Da ist ein Haus in Rabenfeld.
#1
Da ist ein Haus in Rabenfeld,
von allen als der alte Baronssitz bekannt,
es war der untergang ein paar armer Seelen,
und ich, ich bin wohl eine davon.

Ich schlafe nicht.
Ich bin in der kleinen Hütte auf Prenne in der ich geboren wurde, ich erinnere mich nicht einmal wirklich wie sie ausgesehen hat. Ich erinnere mich das es Winter war, denn in der Hütte war es eisig kalt im Vergleich zum vom Fieber geplagten Leib meiner Mutter. Ich presse mein Gesicht an ihren Leib spüre die Hitze die von ihm ausgeht, meine kleinen Hände halten ihre schwachen, schwitzigen Hände. Ich höre ihre Atmung, wie sie von Minute zu Minute schwächer wird, bis sie irgendwann ganz verebbt. Onkel Conner vergräbt sie hinter dem Haus, und nimmt mich zu sich... zumindest für eine weile.
Ich hasse Kälte...
„Gibt es irgendetwas das du nicht hasst, Cois?“


Ich schlafe nicht.
Onkel Conner behält mich bei sich, solange er uns ernähren kann, es ist nicht lange, doch ich bin dankbar für jeden Tag. Er bringt mich zu Tante Deidre Ialo'terom. Dort treffe ich zum ersten mal im Leben Shae. Beim ersten blick merke ich das unsere Schicksale mehr verwoben sind als mit jedem andere Menschen den ich vor ihr traf, und jemals treffen werde. Ich sehe eine verwandte Seele.

"Du bist Paranoid Shae...“
„Paranoid!?!“ höre ich ihre stimme beißender
und schriller als jemals zuvor und jemals danach.


Ich schlafe nicht. Ich bin zu weit, das ist nicht das... was ich suche.
Ich bin an Bord eines Schiffes, die SSI ist da, aber noch bin ich keiner von ihnen. Nur ein Söldner. Die See ist ruhig, und Nebelverhangen. Gespenstisch, die Seeleute haben Angst. Und da sehe ich es , etwas das sich lautlos durch den Nebel bewegt. Ein gebrochener Mast, viele undichte Stellen und zerrissene Segel. Sekunde um Sekunde sehen wir mehr dieses Schiff das ob seines Zustandes längst auf Grund liegen müsste, und doch schippert es vor sich hin. Ein paar Männer bereiten sich vor um auf das Deck des Schiffes zu gehen. „ Ich gehe mit Kor.“ Meine ich zu Kordian, ich kann ihn nicht leiden, mein Herr mochte ihn mehr als mich, egal wie sehr ich mich auch anstrengte ihm zu gefallen. Kors blick verriet das er widersprechen wollte, doch er tat es nicht, und ich betrat die Planke zum übertritt. Ein kurzer blick nach unten in die graue wabernde Suppe unter mir. Grau... Grau.... Grau.... Wieso blicke ich nicht wieder auf? Alles bleibt Grau. Wieso erinnere ich mich nicht. Es wäre wichtig. Ich spüre wie der Zorn in mir aufsteigt.


