Schlaf stört nicht
#1
Die Reise am frühen Abend war anstrengend gewesen. Zu Fuß und nur mit leichtem Gepäck erklommen sie die Geröll und Schutthaufen in den Bergen. Spätestens ab der Brücke nach Ravinsthal wusste Serbitar nichtmehr gänzlich wo er sich befindet. Die verschlungenen Bergpfade bahnten sich einen Weg durch unangenehmes Terrain. Es musste schon eine Ewigkeit her sein das jemand diese Pfade beschritten hatte. Kleine Brocken Felsgestein lagen den Pfad entlang, und trotz all des Gerölls war ein recht eindeutiger Pfad ausnehmbar. Vielleicht war dieser Pfad ja doch gut besucht. Die Grauwölfe hatten sie geschickt umgangen, und trotz der Geheimhaltung ihrer Unternehmung war ihm so als wäre jemand wie ein geölter Blitz zu ihrer Position geschnellt. "Schnell, gehen wir weiter bevor man uns sieht." waren die drängenden Worte des Barons der sich in die Kutte eines Druiden gehüllt hatte. Nach einer schieren Ewigkeit auf dem Pfad, gelangte das Dreiergespann zu einem Abhang. Ohne zu zögern sprang die Rothaarige hinunter und landete Elegant. Der Weißhaarige hingegen landete auf dem Hintern die Schwarzhaarige hinter ihm. "Geschafft" dachte er sich als sie endlich zu einem gepflasterten Weg kamen, wäre da nicht eine Wache gestanden. Sie hatte die Gruppe ignoriert, der Robe sei Dank.

Wohin sollte der Weg sie führen? Gleich zum Rabenkreis, oder doch zuerst zum Ritter Passwachts? Vielleicht war der Ritter ja auf ihrer Seite? Oder er würde sie alle Drei umbringen. Der Einsatz war recht hoch, aber der Abenteuergeist des Barons war ungebrochen, bis sie zum Feldlager des Ritters kamen. Ein ganzer Haufen an Soldaten wuselte geschäftig umher, und in seinem Zelt hatte der Ritter Passwachts offenbar zu tun, doch wer würde Druiden, gleich Dreien den Weg in Ravinsthal versperren? Niemand der zurechnungsfähig war, und das war es, was Serbitar herausfinden wollte. War dieser Mann zurechnungsfähig oder nur ein cholerischer Idiot? Diese Gedanken führten ihn auf sein Eigenes Bild zurück. Absolute Wahrheit, war die Übereinkunft die die Zwei Druiden mit dem Baron trafen. Ein guter Punkt wenn man an den Kodex des Ordens dachte, ein schlechter wenn man das Wort "Wahrheit" etwas zu Dehnen pflegte.

Wenig Verwunderlich zeigte der Ritter Passwachts immerhin den Anstand die Gruppe aussprechen zu lassen. Sein eigener Makel war es die Hilfe die ihm der Baron angeboten hatte anzunehmen. Nun, es war dann sein Problem, die Söldner würden ihn töten, aber es würde nichts bringen. Lebendig hätte der Ritter mehr Wert, aber Serbitar war nicht gekommen um Diskussionen zu führen. Viel wichtiger war es zum Rabenkreis zu Gelangen um ihnen seine Große Liebe, die kleine rothaarige Druidin zu offenbaren, jedenfalls war es das was der Ritter glauben sollte.
Die Realität sah etwas anders aus, nicht das er die Rothaarige nicht mochte, aber sie war ihm zu Ehrlich. Vielleicht sogar die Art von Ehrlichkeit die man sich von einer ehemaligen Hure nur dann erwarten würde wenn man nicht bezahlt hat. Irgendwo schätzte er das kleine Ding, für alles was sie bislang getan hatte, doch soweit reichten seine Gedanken nicht als sie bereits das Zeltlager verließen.

Der Weg tiefer nach Ravinshtal entpuppte sich als recht gut gepflastert und niemand machte Anstalten die Gruppe aufzuhalten. Auf dem letzten Wegekreuz angekommen bäumte sich Rabenstein vor der Gruppe auf, wie ein Fels in der Brandung. Es war riesig, und das kleine Dorf zu Fuße der Festung war ungewohnt. Niemand war auf den Straßen zu sehen und ohne lange Umschweife begab sich die Gruppe in das Heim des Rabenkreises. "Ziemlich viel mit Raben... Rabenstein Rabendorf Rabenkreis" dachte sich der Baron als sie die Treppen emporstiegen und in einer Art Ausbildungslager für Druiden einkehrten.

