Gaben an die Götter
#1
-I've been defeated and brought down
Dropped to my knees when hope ran out
The time has come to change my ways-


Es waren die Jahre auf Ialo'terom , die Jahre die er bei „Tante“ Deidre lebte. Die Jahre, in denen er, von den Jetzigen Tagen abgesehen wohl am meisten über die Götter lernte, war Deidre doch eine der Druidinen der Insel. Sie lebte außerhalb einer kleinen Siedlung, in der nähe eines kleinen Hains, den er nur zu gerne aufsuchte. Der Wald in der Umgebung war wohl das was ihm am ehesten gedanklich in die Heimat, nach Prenne zurück brachte. Er wäre gerne auf Prenne geblieben, doch dort war Momentan kein Platz für ihn, aber so hätte er wohl nie, oder erst sehr viel später Shae kennen gelernt, auch wenn sie sich damals nicht selten wie Hund und Katze waren, so mochte er diese Zeiten nicht missen. Und am ende war es Ialo'terom das er nicht verlassen wollte, und doch zwang Deidres Erkrankung zwei Jahre später ihn dann wieder bei anderen Freunden der Familie unter zu kommen. Aber wiederum, wäre er damals dort geblieben, hätte er wohl nie das Rotkehlchen kennengelernt, und wäre somit zu guterletzt nicht nach Ahmran gekommen. Viele seiner Schlaflosen nächte fragte er sich ob dies nun zum besseren, oder schlechteren war. Wenn es nach den Göttern ging, so war ihm alles so oder so, vorbestimmt.

Es war ein eher sonniger Sommertag, die Sonne war bereits wieder am sinken, Cois lag faul unter einer großen Eiche die er in diesen Jahren als seinen Lieblingsbaum auserkoren hatte. Wenn er sich nicht gerade in der Jagd übte, Erledigungen für Deidre machte fand man ihn meistens hier, dösend, von der Heimat träumend oder dem Blätterspiel zusehend, wie immer wieder Sonnenlicht durch die eine oder andere Blätternische drang. Dem leisen rascheln der Blätter, einem Aspekt der Melodie der Welt lauschend. Es war wieder einmal letzteres als er merkte wie sich ein Schatten einer herannahenden Person über ihn legte, noch beachtete er die Person nicht und blickte nur weiter in den Himmel :“ Wäre ich ein Drache oder ein Fomori, wärst du jetzt so was von tot, Cois.“ Er blinzelte und hob den Kopf etwas um Shae zu blicken. Sie musste damals wohl elf Jahre alt gewesen sein, vielleicht zwölf. Auch wenn sie ihn ab und zu garstig neckte, und schon als Kind ihn ab und an in Schwierigkeiten gebracht hatte, er mochte sie irgendwie. Vom ersten Moment an, hatte sie etwas konstantes, vertrautes. Eine Sache die sie beide gemein hatten und sie verband. „Hm.“ Kam es zuerst nur leise von ihm, und ein langes schweigen folgte ehe er sich doch zum sprechen bewegte. „Ach, Drachen gibt’s gar nicht mehr, und Fomori kommen nur Nachts raus, sagt Tante Deidre zumindest immer.“ gab er in einem emotionsarmen Wortlaut zurück.“ Shae zog kurz eine Schnute ehe sie weiter stichelte: „ Das sagt sie nur damit du keine Angst hast.“ Eine weile lang lag sein blick ruhig auf Shae, forschend, prüfend, denkend ehe er mit fester Stimme meint. „ Na und wenn schon, sollen die Fomori ruhig kommen, ich werde schon mit ihnen fertig.“ Nun war es Shae die kurz schweigend zu dem da liegenden Jungen herab blickte und dann leise kicherte ehe sie meinte:“ Du hast ja keine ahnung.“ Seufzte sie , schüttelte den Kopf und blickte auf ihn herab als wären der Altersunterschied nicht vier sondern zwanzig Jahre. „Wirst es schon noch sehen.“ meinte der Junge in überzeugtem Ton. Shae machte daraufhin nur eine abwinkende Geste: „ Wie auch immer. Deidre hat mich gebeten nach dir zu sehen und dir zu sagen du sollst dich auf dem Heimweg machen.“ Eine kurze pause folgte. „ Sag ihr bitte ich bin nicht ihr Botenmädchen.“ Meinte sie leicht angeknickt ehe sie die Hand hob, ein flottes „Latha math!“ von sich gab, und mit dem größtmöglichen zur schau stellenden Stolz davon spazierte. Cois sprang auf die Beine und meinte noch: „ Latha math....“ kurz hielt er inne ehe er ihr hinterher rief „ und Tapadh leat, Shae!“ Weder blickte sie sich um, noch reagierte sie, sie ging einfach weiter. Er selbst hastete nun Richtung Deidres Hütte, von all den Zieheltern die er im laufe der Jahre hatte, und noch haben würde war sie ihm eine der liebsten gewesen und er wollte sie nicht warten lassen.


[Bild: coiskindheit.jpg]

Deidre lebte in einer bescheidenen Weidenhütte am Rande des Waldes, und an kaum einen Ort hatte er sich je wohler gefühlt als dort. Jahre später baute er nach der Vorlage dieser Hütte sein eigenes Heim auf Prenne. Er hatte sich nie viel aus Luxus gemacht und dies würde sich wohl auch nie ändern. Ein Lager aus Fellen und Stroh so wie eine kleine Kiste für sein bescheidenes habe, war stets das einzige was er besaß, und auch alles was er je wollte. Seine arme lehnten auf dem kleinen Tisch der in der Mitte der kleinen Hütte stand und sein Kopf ruhte auf ihnen. Mit aufmerksamen blick sah er Deidre zu wie sie die Schüsseln aus denen sie gerade eben noch den Eintopf gelöffelt hatten der ihnen heute als Abendbrot gedient hatte, und lauschte dem knistern des Feuers das noch immer unter dem brodelnden Topf knisterte, sowie dem leisen rauschen des Blättermeeres das außerhalb der Hütte auf und ab wippte. Seine Mundwinkel waren sachte angehoben. Er war glücklich. Als Deidre die schalen abgewaschen hatte setzte sie sich zu dem Jungen, sie zog ihren Knochenbeutel und einen Becher aus festem Leder der mit einigen Runen verziert war auf den Tisch. Sein blick fixierte sofort aufmerksam ihre Utensilien, dann blickte er fragend zu Deidre hoch die nur warm zu ihm herab lächelte. Eine ganze weile schwiegen beide, und lauschten einfach nur den Geräuschen um sich, ehe Dreidre langsam zu sprechen begann: „ Sag mir nochmal, Junge, welche Schicksalsgötter wiesen dir einst die Druiden auf Prenne?“ Er legte seinen Kopf leicht schief, und begann zu überlegen. Immer wieder viel ihm einer der sechs die ihm bei seiner Geburt gewiesen wurden ein, und jedes mal wenn er einen neuen nannte, zog Deidre einen bestimmten Knochen mit einem Symbol daraus aus ihrem Beutel und warf ihn in den Lederbecher. Als er den letzten genannt hatte, nickte sie ihm zufrieden zu, griff den Becher mit der einen, deckte die Öffnung mit der anderer zu und dann begann sie den Becher sachte zu schütteln, wiegen, wenden, ehe sie den Inhalt auf den Tisch ausstreute.

Für ihn lag hier nur ein Haufen Knochen, doch Tante Deidre las in diesen Haufen. Sie deutet mit ihren schmalen Fingern auf zwei Knochen die dicht beieinander lagen, um genau zu sein auf die Symbole auf ihnen. Cois musterte die Symbole einen moment, ehe er zu ihr hoch blickte und leise meinte:“ Artio und Epona. “ Deidre nickte langsam, sie streckte eine Hand aus und legte sie dem Jungen auf die Brust und meinte mit ihrer ruhigen Stimme, so wie er sich immer vorstellte das Mütter mit ihren Kindern sprechen würden: „ Artio und Epona, kennen dich. Und du kennst sie.“ Er legte in Reaktion darrauf nur den Kopf zur seite, blickte Deidre fragend an, doch sie deutete bereits auf den nächsten Knochen. Noch eine weile blickte er zu ihr hoch bis er auch wieder zu den Knochen blickte und langsam sprach: „ Amatheon.“ Wieder nickte Deidre langsam und meinte: „ Du hast jetzt schon, viel tot gesehen, und viel wird noch folgen, doch das selbe gilt auch für das Leben.“ Er senkte seinen blick für einen Moment während Deidre unbeeindruckt auf den nächsten Knochen wies. Erst nach einer weile war er wieder gewillt ihren deut zu folgen und nannte den Gott für den das nächste Symbol stand :“ Galates...“ Und wieder sprach Deidre einige Worte während sie ihm nun sachte durch sein schwarzes Haar strich: “Sie wachen über dich Cois, suche sie in deinen Träumen.“ Nach den letzten Worten hatte diese damals irgendwie etwas tröstliches, hätte er gewusst was es beutete hätte es ihm vermutlich nicht gefallen. Schon wies Deidre auf den nächsten Knochen dessen Sybol darauf er schnell als dessen von Nodons identifizierte. Wieder nickte Deidre und sprach:“ Dein Wunsch, alle zu beschützen die du liebst, wird dir großen Schmerz bereiten. “ Langsam schüttelte er den Kopf, die Worte Deidres wollten ihm Heute so gar nicht gefallen. Doch es war nur noch ein letzter Knochen mit einem Symbol am Tisch, ohne überhaupt hin zu sehen, da er durch das ausschließen der bereits genannten wusste welcher Knochen der letzte war meinte er langsam: „ Morrigú.“ Deidre nickte zaghaft: „ Tha, Morrigú. Sie war mit deinem Vater, mit deiner Mutter, und sie wird mit dir sein.“ Schweigend wandte er seinen blick weg von Deidre und blickte in die Nacht hinaus. Dieser Abend, wollte ihm so gar nicht gefallen.