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Cois Hände gruben sich krampfhaft in das Lacken unter ihm, so angestrengt versuchte er sich zu erinnern. Doch die Erkenntnis wollte und wollte nicht kommen, über die Geschehnisse die einst auf dem Schiff passiert waren. Und im Moment erschienen sie ihm das wichtigste auf der Welt. Wie ein trotziges Kind, schlug er mit der Faust auf den Zimmerboden und gab ein leises ungeduldiges knurren von sich. Er schlug die Augen auf, richtete sich auf und begann im kleinen Zimmer das den Gemeinschaftsschlafsaal in der Taverne Candarias darstelle auf und ab zu tigern. Nicht wie sonst in trägen mechanischen Bewegungen , nein fließend, und ungewohnt schnell ging er auf und ab, wie ein eingesperrtes Tier, während er unwirsch mit seinen Armen fuchtelte, als können dies ihm die Erringungen näher bringen. Irgendwann stoppte er an einer der beiden Wände die seinen kleinen Frustmarsch behindern und lies seine geballte Faust gegen die Wand donnern. Dann verharrte er in der Stille. Er war froh das er niemanden mit dem Krach geweckt hatte, er fürchtete das wenn nun jemand hinauf kommen würde um nach ihn zu sehen würde er ihn anspringen und so lange auf ihn einschlagen bis er sich wieder besser fühlte, und wenn dieser jemand dann noch Cahira gewesen wäre, hätte er es sich niemals verziehen, und ein weiteres Gewicht mit sich zu tragen. Er starrte auf seine Faust die dicht an die Wand gepresst war. Einen Monat wartete er nun schon auf Antwort von Seekliff, in diesem Monat war er zwei mal in Candaria gewesen, hatte Fischerhütten auf gesucht, Händler befragt , Stadthalter erzürnt und Baronessen genervt, und doch war er keinen Zentimeter näher an der Fischerin. Das wissen über die Fischerin zu erhalten selbst hatte ja schon einen Mond gedauert, und je länger er suchte und nicht fündig wurde, fürchtete er das Silberfels recht hatte, und sie nichts mehr als eine Sackgasse war. Viellicht war sie längst tot, und alle antworten mit ihr. Wen dies der Fall war, so vermochte einzig und alleine Galates ihm noch zu helfen. Er lies die Faust langsam sinken, die Knöchel waren ob des Aufpralls leicht rötlich, und an einer stelle war etwas Haut aufgerissen. Er lies ebenso den Kopf sinken. Er musste wissen, ob es sich bei den Geistern im Baronssitz um gewöhnliche Geister, oder um Hexerei handelte. Nach all den Berichten die er über die Geister in dem Anwesen erhielt schienen ihm diese nämlich alles andere als normal zu sein.
Cois wandte sich von der Wand ab, und ging zum Fenster. Er starrte in die Nacht hinaus. Morgen würde er sich nochmals durch das Dorf fragen, in der Hoffnung auf Antworten, ehe er nach Ravinshal zurück kehrte. Dann würde er sich den Baronssitz vornehmen, mit oder ohne dem wissen das er suchte. Und wenn es ihn umbringen würde... Er war es leid... zu warten.
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#2
Und der alte Cois, wäre vermutlich in einen sinnlosen Tot gerannt hätte er sich vor ein paar Wochen in das Anwesen begeben, doch irgendetwas in ihm schaffte es doch noch, ihn zur Räson zu bringen, geduldig zu bleiben, weiter zu Warten. Und so war er nun erneut, dieses mal alleine in Candaria. Die Tage waren üblich Candarische Tage, eintönig und Öde. Jeden Tag sah er mindestens einmal bei dem Stadthalter des verschlafenen Nests Greifanger, einem gewissen Herrn Seekliff vorbei, nur um diesen wie so oft schlafend vor zu finden. Seine tägliche Runde führte ihn weiter zum Fischer Cotter, der ihm zwar dankbar war das er für ihn ein paar Piraten zurück zur Schöpfung gesandt hatte, doch es nicht vermochte ihm Auskunft über die Fischerin zu geben. Das selbe Bild zog sich auch auf der Bank und der Taverne weiter fort, er kam nicht um den Gedanken herum das wenn es diese Fischerin überhaupt jemals gegeben hatte, war sie gewiss tot. Aber er hatte sich dieses mal fest vorgenommen das Land erst wieder zu verlassen, wenn er ihren Tot, oder ihre nicht Existenz von einem der Ansässigen bestätigt hatte, und so lange hieß es warten.
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#3
Mit genügend Erkundigungen erwies sich die Geduld dieses Mal zumindest von Nutzen. Fischerin kenne man zwar keine, so der allgemeine Konsens im Dorf, doch gab es zumindest am Anwesen der Baronin eine geradezu antike, alte Köchin, die sich damit rühmte, früher einst ein Fischweib gewesen zu sein, bevor sie den weitaus prestigeträchtigeren Dienst im Baronsanwesen ergattern hatte können. Ihre Fischsuppe, so tönte die zahnlose Alte immer noch, sei die beste von hier bis Ravinsthal, natürlich unter anderem wegen des guten Candarier Fisches.
Mit dem Druiden sprechen jedoch wollte sie nur ungerne, und schon gar nicht über Ravinsthal. Das sei Vergangenheit, erklärte sie Cois ausweichend, und wahrlich keiner Worte wert. Ob sie am Baronssitz Rabenfelds gearbeitet habe? Als junges Ding, das wohl, aber das seien finstere Zeiten gewesen, sehr finstere Zeiten, und man solle das Böse nicht hervor beschwören, indem man es beim Namen nenne.
Allerdings zögerte die Alte zwischendurch, und fragte mit verhaltener Neugier nach, ob der Druide zufällig ein Amulett in den Ruinen gefunden habe. Es sei von ihrem damaligen Liebchen, und das einzige Erinnerungsstück, das er noch an diesen habe. Es müsse irgendwo in den Ruinen sein, so glaube sie. Ob er es ihr wohl wiederbringen könnte?
[Bild: _rainbowsheep.gif~c100]
Klick mich!
(jetzt wirklich)
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#4
Die Dinge die wir tun…