Es war recht geräumig und in den Barracken der Druiden gab es sogar einen direkten Zugang zu einer kleinen Quelle in der man Baden konnte. Ohne lange Umschweife tunkte der Weißhaarige seine Füße ins Wasser und betrachtete die Gebirgsformationen. "War das heute schon alles?" fragte er sich insgeheim und ging zu seinen Zwei Weggefährtinnen zurück.

Egal was er tat oder wie er es zu Verstecken versuchte, ihm war mulmig im Magen. Er war in einem fremden Lehen, mit anderem Glauben. Niemand würde es bemerken würde er verschwinden, jedenfalls nicht hier, und was würde mit den anderen Geschehen und mit...

Die Fellbetten waren weich und das Mondlicht flutete den Raum und tauchte ihn in eine Mischung aus Hell und Dunkelgrau. Ein Blick zu den Zwei Schlafenden entlockte ihm ein altes Sprichwort "Nachts sind alle Katzen grau." Doch sein Amüsement über diesen erstklassigen Vergleich hielt nicht lange an, immerwieder überlegte er, was er dem Füsten sagen sollte. Wie er es sagen sollte, sollte er auf den "Putz" hauen? Oder es diplomatisch versuchen? Oder den armen Kater spielen? Oder so tun als wäre er ehrlich? Irgendwann nach vielen vielen vielen Überlegungen fielen seine Augen zu, und seine letzte Überlegung "Ein bisschen Schlaf stört nicht."
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#2
"EUR!" hörte er aus der Ferne und ein lauter Knall der ihn fast vor Schrack aus dem Bett hob ertönte. "Was zur..." murmelte er leise zu sich und hielt sich den Kopf. "Mh..." die Zwei Druidinen waren wohl schon länger Wach gewesen als er und waren fort. Mühseelig klaubte er sein Hab und Gut zusammen und legte seinen Wappenrock an. Hier sollte ihn niemand erkennen, aber wenn man ihn schon absticht, bitte mit Stil. Der blaue Wappenrock mit seinen gekreuzten Schwertern und dem hohen Kragen, ein Prachtstück der Schneidereikunst. So konnte es sich sterben lassen. Diese Gedanken erhellten seinen Blick, so dämlich sie auch waren, aber manchmal konnte der Baron über seine eigenen Absurditäten lachen.

Am Tor Rabensteins hielt sie eine Wache an. "Wer seid ihr?" fragte die Wache "Seid ihr der Bote aus Thalweide?" und für einen Moment war Serbitar geneigt "ja" zu sagen, doch irgendwann musste herauskommen das er hier war, und dann wenigstens an den Toren, soviel Etikette musste schon sein. So verneinten sie, und es wurde offenbart das man sie dann nicht verhaften würde. "Glück gehabt." war wohl der einstimmige Gedanke der Drei als sie einander ansahen, und so setzten sie ihren Weg fort.

Am nächsten Posten angekommen wurden sie ohne weiteres durchgelassen, bis sie zu einem Tor kamen das die Äussere von der Innere Bujr abgrenzte. Dem Wachmann wurde mitgeteilt wer gekommen war und eine Audienz beim Fürsten wurde angestrebt, die bewilligt wurde. Erleichtert nickte der Baron, denn normalerweise war es üblich sich entweder bei einem Baron oder beim Lehensherren vorstellig zu machen um seine friedlichen Absichten zu überbringen. Ein Geschenk durfte auch nicht fehlen, und schlau wie der Baron nunmal war hatte er vom Besten Wein Südwalds eine Flasche abgezweigt. Servok seidank, dachte er sich in diesem Moment. Während des Wartens ertönte lautes Geschrei "FEUER!" gefolgt von einem Ohrenbetäubenden Knall der den Baron selbst zusammenzucken ließ. Eine schiere Endlosigkeit und ein paar nett ausgetausche Worte später, wurde dem Trio der Einlass gewährt. Das Grinsen der Wachen vor dem Festsaal ließ bereits auf miese Laune des Fürsten schließen, aber Serbitar war nicht gekomen um mit ihm Tee zu trinken, sondern um ihm zu sagen was Sache war. Jedenfalls versuchte er sich das immerwieder einzureden. Sein Magen erzählte etwas Anderes, indem er pausenlos versuchte sich im Kreise zu drehen, sein Herz klopfte wie der Hammer eines Schmiedes auf glühendes Eisen. Er hatte schon bessere Tage erlebt, nichteinmal vor dem Truchsess hatte er solche Angst wie vor diesem Mann. Warum? Ravinsthaler sind allesamt Pack. Jedenfalls sagte man das. Solle sich der Fürst an die Etikette halten? Wer würde es ihm verübeln wenn nicht? Keiner? Ein schlechter Gedanke.

