Wie Konflikte weniger stinken
#1
Ich bin Konfliktspieler. Ich mag Konflikte. Ich mag es, wenn mein Charakter verdroschen wird oder andere verdreschen kann. Ich mag epische blutige Schlachten, aus denen man schlammbespritzt, verletzt und totmüde heraus schwanken kann. Ich mag es, mal gefangen gesetzt zu werden und mal befreit zu werden oder selbst frei zu kommen. Das war die Einleitung.
Mit Leuten wie meinem Charakter kommt nicht jeder klar, das weiß ich und ich hab Verständnis dafür. Signalisiert mir wer dass er kein Interesse an Konflikt hat, lasse ich sie soweit ich kann in Frieden. Signalisiert mir wer "he Konflikt cool immer in die Vollen!" dann steige ich mit ein, der Konflikt nimmt seinen Lauf und am Ende gibt es irgendeinen Höhepunkt und gut is die Butterstulle.

Auf Arx scheint mir dass das nicht möglich ist. Ich möchte das ansprechen, weil "All Work and no Play makes Jack a sad boy".
Konflikte sind nur fett wenn man sie ausspielen kann, und wenn es eine Möglichkeit gibt sie zu beenden wenn man will. Das gilt auch für Intrigen oder Verschwörungen. Wenn ich keine Chance habe dem ganzen Mist zu entgehen und wenn es auch keinen Weg gibt, wie ich weitere Konflikte verhindern kann, dann verlier ich irgendwann die Lust am Konflikt, und am Spiel allgemein.
Beispiel! Wenn die Wache ne Intrige gegen mich ausheckt ist das cool, weil ich Aussicht darauf habe mich irgendwie zu wehren, oder eben nicht. Ich kann zurück intrigieren wenn ich Bock habe, oder ich kann sie gewinnen lassen, wenn ich keinen Bock habe. Solange das 'sie gewinnen lassen' nicht darauf hinaus läuft dass mein Char stirbt, permanent verstümmelt ist oder unspielbar wird ist das kein Ding, gönnt man der Gegenseite mal nen Sieg.
Mich bürstets erst gegen den Strich wenn ich das Gefühl hab, dass ein Konflikt keinen Abschluss finden kann, und 'Gegenseite gewinnen lassen' nur darauf hinausläuft dass sie sich die nächste Scheiße überlegen um mir richtig eins reinzuwürgen. Aus der Situation raus würde 'gewinnen lassen' nämlich bedeuten, dass ich mich bereit erkläre, Punchingball für die Frustrationen anderer Spieler zu sein, und ne danke will ich nicht. Eine Konfliktlösung sollte eine KonfliktLÖSUNG sein, und was nicht so ist das sollte man nicht so anmalen.

Genauso sind Konflikte blöd bei denen man nie eine Chance hat die Sache mal wirklich anzugehen. Bestes Beispiel sind die Leute, die eine große Klappe IG haben und es damit auf die Spitze treiben, dann aber alle Mittel des RPs und der Engine dazu aufwenden, ja nicht erwischt zu werden. Das hat nichts mit dem Selbsterhaltungstrieb vom Char zutun, sondern eher damit dass der Spieler dahinter Angst hat ne Packung zu bekommen. Und klar haben manche Spieler Angst, siehe vorheriges Beispiel. Wenn man geschnappt wird, muss man sich ja fürchten was den Leuten als nächstes einfällt nun wo sie ein Opfer haben.
Problem ist aber, umso länger man sich die große Klappe IG anhängen lassen muss, umso grantiger wird der Char und der Spieler, und umso mehr staut sich die Lust auf mal so richtig reinzulangen wenn man dann doch die Chance hat.

Es gibt aber ne einfache Lösung wie Konflikte weniger stinken.

"Dark Fantasy" ist keine Ausrede dafür mies zu sein. Wenn das Opfer ausweicht und nicht gleiche Kanne zurück schlägt, kannst du annehmen dass deine Lust am Konflikt größer ist als die der Gegenseite. Wenn mir wer zeigt 'du ne danke' (z.B. indem mein Pöbeln ignoriert wird oder ich eine spezifisch verschreckte Reaktion bekomm) verfolge ich die Leute nicht weiter. Mag nicht jeder, muss ich nicht jedem aufzwingen. Da hab ich die Leute lieber weiter als Mitspieler, bevor ich für ein kurzlebiges Siegesgefühl wen verjag.