Bald war Ahnenacht, und wie jedes Jahr, machte er sich bereit, Morrigú und den Ahnen ein Opfer zu bringen. Die letzten Tage hatte er die ersten Vorbereitungen getroffen. Er hatte ein paar Meter Seil und Vorräte in Anouks Hütte nahe den alten Stollen gelagert. In den kommenden Tagen würde er sich auf machen um die Gaben zu sammeln.
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#2
19. Julmond 1402

-I'll never long for what might have been
Regret won't waste my life again
I won't look back
I'll fight to remain-



Einer der größten Vorteile an selbstauferlegter Schlaflosigkeit ist zeitgleich seine größte schwäche. Zeit. Es gilt vierundzwanzig Stunden zu füllen, und zwar interessant genug das man nicht doch noch ein Opfer der Müdigkeit wird. Seine Angst davor, ein zu schlafen war Gewiss ein Motivator, doch mit steigender Müdigkeit geriet dieser nur zu schnell in Vergessenheit, nur um ihm dann in seinen Träumen wieder schockierend bewusst zu werden. Er hatte den gestrigen Abend bei der Miene auf der lauer gelegen. Seine Rüstung hatte er für dieses Unterfangen in der Hütte gelassen, und er war nur in festem Stoff und Fellen gekleidet. Er wusste das sich immer mal wieder irgendwelche Gauner und Halsabschneider zu diesen Mienen verirrten. Alles was er zu tun hatte, war zu warten. Und die Götter scheinen seinem vorhaben wohl gesonnen zu sein. Er sah schon den ganzen Abend eine Gruppe von drei Leuten am Eingang zur Miene herumlungern, und es sah nicht sonderlich danach aus als ob diese jemand vermissen würde. Alles was er noch zu tun hatte, war auf einen günstigen Moment zu warten, auf die Nacht zu warten.

Die Sonne war schon eine weile hinter dem Horizont verschwunden, alles was den drei Männern am Höhleneingang noch Licht spendete war ein kleines Lagerfeuer, das leise vor sich hin knisterte. Während Jammerik und Darius träge am Feuer saßen lief Conner nervös auf und ab. Immer wieder starrte er in die Nacht hinaus, in der Hoffnung nichts zu erblicken, oder das zu erblicken was ihm dieses ständige Gefühl des beobachtet werdens erklären würde. Immer wieder stieß er leise „Hrrrm“ und Seufzer aus. Irgendwann schien es Darius zu bunt zu werden und er hob den blick zu Conner und bellte :“ Jetzt pflanz schon deinen verdammten Hintern, ich hab dir schon fünf mal gesagt da draußen ist nichts!“ Jammerik lachte leise auf, während Conner ein weiteres knurrendes „Hrrrm“ ausstieß. Mit frustrierter Miene stapfte er Richtung Feuer, als ein lautes „Knaks!“ ihn in der Bewegung inne halten lies. Seine Gedanken ahnend meinte Darius:“ Jetzt fang nicht von vorne an, das war bestimmt der Wind.“ Conner schüttelte den Kopf:“ Ich sag dir Darius, da draußen ist etwas!“ Darius hatte nun wirklich die Nase voll und richtete sich auf:“ Jetzt hör mal zu du kleiner....“ Als er ansetzte zu sprechen war plötzlich ein neues Geräusch zu hören das ihn dazu brachte seinen Satz vorzeitig zu beenden. Ein Schwung, der die Luft durchtrennte, und noch ehe einer der Anwesenden reagieren konnte hatte sich eine lange schwere Klinge in den Leib Conners geschlagen, der nur noch mit aufgerissenen Augen da stand und mit schrecke Richtung Darius starrte.

Mit einem tritt beförderte Cois den ersten der Kerle von seiner Klinge, die anderen beiden schienen sich rasch vom schock zu erholen, immerhin ging es um ihr Leben. Der eine nestelte an seiner Waffenscheide und stürmte auf ihn zu, der andere war gerade dabei sich auf zu richten. Der Körper des ersten sackte zu Boden, seine freie Klinge stieß er sofort mit aller Kraft und einem lauten Schrei in Richtung des heranstürmenden. Dieser hatte wohl nicht damit gerechnet das er seine Klinge so schnell wieder befreien könne und rannte ihm direkt in die Klinge. Im Augenwinkel sah er wie der dritte auf ihn zu steuerte, eine innere Stimme mahnte :“ Bleib ruhig, atme, du brauchst einen Lebend.“ Er lies vom Schwertgriff ab und donnerte seine Faust gegen den Anstürmenden, der zurück geworfen wurde. Er lies die Waffe wo sie war, im Leib des zweiten und in einer raschen Bewegung warf er sich auf den dritten, rang ihn zu Boden und begann mit lautem Gebrüll das mehr einem Tier als einem Menschen glich auf ihn ein zu schlagen.Immer wieder schnellten seine Fäuste auf das Gesicht den Mannes herab das schlag für schlag blutiger und entstellter wurde, dabei immer noch brüllend und knurrend. „Hör auf Cois!“ schallte die Stimme einer Frau in seinem Kopf. „Graaaaaaaaaaa!“ stieß er einen letzten wütenden Schrei aus, riss seine Faust zurück die gerade wieder dabei war herab zu schnellen, und in einer raschen Bewegung richtete er sich auf. Conner ähnlich wie zuvor rannte er nun in der schmalen höhle auf und ab, sein Atem schnell und laut, mit jedem ausatmen stieß er auch ein leises knurren aus. In einer fahrigen Bewegung strich er sich mit der Hand übers Gesicht und durchs Haar, verschmierte somit etwas Blut des dritten in seinem Gesicht. „Ganz ruhig Cois. Du hast die Kontrolle. Beherrschung.“ Mantras die er sich in seinem Kopf immer und immer wieder abspielte, während sein Herz raste, und das Feuer in seinem Körper ihn dazu anstiften wollte sich um zu drehen sich wieder auf den , dem Tode nahen Kerl zu stürzen und dort weiter zu machen wo er aufgehört hatte.

Wie so oft brauchte er seine Zeit, um sich wieder zu beruhigen, runter zu kommen. Er konnte nicht sagen ob es Glück für ihn war, oder Glück für andere war das niemand auf ihn aufmerksam geworden war. Erst als er sich sicher war, das er wieder die Kontrolle über seinen Leib hatte blickte er zu seinem letzten Opfer und beugte sich über dieses herab. Aufmerksam beobachtete er seinen Brustkorb, und als er merkte das sich dieser hob und senkte, nickte er zufrieden. Ohne einen Heiler, würde er es der Kerl vermutlich nur noch ein paar tage machen, aber mehr als zwei Tage brauchte er das auch nicht. Er fesselte den Mann und hob ihn dann hoch.

