Die Farbe der Gedanken
#1
Das Geheimnis um die Stille

Was man über die Stille sagen kann ist, dass jeder etwas anderes darunter versteht. Der Philosoph nennt es: Das Ausbleiben von Geräuschen. Andere behaupten, dass Sie gar nicht still ist, denn wahre Stille ist eigentlich sehr laut. Abergläubige nennen die Stille: “Den Tod.“

Doch für mich, bedeutet sie alles zusammen und tatsächlich… Alles.

So ist sie das sanfte Säuseln der Wellen, die stetig den Strand überspült, die sandigen Körner nässt, dunkel färbt und mit seiner unerbittlichen Umarmung alles mit sich zieht, nur um es lockend wie eine lustvolle Fischmaid, wieder ein Stück weit zurückkehrt um dann noch tiefer in das Nass zu entrinnen um dann irgendwann gänzlich zu verschwinden.

Es ist das Flüstern des Windes in den Baumwipfeln, der Apfelhaine, der sanft die Haare im Nacken berührt und einen wohlig erschauern lässt, der Geschichten erzählt vom Geiste der Zeit und all‘ jenen Schönheiten und Grausamkeiten des Lebens. Der trotzdem jederzeit die Hoffnung mit sich trägt und Veränderungen und Aufregung verheißt, ohne Versprechen zu geben und zu brechen.
Es ist das leise Trommeln von Regentropfen an der Fensterscheibe, den beständigen Gleichklang wahrend und die Unruhe der Seele einschläfernd. Die den Staub abspülen und dahin rinnen, wie die Tränen, die nie geflossen sind, während sie die Frische und Reinheit zurückbringen, die man bis dahin nicht vermisst glaubte.

Es ist das leise, entfernte Blöken der Zackelschafe auf den Weiden von Candaria. Die ohne Arglist und Argwohn, saftige und grüne Halme grasen und sich selbst genug sind. Sie sind glücklich und trotzen jedem Wetter, geben bereitwillig ihre dicke Wolle für jene, deren sie nicht beschert und sie in ihren Gattern vor Raubtieren bewahren.

Die Stille ist Einkehr und Bewusstsein zugleich, Empfinden und Realität, Tod und Leben. Es vereint wie Schatten und Licht, das Eine ohne das Andere nicht existent und doch ist sie niemals gleich. Sie repräsentiert das Bewusstsein in seiner genussvollsten Ebene und doch fühlen sich derart viele von ihr bedroht, dass sie es durch Trivialität und Dummheit zerstören, unbedachte Worte und Taten, reden um des Redens Willen.

Doch warum wählen sie diesen Prozess, diesen Stillstand der Entwicklung und dessen vollkommene Verheerung? Ist es die Angst vor dem, was sie in sich erblicken könnten? Die Furcht vor dem Wissen und die Abgründe die hinter den Gedanken lauern? Oder ist da noch mehr, wie die Erkenntnis, dass nichts so ist wie es scheint?

Ich werde mehr zuhören müssen, der Stille, den Gedanken und der Irrelevanz.





Rainer Maria Rilke - Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort (Die Dinge singen hör' ich so gern')
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#2
Der Augenblick der Erinnerung im Gefüge der Zeit

Wie geht man mit der Irrelevanz um, die zuvor noch so essenziell erschien?

Die Zeit ist nie etwas, was der eigenen Wahrnehmung entspricht. Mal vergeht sie scheinbar langsam und die Sekunden tropfen wie zäher Honig in die Stunden. Manchmal, scheinen die Stunden nicht in einen ganzen Tag zu passen, die man benötigen würde um seine Dinge zu erledigen. Tage des Wartens werden zu Wochen und die Monate bringen die Jahreszeiten mit sich. Ehe man sich versieht, ist ein ganzes Jahr vergangen und man fragt sich, wie das so schnell geschehen konnte und was man in diesem eigentlich getan hat. Zeiten hinterfragt, geplant und gelebt. Doch was bleibt in den Erinnerungen die wir weiter in uns tragen? Ständig suchen wir Möglichkeiten uns zu beschäftigen, die Zeit zu vertreiben, nur um in den anderen verbleibenden Momenten zu versuchen sie zu halten, weil sie uns etwas wunderbares schenkt. Sie küsst unsere Seelen, sie raubt uns die Ruhe. Wir geben uns ihr hin, ob wir es wollen oder nicht. Wir richten uns nach den Tageszeiten, den dunklen und den hellen. Wir richten uns nach Ebbe und Flut. Die Frage bleibt die Gleiche: Für was?

Für die Erinnerungen und was wir damit definieren. Fehlschläge und Erfolge. Erfüllte Wünsche und verlorene Ziele. Neue Erfahrungen, welche negativ und positiv erscheinen. Substanz und Trivialität. Denn auch hier auch erinnern wir uns nicht an alles was geschehen ist. Ist die Erinnerung in unserer Lebenszeit nicht eine Aneinanderkettung von Augenblicken? Die die uns prägten, die die uns führten. Ist es dabei aber nicht so, dass es eigentlich eine Reise durch die Gelegenheiten ist, jene die wir hatten und auch jene, die wir verpassten? Warum fühlen wir uns also so von der Zeit unter Druck gesetzt, wo die Lebensspanne doch absehbar ist und am Ende die Menge an Augenblicken, an die wir uns erinnern werden, im zählbaren Bereich liegt. Ist das Leben letztendlich ein einzelner großer Augenblick im großen Gefüge der Zeit?

Doch was macht es mit den Augenblicken, wenn man die Ewigkeit zur Verfügung hat? Was macht dies mit der Erinnerung, den Augenblicken. Verliert man sich am Ende in der Unzählbarkeit der Momente und vergisst?




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