FSK-18 Auch dem Wolf ist sein Junges lieb
#1
Geduckt saß er im Unterholz, um zu lauern. Er hatte ein Rudel Wölfe verfolgt, es schienen Muttertiere auf der Jagd zu sein. So erhoffte er sich eine gute Ausbeute an Fellen, so weiß wie der Schnee. Als der Mond durch das Dunkel des Dickichts blinzelte, konnte er das Rudel sehen. Es waren drei, die nun zurück zu ihrer Höhle kehrten und mit Gejaule empfangen wurden.

Sofort waren die Jungtiere aus dem Schutz der Dunkelheit gekommen, gefolgt von einem größeren Tier. Er legte die Armbrust an, um es besser erfassen zu können, richtete Kimme und Korn aus und spähte lauernd hindurch. Was er sah, ließ die Armbrust in seiner Hand wie in Zeitlupe nach unten gleiten.

Blaue Augen, so tief wie ein Ozean, so leuchtend wie das Meer. Lange pechschwarze Haare bedeckten das Geschöpf, das von oben bis unten vor Dreck nur so strotzte. Doch so sehr er sich die Augen rieb, es bliebt. Mitten unter diesem Rudel Wölfe lebte ein Mädchen, vielleicht 12 oder 14 Lenze alt.

Wieder starrte er vor sich. Das Rudel war auf eine Lichtung getreten, der Mond, der inzwischen hell am Firmament stand, leuchtete nun jede Einzelheit aus. Kein Zweifel, da war ein Mensch unter den Wölfen. Sie war von vielen kleinen Wunden übersät, wohl die Spuren der kleine Bißspiele unter Jungtieren. Keine großen Verletzungen, nichts was beunruhigend gewesen wäre.

Ungeduldig bewegte er sich, sofort schnellte wohl der Leitwolf herum, nahm Witterung auf, knurrte. Zwei Augen, die ihn direkt anblickten, direkt musterten, dann zu dem Mädchen blickten. Er war nicht mehr der jüngste, wusste dass seine Tage bereits gezählt waren und hätte er einen Angriff kaum überstanden. So verhielt er sich ruhig, bewegte sich nicht. Auch sein Blick wanderte zwischen beiden hin und her, als wolle er sagen: „Gib sie mir, es ist Zeit, dass sie zu den ihren zurückkehrt“.

Der Wolf spannte jeden Muskel an, schlich mit angelegten Ohren zu dem Mädchen, leckte sie noch einmal ab, was sie mit meinem leisen „mmmrrr“ beantwortete. Das erste was der Alte von ihr hören konnte. Dann heulte der Wolf laut auf, als sammle er das Rudel. Sie sammelten sich, im Kreise um ihn, knurrten und jaulten. Dann verschwanden sie im Dunkel der Nacht, zu schnell für das Mädchen, das noch versuchte, ihnen zu folgen.

Irgendwann gab sie auf, lag mit keuchendem, fast schon fiependem Atem am Boden. Sie heulte und jaulte, als er sich in ihre Nähe begab. Ja, sie zog sogar die Lippen nach oben und fletschte die Zähne, knurrte ihn an. Der Alte kniete sich nur in ausreichend Abstand vor sie, wartete dann einfach.

Er nannte sie Myrra, weil dies ihn an den ersten Laut erinnerte, den er von ihr hörte. Sie verbrachten exakt 6 Lenze miteinander, in denen er ihr soviel wie möglich beibrachte Sie hatte keinen Namen für ihn, Namen kannte sie nicht, sie waren unwichtig für sie.
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#2
Dann brach er einfach zusammen, lag einfach so leblos vor ihr. Ein lauter heulender Schrei gellte durch den Wald, gefolgt von einem Jaulen. Sie war nun alleine auf sich gestellt.
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