Wer einen Konflikt anfängt, sollte auch bereit sein ihn zu beenden. Setz dir ein Ziel für deine Pöbelei, und wenn es erreicht ist, lass mal gut sein. An der Reaktion der Leute ist gut abschätzbar, wie willkommen ein Konflikt gerade ist. Wenn das Opfer schon beginnt auszuweichen und zurückhaltend wird, mach dein Ziel zu Ende und zieh nen Strich drunter. Und wenn dein Opfer sich als zu stark entpuppt, steck die Prügel ein und freu dich auf ein Rematch. Trags mit Würde und bau es ins Spiel ein, unbesiegte Helden ohne Narben sind langweilig.

Piano, Alter, Piano! Muss es echt immer gleich Mord und Verbrennung und Totschlag sein? Wenn ich noch einmal "Landesverrat", "Hochverrat" oder "Häresie!" höre, beiß ich ins Keyboard. Wieso werden immer die schlimmsten Untaten ausgewählt, für die ein Char bei Verurteilung mit absoluter Sicherheit ein Stück Fleisch verliert? Ich verstehs nicht, kann mir das wer erklären? Wieso wird immer gleich das Schwert gezogen, wo jeder Char mindestens eine Faust hat oder zwei? In meiner kurzen Zeit als Krieger wurde mir glaub sechsmal mit dem Tod gedroht, aber kein einziges Mal mit Prügeln. Wtf?

Ich hör immer 'es gibt keinen Konflikt', aber ich habs getestet und ich hab davon genug. Das Problem ist nicht dass es keinen Konflikt gibt. Das Problem ist, dass es keinen gibt der einen Konflikt wirklich spielen kann, ohne seine Gegenseite dabei umzubringen und aus dem Spiel zu drängen.
Wenn jeder 'es gibt keinen Konflikt'ler im kommenden Monat einmal einen Konflikt beginnt mit der Absicht, ihn zu verlieren, hätten wir alle Konflikte und Siege. Wenn jeder davon die Gegenseite so behandeln würde, wie er selbst behandelt werden will, wären alle glücklich.
Meine 2 Eurocents!
[Bild: spxyfrht.png]

Pain clears the mind of thoughts
Let pain clear your mind of all thought
so that the truth may be known
(Life - Charlie Crews)
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#2
Mein Püppchen hier hat leider (noch) keine Konflikte, aber ich hab dich sehr gern gelesen. Und ich denke du hast durchaus recht, soweit es meinen Eindruck betrifft.
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#3
Dito.
[Bild: Gwendolyn-Signatur.png]
Toast can never be bread again.
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#4
Was soll ich da noch sagen? *grins* ... ich unterschreibe es Smile
Lernen durch Schmerz
Motivation durch Entsetzen
Festigung durch Wiederholung
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#5
wie aus der Seele gesprochen
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#6
Welche Art von Konflikt soll hier angesprochen werden? Aufs-Maul-Hauen (einerlei ob Schwert, Faust oder Worte) ist ja nur ein Teilaspekt einer Konfliktszenerie.

Und da bricht dann auch dein ganzer Text: In einem Multiplayerspiel wird es sehr häufig passieren, dass dein (Konflikt)Mitspieler eben nicht auch dann aufhören will, wenn du es gerade willst. Sei es, weil der Charakter richtig verdroschen werden soll, sei es, weil der Charakter oder auch der Spieler nachtragend sind, etc. etc..

Konflikte (einerlei ob 5-Min-Hau-Drauf-Szene oder die epische Intrige) lassen sich meiner Erfahrung nach am nettesten gestalten, wenn sie auch OG begleitet werden und man auch eine Spieler-Kommunikation hat. So erkennt man am leichtesten, ob bei den beteiligten Parteien ähnlicher Spass in der Angelegenheit gesehen wird.

Ohne gegenseitigen Spass ist es nur natürlich, dass In-den-Boden-stampfen völlig legitimes Konfliktlösungsziel ist. So kann man zumindest verhindern, dass man in nährerer Zeit wieder in einen öden Konflikt gezogen wird.

Daher: Redet miteinander, redet vorallem während dem Rollenspiel miteinander.
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#7
Prügel, Erpressung, "Abziehen", Einschüchtern, bis auf Unterwäsche ausziehen und durch die Stadt jagen, jemanden mit Dreck einseifen, faules Obst werfen, Kopf kahl scheren...

Alles nette Dinge, die ingame (leider) so gut wie nie passieren, im Gegensatz zu verbrennen, verstümmeln, verbannen (und damit vom RP abschneiden), töten.

Schade, eigentlich!

