Servano In dunklen Wäldern
#1
Schon lange hatten sie den einsamen Platz im tiefsten Wald beobachtet, darauf geachtet wer kam und wer ging. Und als es mit der Zeit stiller wurde gab der Hauptmann endlich den Befehl. „Bis zum übernächsten Tag seid ihr zurück. Solange tobt euch aus.“ Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und so schlich sich zur Dämmerung eine Horde Grüngewandeter zum Waldrand und kaum dass der Erste den Fuß in die Ruinen setzte gab es kein Halten mehr. Wie eine Woge überschwemmten sie die Taverne, Stühle gingen zu Bruch, Teller zerbrachen, der Wein floss in Strömen, nicht nur in die Becher … es schien als wäre die „Wilde Jagd“ losgelassen.
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#2
Es war lange Zeit ruhig gewesen im Flüsterwald, zu ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm. Doch dann, als jeder glaubte es wäre vorbei, hallten die ganze Nacht Axtschläge durch den Wald, Rufe dunkler Männerstimmen und mehr als ein Fluch klang über das Wasser. Es waren nicht wenige Stimmen und nicht wenige Hände, die zupackten. Holz wurde auf den Platz geschleppt, tiefe Löcher in den lehmigen Boden gegraben und angespitze Stämme darin aufgerichtet und festgesetzt. Die ganze Nacht hindurch bis zum Morgengrauen arbeiteten sie und als Mithras sein Licht über Amhran schickte hatte sich das Lager am Pier verändert. Es trug nun ein grimmigeres Aussehen und lud nicht mehr zum Verweilen in der Taverne ein. Und hoch über den Platz, in der alten Ruine, wurde ein Feuer entzündet, Vorräte herangeschafft und die Waffen geschärft.
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#3
Tore war mit sich zufrieden, nein, mehr als das, ein hässliches Grinsen lag auf seinem Gesicht während er es sich auf seinem Platz bequem machte. Zwar gab es hier mehr Löcher in den Wänden als Fenster und auch die Decke ließ jeden Tropfen Regen durch, doch die Männer hatten begonnen die alte Festung wieder aufzubauen. Der erste Schritt war getan. Für einen Moment grübelte er, wo dieser vermaledeite Manke abgeblieben war. Er war zwar gerade erst sechzehn Sommer alt, aber doch ein brauchbarer Steinmetz. Seit der letzten Wache wurde er vermisst. Vielleicht sollte er doch Wittich losschicken nach ihm zu suchen.
Aber andere Dinge waren im Moment wichtiger, er musste einen Weg finden, die Vorräte des Lagers – nein, die Vorräte ‚seiner‘ Burg aufzustocken. Wieder ging ein hässliches Grinsen über sein Gesicht. Baron Tore vom Flüsterwald, dass klang doch nicht schlecht. Die Vorräte! er runzelte die Stirn. Seit die Söldner im Wald umherstreiften war es schwieriger geworden die Dinge herzubringen. Hoffentlich kehrten seine Boten bald mit einer Nachricht zurück, dann wäre dies Problem gelöst.
Dann war da noch der Baron. Wer hätte gedacht dass die Servanoer es wirklich geschafft hatten einen Baron in Südwald zu ernennen. Nachdenklich kratzte er sich den stoppeligen Bart. Seine Kundschafter hatten ihm von den Palisaden an der Brücke zum Wald berichtet. Nicht mehr als ein paar angespitzt Baumstämme die man in den weichen Boden gerammt hatte, aber es machte es unmöglich weiterhin das gestohlenen Vieh der Bauern aus dem Südwald in den Wald zu treiben. Solange sich alle uneins gewesen waren, war es ein Leichtes gewesen, doch nun unter einem Baron geeint …. grübelnd starrte er in den dunklen Wald.
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