Scherbenwelt
#1
“Jede Nacht endet immer gleich, und jeder Tag endet immer anders.”,
murmelte sie leise vor sich her, als sie im Bett liegend die Decke anstarrte,
unter Gedanken wartend die Augen schließen zu können, zu schlafen können, wieder in ihre Welt zu dürfen.


Manchmal verändert sich wenig. Manchmal viel. Manchmal gar nichts. Und manchmal soviel das man kaum hinterher kommt.
Die letzten Tage waren welche jener Art, in denen sich alles um sie herum drehte, viel zu schnell um überhaupt alles mit zu bekommen,
zu realisieren, zu langsam um in ihr ein Schwindelgefühl hervorzurufen aber schnell genug um zumindest das Gesehene ihrer Augen etwas verschwimmen zu lassen.
Zu viel um sich alles in ihrem kleinen Kopf merken zu können, zu viel um alles in ihren Tagebüchern aufzuschreiben.

Und doch ist alles immer zu wenig, um Gedanken zu verdrängen die sie gar nicht verdrängen will, aber muss. Die einzigen guten Gedanken, die ihr Anlass geben etwas zu tuen, etwas versuchen zu verändern, wenngleich auch alles immer scheitern mag, jeder Sturz tiefer als der Vorherige, aber nie tief genug um ihren letzten Willen, ihre letzte Motivation, zu rauben.


Doch in ihrer eigenen Welt, ihrem Zufluchtsort, in ihrer eigenen aus Tausend bunten, süßen Scherben bestehenden Welt, dort ist alles gut, bleibt alles gut.

Und so schlossen sich langsam ihre Augen, durch ihr Portal tretend, eine weitere scharfe Scherbe ihrem Herzen zufügend,
den Schmerz erst bemerkend wenn sie ihre Welt wieder verlässt, bereits Angst habend wieder zurück zu müssen.

Nur um dort, hinter dem verführerischen, gefährlichem Portal, wieder aufzuwachen.
Zitieren
#2
“Halt!”, schallte eine männliche tiefe Stimme, begleitet von Hufgeklapper, die weite breite gepflasterte Straße entlang, welche Avinia kurz zuvor mit kleinen kurzen Schritten entlang gegangen war.
Mit einem Schwung drehte sie sich auf dem rechten Fuß herum, dem Reiter welcher direkt, mit einem geschwungenen Schwert ausholend, auf sie zu preschte entgegenblickend.
Von einen auf den anderen Augenblick riss sie die Augen auf, zu spät war es um auszuweichen. So stand sie still auf dem Fleck, der Atem stockte, das Blut fror, so spürbar eisig, dass sie nicht mal mehr einen Finger bewegen konnte.
Keine Sekunde länger würde es dauern, den bevorstehenden Aufprall bereits hervorsehend, gerade noch genug Zeit habend die Augen zu schließen, regelrecht die Augenlider aufeinanderpressend.
Doch diese Sekunde dauerte irgendwie länger, und so stand sie da, wartend, Sekunde für Sekunde, vielleicht waren es auch Minuten oder Stunden. Ziemlich “langweiliges” Warten, wenn man von den eigentlichen gerade passierenden Vorgängen absieht. Vorrausgesetzt es wäre passiert.
Langsam öffneten sich wieder ihre Augen und auch die Gliedmaßen ließen sich wieder einigermaßen bewegen, wenn auch nur ziemlich stockend als Nachwirkung des Schocks.

Nur was sie da sah war… Nichts, kein Reiter, keine Geräusche, gar nichts.
Sie wischte sich eine Schweißperle von der Stirn, welche gerade einer anderen den Weg hinunter die Wange folgen wollte, dabei so tief ein und ausatmend, dass man meinen könnte sie hätte seit Jahren nicht mehr geatmet.