Einiges davon könnte daran liegen, dass der "Aggressor"-Spieler evtl. Angst hat, dass die Gegenseite gleich die Engine-Keule (Waffe) zückt, sobald er einen Faustkampf mit RP beginnt (weil: man kanns ja!). Und sobald eine Engine-Waffe gezogen wird, endet so ein Kampf leider schnell mit einem RP-Tod des Unterlegenen, denn die Dinger wurden ja nunmal fürs Töten gemacht und nicht "for show" und haben ziemlich spitze Stellen, deren intensiverer Kontakt mit dem Leben oder dem Erhalt von Gliedmassen teilweise nur schwerlich vereinbar ist. Also das übliche RP vs. Engine-Chaos bzw. die Angst der Spieler davor.

Ja, das lässt sich wohl nur (und leider auch dann nicht mit Garantie) vermeiden, wenn man konfliktbegleitend OG miteinander redet, was allerdings einigen auch schon wieder den Spass verdirbt. Konflikte sind und bleiben schwierig.
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#8
Ich bin der Ansicht, dass eine Gesprächskultur schon in 'guten Zeiten' etabliert werden muss, woher sollte sonst die Fähigkeit des fairen Umgangs miteinander, in 'schlechten Zeiten' (Konflikt) kommen?

Wenn einem Spieler schon minimale Respektsbekundungen, wie das Grüßen, oder der kurze Plausch mit nem Nachbarn nicht gelingt, wie soll es dann in so einer komplexen, emotionsgeladenen Atmosphäre eines Konflikts gelingen, fair zu bleiben.

Meiner Meinung nach, liegt in der häufig anzutreffenden (scheinbaren) Gleichgültigkeit eines der Grundprobleme. Wem letztlich alles egal ist, der hat keinen Antrieb für das Gelingen einer schönen Spielwelt. Da hilft dann auch die beste und ausgereifteste Engine nichts mehr.
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#9
Ich habe es während meiner UO-Zeit immer so gehalten, dass ich nur das ausspiele, was mein Char im RP zugefügt bekommt. Heißt also, dass man nicht gleich stirbt, wenn man per Engine gelegt wird, denn schließlich liegt man ja beim jagen desöfteren mal, oder bei Turnieren/Übungskämpfen. Selbst ausgespielte Verletzungen bleiben dann recht oberflächlich.

Von daher empfinde ich Engine als weniger gefährlich (aber ist ja schließlich nur meine Sichtweise) und vor allem aber auch gerechter, da ich schon RP-Kämpfe erlebt habe, wo man nur mit dem Kopf schütteln konnte, oder die eindeutig darauf abzielten, den Gegner auch wirklich einen RP-Tod erleiden zu lassen. Und nichts ist abtörnender, als wenn man nach der Konfliktsituation einen GM rufen muss (oder von der Gegenseite gerufen wird). Da verzichte ich dann wirklich lieber auf gewaltsame Konflikte.

Aber ich muss auch sagen, dass ich auch hier auf Arx schon den ein oder anderen gewaltsamen RP-Konflikt hatte, der absehbar und fair von der Gegenseite gespielt wurde und meistens hat mein Char da auf die Fresse bekommen. *g*

In dem Sinne appelliere ich: Umhauen (oder umhauen lassen), die eine Minute schwarzen Bildschirm hinnehmen, aufstehen, bisschen pöbeln (oder bepöbelt werden) und weiter spielen! Oder eben mit Fäusten das Ding im RP austragen. Smile
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#10
(29.04.2015, 08:51)Magdalena schrieb: Ich habe es während meiner UO-Zeit immer so gehalten, dass ich nur das ausspiele, was mein Char im RP zugefügt bekommt. Heißt also, dass man nicht gleich stirbt, wenn man per Engine gelegt wird, denn schließlich liegt man ja beim jagen desöfteren mal, oder bei Turnieren/Übungskämpfen. Selbst ausgespielte Verletzungen bleiben dann recht oberflächlich.

Genau meine Meinung, ich kann nicht ganz verstehen woher die Angst kommt, etwas in Engine mit der Waffe zu regeln. Ich selbst würde nie auf die Idee kommen jemanden zu verstümmeln oder gar zu töten, dafür ist die Engine doch da, der Stärkere gewinnt und der Schwächere dreht sich kurz im Dreck. Auch ich habe teilweise absurde RP Kämpfe erlebt.
Aber ansonsten stimme ich dem Bereits geschriebenen zu, gewinnen und gewinnen lassen eben und nicht zu Zukunft des Gegeüber verbauen.

MfG
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