Er brachte ihn in Anouks Hütte unter. Dort träufelte er ihm etwas Wundwohl auf seine Wunden und den Rest der Flasche flößte er ihm ein. Er durchsuchte ihn noch nach versteckten Klingen oder anderem dingen die ihm vielleicht die Flucht ermöglichen würden, ehe er noch die Beine des Mannes zusammen band und ihn dann gut verschnürt in der Hütte zurück lies. Er behielt die Hütte noch eine ganze weile im Auge. Er hatte Zeit.
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#3
21. Julmond. 1402



Wie an einer Leine Zog er seinen Gefangenen hinter sich her. Seit seiner Gefangennahme hatte er kein einziges Wort mit dem Mann gewechselt. Er hatte einmal am Tag vorbei gesehen, um sicher zu gehen das er noch Lebt und ihn mit Nahrung versorgt. Er wollte keinesfalls das Risiko eingehen das der Mann früher starb als er sollte. Er versuchte auf seinem Weg Richtung Schrein so unauffällig wie möglich zu sein und mied die Straße wo es ging. Und tatsächlich hatte er das Glück das er nur ein einziges mal auf jemanden traf der die Straße passierte, und der war so hastig an ihm vorbei gerauscht das er nicht einmal mit bekam das er eine gefesselte Person an einem Seil hinter sich her zog. Viellicht interessierte es ihn auch einfach nicht, aber wer war er schon das er sich über dieses mangelnde Interesse beschweren würde. Kritisch würde es erst werden sollte jemals der Fall eintreffen das er gefesselt eine Straße lang gezogen wurde und niemand wandte den blick nach ihm um. Ansonsten waren da nur noch ein kleiner Trupp Banditen am Steinbruch der ihn auf dem Weg zum Schrein aufhielt, und innerlich grämte er sich etwas darüber das er das alles an diesem Tag viel einfacher gehabt haben könnte.

Am Schrein angekommen neigte er zuerst nur kurz sein Haupt vor dem Schrein ehe er seinen Gefangenen auf die Knie drückte. Einen Augenblick musterte er die bedauernswerte Gestalt die da am Boden kniete, das Gesicht Grün und Blau geschlagen, vermutlich eine gebrochene Nase, und an der Kleidung braune Flecken von getrocknetem Blut. Er sah ihn eine weile einfach nur an, ehe er langsam , zum ersten mal zu seinem Gefangenen sprach: „ Glaubst du an die Einundzwanzig?“ Der Mann sah ihn eine weile irritiert an, was Cois mit einem auffordernden blick erwiderte. Da er geknebelt war konnte er nach einer weile nur mit einem Kopfschütteln antworten. Die Mundwinkel des Hünen zuckten kurz auf zu einem freudlosen lächeln. Wäre er ein gläubiger des Pantheons gewesen, hätte er ihm in dieser besonderen Nacht wohl noch die Gelegenheit gegeben seine Gebete an die Götter zu richten, und wer weiß, vielleicht hätten sie ihn sogar erhört. „ Das macht es um einiges einfacher.“ sprach er in trägem Tonfall seine Gedanken aus und griff zu seiner wuchtigen Klinge in seiner Rückenscheide. Die Augen des Gefesselten wurden groß, und starr, er versuchte weg zu kommen, kippte dabei um und versuchte dann noch so gut es ihm möglich war mit zusammen gebundenen armen und Händen weg zu robben. Er hätte diese paar Sekunden nützlicher verbringen können. Cois hatte seinen Zweihänder gezogen und lies die Klinge auf den Mann herab sausen welche sich mit einem schmatzenden Geräusch tief in sein Fleisch grub. Ein kurzer blick, ob ein weiterer Schlag erforderlich war, doch das Opfer war eindeutig tot. Er wandte sich Richtung des Schreins und fiel auf die Knie sich dabei auf seine Klinge stützend. Leise murmelte er in seinem tiefen Singsang: „ Dieser Tod, ist mein Geschenk an dich, Morrigú.“ Ein paar Sekunden verharrte er schweigend in dieser Position, ehe er eine Hand vom griff seiner Klinge nahm, mit dem Finger jener Hand über die blutige Klinge strich und dann mit diesem auf seiner Stirn eine Uruz-Rune abfuhr.

[Bild: uruz-100x100.gif]

Nachdem er dies vollzogen hatte begann er wieder zu sprechen:
„Morrigú, ich danke dir, für ein weiteres Jahr. Ich Danke dir, für die Kraft, für den Beistand. Ihr Ahnen, ich danke euch, für die Opfer die ihr brachtet. Die Weisung die ihr mir zuteil werden habt lassen, auf das ich Heute hier sein kann. Morrigú, Ich bitte dich, um ein weiteres Jahr, eine weitere Schlacht, einen weiteren Kampf. Ich bitte dich um deine Kraft und deine Gunst , in Zeiten in denen ich sie am dringendsten brauche. Ihr Ahnen, ich bitte euch, wacht über meine gefallenen Kameraden, solange ich es nicht tun kann, wacht über "Sie" solange ich es nicht tun kann, bis das der Tag kommen möge, an dem ich zu den Göttern zurückkehre, und erneut mit ihnen vereint bin."


Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, legte er seine Klinge vor sich nieder, und schloss seine Augen. Er verbrachte die Nacht, im Stillen Gebet, und in Erringung, Erringung an all jene, die Heute nicht mehr bei ihm wahren. Begonnen von seinen Eltern, bei denen er nie die Freude hatte sie wirklich kennen lernen zu können. Diversen Zieheltern , die ihre Zeit frühzeitig ereilt hatte, Freunde auf den Inseln, Kameraden aus seiner Zeit auf Ahmran, und bei ihr. Überwiegend, bei ihr. Irgendwann im laufe der Nacht hatte er sich kurzzeitig einmal erhoben und hatte die Leiche seines Opfers zur nahegelegenen Bärenhöhle getragen, wollte er vermeiden das andere gläubige die weniger brachiale Opfer zu bringen gedachten abgeschreckt werden. Als die ersten Sonnenstrahlen sich erhoben verließ er den Schrein und machte sich auf, in einen neuen Tag, ein neues Jahr.

-Fear will kill me, all I could be
Lift these sorrows
Let me breathe, could you set me free
Could you set me free-
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#4
Von der Sekunde an, in der er Erfuhr das die Mendozas ein weiteres Kind in diese Welt bringen würden, war ihm klar, das auch das zweite ein unwiderstehlicher Leckerbissen für den Puppenspieler sein würde. Er wusste nur zu gut das er sich ihm nie im offenen Kampf stellen würde, wenn er nicht genau wusste das er im Vorteil war, aber zumindest konnte er ihm den zugriff auf die Mendozas so schwer wie möglich machen.

Die letzten Monde hatte er Reagenzien gesammelt, einfache Dinge wie Korn, Knoblauch, Salz und Blei, und dann hatte er sich noch einen Stellitbarren von einem der am Strand ihr Unwesen treibenden Piraten abgenommen, und hatte etwas Rittersporn beschafft. Am Abend nach der Geburt, begab er sich in den Hof um den das Klingenhauptquartier und das Haus der Mendozas lagen. Zuerst hatte er in der nähe des Platzes in dem er das Ritual durchführen wollte eine Fackel in die Erde getrieben. Danach stellte er eine kleine und eine große Schale nach draußen, in der er dann das gesamte Korn sammelte. Danach fügte er noch einen teil des Knoblauchs, des Salzes und des Rittersporns bei. Zu guter Letzt, griff er einen Dolch von seinem Gürtel, fuhr sich mit der Klinge über die Handfläche und lies so eine Wunde darauf klaffen. Etliche tropfen Blut lies er auf die nun Prall gefüllte Schale tropfen.
„ Mein Blut, für ihr Leben. Mein Blut für ihren Schutz. Mein Blut, für ihr Wohlergehen.“ murmelte er dabei während das Blut unaufhörlich in die Schale tropfte. Erst nach einer guten halben Minute bis Minute zog er seine Hand zurück,und wickelte sie behelfsmäßig in einen Verband. Er erhob sich langsam, mit der nicht verletzten Hand zog er nun die Fackel aus der Erde und entzündete das Korn am Rand der Schale wo es weniger oder gar nicht mit Blut benetzt war und er sah zu wie das Feuer langsam das Opfer verzehrte.

„Sulis, ich bitte dich, nimm dieses Opfer. Ich bitte dich, Schütze meine Familie vor dem Unheil das auf sie lauert. Verwehre ihm den zugriff auf sie, und sollte dies mein Leben kosten.“ Er griff mit der nicht verletzten Hand nach dem Bleibarren und begann diesen über dem Becken hin und her zu schwenken, den Rauch einfangend, ab und zu sogar etwas tiefer den Barren durch die Flamme selbst führend. Nach ein, zwei Minuten legte er den Bleibarren bei Seite, löste wieder den Verband auf der verwundeten Hand und griff den Stellitbarren mit dieser.

