Was die Waschweiber schnattern...
#1
Greifanger war in den letzten Wochen in hellem Aufruhr. Zumindest am Brunnen des Dorfes, wo sich morgens stets die Frauen trafen um ihre Wäsche zu waschen, ging es hoch her. Ein jeder Passant könnte das allzu typische "Hast du schon gehört....!" aufschnappen, wenn er an ihnen vorbei läuft. Und so würden sich die Neuigkeiten, gespickt mit Halbwahrheiten und Übertreibungen schnell auf die Taverne, die Höfe der Baronie ausweiten und dank der Handelsstraße wohl auch schnell nach Hohenquell gelangen. Vielleicht würde gar ein Händler diese pikanten Nachrichten bis nach Löwenstein tragen... Und so würde es sich verbreiten, wie eine Grippe im Winter.
".... die Baronin hat seit einigen Tagen einen Gast! Man munkelt es ist ein Ritter."
"Eine Frau gar! Reichritter soll sie sein."
"Muss also mehr Mann sein als alles andere."
"Einer der Stallbruschen hat sie ein paar mal ausreiten sehen. Sie wollte wohl zu diesen Wilden."
"Was will den ein Reichsritter bei den Juren?"
"Also ICH hab ja gehört die edle Luisa hat einen Narren an diesem Oberhäuptling gefressen. Er soll ihr Schmuck und Blumen geschenkt haben."
"Er wirbt um die Baronin? Wird ja mal Zeit das die unter die Haube kommt. Das ist doch kein anständiges Leben für eine junge Dame. Nachher tuscheln noch die Leute!"
"Habt ihr den mal geseh'n? Wie der mit nackter Brust über die Weiden reitet. Ist schon ein hübscher Anblick."
"Ach Mädels, ihr habt doch keine Ahnung. Mein Mann sagt der Kerl ist der Waffenmeister! Darum is' er ständig da. Das geht doch schon beinahe ein Jahr so. Wär's ihr Geliebter, hätt' sie schon 'nen dicken Bauch."
"Ich hab ja mit der Nina geredet. Die Assistentin von der Baronin. Und sie hat mir erzählt, die Baronin liebäugle mit einem eigenen Ritter. Vielleicht ist da was dran?"
"Was?! So ein wilder Barbar als Ritter? Veräppel mich nicht, Gislinde!"
"Doch, doch! Hat sie gesagt! Ich mein, habt ihr die mal bei den Kampfübungen gesehn? Ich glaub die wissen besser was man mit 'nem Schwert anstellen muss, als unsere Kerle!"
"Gislinde, lass doch diese Doppeldeutigkeiten immer!"
"Darum extra die Reichsritterin? Muss ihm wohl noch Manieren beibringen, was?"
"Nun wenn er die Baronin heiratet, braucht er Manieren. Und als Ritter erst recht. Herrje, ich hoffe die klauen mir nicht meine Hühner!"
"Blödsinn, Juren essen keine Hühner, das weiß doch jeder! Die Essen nur Tiere die Fell tragen. Weiß die Möwe warum!"
"Mithras bewahre, das hat sicher mit ihrem Hokuspokus Glauben zutun... reden wir lieber nicht weiter davon."
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#2
Servano


Ein lautes krachen ging durch den Südwald, als ein Baum knarrend unter den letzten Schlägen einer Axt nachgab und ein kurzes Schneegestöber auslöste als er zu Boden krachte. Der Holzfäller stemmte sich auf seine Axt, zog ein kleines Leinentuch aus der Tasche und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Dann ging er zu dem Baum, den er gerade geschlagen hatte und ließ sich darauf nieder, als ihn im Schnee knarzende Schritte aufmerken ließen.