Ihr Blick blieb noch einige Zeit starr geradeaus gerichtet, erwartend das da noch etwas kommen würde, bevor sie sich dann das erste Mal wirklich begann umzublicken.
Wie von allein begannen sich dabei wieder ihre Füße fort zu bewegen, Stück für Stück mit kleinen tappsigen, unsicheren Schritten die gepflasterte Straße entlang gehend.
In weiter Ferne, sie wunderte sich das sie überhaupt so weit sehen kann, wurde die Straße immer schmaler und unbefestigter, bis sie schließlich nur noch aus Erde und Schlamm bestand. Dann wendete sie ihren Blick nach links, eine riesige, beinah unendlich weit wirkende Grasfläche sah sie da, unnatürlich glatt war jene, nur vereinzelt wurde diese glatte Fläche von großen Pfützen und leichten Nebelschwaden unterbrochen.
Dann wandte sie ihren Blick nach rechts. Riesige Rohrkolben, Schilf und andere sumpfige Pflanzen, viel höher als sie selbst sprossen weit und breit aus dem sumpfigen Boden. So dicht aneinander, dass man kaum ein oder 2 Schritt weiter sehen könnte, wenn man sich sich zwischen jene stellen würde, unterstützt von dem Nebel, welcher sich auch auf der riesigen Wiese fand, nur viel dichter und seltsam grünlich verfärbt.
Viel mehr gab es dort dann auch schon nicht mehr zu sehen, alles wirkte gleich, die Straße in der Mitte fast wie eine Mauer, die die beiden Gebiete strikt voneinander in der Mitte trennt.

Ihre Schritte indes führten sie immer weiter die Straße entlang, ohne wirklichen Fortschritt zu verbuchen, es wirkte ihr eher so, als würde sie sich stetig auf der selben Stelle bewegen, nur immer müder und schwächer werdend, bis sie schließlich einfach, mitten im Gehen, einschlief und einknickte.


...


Die Zeit schien sich kaum verändert zu haben als sie wieder zu sich kam, dort, auf dieser Lichtung auf einer holzigen Plattform, mehr einer ausgebreiteten Baumrinde auf dem Boden gleich, mitten in diesem Sumpf den sie vorher auf ihrer rechten Seite erblickte.
Das Schilf wehte leicht im Wind, die Nebelschwaden hingegen schienen still zu stehen und nur dort zu sein, wo auch das Schilf wieder dichter wurde.
Die Ausrichtung in der sie auf dieser Rinde lag erweckte den Anschein als wäre sie absichtlich so dort platziert worden.
Ihren Blick nach Norden lenkend, sie vermutete zumindest das dort Norden sei da es dort irgendwie dunkler wirkte, konnte sie 4 Wege entdecken, einer nach Nord-West, einer nach Nord-Ost, und die letzten zwei, nicht sonderlich weit auseinander nur von einer Reihe von knapp 2 Meter breitem Schilf getrennt, beide nach Norden. Alle außer der Nord-Östliche Weg hatten kleine Trittbretter im Abstand von jeweils etwa einem Fuß, aus dem gleichen Material wie die Plattform auf der sie lag.
Nach hinten jedoch führte kein Weg, nur die undurchdringbare Schilfwand erspähend, als sie dort aus den Augenwinkeln, den Kopf nur ein kleines Stück drehend, hinlinste.
Allmählich begann sie sich dann aus der liegenden Haltung aufzudrücken, die Hände an der Hose abklopfend, wohl vermutend das sie dreckig seien auch wenn alles seltsam sauber war und blieb, während sie dort auf dem Boden lag.
Nochmal stierte sie die 4 Wege entlang, sich gerade entscheiden wollend, wo sie denn nun lang gehen solle. Doch…