Er hatte die Tür hinter sich zu gedrückt und lehnte wie ein nasser Sack dagegen, die Rüstung lastete schwer auf seinen Schultern, und noch immer hatte er den bleiernen Geschmack von Blut im Mund. Ein kleiner inzwischen vertrockneter Rinnsaal dessen zog sich von seinem Rechten Mundwinkel bis zu einem Kinn hinab. Der Faunschrein war wieder geweiht, die Kreaturen die das Land heim suchten waren befriedet, der Große Baum geschlachtet. Zeit zum Feiern, Zeit sich aus zu ruhen. Doch nicht für ihn. Von draußen konnte er das sanfte Rauschen des Meeres hören, es war fast wie in seiner Hütte in Silendir, nur das rascheln der Bäume von der anderen Seite fehlte. Kurz wanderte sein blick durch das kleine Kämmerchen das er sein Heim nannte, in die Ecke wo die Felle lagen die er ausgelegt hatte sollte er doch irgendwann einmal schlafen, und sein müder, matter Körper bettelte, nein flehte ihn an, ihm nur ein paar Stunden Kostbaren Schlafes zu schenken, doch er wusste das er sobald er die Augen schloss ihm dieser nicht vergönnt sein würde. Er war schon in der Taverne auf den Tisch beinahe eingenickt und war in diesem Fall den lärmenden Grauwölfen dankbar, dass sie ihn wachgehalten hatten.

Nun wo die Sache mit den Kreaturen erledigt war, waren andere Dinge zu suchen, die ihn daran hindern würden die Augen zu lange zu schließen. Und es war nicht so als ob es nichts zu tun gäbe. Er hatte die Sache mit dem Baronssitz verschoben, wieder einmal, da die Bedrohung durch die Biester als die größere Schien, doch nun galt es, die Sache endlich zu Ende zu bringen. Er wusste nicht alles was er wissen musste, aber er wusste was notwendig war, und was als nächstes getan werden musste. Sie würden in das Anwesen gehen müssen, und dafür würden sie Schutz vor den dort wütenden Geistern benötigen. Schwerfällig drückte er sich von der Tür ab und stellte sich aufrecht hin, einen kurzen Moment trübte sich sein blick, ihm war leicht schwindlig und alles was er sah war verschwommen. Er wankte und lies sich voraus fallen nur um sich mit den Händen schon wieder an die andere Seite der kleinen Kammer stützend zu finden. Kräftig schüttelte er seinen Kopf, dann verpasste er sich selbst noch eine Ohrfeige um sich selbst wieder zu sinnen zu holen. Nun nur noch eine Hand gegen die Holzwand gekrallt, atmete er tief durch, und murmelte dann leise: „Reiß dich zusammen, du hast zu tun.“ Nun etwas langsamer drückte er sich von der Wand ab, um sich nun endlich von der Last seiner Rüstung zu befreien. Achtlos ließ er sie zu Boden fallen, und endlich befreit streckte er seinen Körper einmal durch. In den vier Jahren in denen er zurück auf Prenne gewesen war hatte er geglaubt sich endgültig vom Ahmraner Eisen verabschiedet zu haben, hatte er damals seine Rüstung für die Überfahrt verpfändet, doch nun stand er erneut da, in Ahmraner stahl, wenn auch ein hellerer als das letzte Mal.