"Ah Siegmund! Grüß dich! Nah schon so fleißig in den frühen Morgenstunden wah?"
"Norbert, was treibt dich faulen Esel denn schon so früh umher?"
"Mein Weib..scheiße, seit wir das vierte Kind haben liegt sie mir ständig in den Ohren."
Ein gequältes Lachen folgte, dann setzte sich Norbert zu seinem Freund auf den Baumstamm am Wegesrand, während sie weiter gut hörbar vor sich hinsprachen.
"Wo ich grad dabei bin, hast du eigentlich immernoch kein Weibsbild gefunden?"
Der andere Schüttelte den Kopf langsam.
"Ne..wobei..für'n Mann wie mich sind die meisten Frauen zu zarte Mädchen. Wobei..vorhin ritt eine vorbei, allerdings glaub'ich die war von Stand! Die hatte aufjeden Fall was, also nicht wegen ihrem Stand! Aber ich sah'se jetzt schon ein zwei Mal hier im Südwald umherreiten, einmal sogar mit'm edlen Weidenach im Schlepptau."
"Mit'm Weidenach?...Hrm..Aaahh! Dann war's dieser weibliche Reichsritter vielleicht! Mein Weib sagt die würd' hier wohl etwas im Flüsterwald zu tun haben..zumindest hätte sie das gehört..also da unten wo die wachenden Schwerter und der Silberfalke bauen..aber kenn's doch mein Weib..die redet viel wenn der Tag lang is..."
Dann lachten die beiden Freunde laut und plauschten noch einige Minuten ehe Norbert weiterzog.



Candaria

Ein candarischer Fernreisender weis auf den Märkten die er in Candaria und auch Servano besucht einiges zu berichten, so man ihn auf seine Heimat anspricht.
"Ah..mit'm Grindel geht's zuende..ihr wisst schon, der Alte Verwalter von Greifanger..mich wundert ja das sie noch keinen neuen haben. Hab' sogar gehört die suchen danach, nachdem der Alte Knabe 'ne geschlagene Stunde sich mit einem Fahnenmast unterhalten haben soll."
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#3
Es war ein schöner, kalter, klarer Tag. Als die beiden Dirnen, Herta und Rosalie, im alten Hafen ihrem Tagewerk nachgingen. Dabei lümmelten sie lasziv in der Nähe der Schankstube herum und plauschten etwas miteinander.

"Hast du gehört..es soll Festa erwischt haben?!"
-"Kein' Scheiß?"
"Ja. Man hat sie aus dem Becken gezogen..irgendwer soll sie ersoffen haben."
-"Verdammt..das ist schon die Dritten diesen Monat..erst hat Leckerchen geheiratet, dann ist Morgensonne verschwunden und nun ist Festa tot.."
"Vielleicht geht ja 'n Dirnenschnitter rum uuuund packt dich!"

Dabei griff Herta ihrer Kollegin in die Seiten und giggelte, während die Andere erst boshaft schnaufte, dann aber auch lachen musste.
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#4
Gen Mittag des 25. Hornung war es - so sollten Legenden später erzählen -, dass ein einzelner Mann - zumindest abgesehen von einem Wächter in den Königsfarben und zwei Pferden - die Burg Löwenwacht verließ. Der Eine oder Andere könnte ihn als den königlichen Heraldiker Tarek Gorency erkannt haben, der anmutig zu Pferde die Stadt durchquerte und sich hinaus in die Lehen begab. Gerüchtedreschende Waschweiber hatten daraufhin zu erzählen, dass der Vetter ihrer Großmutter mütterlicherseits von seiner Schwägerin, die gut mit dem Müllersburschen befreundet sei und darüber hinaus vorzügliche Krapfen backen könne, gehört hätte, dass dem Heraldiker die fast schon geflügelten Worte "Grenzsteine setzen ..", "Candaria ..", und "Ausgerechnet ich!" entfahren seien.

