Die Arbeiten eines Holzhandwerkers...
#1
Die Arbeiten eines Holzhandwerkers waren so vielfältig dachte sich Ley wieder einmal aufs Neue als er seine Aufträge in Gedanken durch ging.

Dann griff er zum nächsten Schnitzrohling und wählte das Messer fürs Grobe. Das Holz war sorgsam ausgewählt. Gut vor getrocknet und bearbeitet musste es sein. Die Klötze waren alle samt Kernholz mit dem weichen, gut zu bearbeitenden Außenring. Das Messer glitt über den Klotz, gab ihm die grobe Form einer Figur.
Dann wechselte er das Messer und begann die Konturen heraus zu arbeiten. Beine, die Arme, Kopf und Oberkörper wurde grob angerissen. Er arbeitete an menschlichen Figuren. Sechs verschiedene sollten es werden und eine jede von ihnen acht Mal.

1. Ein alter Mann mit aufgeschlagenem Buch in Roben.
2. Ein gerüsteter Mann mit Schwert gegürtet, eine Krone auf dem Haupt.
3. Ein Handwerker, mit Schürze und Hammer.
4. Ein bärtiger, strenger Krieger in Plattenrüstung mit zweihändigem Großschwert.
5. Ein junges Mädchen in Ketten und Leder mit Rosen im Haar.
6. Ein Mann ohne Gesicht in weiten Roben, kaum mehr erkennbar, die Fingerglieder länger als gewöhnlich.


[Bild: schnitzrohling_1990.jpg]

Stechbeitel und Holzhammer fräsen sich behutsam durchs Holz, formen und beleben die Oberfläche nach seinem Willen.
[Bild: Schnitzen1.jpg]

Abend für Abend sitzt der Schreiner und Bogner in der Tenne vom Jägerhof ... oder werkelt an der Bank im fürstlichen Sägewerk Candaria. Man sieht ihn seltener, so sehr gibt er sich dieser kunstvollen Arbeit hin.

Doch manchmal, wenn die Konzentration nachlässt oder sein Geist abschweift, entstehen wie von Geisterhand merkwürdige Gebilde...
[Bild: mP-UuGxNHlP4EaPINNZTe5A.jpg]
oder Wesen wie diese...
[Bild: haba_4126_terra_kids_schnitzrohlinge_3.jpg]
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#2
Die Tage vergingen und die Arbeit variierte aber sie nahm niemals ab. Hier und da gab er Aufgaben an seinen tüchtigen Lehrling Larija weiter.

1. Ein alter Mann mit aufgeschlagenem Buch in Roben.
Aus dem Holz schälte sich ein alter Mann. Zerfurchtes Gesicht mit einem gepflegten Bart. Er saß weit nach vorn Gebeugt über einem Buch, dass aufgeschlagen auf seinen Beinen lag. Eine Hand unter der Robe verborgen, hielt die andere das Buch am Platz.
Die Robe war fein ausgearbeitet, viel seitlich neben den Beinen in falten nieder. Rot und Edel wirkte sie, als er die Figur bemalte.


2. Ein gerüsteter Mann mit Schwertgurt, eine Krone auf dem Haupt. Stolz und erhaben schälte sich die Figur aus dem Holz. Gerade mit erhobenem Haupt, die Krone fein heraus gearbeitet. An seiner Hüfte trug er einen Waffengurt, dessen Schwertscheide die Waffe bis auf den Knauf verbarg. Ewig musste es gedauert haben, das feine Kettenhemd aus dem Holz zu schälen. Die Krone jedoch war es, die golden bemalt deutlich hervor stach.

3. Ein Handwerker, mit Schürze und Hammer.
Ein leicht gebückter Mann, mit einem kräftigen Hammer, vor einem Amboss entstand aus dem Holzblock. Er war kräftig gebaut, eine Schürze bedeckte seinen tüchtigen Bauchansatz. Ein Handwerker in den besten Jahren, unermüdlich bei der Arbeit. Der geschwungene Hammer glänzte silbern als er die Figur bemalte.

4. Ein bärtiger, strenger Krieger in Plattenrüstung mit zweihändigem Großschwert.
Das Holz gab einen kräftigen Krieger mit langem Bart frei. Breitbeinig, beide Hände um den Knauf seines Zweihänders gelegt, stand er in kriegerischer Grundhaltung da. Sein Körper bedeckt und geschützt von einer anmutigen Plattenrüstung. Durch die silberne Bemalung wirkte der Krieger stolz und erhaben.

5. Ein junges Mädchen in Ketten und Leder mit Rosen im Haar.
Das Holz gab eine zierliche Gestalt frei. Ihr Gesicht das eines jungen Mädchens in leichter Ketten- und Lederrüstung. Fast verspielt wirkten die Rosen in ihrem Haar, waren sie doch rot vom schwarzen Haar abgehoben.