Seine Hand fuhr wieder zu der Rückwand seiner Kammer, in Routine erwischte er die Stelle die er zu greifen suchte, drückte zu und die Wand gab nach, gab den Weg frei für den Zugang zum hinteren Teil der Höhle. Die Höhle war ihm zu groß gewesen doch wusste er genau was er damit an zu stellen hatte. Sie war mir spärlich beleuchtet und genau so spärlich eingerichtet, von der Tür aus sah man nur zwei Dinge. Eine kleine Statue, vielleicht eineinhalb Hände groß, und etwas das aussah wie ein Grabstein. Je näher man an beides heran rückte konnte man erkennen, dass es sich bei der Statue um das Bildnis einer Frau in Rüstung handelte. Sie war sehr detailreich gearbeitet, ihr blick stolz, fast schon überheblich. Sie war sich immer so sicher gewesen. Meister Hensing hatte ihm diese Statue geschenkt ehe er damals nach Prenne aufgebrochen war. Kurz hatte er überlegt sie mitsamt ihrer Rüstung auf Prenne zu vergraben, doch irgendwie hatte er es nicht übers Herz gebracht sich von ihr zu trennen. Der Grabstein der dahinter aufgestellt war, war schon so mitgenommen, dass man die Aufschrift darauf nicht mehr lesen konnte. Einen kurzen Moment, stand er einfach nur da, in diesem kleinen Übergang zur Höhle, als wage er es nicht ein zu treten, ehe sein blick zur Seite fuhr.

Dort in einer der Ecken der Höhlen hatte er die Dinge abgelegt er für den nächsten Schritt brauchte um den Geistern die im Baronssitz ihr Dasein fristeten endlich Frieden zu schenken. Es sah nicht nach viel aus, Ein paar dicke Äste, Lederbänder, etwas Draht, eine Kerze, ein kleiner Beutel in dem er bereits getrocknet und zermahlen Kamille, Knoblauch, Rittersporn, Lavendel und Johanniskraut vorbereitet hatte, sowie eine Kupferschale mit Silberfluss. Er setzte sich in die Ecke zu den vorbereiteten Materialien und begann sein Werk. In den kommenden Tagen verarbeitete er die Äste zu kleinen Holzanängern, mit dem Draht brannte er auf jeden der einzelnen Anhänger die Wunjo Rune. Shae so wie Gwen hatten Einar diese Rune geworfen, sie versprach Freude, und Glückseligkeit, war Schutz gegen Mutlosigkeit und Pessimismus, sie würde die richtige sein. Die Amulette hatte er danach im Silberfluss gewaschen, ehe er sie mit einem Lederband zum Umhängen versah. Während des Schutzens war er immer wieder einmal beinahe eingenickt, das ein oder andere Mal war seine Sicht wieder verschwommen, und so geschah es dann auch, dass er sich einen kräftigen Schnitt in den Daumen zuzog. Es war gewiss nicht seine schwerste Verletzung in den letzten Wochen, dennoch, fixierte sein blick eine ganze Weile unverwandt den Schnitt in seinem Finger und er sah zu wie das Blut rann. Erst nach einer Weile drückte er den Daumen kurz gegen eines der Fertigen Amulette, und band den Daumen mit einem stück Tuch ab, ehe er konzentrierter weitermachte.

Alle bis auf den Anhänger den er mit seinem Blut bedrückt hatte nahm er auf und brachte sie dann zum Ritualkreis am Rabenhügel, dort am Altar bereitete er mit den übrigen Ästen ein kleines Feuer vor, Er warf die vorbereiteten Kräuter mit samt dem Beutel in die Flammen, und begann dann jedes der einzelnen Amulette in den Rauch zu halten und murmelte dabei.: “ Galates, ich bitte dich, versieh dieses Amulett mit deinem Schutz. Schütze den Träger vor jenen die nicht in deinen Schoß zurückkehren wollen und denen ihr frieden versagt wurde.“ Dies vollzog er mit jedem der einzelnen Amulette, bis er mit allen zehn Stück die er gefertigt hatte das gleiche Prozedere durchgeführt hatte. Seine Arbeit war getan, nun hing alles an Ulfson und Melyr.

Er kehrte in die Stube zurück, noch einmal in die Höhle, um das Amulett mit dem Blutigen Abdruck auf zu heben, und es dann der kleinen Statue um zu hängen, ehe er sich abwand, in sein kleines Kämmerchen zurück verschwand und die Wand erneut verschloss.
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