Er wiederholte die selbe tat wie mit dem Bleibarren, dabei murmelte er:“ Nodons, ich bitte dich, nimm dieses Opfer. Ich bitte sich, gib mir die Kraft meine Lieben zu beschützen und die Willenskraft bis zum letzten Atemzug für die zu kämpfen.“ Nach ein zwei Minuten ließ er den Stellitbarren in das noch immer vor sich hin brennende Opfer fallen. Während das Feuer ausbrannte sammelte er in der kleineren Schale etwas Wasser, und den Rest der nicht verbrauchten Reagenzien und begann diese in der Schale zu zerstoßen. Dies tat er so lange bis das Opfer nur noch rauchende Asche war in dessen Zentrum ein rußgeschwärzter Stellitbarren lag. Durch das durchgehende stampfen waren die verbliebenen Reagenzien zu einer braun grünen Paste verarbeitet worden.

Diese stellte er vorerst bei Seite und Griff sich zuerst den Bleibarren. Er trat zum Haus und begann mit dem Bleibarren den gesamten Türstock ab zu fahren. Dichte presste er das Metall gegen das Holz und murmelte:“ Sulis, ich bitte dich Schütze diese Familie, halte sie Intakt und bewahre sie vor Unheil.“ Er legte den Barren rechts von der Türschwelle ab. Er kehrte zu seinem Ritualplatz zurück, zog sich einen Lederhandschuh über die nicht verletzte Hand und zog mit dieser den Stellitbarren aus dem Aschehaufen. Er war immer noch heiß, und trotz der Handschuhe brannte es an den stellen wo der Barren umfasst wurde, jedoch ließ er bei dem Weg zurück zum Haus der Mendozas keine Eile aufkommen. Am Türstock angekommen, begann er diesmal diesen mit dem Stellitbarren ab zu fahren. „ Nodons, ich bitte dich, Schütze dieses Haus. Möge es eine Festung für die sein die darin Leben, und ein unüberwindbares Hindernis für jene die ihnen Schaden wollen.“ Und er legte den Barren zur linken der Türschwelle ab.

Ein letztes mal kehrte er zu seinem Ursprünglichen Ritualplatz zurück, nach etwas Asche in die geschützte Hand und die kleine Schale in die andere. Ein weiteres mal hielt er am Türstock inne, die Schale wurde kurz zu Boden gestellt und der Türstock mit der Asche einmal gründlich abgerieben, ehe er die Schale und die beiden Barren aufnahm und das Haus betrat.

Die Familie war wohl gerade mit dem Abendbrot fertig, ein paar Reste lagen noch auf dem Tisch, Kyron schien sich mit Lionell zu unterhalten, oder besser er hörte ihm zu während dieser in seinem galatischen Dialekt auf seinen Vater einredete, während Cahira entspannt am Esstisch saß, das Neugeborene im Arm sachte hin und her wiegend. „ Guten Abend.“ Sprach er in seiner langsamen , tiefen Sprachweise. „Cois!“ Kam es von Cahira, die sich aber rasche auf die Lippen biss und besorgt zu dem schlafenden Bündel herab sah. Zwischen Kyron und ihm folgte ein knapper Salut. Cahira sprach dann leise:“ Wärst du eher gekommen hättest du mit uns essen können, aber ich kann dir noch etwas warm.....“ Cois machte eine abwinkende geste. „ Nicht nötig.“ murmelte er. „Du hast mich doch einst gebeten einen Segen auf sein Haus zu sprechen, ich habe damit angefangen, ich muss ein paar Dinge hier drinnen erledigen.“ Cahira und Kyron nahmen die nickend zur Kenntnis, Cois trottete dann mit den Barren und der Schale in der Hand zum ungefähren Zentrum der Hütte, und ging in die Knie. Er griff wieder das Messer von seinem Gürtel, und begann eine Diele aus dem Boden zu brechen. Er wusste nicht ob Kyron das recht war, aber immerhin Schrie er nicht lauthals auf. Er legte die Barren unter der Diele ab, Blei recht, Stellit links, er tropfte noch etwas von der Paste aus der Schale darauf, und drückte dann wieder die Diele zu.

Dann wandte er sich wieder gen Cahira und Kyron und meinte :“ Ich würde auch gerne einen Segen über eure beide Kinder sprechen, so ihr einverstanden seid.“ Die beiden nickten nur, Kyron drückt Lionell zaghaft von der Bank, Cois winkte den kleinen zu sich. Lionell hatte nie Grund gehabt ihn zu fürchten, so ernst und streng er auch aussah, er kannte ihn von Kindesbeinen an, war zu mehr als nur einer Gelegenheit auf den Schultern des Hünen gesessen und hatte ihn als Reittier missbraucht, so ging der kleine auch ohne zu Zögern auf den Großgewachsenen Mann zu der da im Zentrum des Hauses kniete. Cois wuschelte den kleinen kurz durchs Haar, trotz der liebevollen art dieser geste, blieben seine Mundwinkel ernst wie so oft.

Er zog sich dann den Handschuh von der Unverletzten Hand, fuhr mit dem Zeigefinger in die Schale und begann dann mit der Paste auf der Stirn des Jungen einen Strich nach unten und etwas unter der spitze jeweils einen strich davon ausgehend nach Nordwesten und nach Nordosten. Kenner mochten sie als Algiz Rune wieder erkennen. Mit jedem Strich murmelte er leise Worte.

„Sulis, ich bitte dich, Schütze diesen Jungen.“
„Nodons, ich bitte dich, Schütze diesen Jungen“
„Ogma, ich bitte dich, Schütze diesen Jungen.“


Nochmals wuschelte er dem kleinen durch das Haar ehe er ihn zu seinem Vater zurück schickte, und Cahira mit dem Säugling zu sich winkte. Er hatte es bisher nicht über sich gebracht die kleine auf den Arm zu nehmen. Bei Lionell damals hatte es auch um die zwei Wochen gedauert. Cahira ging neben ihm auf die Knie und präsentierte ihm die Kleine. Einen Moment blickte er sie schweigend an, er hatte sie schon ein zwei mal gesehen, doch jedes mal aufs neue versuchte er sich das Gesicht dieses neuen Menschen der nun ein Teil seiner Familie, ein Teil seiner Schutzbefohlenen war sich in seinem Verstand ein zu brennen. Erst nach einer kurzen weile, benetzte er seinen Zeigefinger wieder etwas mit der Paste und begann dann auch auf ihrer Stirn die Algiz Rune zu mahlen. Und wieder murmelte er bei jedem strich den er Zog.

„Sulis, ich bitte dich, Schütze dieses Mädchen.“
„Nodons, ich bitte dich, schütze dieses Mädchen.“
„Ogma, ich bitte dich, Schütze dieses Mädchen.“


Nur ein kurzes lächeln schenkte er Cahira, ehe er ihr zunickte, , die Schale wieder an sich nahm und sich aufrichtete. „Tapadh leat.“ Meinte er zu der Familie und neigte sachte seinen Kopf zum Abschied, ehe er in die Nacht hinaus verschwand. Draußen blickte er noch kurz durch das Fenster, betrachtete „seine Familie“. Er fragte sich ob er auch so etwas hätte... wenn „Sie“ noch leben würde. Vermutlich nicht... weder sie noch er, waren für so ein Leben geschaffen gewesen, ihr Leben war immer ein Kampf gewesen, und es hätte ihm nicht verwundern sollen das sie ihr Ende im Kampf fand, das war ihnen beiden vorbestimmt. Es war wohl eher nur die Sache, das sie nicht zusammen gestorben waren, die ihn grämte. Er meinte ihre Stimme zu hören, wie so oft:“ Du konntest mich nicht vor seinen Untertanen beschützen, wie kannst du auch nur glauben du könntest Sie vor ihm beschützen.“ Er schloss seine Augen und Schüttelte sachte den Kopf.
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#5
Vom Versagen.

