FSK-18 Die schwarze Heilige
#51
"Pssst!"
Ach nein. Was ist denn nun schon wieder?
"Sag mal."
...Ja?
"Kann es sein, dass du dich irgendwie nicht an die Abmachung hältst?"
Was? Blödsinn. Das ist doch genau das, was wir abgesprochen hatten.
"Nicht ganz."
Soll das hei-...
"Ja, heißt's."
Isadora... Isadoooora!

Und zum ersten Mal seit ihrer Gefangennahme im Kerker verhielt sie sich angemessen und hämmerte sich die Hände an den Wänden blutig, schrie wie ein Tier... nur um einige Momente später wieder​ ganz ruhig zu werden und einfach zu weinen.
Wie auf Kommando setzte die morgendliche Übelkeit ein.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

[Bild: a32hxwmu.png]
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#52
Sieh dich an.
Sitzt hier allein im Dunkeln.
Einsam und verlassen weinst du.
Du wartest.
Bis deine Zeit vorbei ist.
Das unterscheidet dich nicht von anderen.
Tod bedeutet Unruhe.
Hast du Liebe und Verständnis von ihnen erwartet?
Das gibt dir nur meine Dunkelheit.
Nur ich.
Ich applaudiere dir im Schatten.
Ich liebe dich.
"Lass mich einfach in Ruhe sterben..."
Und ich vergebe dir.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

[Bild: a32hxwmu.png]
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#53
Mithras,
warum hast du es nicht verhindert?
Warum hast du nie meine Hand geführt,
meinen Geist,
mein Herz?
Warum ließt du sie gewähren, warum durfte sie mich haben?
Warum hast du mich kampflos aufgegeben?
Warum durfte ich deiner nie würdig sein?
...
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

[Bild: a32hxwmu.png]
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#54
Den Brief hat sie nicht bekommen.
Die Glocken hat sie nicht gehört.
Die Flammen haben sie genommen.
Doch das hat sie nicht mehr empört.

27.12.2014 - 20.03.2017 und für die 666 Beiträge hätten mir jetzt noch 47 gefehlt.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

[Bild: a32hxwmu.png]
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#55

... Die Kiste mit ihren letzten Habseligkeiten von der Versteigerung fand ihren Platz neben einem Aschesäckchen...
... das aufgebrochene Schloss wurde ausgetauscht und durch ein Neues ersetzt...
... einer jeden Spinne die um Einlass bittet wird Einlass gewährt...
... auch jenen die nicht darum bitten...
... später am Abend verschmäht ein Rotschopf sein viel zu großes, gemütliches Bett und legt sich auf die Truhe, den Kopf auf dem Aschesäckchen platzierend...
... es sieht unbequemer aus als es wohl ist, immerhin schläft er direkt ein und träumt bittersüße Träume...
... von Spinne und Frosch in inniger Umarmung...
... wenigstens kann niemand seine Träume sehen...
... oder...?
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#56
Es gibt Gemäuer, das dazu gemacht ist, eingerissen zu werden.
Es gibt Siegel, die einladen, sie zu zerbrechen.
Es gibt Namen, die wie eine Melodie klingen.
Und es gibt jene, die sie singen.
Nirgends sonst werden so schöne Hymnen gesungen wie in Galatia.
Und jeder einzelne, der von dort kommt, trägt sein inneres Lied mit sich über das Meer.
In Ghalens Welt ist es niemals still.
Von dramatischen Pausen einmal abgesehen.
Oder wenn der innere Flötenspieler einmal Luft holen muss.
Oder wenn dem Geiger die Schulter schmerzt.
Oder dem Leierspieler das Handgelenk.
Aber es kam selten vor, dass in Ghalen selbst die Musik verstummte.
Warum sollte sie auch? Das Leben ist kurz und schön.
Manch einer hätte vielleicht behauptet, es müsste zwischendurch doch einmal ruhig sein,
damit man überhaupt bewusst hinhört,
damit der Klang des Lebens nicht einfach so im Hintergrund plätschert...
...aber da kannte er Ghalen wohl schlecht, denn ..
der hätte einem etwas ganz anderes erzählt.

"Es ist mal laut, dann wieder leise,
ein jeder singt auf seine Weise,
ich bevorzuge fröhlich und bunt,
alles andere wär' mir zu gesund,
und mag mein Liebchen nicht mehr bei mir sein,
dann singe ich eben allein."

Da war es wieder. Diese garstige Tonfolge, die nicht passen wollte...
Dieser Klang, der einem erst die Kehle und dann die Brust zuschnürte.
Er konnte trinken, so viel er wollte,
und gerade jetzt, da brannte ihm der Met im Hals,
seit einiger Zeit hörte er diese Töne immer mal wieder.
Vor allem seit sie bei ihm stand: Mohrhana.

Er wollte nicht hinhören, er wollte von Anfang an nicht hinhören.
Er hielt sich die Ohren zu, aber das Lied spukte in seinem Kopf herum und wurde immer lauter,
je mehr er versuchte sich zu wehren.
Röhrte tiefer in ihm bei jedem mitleidigem Blick, bei jeder hoffnungsvollen Aufmunterung, bei jedem Wort des Mitfühlens.
Er wollte es nicht hören, er konnte nicht, denn das hätte das Ende aller Fröhlichkeit bedeutet.
Und dabei wollte er doch fröhlich sein...
Er dachte, die fast leere Kiste würde ihn vielleicht wieder fröhlich machen können.

Er dachte, die Kiste mit dem Tand würde ihn wieder fröhlich machen können?
Fröhlich wie vor wenigen Monden noch, als seine Melodie zwar irgendwie düsterer wurde, aber auch bittersüß.
Aber die scheiß Truhe tat ihm diesen Gefallen nicht!
Sie lächelte ihn stattdessen nichtssagend an, reglos und erhaben.
An ihren Scharnieren hing schon Rost und am Holz holte man sich Splitter -
und trotzdem stand sie da, als gehörte sie in einen Ballsaal und nicht unter das Bild,
das....
Frosch und Spinne liebkosend vereinte.....?

Er war ein Stichmaler, und das, was hätte sein können und was niemals mehr sein kann, war auf die Innenseite seiner Augenlider gestochen - und er sah es immer, wenn er seine Augen schloss.

Hätte er eine andere Frau geliebt, er hätte ihr die Sterne vom Himmel geholt. Er hätte es vermocht. Sie hätten in seinen Händen noch immer geleuchtet und hätten die Melodie seines Herzens mit ihren sanften Klängen begleitet.
Doch er liebte eine Frau, der die Sterne recht egal waren.
Er liebte eine Tote.
Nicht, dass es einen großen Unterschied zu vorher gemacht hätte.
Mit ihr zu schlafen war wie bei einer Leiche zu liegen.

Der Frosch sprang auf die Spinne..die Spinne rührte sich nicht.. doch der Frosch gab sich alle Mühe! Er juckelte und bockte auf ihr herum bis sie.. platt war.. doch dennoch war er weiterhin eifrig! Er wollte ihr gefallen, blähte auf was er konnte und....machte weiter!

Es war ein sanfter Tod, er merkte es nicht einmal.

Der Kopf liegt in der Kiste, der Körper liegt davor, aber.... ....aber der Deckel ist geschlossen.
Eine Spinne krabbelt über sein Gesicht und irgendwo in weiter Ferne quackt ein Frosch!
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