6. Ein Mann ohne Gesicht in weiten Roben, die Fingerglieder länger als gewöhnlich.
Hatte das Holz jemanden frei gegeben? Nein.
Eine männliche Gestalt in weiter fallender Robe. Nur die lang gegliederten Finger, beinahe wie Spinnenbeine an seinen Händen waren zu erkennen. Unter der Robe ragten gerade mal ein paar Fußspitzen hervor. Statt eines Gesichtes, ward ihm nur ein Schwarzer Kopf gemalt, die Robe dunkelblau, die Finger kreise bleich in weiß malerisch abgehoben.


Der Meister beendete sein Werk. Eines nach dem anderen. Sorgfalt und ruhe ließ er walten, bis der Auftrag fertig war.
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#3
Lange hatte der Meisterschreiner herum überlegt und Zeichnungen entworfen. Ganz glücklich war er mit dem Auftrag aus Zweitürmen nicht gewesen. Doch war es Inara die ihn darum bat und so machte er sich ans Werk.

Zwei kleine Altare sollten es werden, für den kleinen Friedhof in Zweitürmen, damit die dortigen Seelen ihre Ruhe fanden.
Er hatte sich für den Bau eines kleinen Flügelschränkchens entschieden. Nicht größer als eine Kommode, etwas erhöht aufgestellt.

[Bild: 106797387_398.jpg]

Die eine Anfertigung enthielt ein Relief einer strahlenden Sonne. Die ganze Rückwand des kleines Schreins war von ihr ausgefüllt und im Inneren fand man noch Platz für einiges an Räucherwerk oder Kerzen. Die Flügeltüren waren fein heraus gearbeitet und hatten viele kleine Löcher, als wären die Strahlen der Sonne einfach durchs Holz gebrannt. Im Innern der Flügeltüren ergab sich ein zusammenhängendes Gesamtbild mit der Rückwand. Die Stahlen schienen bei geöffnetem Zustand das Bild noch zu erweitern.

Die zweite Anfertigung war von Größe und Form identisch. Allerdings beinhaltete die Rückwand verschiedene Bilder mehrerer Figuren. Sie stellten einige der 21ig Götter dar. Galates und Amatheon prangten über den anderen. Aber auch Sulis, Mabon und Anu sind zu erkennen. Die Flügeltüren zeigen Bilder und Szenen der gesamten 21 Götter, geöffnet wird deutlich das dieser Schrein zu ehren der Totenruhe und des Schutzes erschaffen wurde.
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#4
In den vergangen Tagen sah man den Schreinermeister Ley Animar, des öfteren im Südwald Holz schlagen.
Ja, sogar mit tüchtigem Lehrling an seiner Seite. Denn wer genau hin schaute, mochte bemerken, dass der Lehrling um einiges fleißiger im Fällen der Bäume war als der Meister selbst.

Interessanter war jedoch, was dort im Wald geschlagen wurde. Besonders lange, gerade und junge Bäume. Im Stammdurchmesser kaum dicker als eine Faust. Sehr sorgsam wurden diese Bäume aus dem dichten Unterholz heraus gesucht. Geschickt wählten die Holzfäller jene Bäume die zu dicht bei einander standen oder sich auf andere Weise konkurrierten. War etwa der Baum daneben, ein Baum in den mittleren Jahren, robust und gesund mit geradem Wuchs, so wurden die jungen Bäume unter seiner Krone entnommen. Dafür ließ man jedoch die frischen Triebe weiter wachsen.

Mit der Zeit sammelten sich auf dem Packtier lange, gerade Rundhölzer von einem Durchmesser mit bis zu einer Handbreit. Diese schaffte man in die Werkstatt.
Bevor das Holz zum Ablagern und Trocknen aufgestellt wurde, musste in müßiger Arbeit mit der Bogenklinge die Rinde abgeschält werden.
Breitbeinig sah man die Holzhandwerker über den Stäben sitzen und immer wieder von einem Ende zum anderen Wandernd die Klinge an sich heran ziehend, immer dicht unter der frischen Rinde.

Zum Trocknen wurden die Stangen auf kleine Bretter gelegt und alle ein einhalb Schritt unterfüttert, damit sie sich nicht durch biegen konnten. Darauf kam wieder eine Lage beschwerender und stabilisierender Bretter.

Einen Tag später wurden die Hölzer zugeschnitten und geschnitzt. Hier und da trieb man mit dem Handbohrer Löcher ins Gestänge, und schuf Möglichkeiten die Stangen zu verbinden.
Lederriemen wurden angepasst und ins Holz genagelt, um ein Verrutschen des Gestänges zu verhindern. Aber all das blieb flexibel und transportierbar. Man sollte das Zeltgestänge rasch auf und wieder abbauen können.

Schließlich stand der Markttag bevor. Und wenn die Zünfte es nicht gemeinsam hinbekamen, dann würde man den Stoff eben zukaufen und die Zelte erst einmal auf einem anderen Markt als in Löwenstein testen müssen.