Versagt, versagt, versagt, versagt, versagt. Wie ein Tier im Käfig wanderte der großgewachsene Druide ungewöhnlich flink durch das Kämmerchen auf der Gefägnisinsel in dem er sich unbeobachtet wähnte. Seine sonst so starre neutrale Miene von Zorn und Wut auf sich selbst verzerrt, immer wieder einmal hielt er kurz an einer der Wände um seine Faust begleitet von einem leisen knurren gegen eine der Wände zu knallen. Die Haut an seiner rechten Faust war inzwischen aufgeplatzt und Blutig, während sie auf der linken nur stark aufgeschürft war. In seinem immerwährenden Gang von Wand zu Wand führ er sich immer mal wieder fahrig durchs Haar das ihm ungewohnt ungepflegt ins Gesicht hing und auch das sonst immer Glatt rasierte Gesicht wies die ersten Stoppel auf. Immer wieder stieß er ein leises Fauchen oder murren aus. Dies alles war im Moment zweitrangig. Er hatte versagt, und er hatte keine Entschuldigung dafür als simple, Hirnlose, Nachlässigkeit. Er hatte tatsächlich auf die Ahnenacht vergessen. Gut, der Angriff der Strigoi hatte ein zelebrieren in der Wildnis unmöglich gemacht, und er hatte ein Opfer für die Götter dargebracht, auch wenn es einer anderen Bestimmung diente, als der Ahnennacht, doch hatte er es verabsäumt Morrigú ein eigenes Opfer zu bringen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr, hatte er dies jedes Jahr getan, und nun… hatte er es vergessen, verabsäumt, verschlampt. Er hätte schon daran denken sollen als Kyron ihn darum bat, ihn bei der Konklave zu vertreten. Andererseits, hätte er sich verzeihen können, wenn aufgrund seiner Abwesenheit Cahira oder Lionell etwas zugestoßen wären? Er knurrte wieder leise und lies wieder seine Faust gegen die Wand knallen. Niemals. Und nun rannte er hier auf und ab und fragte sich, was er tun könnte um dieses unverzeihliche Versagen wieder gerade zu biegen, wobei unverzeihlich eigentlich schon alles sagte. Bisher hatte er immer davon abgesehen eigene Körperteile zu Opfern, den Pragmatisch gesehen war er Morrigú mit zwei Gesunden Armen und Beinen über die Jahre dienlicher, als als Krüppel, doch nun zog er es wahrlich in Erwägung. Er überlegte ob Aki ihm seinen Schild vielleicht so umbauen könne das er ihn sich an den Schildarm Binden konnte und so auf seine Hand verzichten könne, auch spielte er mit der Überlegung sich ein Auge raus zu schneiden, oder sein Gesicht in den Flammen zu versengen, doch sein versagen blieb was es war. Unverzeihlich. Kurz ließ er einen leisen knurrenden Schrei los und tigerte wieder zur Gegenüberliegenden Wand. Diese verdammten Strigoi, wären sie nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert und er hätte sein Opfer bringen können. Er blieb stehen, und führ sich nochmals über das Gesicht. Wenn er Bluten musste, würden sie es auch tun. Es galt Dinge vor zu berreiten.
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#6
...und Zähne für Morrigú

Es blieb nicht viel Zeit zum planen, mit jedem Tag der verstrich, entfernte sich die Ahnennacht, und somit die Zugänglichkeit zu Morrigú. Der sonst so ruhende Pol wirkte unruhig, die sonst langsamen Bewegungen flüssig, für jene die ihn erst in den letzten ein bis zwei Jahren kennen lernten ein ungewohnter Anblick, für jene die ihn noch aus der Zeit der SSI kannten oder sogar davor, ein unheilvoller Vorbote. Er hatte sich entschieden eine Kette gefertigt aus Zähnen dieser Kreaturen zu Opfern, und hoffte das dies den Zorn der Göttin über sein Versagen besänftigen würde. Natürlich hätte er einfach jemanden der diese Zähne gesammelt hatte diese abkaufen können, er hatte sicher seinen Löwenanteil an dessen Erschlagung geleistet, doch wäre dies zu einfach gewesen, und dies wiederum eine Beleidigung Morrigús. Doch wusste er ebenfalls das er mit diesen Kreaturen alleine wohl überfordert gewesen wäre, so wandte er sich an jene beiden Menschen mit denen er in den Letzten Monden wohl am meisten zu tun hatte, und welche er inzwischen zumindest Ansatzweise ins Vertrauen gezogen hatte. Einar Ulfson, den Hauptmann der Grauwölfe und den Edlen Kennan Melyr, Lehensritter von Ravinsthal. Beide willigten ein, ohne groß Fragen zu stellen, das mochte er. Am Abend des Achtundzwanzigsten Jul näherten sie sich dem Schloss, nur um schnell zu der Erkenntnis zu kommen das die Mauern zu gut besetzt waren um wirklich dort eindringen zu können und sich diese Kreaturen einzeln vor zu nehmen. Zum Glück war rasch ein ersatzplan gefunden, der Schleim war der Vorbote dieser Kreaturen gewesen, und wie es der Zufall so wollte, hatten diese Biester ebenfalls Zähne der Kreaturen im Schloss in ihrem Leib. Ob der Schleim sie gefressen hatte? Sie eine Entwicklungsstufe des Schleims waren? Er konnte es nicht sagen, doch dies war etwas womit sich gelehrte herumschlagen mussten, nicht er. So schlugen sich der Ritter, der Hauptmann und der Wächter bis tief in die Nacht durch die Gänge der Kanalisation, bis er um die zwanzig Zähne gesammelt hatte. Eigentlich kam Kennan mit der Idee auf einundzwanzig zu nehmen, für die Anzahl der Götter, doch nach dem zwanzigsten vernichteten Untier schienen die drei den Rest des Schleims in die Flucht geschlagen zu haben, tiefer in die Kanalisation hinab wo es ihnen nicht mehr möglich war ihnen zu schaden. Mit dem Plan den letzten Zahn am nächsten Tag zu holen, kehrten die drei aus einer wesentlich sichereren Kanalisation zurück. Bei der Verabschiedung von seinem Kampfgefährten bat er den Hauptmann noch, einen seiner Söldner Feykir, einen Landsmann von derselben Insel um sein Werkzeug zu bitten. Nun wo der Klingenteil der Aufgabe so gut wie Abgeschlossen war, am der zweite Teil, die Herstellung der Kette, und von Zahnbearbeitung hatte er bis jetzt kaum einen Schimmer.
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#7
Er hatte beschlossen für die heutige Nacht Löwenstein, und die engen Mauern der Gefägnisinsel hinter sich zu lassen. Jeden Tag mehr begann er sich dort unwohler zu fühlen. Er konnte spüren wie sich mit jedem Schritt den er sich von der ehemaligen Reichhaupstadt entfernte, eine Last von ihm viel. Er würde den Abend und die Nacht dazu nutzen Handwerker auf zu suchen um sich Ratschläge zu holen, wie man die Zähne bearbeiten könnte und dieses dann tun. Gleichzeitig könnte er auch gleich nach dem rechten sehen, denn war er seit der Konklave welche nun doch schon etliche Tage her war nicht mehr in Ravinsthal gewesen, und er musste sicher gehen, das es dort allen, vor allem den Mendozas gut ging. In Rabenstein angekommen führten ihn seine ersten Schritte zur Edlen Tartsonis, er dachte das die Herstellung von Halsketten, auch wenn die Natur dieser etwas ungewöhnlich war wohl am ehesten einer Schneiderin ein begriff sein würde. Er lag Falsch, sie war zum einen mit Forschungen beschäftigt, zum anderen verwies sie ihn an einem Schmied, und so führte ihn sein Weg zunächst zu Aki. Aber auch der wusste ihm nicht zu helfen. Es mochte wohl eine Fügung der Götter sein, das eben in diesem Moment ein Bekannter von Aki zu Besuch kam. Ein Mann Namens Ludwig Felsschinder, ein Mann der ihm nicht nur sagen konnte, wie er die Zähne bearbeitete, sondern ihm auch noch das richtige Werkzeug dafür schenkte.

Nachdem er noch ein paar Dinge erledigt hatte, wie zum Beispiel Kyron einen Besuch ab zu statten, machte er sich in der großen Halle des Rabenkreises breit. Er breitete die Zähne und das Werkzeug vor sich aus und begann seine Arbeit. Anfangs entglitten ihm die Zähne oft, und war in den ersten Minuten klar das dies eine Aufgabe war mit der er die Nacht zubringen würde. Immerhin waren es zwanzig Zähne. Im Laufe der Nacht musste er immer wieder einmal seine verkrampften Hände ausschütteln oder seine von stätigen starren müde gewordenen Augen reiben. Das ein oder andere mal ging er auch kurz nach draußen in die Kalte Winterluft um sich wach zu halten. Doch es war wohl irgendwann, so gegen drei Uhr Nacht, er war wohl gerade mit dem sechzehnten Zahn zugange, das Feuer im Großen Kamin loderte knisternd vor sich hin, und wohlige wärme umfing seinen ganzen Leib als er einnickte.