“Welchen willst du zuerst wählen?”, ertönte wie aus dem Nichts eine krächzende Stimme von Rechts. Völlig ruckartig zusammenzuckend sprang sie förmlich auf, sich im Sprung in die Richtung des Ursprungs der Stimme drehend.
“Was ist?”, krächzte es wieder mit deutlich belustigtem Unterton, von einem Raben den sie dort auf einem verkrüppeltem Baum, in dieser sonst so eigentlich baumlosen Gegend erblickte. Der Schnabel des absonderlich großen Vogels, von der Größe her etwa einen Meter messend, bewegte sich beim Sprechen nicht. Und auch würde man eigentlich nicht vermuten, dass so ein riesiger Rabe auf einem so kleinen Ast sitzen könnte. Es schien nicht mal als würde sich jener unter dem “Gewicht” des Vogels neigen. Den Kopf zu den Seiten hin und her drehend, beäugte er Avinia skeptisch, immer nur mit jeweils einem Auge.
Noch sichtlich verwirrt wurde dieser Blick von Avinia mit einer Falte in der Stirn erwidert.
“Du hast gesagt das du verschiedenste Sachen tuen würdest, wenn du etwas dafür bekommst. Hier hast du’s!”, sprach er ruhig weiter während den anhaltenden Blickaustauschen.
Nach einer weiteren Weile ermutigte sich dann auch Avinia zum sprechen, die Lippen kaum auseinander bekommend, sämtliche Worte eher nuschelnd hervorpressend, doch ihr Gegenüber schien alles ohne Probleme zu verstehen, “Wer… wo, bin ich? Und du? Und… warum bist du so groß?”.
“Im Sumpf! Such dir was aus, nur keine Frauennamen! Außerdem, warum bist du so klein?”, waren die schnell hintereinander ausgesprochenen Antworten des Riesenvogels, auf die letzte Antwort wusste sie dann auch nichts weiter, und tat dies mit einem kurzen Nicken ab.
“Also? Wähl einen Weg, du musst alleine gehen, meine Füße sind viel zu klein um diese Bretter da entlang zu kommen.”, setzte er direkt wieder an, ihr keine Zeit zum Antworten lassend und so ziemlich im gleichen Moment die Flügel öffnend, um mit einem einzelnen Flügelschlag auf Avi’s Schulter zu landen und sich in ihre Blickrichtung zu drehen.


Dann wachte sie auf.
Zitieren
#3
Wenn man sie fragen würde warum sie denn immer in diese Welt, ihre Welt, zurück wollte, dann wüsste sie auf Anhieb wohl keine Antwort darauf.
Jedenfalls war es bei weitem nicht das Gebiet welches sie anzog.
Viel mehr waren es die Zustände in denen sie sich dort befand. Nichts negatives fühlte sie dort, keinen Schmerz, keine Trauer, kaum Ängste. Höchstens Entscheidungsängste, aber das war auch schon das negativste aller Gefühle.

Und aus diesem Grund, zumindest wenn man vom Bedürfnis des Schlafens absieht, sank sie immer wieder in diese Welt hinein…




Avinia schreckte zusammen als der große Rabe so plötzlich auf ihrer Schulter saß. Ihre Augen schielten seitwärts in Richtung des Vogels. Leicht krallten sich seine Füße zum Festhalten in ihre Schulter. Das Gewicht des Raben schien wie vorher, als er auf dem Ast saß, wirklich kaum existent zu sein, vielleicht wog er gerade mal soviel wie ein Blatt Papier oder eine Handvoll Federn.
Sein linker Flügel, er saß auf ihrer rechten Schulter, legte sich um ihren Hinterkopf und auf der anderen Schulter wieder nieder, so als würde dies ihm zusätzlich Halt geben.
Gerade als sie wieder ansetzen wollte etwas zu sagen, legten sich die Federspitzen jenes Flügels quer über ihren Mund, er schien seltsam beweglich zu sein.
“Nicht reden! Erst einen Weg wählen! Also geh los!”, krächzte er drauf los, direkt in ihr Ohr, seinen Kopf dafür extra etwas absenkend.
Avi’s Augen flogen wieder über die 4 dargebotenen Wege, sonderliche unterschiedliche Auswahlen hatte sie dort ja nicht, dass einzige was sich zwischen den Wegen wirklich unterschied war die Ausrichtung.
Nach kurzer Überlegung hob sich ihr rechter Fuß allmählich an, bereits den westlichsten der Wege ins Auge fassend.
Der Rabe folgte ihren Blicken, als würde er durch ihre Augen sehen können. “Los!”, drang es erneut vom Raben welcher dabei mit seinem Schnabel nach einer Haarsträhne Avi’s schnappte und wild mit jener vor ihren Augen herumwedelte.
Von ihm gehetzt dackelte sie dann auch schon schnellst möglich los, gen des Weges, die kleinen Trittbretter betretend, vorsichtig Schritt für Schritt jene beschreitend um nicht ausversehen dazwischen zu treten.
“Hör auf!”, wurde ihre Stimme dann zum ersten Mal lauter und deutlich energischer, genervter. Laut knallte der Schnabel als der Rabe einmal fest in die Haare biss, ehe er dann letztlich abließ und eingeschnappt den Kopf beiseite drehte. Die Schritte wurden dabei nicht langsamer, und so ging sie, sich aufmerksam umschauend, weiter.

