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Ariana Franklin: Die Teufelshaube
#1
Tempe Brennan im Mittelalter
Eine Forensikerin ohne Herausforderungen

Das Echo der beiden Männerstimmen, das durch die unterirdischen Gänge hallte, klang einerseits verzerrt, erweckte aber andererseits den Eindruck einer geschäftlichen Besprechung. Was auch zutraf. In gewisser Weise.“
Dieser Anfang, das Umschlagbild und der Klappentext des zweiten historischen Romans von Ariana Franklin, Die Teufelshaube, versprechen einen Krimi im England des 12. Jahrhunderts, eine forensisch ausgebildete Protagonistin und Spannung pur. Was auch zutrifft. In gewisser Weise.

Nachdem die Protagonistin Adelia bereits in Franklins Debüt Die Totenleserin eine mysteriöse Mordserie aufklären konnte, muss sie auch jetzt wieder ihre Kenntnisse unter Beweis stellen: Rosamund, die Geliebte des Königs, ist tot. Pilzvergiftung. Als Adelia beginnt den Mord zu untersuchen, gerät sie jedoch zwischen die Fronten des streitenden Ehepaares Henry II. und Eleanor von Aquitanien, wird gefangen genommen und durch einen gewaltigen Schneesturm in einem Kloster isoliert. Während sich Eleanor unterhalten lässt, ihre Söldner den Aufstand proben und Adelia ihren Gedanken nachgeht, geschehen weitere Morde und sicher ist nur eines: Der Mörder ist unter ihnen.

Aus diesem Potential hätte Ariana Franklin jedoch deutlich mehr herausholen können. Ihre Figuren wirken von Beginn an wie unausgemalte Schablonen eines Malbuchs. Wenn auch – angesichts der morbiden Details – eines Exemplars für Erwachsene. Nur sehr langsam tauen sie auf, nachvollziehbare Emotionen setzen erst ein, als paradoxerweise die Landschaft um sie herum völlig gefriert. Auch die am Beginn auftretenden, stellenweise überraschenden Wechsel der Erzählinstanz machen den Einstieg schwierig. Erst nach einigen Seiten ruht der Fokus auf Adelia und wechselt nicht mehr zu anderen Figuren über.

Wahre, elektrisierende Spannung sucht man jedoch vergebens. Zu träge fließt die Handlung dahin, zu schwach wirken die Figuren und Konstellationen. Die angekündigten forensischen Fähigkeiten Adelias kommen auch nur an einer einzigen Stelle im Roman zum Einsatz und selbst da hätte es ihrer kaum bedurft. Die Teufelshaube ist daher eher etwas für Freunde des analytischen Detektivromans. Wer Spannung und fundierte Forensik sucht, greife lieber zu Kathy Reichs oder Simon Beckett.

Fazit: Fades Pilzgericht

Ariana Franklin: Die Teufelshaube. München: Droemer 2008, 448 Seiten, 19,95 Euro.
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