Es war Nacht, die Ahnenacht. Er muss fünfzehn Jahre gewesen sein, zu jener Zeit lebte er wieder auf Prenne. Er hatte im laufe der Jahre auf fast jeder Insel das eine oder andere Jahr verbracht, war von Familie zu Familie gezogen, verwandte und bekannte seiner Eltern. Nun war er bei ehemaligen Jagdgefährten von ihnen, zurück daheim. Er liebte die Inseln, jede einzelne von ihnen, doch keine fühlte sich mehr wie zuhause an als Prenne. Die Freunde seine Elter behandelten ihn bereits wie einen erwachsenen, er verhielt sich ja zum großteils auch wie einer, er ging mit auf die Jagd und leistete seinen Beitrag für die Gemeinschaft. So fragte auch niemand, als er diese Nacht nach draußen ging. Die Gesänge der Vögel waren abgestorben, gelegentlich hörte mal irgendwo eine Eule ein schauriges Schuhu von sich geben. Es war so still das man den Wind hören konnte, wie er zwischen den Bäumen um das Jägerlager wehte. Die kahlen Äste der Bäume knarrten, und ab und zu ein rascheln zeugte von einem Nachtaktiven Graupelzchen das irgendwo im gefallenen Laub einen Unterschlupf suchte. Er ging zum Stall und holte dort das Kaninchen das er vor ein paar Tagen lebend gefangen hatte aus dem provisorisch gefertigten Stall. Den letzten Tagen hatte es dem Mümmler an nicht gemangelt, außer vielleicht an Auslauf . Er hatte es ordentlich gefüttert, und es hatte sogar etwas an Gewicht zugelegt, einer der Jäger meinte im Spaß zu ihm das er sich schon darauf freute das Tier mit ein paar Kartoffeln zu verputzen. Cois meinte damals nur, das dieses Tier nicht für ihn bestimmt war, und zum Glück akzeptierte er das. Nein, dieses Kaninchen würde von niemanden gegessen werden.

Er bewegte sich mit langsamen Schritten in den Wald, er hatte keine Angst, denn er kannte diese Wälder gut genug, um zu wissen das er hier drinnen nichts gab, was er zu fürchten brauchte. Natürlich gab es Legenden von Wölfen und Bären, doch das letzte mal das einer von diesen auf den Inseln gesehen wurden war wohl Jahrhunderte her, und die anderen Raubtiere griffen nicht an, wenn man sie nicht provozierte. Eine viertel Stunde vom Jägerlager gab es einen Alten Baum, der all die anderen überragte, die Leute in Eburos nannten ihn die Bluteiche, den in vielen Geschichten hieß es das Männer die im Streit lagen zu diesem Baum gingen um ihre Streitigkeiten bei zu legen, und nicht zu selten, kam nur einer dieser beiden zurück. Ein Perfekter Ort für ein Opfer an Morrigú. All den anderen Göttern hatte er schon früher in der Nacht, noch zusammen mit den anderen Jägern, Gebete und Opfer gewidmet. Doch nicht Morrigú. Auch wenn er damals noch eine Vorstellung davon hatte weshalb, ausgenommen vielleicht dem frühen Tod seiner Eltern, war Morrigú eine seiner Schicksalsgöttin, und er wollte auch ihr ein Opfer bringen und nach seiner Logik, war es so, das man in einer Nacht, in der die Leute ihre Waffen ruhen ließen , und niemand dem anderen versuchte Leid zu zu führen, die Aufmerksamkeit der Göttin genau durch dieses zu bekommen.

Er war am Baum angekommen, und auch wenn er bisher keine Angst verspürt hatte mutete die alte Eiche dennoch unheimlich an. Er wählte seine Schritte nun mit etwas mehr bedacht, und hielt am Ende noch mit einigen gebührenden Abstand zwischen sich und dem Baum an, und ging in die Hocke. Bisher hatte er das Kaninchen mit beiden Armen fest gehalten, doch nun nahm er das Tier nur noch mit der linken und drückte es zu Boden, es zappelte kurze die Hinterläufe zuckten , er konnte spüren wie das Herz raste im Gleichklang mit dessen hastiger Atmung. Mit der rechten zog er sein Jagdmesser von Gürtel. Er blickte das Kaninchen eine weile lang schweigend an, ehe er die Klinge ansetzte und dann zustieß.

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Ein lautes Knacken des Holzes im Kamin lies ihn aufschrecken. Er war noch immer in der Halle des Rabenkreises, das Werkzeug in der einen Hand, der Zahn in der der anderen. Sachte schüttelte er den Kopf. Er war wohl eingeschlafen. Er fixierte den Zahn wieder und wollte das Werkzeug erneut anheben, als sich eine Hand auf die seine legte. Sachte zog er eine Braue an und folgte mit dem Blick der Hand, zum Arm, zu den Schultern, bis er zum Gesicht dieser Person gelang, die da seine Hand hielt. Es war sie... doch dieses mal nicht mit toten Augen die ins leere blickten, kein Blut an ihren Lippen, nein, ein warmes lächeln, das an ihr genau so ungewohnt wirkte. Eine weile lang starrte er dieses Gesicht an, ein Gesicht das er so lange nicht mehr Tod oder Schmerz verzerrt gesehen hatte, ehe er sprach: „Was willst du, von mir“ Sie öffnete den Mund, doch war es nicht ihre Stimme die ihn verließ, es war seine und sie sprach: „ Was willst du von mir?“

Erneut fuhr er hoch und blickte sich um. Erneut war er in der Halle, das Feuer im Kamin war herunter gebrannt und nur noch das sanfte leuchten der Glut erhellte den Bereich vor dem Großen Kamin. Sachte schüttelte er den Kopf, streckte sich und seufzte leise. Zeit nach draußen zu gehen, sich etwas ab zu kühlen und Feuerholz zu holen, und dann würde er sich den letzten 4 Zähnen annehmen, und dies tat er auch bis in die Morgenstunden.
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#8


Schwer war sein Schritt als er sich durch den Schnee bewegte, er hasste Schnee, und er hasste Kälte. Auf den Inseln war das erstere ein schlechtes Omen, kein wunder das Ahmran eine ganze Jahreszeit fast durchgehend damit bedeckt war, und von Nordgard wollte er gar nicht erst anfangen. Er hatte sich daheim noch ein einfaches Lederband geschnappt und die durchbohrten Zähne aufgefädelt, natürlich hätte er sie gleich beim Kreis Opfern können, doch er war jemand der seine Gewohnheiten schätzte. Letztes Jahr hatte er sein Opfer an einem kleinen Schrein in Servano dar gebracht, und auch dieses Jahr führten ihn seine Schritte wieder an diesen Ort. Er war nie ein Mann großer Worte gewesen, taten, sprachen so viel mehr Worte, und doch überlegte er den ganzen Weg über was er sagen würde, und war sich dabei sicher, das die Worte die Falschen sein würden.

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Im Wald in dem der kleine Schrein lag, hatte er sich zuerst noch eines Wolfes entledigen müssen, wachsam wanderte sein blick immer wieder zwischen den Bäumen hin und her während sein Ziel immer näher rückte. Durch die Bäume konnte er bereits die Statue erblicken die über den Schrein wachte. Eine Gestalt in einer Robe, in der rechten ein seltsamer Stein. Zielstrebig ging er auf die Statue zu, nur um kurz davor auf beide Knie zu fallen und seinen Kopf zu senken. Nach einer kurzen weile des Schweigens begann er zu murmeln: „Ich knie hier vor euch, um euch um Vergebung zu bitten, Herrin Morrigú, auch wenn ich diese ob meiner Nachlässigkeit nicht verdiene. Ein weiteres mal, habe ich durch Raserei den blick für das wesentliche verloren. Ich habe diese Kette aus den Zähnen jener Feinde geschaffen, die dafür sorgten das ich in der Ahnennacht nicht zu euch sprach, euch keine Gabe darbrachte. Doch diese versagen einzig und alleine auf sie zu schieben wäre feige, und schwach.“ Er griff zu einer der vielen Beutel die an seinem Gürtel baumelten und zog die Halskette hervor, um sie dann zu Füßen der Statue zu platzieren ehe er weiter sprach: „ Ich weiß, das durch meine Verfehlung, die Chance, das ich euch, und ihr jemals würdig sein werde in weiter ferne sind, doch ich werde weiter kämpfen, in der Hoffnung, das der Tag kommen mag, an dem ich euch ohne Schuld und Schande unter die Augen treten kann.“