Das Gespräch mit dem Fürsten verlief nicht ganz wie er es sich erhofft hatte. Er schien nicht den Eindruck zu machen die Situation auf eigene Faust regeln zu wollen, abgesehen davon das Servano ein Ultimatum gestellt wurde. "Drei Tage". Wie bei Mithras und allen anderen Göttern sollte er in Drei geschissenen Tagen die Wölfe aus der Passwacht vertreiben? Die Flüsterwaldkampagne dauerte Wochen, Monate. Damals waren auch diverse Leute nicht einfach tot. In Drei verdammten Tagen über die weiße Weste Servanos zu gebieten war eine Sinnlosigkeit. Es war Dämlich es war so wenig Zeit, und der Weg in die Heimat fast einen Tagesmarsch entfernt. Wie sollte er dies nur unter einen Hut bringen? "Unfälle passieren" gestand der Fürst als es um den Ritter Passwachts ging. Sollte der Baron seine Prinzipien und seine Seele für etwas geben nur um einen guten Eindruck bei einem Fürsten zu machen, dessen Einwohner ihm soviel Leid bescherten? Thalweide tat dies und das. Es interessierte ihn nicht, doch warum ließ er dann Boten aus Thalweide gefangennehmen? Hatte er doch Lunte gerochen? Oder war es nur eine Finte?

Die Rückreise zum Haus der Raben war sehr unentspannt, doch die Boten der Raben durften Nachrichten überbringen, kannten das Terrain besser als er, und so verfasste er ein paar Zeilen die er absiegelte. Wem sollte er schreiben? Die Grauwölfe mussten gefasst oder erledigt werden, oder der Ritter Passwachts... Von hier aus konnte er nichts tun und so musste er die Gewalt in Hände derer geben die nun auf der anderen Seite der Grenze saßen. "Mobilisiert was ihr habt." Es hängt soviel davon ab...

Der Frust ließ sich trotz der abgeschickten Briefe über die Druiden des Rabenkreises nicht einstellen. Es war frustrierend nicht dabei zu sein wenn Soldaten ausgehoben wurden, ihnen eindeutige Befehle zu geben. Dann erklang ein lautes "Platschen" nachdem die Rothaarige ins Wasser gesprungen war. Die Schwarzhaarige stand noch vor dem Baron und unterhielt sich mit ihm auf eine unangenehme Art und Weise, Dinge die er verschwiegen hatte, nichteinmal aus böser Absicht und die mit dem Gespräch des Fürsten wieder zu Tageslicht gelangten. Irgendwann, endete das Gespräch mit der Vatin und sie ging aus. Der Neugierde des Barons war es zu verschulden das er der kleinen Druidin nachging, aber nicht ganz ins Wasser, oder gar Nackt. Wie er feststellte lag ihre ganze Kleidung am Sims des Wasserzuganges. Die Stiefel verlor er ebenfalls und streckte seine Zehen ins Wasser. Er hasste es wenn die kleine Rothaarige recht hatte. Was er aber nochmehr hasste war das sie Nackt war und Recht hatte. Ihr Körper interessierte ihn nicht, wichtigere Dinge als ein paar Busen hatten seinen Geist eingenommen. Was würde der kommende Tag bringen? Was würden die nächsten Tage bringen? Was wird der Fürst tun wenn es nicht gelänge die Söldner zu stoppen? Würden es die Edlen Servanos und Candarias schaffen eine Entscheidung zu treffen? Selbst wenn es eine Schwierige wäre? Er begab sich für sie alle in Gefahr, und hoffentlich würden sie das mit einer Unterstützung die dem ganzen Lehen helfen würde honorieren und nicht nur wie so oft im Kreis sitzen und den einfachsten Weg wählen.
Der einfachste Weg führte erst zu diesem Schlamassel und Aufgeschoben ist nunmal nicht Aufgehoben.