Der Weg schien auch beim Betreten nicht besonderer zu werden, links und rechts das riesige Schilf und nach vorn der gebogene Weg, kein Ende in Aussicht habend.
Äußerst still war es dort in diesem Sumpf, kein Froschquaken, keine Grillengezirpe, nichts was man eigentlich in einem Sumpf an Geräuschen erwarten würde, nur ihre eigenen Schritte und der leichte Windzug welcher durch das Schilf und die Pflanzen sowie das Gefieder des Vogels streiften hinterließen leise Geräusche.

Nach einer ganzen Weile, der Sonnenstand schien sich dabei kaum oder gar nicht verändert zu haben als würde die Zeit still stehen, kamen sie an.
Wieder fand Avinia sich auf einer Lichtung, der Vogel zeigte keine Überraschung, als wär er hier schon Tausend mal gewesen. Nur wenig unterschied diese von der Vorherigen auf der sie war, kein Weg, außer der den sie soeben bezwungen hatten, führte von ihr weg.
Auf der rechten Seite fand sich wieder ein verkrüppelter Baum, exakt wie der andere.
Nur in der Mitte war etwas anders.
Ein kleines Podest stemmte sich dort etwa kniehoch in die Höhe, wie eine Art Blumenvase befand sich in der Mitte jenes Erde welche von der auch schon vorher gesehenen Baumrinde umrundet wurde und so in Position hielt.
Doch das Besonderste waren weder die seltsame eigentliche Identität zur vorherigen Lichtung, noch das kleine Podest, auch wenn es ein Bestandteil davon war. Aus der Erde sprießte eine Blume, eine perfekte Blume.
Ihr Stängel und die 2 identischen, symmetrischen Blätter waren grüner als alles andere in diesem Sumpf, am Ende des Stängels fanden sich 6 Blütenblätter, vier zur Seite gehende orange, und zwei spitz nach oben verlaufende eisblaue.
Ein leuchtender gläserner Schimmer legte sich dabei über die ganze Pflanze, als würde sie tatsächlich aus Glas bestehen.

Avinia hob langsam den Blick zum Raben an, welcher just in dem Moment sich von ihrer Schulter abdrückte, die Flügel ausbreitete und auf den einzig vorhandenen Baum flog, auf einem der Äste niederlassend.
Dann beäugte er sie wieder, diesmal bewegte sich beim Sprechen sogar sein Schnabel.
“Nimm sie dir, es ist deine.”, ertönte es relativ wohlwollend von ihm.
Zögerlich nickte sie, kaum merklich, und trat genauso zögerlich mit kleinen Schritten auf die Glasblume zu. Kurz vor dem Podest blickte sie ein letztes Mal versichernd zum Raben, welcher ihr darauf nur überschwenglich zunickte.
Dann fixierte sie wieder die Blume, mit ihren graublauen Augen, ihre rechte Hand streckte sich ihr zaghaft entgegen. Noch deutlich zurückhaltend und behutsam legte sie sich dann letztendlich um den Stängel der Blume, jenen vorsichtig mit ihren Fingerkuppen betastend.
Er wirkte kalt und äußerst glatt, so wie man es eben von Glas erwarten würde. Doch so filigran zerbrechlich wie sie anfänglich anmutete schien sie nicht zu sein, eher war es die Stabilität von Stahl, gepaart mit dem Aussehen Glases.
“Zieh sie raus.”, drang es wieder aus Richtung des Baumes, mit verhältnismäßig ruhiger Stimme.
Ihre Hand schloss sich darauf eine Spur fester um die Blume um sie dann vorsichtig von der Erde zu trennen. Sonderlich schwer viel es nicht, die Erde war halbwegs locker, und so musste sie nicht viel Kraft aufwenden um das andere Ende der Blume freizulegen.
Am anderen Ende, dort wo man eigentlich die Wurzel erwarten würde, fand sich ein weiteres gläsernes Gebilde mit seltsamer Farbe. Es hatte gar keine richtige Farbe, eher war es eine Sammlung Tausender Farben in einem einzelnen Stück Glas gefangen, jede für sich wild in jenem herumtänzelnd. Die Form war einer länglichen Scherbe gleich, irgendetwas erinnerte sie daran an eine Pfeilspitze, oder einem Messer, denn sie wirkte auch äußerst scharfkantig.
Ihr Blick hob sich wieder an, ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Zügen, als sie dem Raben entgegenblickte. “Und die… darf ich behalten? Das ist… meine?”, fragte sie vorsichtig mit leisem Ton nach, während sich ihre Hand fester, aber für sie nicht spürbar, um die Blume schloss.
Der Rabe antwortete nicht und blickte ihr nur stumm entgegen, währenddessen sich ein spürbar warmer Blutstrom ihren Arm entlang den Weg zum Boden suchte.
Noch eine Weile schaute sie dem Raben entgegen, genau in seine Augen, eine Antwort erwartend, während sich das Blut unter ihren Füßen sammelte, rundum, im ganzen Sumpf so schien es. Sekunde für Sekunde stieg der Pegel bis er dann bis zu ihren Knien reichte und sie erstmals hinabblickte. Nichts zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, keine Angst und kein Schmerz, gleichgültig schien sie vielmehr.
Immer weiter stieg der Pegel, zuerst zu ihrer Hüfte, dann zum Brustkorb, zum Kinn, und schließlich erreichte er ihren Kopf, überwandte jenen und stieg weiter, den Raben dabei mit sich untergehen lassend.
Ihre Augen blieben reglos offen stehen, die Blume weiterhin fest in der Hand umschlossen, die Füße hoben sich langsam vom Boden ab, sich keine Mühe zum Atmen oder zum Schwimmen gebend. Der Rabe hielt sich am Ast fest auf dem er saß, sich ebenso kein Stück bewegend, oder flüchten wollend.