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Er schloss seine Augen und verweilte einige Zeit auf den Knien vor dem Schrein, vielleicht eine halbe Stunde, bis Stunde, ohne sich zu rühren, ehe er seine Augen wieder öffnete, seine Handschuhe abstreifte, mit der rechten sein Jagdmesser vom Gürtel zog, um die Klinge dann mit der linken fest zu umfassen , und diese einmal kräftig durch zu ziehen. Der Schnitt ging tief genug das Blut begann aus der geschlossenen Faust zu tropfen. Er hielt die Faust eine weile lang über die Kette und lies sein Blut darauf tropfen, ehe er die Hand zurück zog, und die Handfläche öffnete. Er dippte seinen rechten Zeigefinger in sein eigenes Blut, und malte sich dann damit wie auch im letzten Jahr die Ur Rune auf die Stirn. Nur kurz wickelte er eine Bandage um seine linke Hand nur um dann wieder reglos für eine weile Knien zu bleiben. Er dachte nach, über sein versagen, aber auch über den Traum der letzten Nacht. Er hatte es schon längst erkannt, doch wollte er es sich nicht eingestehen. Es war nicht sie, die ihn Heimsuchte, er war es, der sie nicht gehen lassen wollte. Aber das konnte er auch nicht, noch nicht. Langsam richtete er sich auf, und er trat einige Schritte zurück, ohne den Blick vom Altar zu wenden. Seine Lippen formten ein Stummes: „ Vergebt mir.“ ehe er sich umwandte und in die anbrechende Nacht verschwand.
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#9
Wie ein Tier im Käfig rannte er wieder einmal in seiner kleinen Kammer auf und ab, und er war schlaflos. Nicht wie die letzten Monde, wenn nicht Jahre, wo ihn seine Alpträume dazu bewegten sich selbst den Schlaf zu verwehren, nein, es war blanke, rote Wut, die in ihm kochte und es ihm unmöglich machte ruhe zu finden. Noch vor ein Paar Stunden hatte er gemeinsam mit Cahira und Freya die Banner des schwachen, egozentrischen Gottes aus der Erde gerissen, von denen sie jedes einzelne mit Sprängfallen versehen hatten, sogar auf dem Rabenhügel hatten sie eines aufgestellt, und er konnte sich beim besten willen nicht erklären wie sie dort hin gekommen waren, geschweige denn das Banner aufgestellt hatten und mit der Falle versehen hatten, ohne auf zu Fallen.

Wieder und wieder waren ihm diese Mithrasdiener auf Ahmran ein Dorn im Auge, und entweder sie versteckten sich wie in Löwenstein hinter dem Gesetz, oder sie versteckten sich wie Gestern Nacht im Wortwörtlichen Sinne, während sie Banner aufstellten und diese mit tödlichen Fallen versahen.
Er fragte sich wie die Götter dies zulassen konnten, diese Fanatiker, traten sie hier, in diesem Land wo der Glaube an sie noch stark war mit Füßen, und sie taten nichts. Wirsch schüttelte er seinen Kopf. Es gab Dinge zu tun. Er verließ seinen Käfig und ging in die Nacht hinaus, mit einer Fackel und einer Axt bewaffnet, ging er in die Ausläufe des Waldes nahe des Hügels und begann Äste und Brennholz zu schlagen. Die sonst so steinerne, starre Miene, verbissen zur Hassverzerrten Fratze verzogen, während er seine Aggression an den Bäumen ausließ.

Als er eine beachtliche Menge an Brennholz gesammelt hatte, machte er sich damit auf zum Hofe der Mendozas, um von dort sein Pferd zu holen. Für die Tatsache das Draincun sein Pferd war, hatte es schon ein außergewöhnlich langes Leben. Seine Pferde hatten seit jeher die Angewohnheit, Früh und Schmerzhaft zu sterben, und dies nicht einmal weil er es beabsichtigte, irgendwie schienen die Pferde die an seiner Seite starben der Ausgleich dafür zu sein, das Morrigú noch nicht mit ihm fertig zu sein schien. Auch Draincun wünschte er nichts mehr als ein langes und erfülltes Leben und ein sterben im würdigen Alter, doch er brauchte ein Zeichen, ein Symbol, ein Opfer und es gab wohl kaum etwas in seinem Besitz das diesen Begriff mehr verdiente als Draincun, der nun schon so lange in seinem Besitz überlebt hatte.

Er brachte Draincun und das Brennholz zum Altar am Ritualkreis auf dem Rabenhügel. Zuerst band er nur die Zügel nahe des Altars fest, was das Tier noch gelassen hin nahm, doch dann begann er das Tier mit Seilen noch an anderen Stellen fest zu binden und das Tier zu fesseln, was er mehr und mehr beunruhigte. Mit unruhigen blick beobachtete das nun fest sitzende Tier wie der großgewachsene Mann, den er die letzten Monde auf dem Rücken getragen hatte Feuerholz um ihn aufschichtete. Schon als er ihn holte, wirkte der sonst so ruhige Mann, aufgebracht, ruhelos, getrieben. Nun blieb ihm nichts als da zu stehen, gefesselt, zu zu sehen wie der Mann Holz stapelte und der Dinge zu harren die da kamen.

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Als er mit Feuerholz umschlossen war, murmelte der Mann mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme: „Tut mir leid Großer.“ und begann das Feuerholz mit einer Fackel zu entzünden. An den einzelnen stellen um ihn herum steckte er ein paar Äste in Brand. Es wurde wärmer, und er versuchte zappelnd sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien, doch die Seile die ihn hielten waren fest und Zahlreich. Der Mann drehte ihm den Rücken zu und trat zum Zentrum des Steinkreises. Panisch begann das Tier zu wiehern und an seinen seilen zu ziehen.

Der Mann wandte sich im Zentrum angekommen wieder dem Feuer zu und rief: „ Ich rufe dich, Morrigú! Ich rufe dich in Zeiten großer Not!“ Hallte die tiefe Stimme über den Ritualplatz. „ Einmal mehr, kommen die Diener des jungen Gottes, der in seinem kindlichen Egoismus keinen Neben sich dulden will in euer Land, und treten Euch, eure Diener, und all jene die an euch Glauben mit Füßen!“ Die Flammen hatten inzwischen die Beine des Pferdes erreicht, das immer wieder versuchte sich auf zu Bäumen, doch die Fesseln um die langen Beine des Tiers machten die Bewegungen schwerer, wie verrückt zerrte es an den Strängen, nur noch Flucht im Sinn, während der Mann unaufhörlich weiter rief, das panische , Schmerzvolle wiehern so gut es ging mit seinen lauten rufen übertönend. „ Einmal mehr, versuchen sie uns vor zu schreiben, was wir Glauben sollen und was nicht! Herrin Morrigú, ich flehe dich an, steh uns bei!“ Das Pferd sackte inzwischen kraftlos auf die Knie, von den Schmerzen überfordert und wurde komplett von Flammen umfasst, villeicht hatte es bei all dem Schmerz die besinnung verloren, villeicht hatte der Schock es aber auch schon getötet. Der Geruch von verbrannten Fell gemischt mit brennendem Fleisch, füllte die Nachtluft.

[Bild: gabe4.jpg]

Cois zog das Banner hervor, das die Fanatiker auf dem Rabenhügel aufgestellt hatten und warf es ins Feuer und rief wieder: „ Herrin! Ich flehe euch an! Vertreibt sie von euerm Land! Beschützt eure Diener vor Ihrem Wahnsinn! Zeigt ihnen, bis hier hin UND NICHT WEITER!“ Brüllte er in die Nacht. „ Ich werde alles, in meiner Macht stehende tun, um die Ungläubigen zu vertreiben, doch der Feind ist Zahlreich, und der Feind ist Feige! Darum Herrin, bitte ich, STEH UNS BEI!“ Er griff zu seinem Ritualbeutel, und Zog ein glitschiges Auge hervor, er hatte es einem der Fanatiker beim letzten Kampf nach seinem Sieg entfernt, und warf auch dieses in die Flammen, ehe er Kraftlos auf die Knie sackte und schwach murmelte. „ Tapadh leat.“

Er blieb eine weile da Kniend, blieb bei Morrigú, blieb bei Draincun der ihm so lange Treu gedient hatte, so lange seine Last getragen hatte, bis das Feuer verstorben war und nur noch glimmte, das verkohlte Pferd, ein Zeuge der Nacht.
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#10
So sehr er es auch bestreiten wollte, er war wegen ihr nach Zweitürmen gekommen, und nur wegen ihr. Und ein teil von sich hasste sich dafür. Egal wie lange es her war, vor Jahren hatte er einer anderen ewige treue geschworen, und ihr tot entband ihn keineswegs von seinem Schwur. Nichts desto trotz war er hier, kaum hatte Gwen ihm erzählt das sie etwas von ihm brauchte war er auch schon in Zweitürmen um erneut in die Dienste von Freiherr Jehann zu treten. Nicht das das etwas schlimmes wäre, von allen Männern unter denen er jemals gedient hatte war er immer noch unter den guten , vielleicht sogar der beste wenn man von der Liste an Tyrannen und Egoisten vor ihm ausging. Aber diese kamen auch aus einer Zeit wo es ihm egal war wem er diente, und was die Sache war für die er kämpfte. Hauptsache kämpfen, immer weiter kämpfen, bis er tot am Boden lag oder niemand anderes mehr übrig war. Auf jeden Fall hätte er nur für Jehann alleine nie seine Familie in Ravinsthal zurück gelassen, doch aus irgend einem Grund tat er es für sie.