Die Augen des Barons wurden schwer, und er wüsste nicht was er noch tun sollte, der Tag war anstrengend und er hatte ihn überlebt... Die letzten Gedanken drehten sich im Kreise... denn ein bisschen Schlaf. stört doch nicht.
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#3
"Mgrhrlm" murmelte er leise als er sich aus seinem Schlaf erhob und aus dem Fenster sah. Die Nächte waren nicht die Spannendsten und fernab der Heimat war er auch von jeglicher Kunde abgeschnitten. Was würden die Anderen tun, etwa sich Sorgen machen? Ein ruckartiges Kopfschütteln ließ seine Haare umherwirbeln. Es war heiß, oder war nur ihm heiß? Sie waren an der Küste und es war ihm als hätte er die ganze Nachtlang trainiert, er fühlte sich ausgelaugt. Ein skeptischer Blick in Richtung des Bettlagers der Roten, und ein gefolgter auf seine Hose, seine Weste, Beides noch am Mann. Getrunken hatte er auch nichts, aber er fühlte sich miserabel. Vielleicht das Essen des Fürsten? Hatte man ihn vergiftet? Nein, die Arbeit würde er sich nicht machen wenn er ihn hätte töten wollen dann in kurzem Prozess.

Irgendwie fühlte er sich kränklich, und plötzlich nervte ihn alles. "Vielleicht haben sie mich verhext?" Doch wozu? Es war noch nicht der Tag für die Heimreise, in diesem Zustand würde er sich wohl am ehesten Verraten... In seinem Magen gluckste und rumorte es. Vielleicht war es einfach Hunger? Er zückte ein Stück seines Trockenfleisches hervor und verzehrte es. "Ah besser." murmelte er, doch so schnell wie sich dieser Gedanke einstellte, so rasch hatte er das Brot wieder mit den Armen erbrochen. Es war wirklich nicht sein Tag, und so tat er was am Besten war, still und leise auf den Fellen liegen, und hoffen das ihn keiner anspricht. Alt genug sah er ja schon aus.
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#4
Der Morgen war ein Graus und das Dröhnen in Serbitars Schädel machte keine Anstalten zu verebben, der Weg war Weit und die Druidinnen wohl mit ihren üblichen Tätigkeiten beschäftigt. Das Ultimatum war fast abgelaufen und mit ein wenig Glück würde er die Grenze erreichen bevor sein Kopf zu explodieren drohte.

Der Weg war beschwerlich, nicht weil das Pflasterstein schlecht gelegt war, sondern weil sich unter der schwarzen Robe eine ordentliche Hitze ansammelte. Immerwieder hielt er an, bis er zu dem Waldstück gekommen war das er unlängst durchschritten hatte. Die Steigung war hoch, aber das etwas trockene Wetter spielte ihm gut zu. Altes Wurzelwerk diente ab und an als Griff oder Fußsstütze. Mühsam und mit komplett angespannten Körper schob er sich Zentimeter um Zentimeter hoch, bis seine von Erdreich befleckten Finger einen alten Baumstumpf ergriffen. "Nurnoch... ein Zentimeter" murmelte er leise zu sich als er den Körper über die weiche erdige Kante schob.

Ein paar Minuten des Verschnaufens gönnte er sich, dann begann der Auf und Abstieg ins Gebirge. Die Pfade waren wie beim erstenma Eng, und unangenehm aber der Drang nachhause zu kommen war stärker als je zuvor.

Mit langen und kurzen Schritten, bahnte er sich einen Weg durch das Geröll, bis er die Flüsterwaldbrücke im Zentralmassiv erspähen konnte. Vorsichtig beugte er sich nach Vorne, es war Dunkel und in der pechschwarzen Robe war es wohl auch schwierig in auszunehmen. Einen elendigen Fußmarsch später fand er sich auf der Wiese wieder auf der einst ein heftiger Kampf tobte. Ravinsthal lag weit hinter ihm, aber nicht weit genug, und der Weg wurde forgesetzt bis er an seinem Hof ankam.
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