Am Abend wiederum wollen Andere die Gruppe gesehen haben, wie sie sich unter dem königlichen Anspruch auf Gastfreundschaft in der Grenzburg Südwalds einquartierte.
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#5
Am nächsten Tag will man gesehen haben, wie der Heraldiker zu Pferde, in Begleitung seines Wächters Südwald durchquerte und dort in der Nähe der Grenzfeste zwei Steine in den Boden versenkte - wobei die Darstellungen, wie das von statten ging auseinander driften. Die Einen meinen, der Hochedle habe höchstselbst, mit seinem gestählten Körper, einhändig und ohne mit der Wimper zu zucken die schweren Steine getragen und die Löcher für jene gegraben. Die Anderen widerum sagen, sein Wächter hätte die ganze Arbeit getan, ohne auch nur halb so anmutig auszusehen. Einig ist man sich, dass dort jetzt Steine aus dem Boden ragen, die dort vorher noch nicht waren. Danach, heißt es, habe der Hochedle eine Unterredung mit dem frisch gekürten Ritter gehabt - und auch einem der Südwald-Jäger, was habe denn der mit dem Hochedlen zu reden gehabt? Jedenfalls sah man den Heraldiker bald schon auf dem Weg nach Zweitürmen in der Kreuzwegtaverne einkehren.
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#6
Längere Zeit war es still um die Kreuzwegtaverne. Dem Königlichen Heraldiker soll es dort so gut gefallen haben, dass er gleich ein paar Tage blieb. Zumindest erzählt der Wirt das. Andere wiederum behaupten, der Hochedle hätte sich ein leichtes Fieber zugezogen, was ihn an Ort und Stelle hielt. Und ganz Mutige meinen, das Essen in der Taverne wäre im gar nicht bekommen. Jedenfalls trug es sich am 2. Lenzing zu, dass der Heraldiker wieder aufbrach, seine Aufgaben in Zweitürmen vollendete und schließlich unter Posaunenklängen wieder in die Burg Löwenwacht einzog.
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#7
... ist diesmal nicht nur bloßes Gerücht, sondern eine Tatsache, die sich vielerorts nachvollziehen lässt. Ein halbes Dutzend Reiter habe die Löwenwacht am Abend des 15. Brachet verlassen, um in die Baronien und die anderen Fürstentümer zu reiten, und Botschaften zu überbringen. An den Grenzfesten weisen sie Dekrete des Truchsessen höchstpersönlich vor, die ihnen die Durchreise nach Hohenmarschen, Ravinsthal und Candaria gestatten. Wer Eins und Eins zusammenzählt, kann sich wohl ausmahlen, dass deren Nachrichten etwas mit der königlichen Heerschau zu tun haben könnten, die bald stattfinden soll ...
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#8
Mithras hätte es bei diesem einen seltsamen Vorkommnis belassen können, doch diese Gnade wurde dem Neuen Hafen Löwensteins nicht zuteil. Es sind die späten Nachmittagsstunden, fast könnte man schon vom frühen Abend sprechen, da wieder einmal ein Schiff am Horizont erscheint - von der Bauart her ein größeres Handelsschiff, das, sobald es näherkommt, allerdings stark bearbeitet wurde. Ein zusätzliches Deck wurde daraufgezimmert, und auch sonst wirkt es so, als hätte man jeglichen Komfort, den ein solches Schiff bieten würde - und Kenner wissen, das ist ohnehin schon nicht so viel - über Board geworfen um Platz zu schaffen. Platz wofür? Das wissen weiß wohl nur die Besatzung, die insofern als ungewöhnlich einzustufen wäre, als das sie unter einer Flagge segelt, die in Löwenstein schon länger nicht gesehen wurde: Das Wappen Titus Falkensteins, des selbsternannten Herzogs von Silendir.

Diese Entdeckung ruft Misstrauen und Vorsicht in verschiedenen Persönlichkeiten am Hafen hervor. "Jetzt holt uns der Herzog!" befürchtet ein Waschweib. "Die dreckigen Nortgarder vor den Toren wetzen auch schon ihre Äxte." weiß ein Verkäufer gebratenen Fisches zu berichten, dessen Preise allgemein als unschlagbar gelten, und der sich somit als "sehr vertrauenswürdig" bezeichnet. Andere versuchen die Lage zu beruhigen: "Der Herzog kommt mit einem Schiff? Dass ich nicht lache! Da kann er genauso gut versuchen, Nachts den Weg aus den Hohenmarschener Sümpfen heimzufinden, wenn er damit Löwenstein einzunehmen versucht!" spricht einer, der ganz den Anschein eines Glücksritters erweckt, der sich in Löwenstein wohl einige schnelle Münzen erhofft.

Gerüchte hin, Gerüchte her - einige Zeit später läuft das Schiff, gänzlich ohne Kampfhandlungen zu beginnen, in den Hafen ein. Neugierige Beobachter können erkennen, dass die Zahl der Besatzungsmitglieder keineswegs an die geschaffene Beförderungskapazität des Schiffes heranreicht. Die Landerampe wird herab gelassen und ein, dem Aussehen nach, adeliger, junger Mann verlässt das Schiff. Oblgeich er selbst gerüstet ist, wird er zudem von zwei schwer gepanzerten Hellebardenträgern flankiert. Zwar versuchen diese, die Menge zurück zu halten, ein paar Verfolger werden die Pfade des Silendirers jedoch nachspazieren und danach berichten können, dass er sich unverzüglich zur Burg begab. Selbst Schaulustige auf dem Marktplatz konnten ihn nicht von seinem Plan abhalten, obwohl jeder weiß, wie aufdringlich die sein können!

Der vermeindliche Silendirer verließ die Burg nicht mehr. Doch an seiner statt kam ein Herold geritten, der sich auf den Weg zum Turnierplatz machte. "Höret! Höret!" habe er gerufen. "Die Regimenter Nortgards und Hohenmarschens, ebenso das fürstliche Regiment Candarias, haben durch die Hand des höchstedlen Truchsessen Hieronymus Lichtenwald von Amhran den Befehl erhalten, sich marschbereit zu machen! Gemeinsam mit einem Truppenkontigent seiner eigenen Burgsoldaten, das der Truchsess höchstpersönlich unter der Führung des hochedlen Reichsritters, Ser Gilbert Darau von der Löwenwacht, besteigen sie das Schiff des Reichsritters, sowie das Schiff, das der hochedle Fürst Titus Falkenstein von Silendir unter dem Befehl seines Ritters, des edlen Sers Horatius Burgward von Schloss Silendir nach Löwenstein entsandt hat! Die Truppen der Baronien Servanos und Candarias sollen als Nachhut verbleiben, bis der Schiffsbau Löwensteins vollendet ist, darob sie mit eiligen Winden nachfolgen mögen!" Oder so ähnlich, wer könnte sich so ein langes Geschwafel schon merken? Tatsache ist, dass nun bald eine rege Aufbruchsstimmung im Feldlager vor der Stadt herrscht und dass sich diese Kunde auch in den Spelunken und im Umland der Stadt verbreitet, obgleich es wohl noch einige Tage dauern wird, bis alle Soldaten wieder eingesammelt, alle Vorräte verstaut und jeglicher Tross marschbereit ist ..
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#9
Eine hagere, dreckige und verschlissene Gestalt macht ihre Runden in Servano. Im Südwald will jemand gesehen haben, wie der Mann mit eingefallenen Wangen und einem Ravinsthaler Wappenrock aus der Richtung des unbemannten Grenzpostens an der Flüsterwaldbrücke kam, und sich eilig wankend, in Richtung Löwenstein fortbewegte. In Löwenstein widerum war jemand mit ähnlicher Beschreibung etwas später zu sehen, seine Kleider augenscheinlich von einem Weg durch die Wildnis, über Stock und über Stein geschunden, der Nachts auf dem Marktplatz zusammenbrach und von einem vorbeischlendernden Nachtwächter, nach einem kurzen Wortwechsel zur Burg gebracht wurde ...
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#10
In Ravinsthal macht es Runde, dass Ser Curtzenwerter ein Schreiben aus Silendir erhielt. Die Burgwache die in dem Moment am Hauptquartier des Herzogsring vorbei ging schwört zu berichten, dass der edle Ritter sagte, der Herzog würde dieses Jahr an der Konklave teilnehmen.
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