allerdings waren mache von ihnen fett durchgestrichen. Offenbar sollte man es mit der Zuendmasse und dem Schnaps nicht übertreiben.
,,Durchaus beeindruckend, aber instabil" hatte Dyn gesagt.

Abgesehen davon, dass er die Zeichnungen irgendwie niedlich fand und auf jeden Fall behalten würde... schloß er aus ihnen, den Gesprächen mit Dyn und dem Vergleich wie sich eine kleine Brandflasche zu einer normalen Brandflasche verhielt, dass es tatsächlich am besten wäre einfach den Schnapsgehalt zu erhöhen.
Und nicht übertrieben eindrucksvoll noch etwas Infernit oder Vulkanit hinein zu mischen. Oder Gefahr zu laufen einige Finger durch das herumspielen mit Zündmasse zu verlieren.

Zutaten hatte er auf jeden Fall genug um den ein oder anderen Prototypen herzustellen.
Sollte das nicht funktionieren könnte ja jemand anderes heute Abend herumbasteln und helfen.
Sich verbrennen...

Verbrennen...
vermutlich wäre es am schlausten heute Abend in Verkleidung aufzutreten...?
Es wäre schließlich sehr peinlich, wenn etwas schief läuft...
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