So trieb Avinia in diesem Sumpf aus Blut, völlig reglos, mit ihrer Blume in der Hand.
Zitieren
#4
Auch wenn sie sich für sie in letzter Zeit stark verringerten, traten sie dennoch immer wieder auf, diese Anfälle. Wie sie hervorgerufen wurden oder anfingen, war meistens unterschiedlich, dass Ende jedoch war immer der Beginn des Schlafens, nachdem sie stundenlang verkrümmt bitterlich heulend in ihrem Bett, auf dem Boden oder sonst wo herumgelegen hat.
Dieses Mal war es aber ein gänzlich anderer Grund, einen den sie selbst fast nie erwartet hätte oder würde.
Aber sie war wieder da, ihre Welt, nach für sie verhältnismäßig ewiger Zeit.




Ihr Körper trieb noch eine ganze Weile in diesem Meer aus Blut, die Augen geschlossen blieb ihr Kopf starr gerichtet, manchmal gen Himmel, manchmal gen Meeresgrund, je nachdem wie die Strömung sie ausgerichtet hatte.
Irgendwann jedoch ließ die Strömung ab, sie irgendwo hinterlassend, sie selbst wusste nicht wo sie nun war. Nicht das es ihr nur gänzlich egal war. Woher hätte sie es auch wissen können?
Der Pegel des Meeres sank währenddessen immer weiter, bis sie schließlich wieder auf dem Boden ankam, liegend. Nirgends ließ sich eine Spur von dem finden, was eben vorgefallen war, nicht an der Umgebung und nicht an ihrer Kleidung.
Lange lag sie dort auf dem Boden, wie in jeder dieser Lichtungen auf einer Plattform aus Baumrinde. Wenn man dafür eine Uhr gestellt hätte um die Zeit zu messen, so wären wohl Tage vergangen, in Traumzeit.
Von nah ertönte die mittlerweile wohlbekannte Stimme: “Wach auf! Steh auf!”.
Sie blinzelte. Blinzelte nochmal, und nochmal, und nochmal. Es blieb dunkel.
“Ist es… dunkel?”, fragte sie leise, vorsichtig nach.
Der Riesenrabe schüttelte bedauernd den Kopf, auch wenn sie gar nicht in seine Richtung sah, um es überhaupt erkennen zu können. Nicht viel später antwortete er aber dennoch: “Du sagtest du würdest blind für sie werden, jetzt bist du es.”
“Wo ist sie!?”, schoss es da förmlich aus ihr hinaus, voller Übereifer, sich bereits trotz des nicht vorhandenen Augenlichts überaus schnell in den Stand erhebend. Die Blume in ihrer rechten Hand noch immer haltend.
“Das ist erst eine der Sachen, die du genannt hast, erst kommen noch die anderen.”
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste