Laborjournal
#1

Forschungsgruppe Siegelwachs

Löwenstein, den 12. Lenzing 1402

  • Meister Orestes Caetano
  • Geselle Ilya Ceslav
  • Geselle Rahel Goldblatt



Diskussion über Siegelwachs:

Welche Eigenschaften hat Bienenwachs:
  • schmilzt leicht über einer Kerzenflamme
  • ist leicht formbar
  • bildet die Strukturen einer hineingedrückten Petschaft gut ab
  • haftet auf einfachem Hadernpapier mittelmäßig
  • wird bei Kälte spröde und bröckelig
  • auf glattem Papier schlechter Halt
  • kann bei Kälte (durch Absplittern), oder mit einem heißen Messer relativ leicht entfernt werden

Welche Bedingungen sind für ein gutes Siegelwachs unabdingbar?
  • leichtes Schmelzen über einer Kerzenflamme
  • gute Formbarkeit in warmem Zustand, um ein Siegel exakt abbilden zu können
  • geringe Biegsamkeit bei Kälte, um unbeabsichtigtes Entfernen durch leichte Knicke des Papiers zu verhindern
  • gute Haftung auf allen Papiersorten und Pergament
  • sollte bei direktem Erhitzen über einer Flamme nicht zu leicht entzündbar sein



Versuche:

Zunächst einfache Versuche von Bienenwachs und Mischungen mit demselben, durch Erhitzen in einer Schale über einer Kerzenflamme und anschließendem Gießen auf Hadernpapier.

  1. Aufbringen von einfach geschmolzenem Bienenwachs auf ein gefaltetes Hadern, Eindrücken eines Siegels mittels einer Petschaft (R. G.)

  2. Schmelzen von einem Bröckchen Harz in einer Schale:
    Aromatisch-kräftiger Geruch beim Erhitzen.
    Verbindet sich mit Wachs.
    Lässt sich gut gießen, die Mischung läuft beim Aufbringen auf Papier nicht zu weit auseinander.
    Harz ist sehr klebrig!

  3. Schmelzen von Bienenwachs in Öl:
    Bei diesem Öl handelt es sich, laut Aussage von Geselle Ceslav, um Fichtenöl.
    Öl verbindet sich mit Wachs.
    Ist recht dünnflüssig in heißem Zustand, die Mischung läuft auseinander.
    Öliger Rand rund um die aufgebrachte Mischung auf dem Papier.

Die Prüfung auf Haltbar- und Biegsamkeit der drei verschiedenen Siegelwachsversuche wird auf den nächsten Forschungstermin verschoben, der Bogen mit den Mustern zum Auskühlen und Trocknen in der Zunfttruhe aufbewahrt.



[Bild: siegelwachs1atyo3.png]
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#2

Zweiter Termin zur Forschung Siegelwachs

Löwenstein, den 17. Lenzing 1402

  • Geselle Gwendolin L. Veltenbruch
  • Geselle Rahel Goldblatt



Beobachtungen über Baumharz von Rahel Goldblatt:

Was ist Baumharz und wo findet man es?

Bei meinen Kräutertouren der letzten Tage habe ich verstärkt auf Bäume und ihre Harzausscheidungen geachtet. Dabei fiel mir auf, dass das Harz an den Stellen auftritt, wo der Baum eine Verletzung der Rinde erleiden musste. Frisches Harz ist recht dünnflüssig und sehr klebrig, je länger die Verletzung aber zurück liegt, desto härter wird es. Damit ist wohl eine gute Abdeckung der Wunden gewährleistet.

Ausserdem konnte ich beobachten, dass vor allem Nadelbäume recht schnell und ergiebig Harz ausscheiden, ist es dort doch recht oft zu finden. Für unsere Belange habe ich die harzigen Äste von Kiefern und Fichten gesammelt, es sei jedoch anzuraten, dass bei einer professionellen Anwendung die Hilfe eines Holzfachmannes zur Lieferung harziger Äste hinzuziehen ist.

Nach meinen Beobachtungen hat Harz folgende Eigenschaften:
  • je frischer, desto klebriger
  • nicht in Wasser löslich
  • gut löslich in Öl oder Alkohol
  • sehr aromatischer, kräftiger Duft nach Holz und Wald
  • der Geruch intensiviert sich, wenn man es erhitzt. Dämpfe steigen auf, die einen schärferen, stechenderen Geruch haben, als das Harz.



Auswertung der letzten Versuchsreihe:

Das von uns betropfte Papier wurde von mir soweit gebogen, um das Siegel brechen zu lassen, so wie man es bei einem zu öffnenden Brief machen würde:

  1. Das Siegel aus einfachem Bienenwachs brach splitternd und sehr leicht. Dabei lösten sich ganze Teile des Siegels vom Papier und fielen herunter. Leichte Ablösung und wenig Biegsamkeit.

  2. Das Siegel aus Bienenwachs und Harz brach schwer und erst nach mehrmaligen Hin- und Herbewegungen des Papiers kam es zu einer Bruchstelle. Allerdings war die Bruchkante recht sauber und die Reste klebten gut am Untergrund. Eine unbemerkte Ablösung so eines Siegels dürfte sehr schwer sein.

  3. Das Siegel aus Bienenwachs und Öl war sehr weich und biegsam, zudem ließ es sich auch leicht vom Papier ablösen. Zudem war dort ein störender Ölfleck auf dem Papier, der die Schrift auf der Rückseite wahrscheinlich verlaufen lassen oder unleserlich machen würde.



Versuchsreihe zum richtigen Mischungsverhältnis Bienenwachs/Harz

Da wir davon ausgehen, dass die Mischung von Bienenwachs und Harz uns am ehesten zum Ziel bringen wird, haben wir nun durch verschiedene Mischungen versucht, das richtige Verhältnis herauszufinden.

  1. Siegelfleck I.: 5 Gran Harz : 10 Gran Bienenwachs
  2. Siegelfleck II.: 10 Gran Harz : 10 Gran Bienenwachs
  3. Siegelfleck III.: 10 Gran Harz : 5 Gran Bienenwachs

Die Ingredienzien wurden mittels der Waage genau abgewogen, jeweils in ein sauberes Schälchen gegeben und über einer Kerzenflamme erhitzt, bis eine vollständige Verflüssigung und Vermischung eingetreten war. Sodann wurde eine kleine Menge davon auf ein Hadernpapier gegossen und mit einem Siegel versehen, um auch einen sauberen Abdruck eines Siegels zu gewährleisten.

Die Abdrücke auf Siegefleck I. und II. gingen problemlos vonstatten. Bei Siegelfleck III. war es schwerer, die Petschaft wieder anzuheben, das Gemisch setzte sich klebrig und zäh in die Zwischenräume der Siegelgravur.

Die Auswertung der von uns gemachten Versuchsreihe wird am nächsten Forschungstermin stattfinden.

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#3

Dritter Termin zur Forschung Siegelwachs

Löwenstein, den 24. Lenzing 1402

  • Geselle Viktor Veltenbruch
  • Geselle Gwendolin L. Veltenbruch
  • Geselle Rahel Goldblatt



Auswertung der letzten Versuchsreihe:

Das von uns betropfte Papier wurde von den beiden Veltenbruchs soweit gebogen, um das Siegel brechen zu lassen, so wie man es bei einem zu öffnenden Brief machen würde:

  1. Das Siegel aus der Mischung I. (5 Gran Harz : 10 Gran Bienenwachs) brach zu leicht und hatte noch zuviele der nicht gewollten Eigenschaften des Bienenwaches, wie Sprödigkeit und die Möglichkeit, es leicht ablösen zu können.

  2. Das Siegel aus der Mischung II. (10 Gran Harz : 10 Gran Bienenwachs) brach gut, der Rest des Siegels verblieb sauber am papiernen Untergrund. Die unbemerkte Ablösung eines solchen Siegels dürfte sich als schwierig herausstellen.

  3. Das Siegel aus der Mischung III. (10 Gran Harz : 5 Gran Bienenwachs) war noch immer klebrig und zu weich, in dem Sinne, dass es sich nicht brechen ließ, sondern von Herrn Veltenbruch 'gerissen' werden musste.

Wir werden die Versuche zur Färbung des Siegelwaches daher mit der Mischung II. fortsetzen.


Versuchsreihe zur roten Einfärbung des Siegelwaches:

Da der Abdruck auf ungefärbtem Siegelwachs nur schwer erkennbar ist, ist eine Einfärbung des Waches sinnvoll und notwendig. Wir entschlossen uns zu Versuchen mit der Farbe Rot. Dazu haben wir drei verschiedene Materialien herangezogen:
  • Ziegelstein
  • Rubin
  • rote Farbe, wie Schneider sie verwenden

Ziegelstein und Rubin wurden sehr fein zerkleinert und dann verrieben, bis ein feines Pulver entstand. Das Schneiderrot wurde direkt in das Siegelwachs gegeben.

Fräulein Veltenbruch stellte eine größere Menge des von uns gewählten Siegelwaches (Mischungsverhältnis Harz/Bienenwachs 1:1) her. Sodann wurde dies in drei gleiche Teile in Schälchen aufgeteilt, jeweils die oben beschriebenen Substanzen damit vermischt und erneute Siegelversuche damit durchgeführt.

Das Ziegelsteinpulver, sowie der Rubinstaub mischten sich problemlos, das Schneiderrot ergab Schlieren während des Mischvorganges, was an der Wasserlöslichkeit liegen könnte. Alle drei Siegelwachse ließen sich sowohl gut auf das Papier aufbringen, als auch siegeln. Die Abdrücke scheinen soweit gut erkennbar und sauber zu sein.

Allerdings wird die endgültige Auswahl für den Farbstoff erst noch fallen müssen, wenn wir das Papier nach gründlicher Auskühlung erneut geprüft haben.

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