Sie wollte also die neue Mauer die der Freiherr baute mit einem Wächtergeist versehen. Er wusste das es ein Glücksfall sein müsste wenn ihm die Götter, ihm der ohne die Gabe geboren war, diese Bitte erfüllten, doch für sie musste er es versuchen. Und er wusste was dies hieß: Ein Wächtergeist konnte nicht aus dem nichts geschaffen werden, ein Opfer musste gebracht werden, freiwillig, oder unfreiwillig. Ein bereitwilliger Wächter, oder ein Feind. Sie schlug eine Wache Löwensteins vor, und wenn sie ihm danach gefragt hätte, hätte er vermutlich sogar den König Ahmrans selbst angeschliffen, oder alles versucht was in seiner Macht stand um dies in die Wege zu leiten. Doch die Götter hatten anscheinend andere Pläne. Zuerst musste die Mauer versetzt werden, Chaos brach einmal mehr in Ahmran aus und die Pläne verzögerten sich, während die Fertigstellung der Mauer näher und näher rückte. Jedoch musste der Wächter gesetzt werden bevor der Boden im Mittleren Turm zugemauert war, was die Bauarbeiter bisher sträflich vernachlässigt hatten. So entschied er sich es nun am Tag des Donners endlich hinter sich zu bringen. Schon am Tag der Mitte, hatte er in der Nacht im Turm eine Grube gegraben, für die nötigen Opfergaben.


Am Tag des Donners trafen sie sich dann zur zehnten Abendstunde am Schrein nahe des Steinbruchs, dort wo er normalerweise seine Opfer an Morrigú darbrachte. Und wie es schien hatten die Götter erneut mit den Wachmännern Löwensteins ein einsehen. Sie berichtete ihm, das erneut Chaos ausgebrochen war und deswegen die Wachen in Löwenstein in höchster Alarmbereitschaft waren. Es würde ein Ding der Unmöglichkeit werden eine der Wachen alleine zu erwischen, also mussten sie umplanen. Einen kurzen Moment überlegte er nach alternativen. Die Grabräuber in Ravinsthal, sie wären zu unbedeutend für Zweitürmen. Die Briganten in der Miene, auch sie waren schon lange keine Gefahr mehr. Als sie schon auf dem Weg zu dem Briganten waren viel es ihm ein: Die Marschenläufer.


Gemeinsam näherten sie sich den versteck der beiden, sie heilt sich im Hintergrund während er versuchte mit ein paar gezielten Stein Würfen einen der ihren von seiner Truppe weg zu locken , und tatsächlich war einer der ihren unvorsichtig genug sich die Geräusche genauer an zu sehen und mehr brauchte es nicht. Er verwickelte ihn in einen Kampf, während sie hinter ihm schlich und ihm mit einem stumpfen Gegenstand eine überzog. Sie hatte zum Glück an alles Gedacht: Seil, einen großen Sack. Schnell war der Läufer gefesselt, mit einer Bandage geknebelt und in einen Sack gestülpt den er sich über die Schulter warf, und gemeinsam ging es dann zum eigentlichen Ziel des Abends, dem mittleren Turm der baldigen Wehrmauer Zweitürmens.


Die Unfähigkeit der Bauarbeiter kam ihm einmal mehr gelegen, sie hatten es auch nicht für nötig befunden das Loch das er Gestern Nacht gegraben hatte zu zu schütten. Er legte den Sack in dem sich der noch immer Bewusstlose Marschenläufer befand neben der Grube ab, und kniete dann vor der Grube nieder, während sie um die Grube herum ging und sich still ihm gegenüber hockte um ihm bei seinem tun zu beobachten. Er Hob seinen blick gen des Daches und begann zu sprechen.

„Nodons, Gwynn, Morrigú, und Galates... wir rufen euch. Nodons, Gwynn, Morrigú, Galates, wir bitten euch.“ 

begann er laut zu sprechen. Während für einen Wächter Nodons, Gwynn und Morrigú, die drei Götter des Kampfes nur selbst verständlich waren so konnte Galates etwas irritieren. Doch nicht ohne Grund nannte man ihn den Hüter der Verstorbenen, und nicht ohne weiteres würde er bereit willig eine Seele heraus geben.

„Hier, soll das Bollwerk stehen, hier, soll die Mauer stehen, die unser aller Feinde abwehrt. Wir bitten euch, wir flehen euch an, schenkt uns einen Wächter, der unsere Feinde in Zeiten der Not bezwingt.“

Er und auch sie begannen zu den beschworenen Worte sachte auf und ab zu wippen im Takt des Klangs seiner Beschwörung. Unterbrochen wurde sein wippen als er einen mit Ihwaz Runen verzierten Rundschild vom Rücken nahm und mit den Worten:

“Nodons, dies sei mein Geschenk, dies, sein sein Schild, dies sei seine Wehr. Soll es ihm , diese Festung, dieses Tal, vor allen Feinden schützen und jene die versuchen den Frieden dieses Tals zu stören trotzen, mögen sie abprallen und scheitern.“ 

lies er den Schild in die Grube hinab. Aus nächstes zog er vier Silbermünzen aus einen der unzähligen Beutel an seinem Gürtel, eine jede einzelne mit einer Jera Rune eingeritzt. Und während er die Worte sprach:

“Gwynn, mögest du ihm das Geschick für die Kampfkunst geben, mögest du sein Immerwährendes Glück im Kampf sein, auf das er selbst im Angesicht der Übermacht nicht scheitern möge. Auf das sein Glück auf alle übergehe die dieses Tal mit ihrem Leben verteidigen.“

schnippte er eine Münze nach der anderen, als Symbolisierung des Glücks in die Grube. Bei einer war es knapp, und beinahe hätte nicht in die Grube getroffen, doch blickte wohl tatsächlich Gwynn Heute Nacht auf sie herab und die Münze fand gerade noch ihr Ziel. Kurz atmete er tief durch ehe er zum nächsten Geschenk griff, eine Phiole mit kristallklarem Wasser, die Alchemisten nannten es Silberfluss, im Korken war Perth Rune eingebrannt. Der Marschenläufer war inzwischen zu sich gekommen und zappelte in seinen Fesseln, ob des Knebel gab er leise schnaufende Geräusche von sich. Und während der Druide das Fläschchen in die Grube warf, sprach er:

“ Galates, dies sei mein Geschenk. Ich bitte dich, leihe uns einen Krieger, leihe uns einen Wächter mit dem Wissen und der Kraft der Ahnen.“

 Vermutlich war es das aufwachen des Marschenläufer der ihn diesen Teil des Rituals etwas kürzer halten lies, zu dem er nun seinen blick wendete. Er griff zu seinem Jagdmesser und Schnitt den Marschenläufer aus dem Sack. Mit Panik blickte der Marschenläufer zu dem Messer während für ihn wohl die Welt in dieser Sekunde Still zu stehen schien. Der Druide blickte wieder gen der noch offenen Decke und sprach fast schon Liebevoll:“

„Morrigú“
„Ich bitte dich, ich flehe dich an... dies...“

er wies ohne überhaupt zu ihm zu sehne mit der freien Hand Richtung des Marschenläufers.

„Dies, ist das Geschenkt, dies ist das Tauschobjekt. Ein Feind, für einen Wächter, Ein Feind, für einen Krieger. Ein Leib, für einen Leib, eine Seele, für eine Seele.“

Nun wandte sich der blick auf den Läufer und er legte ihm das Messer an den Hals und hauchte

„ Blut, für Blut“

Ein paar Sekunden schwieg er, die Worte sickern lassend, ehe er die Klinge durchzog um dessen Schneide mit einem feuchten roten Film zu bedecken und am Hals des Läufers eine klaffende Wunde zu hinterlassen. Der Wächter gab noch erstickt gurgelnde Geräusche von sich. Der Druide zog ihn zur Grube und lies ihn hinein fallen während er sprach:

 „Dies Morrigú, sei Für dich.“
„Nodons, Gwynn, Galates, Morrigú. Ich bitte euch, ich flehe euch an, dies sei der Wächter. Eins sei er mit dieser Mauer, diesen Türmen, dieser Wehr. Unser Verteidiger im Angesicht des Feindes. Unser Beschützer in Zeiten der Not. Dies, sei unsere Bitte, dies sei unser flehen.“

Als eine letzte Gabe, warf er einen Leeren Runenstein in das „Grab“. Als Symbol, für das Ende, das Ende des Marschenläufers, und ein Symbol, für den Anfang, der Anfang des Wächters, und sprach leise so wie er jedes seiner Rituale beendete „ Tapadh leat.“ Mit einem Dank.


Noch eine weile hockten die beiden schweigend da, ehe die Grube zu schütteten, den Boden glatt traten und dann den Turm verließen und in die Nacht verschwanden.
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