[Bild: suco5pes.jpg]
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#5
Das Zeltgestänge war noch am Trocknen und wurde vom Lehrling ab und an gewachst, während der Schreinermeister bereits über seinem nächsten, höchst speziellen Kundenauftrag brütete.

Einer seiner guten und treuen Stammkunden hatte einen ganz besonderen Auftrag an den Meister heran getragen. Die Anfertigung eines jurischen Reitersattels. Ein Holzsattel wohl gemerkt war für den Schreiner nicht weiter ungewöhnlich fertigte er doch die Transport- und Packsättel der Lastentiere bereits aus Holz. Weit aus günstiger und genau so praktikabel wie die Satteltaschen aus Leder es waren.

Doch diese Arbeit verlangte seine höchste Kunst. Mit großem Interesse, viel Fleiß und Rechnerei brütete der Schreinermeister über den Bildern und groben Zeichnungen die man ihm vorgelegt hatte.
Nichts davon war für eine Bauanleitung brauchbar, also vermaß und berechnete er. Durch herum probieren, viel Schreibarbeit und so manchem Abfallprodukt entstand nach und nach eine brauchbare Bauskizze.

Nun war er so weit. In seinem Kopf war ein Bild entstanden. Eine Art hölzerner Schlitten mit dem Sattelbecken dessen Grundform hölzern war darauf. Der Schlitten sollte sich wie eine greifende Hand beidseitig auf die Flanken des Pferdes legen und genug Luft und Spielraum zwischen Sattel und Pferderücken belassen für ausreichend Bewegung und Belüftung für das Tier.
[Bild: 631a9b4a0d.jpg]

Zu erst versuchte der Schreiner den Sitz des Sattels aus einem einzigen Stück Stamm heraus zu arbeiten. Doch dies stellte sich als äußerst schwierige Arbeit heraus. Besonders die unterschiedlichen Eigenarten des Kern und des Splintholzes führten dazu, dass der Satte bei großer Last oder intensiver Nutzung recht schnell zerbrechen würde.
Also machte sich Ley daran den Sattel in mehrere Teile zu untergliedern. Die Sattelkufen, welche auf dem Rücken des Pferdes auf lagen. Den vorderen und hinteren verschieden hoch gezogenen Sattelknauf und eine zweiteilige Sitzdecke, wie er sie nannte. Zweiteilig aus dem Grund, damit sie nicht brechen konnte und bereits von vorne herein durch die Fuge etwas Bewegungsspielraum besaß.

Bis zum vor Abend des Markttages sah man ihn fleißig an diesem ungewöhnlichen Projekt arbeiten. Für wen würde ein solcher Auftrag wohl sein?
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#6
Wieder einmal hatte sich der Schreinermeister in seine Werkstatt zurück gezogen. Arbeitete die Nacht durch. Stetig hörte man das surren des Antriebs seiner Drechslerbank.
Lange hatte er überlegt wie er seinen spontan erhaltenen Auftrag angehen sollte. Man hatte ihn gebeten ein Holzspielzeug für ein 14-16 Jähriges Mädchen zu fertigen. Was und wie da ließ man ihm freie Hand.

[Bild: Stand.jpg]

Ley hatte sich zuerst für ein Holz entschieden. Rotbuche sollte es sein. Das harte Edelholz mit seiner feurig dunklen Rotfärbung. Er hatte sich besonders lange mit der Suche nach einer schönen Maserung beschäftigt, schließlich wollte er sich nicht Lumpen lassen.

Weil er sich nicht ganz sicher war, was ein Mädchen in diesem alter so zum Spielen nutzen würde, entschied er sich schließlich für einen Kreisel und eine Pfeife.

[Bild: Buche_0_klein.jpg] [Bild: Pfeiffe_3_klein.jpg]

Der Kreisel:
Der Kreisel aus Buchenholz mit filigran heraus gearbeiteter Maserung hat einen kurzen Stiel und einen dicken Bauch. Die fein säuberlich angebrachten Rillen am Bauch sorgen für ein musikalisches, beruhigendes Summen bei der Drehbewegung. Die Form des Kreisels sorgt dafür, dass sich der Kreisel bei starker Drehbewegung, um 180 Grad drehen und einen Kopfstand auf dem Stiel vollführen kann. Das Material wurde mehrfach fein geschliffen und anschließend geölt, um die rötliche Farbe der Buche hervorzuheben.

Die Pfeife:
Die Pfeife ist ebenfalls gedrechselt und vom Aufbau her einem Kreisel ähnlich. Stiel und Endstück sind aber gleich lang. Im Mittleren dicken Bauchteil befindet sich der Klangkörper, im unteren dicken Mundstück, die Pfiff Öffnung. Verschiedene Ringformen verzieren die Pfeife. Mal sind sie eingeritzt, mal als Ringe herausgearbeitet.
In Farbe und Maserung ist sie mit dem Kreisel identisch.
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