[MMT] Vom Zelten mit den Juren
#1
Das Treffen mit den Juren war erfolgreich verlaufen, wenn man davon absehen mochte das die Panzerrüstung eine grobe Behinderung beim Urinieren darstellte, besonders wenn der Wind peitscht. Dennoch wird man den Namen "Serbltr" in gelben Lettern im Schnee zu lesen im stande sein.

Es war ein ausgiebiges Fest, mit amüsanten aber auch ernsten Themen. Mit Gelächter und ernsten Gesichtern. Es war die Art von Fest, die Serbitar am meisten Schätzte. Auch wenn er die Juren als Freunde bezeichnete, war er ein Fremder, der von Fremden in einem Zelt aufgehoben war. Es war nicht die Art des Verlaufs des Abends, der ihn im Liegen auf den Polstern beunruhigte, sondern vielmehr der Gedanke, eine Hünin von Jurin könnte über oder auf ihn stolpern. In jedem Falle wäre es mit Schmerz verbunden, ob dieser dann Glückseeligkeit oder Schrecken an seiner zarten Seite hinterlassen würde, konnte er nicht einschätzen.

Eine Ankedote des Khans, das er mit ihr um die Wette schnarchen könnte oder ihr Konkurrenz bieten könnte ließ ihn noch immer Schmunzeln... Herausforderung angenommen. Gegenüber lagen Skaskar und Sam, die wohl weniger Liebevoll als "Das Wiesel" betitelt wurde. In ihrer zusammengerollte Form, sah sie weniger wie ein Wiesel aus, mehr wie ein Otter der sich an Skaskar schmiegte. Immerwieder gingen, neben der Angst vor der Hünin, Gedanken durch Serbitars Kopf was da wohl laufen möge. Verstohlene Blicke vom Gestreichel oder Gehalte machten ihn skeptisch, aber wo die Liebe oder Zuneigung nunmal hinfällt... zum Thema Fallen geriet er wieder ein wenig in Panik. "Gut das ich nur die Plattenarme abgelegt habe.

Die Welt schien sich für den Moment im nach Rauch riechenden Zelt zu verschönern, und die Symphonien die er ins Zelt hinausblies, aus sämtlichen Körperöffnungen vermochten ihm das Gefühl von Glückseeligkeit zu verleihen.

Die Juren waren Anders, nicht schlecht, sie waren Ehrlich und sie waren Direkt. Wer konnte das nicht mögen? Städter zum Beispiel. Jeder der Juren des Abends zeichnete sich durch seine Person aus. Saresh der Khan, ein Anführer und Platzhirsch. Vishaya die ruhige, die soviel mehr Ausstrahlte als ihre Authorität als Schamanin. Dhena die... ja.. die Frau mit einem Auge, die der Ursprung des Inbegriffes der Angst eines Mannes sein konnte der nicht benutzt werden wollte und Lilya, die ruhige direkte Jägerin, die Blumen lieber isst als an ihnen zu riechen.

Skaskar ist an diesem Abend aufgeblüht, dieser Gedake ging Serbitar oft durch den Kopf. Ist es das was Nortgarder brauchen? Ist es die Verbundenheit zu einer Familie? Oder... die Hünin... wer weiss das schon. Mit dem letzten Flöten aus seinem Loch entschied sich Serbitar sich weiter weg vom Feuer zu legen... er wäre ein schlechter Gast, würde er das Zelt bei der ersten Übernachtung in Brand stecken.

OOC
Rechtschreibfehler dürft ihr Behalten Tongue Es ist 0300! und wer mag darf ja auch was dazuposten Wink
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#2
Kurz bevor der Morgen graute -der Himmel erhellte sich langsam - doch von der winterlichen Sonne war noch nicht viel zu sehen, ritt Dhena zurück in das Lager. Sie hatte die ganze Nacht auf dem Rücken ihres Hengstes verbracht. War über die verschneiten Weiden Greifangers geritten, dick in ihren Umhang eingepackt. Nun freute sie sich auf ihr warmes Fell und das letzte Glimmen des Feuers im Zelt. Und dann trat sie hindurch und... überall verstreut lagen die Bundler.
Sie seufzte und began dann ihren beschwerlichen Weg über die schlafenden Körper hinweg zu ihren Fellen. Kurz hielt sie vor dem Wiesel inne und betrachtete das blonde Mädchen im Schlaf. Sie schien einen Gedanken fest zu halten, schüttelte dann jedoch den Kopf.
Als sie ihre Vorhänge zurück zog, lag dort, wie erwartet Fionnait und schlief. Das letzte Jahr über war dies ein stetiger Anblick. Die Galatierin war immer an ihrer Seite gewesen. Und in der Nacht unter ihren Fellen. Und so entkleidete sich Dhena benahe gänzlich, ganz ohne Scham vor den fremden in ihrem Zelt. Die Axt lag neben ihr - nur zur Sicherheit - und ihr wertvollster Besitz auf der anderen.
Sie dachte noch eine Weile über diesen Bund nach, über das was sie an diesem Abend gehört und gesehn hatte.
Ein Urteil war noch nicht gefällt. Doch wenn ihr Khan sich verbünden würde, so würde Dhena, wie ein Schatten, folgen.
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#3
Es war ein Abend und eine Nacht der Erkenntnisse gewesen. Obwohl Skaskar sich den Juren in den letzten Tagen bisweilen näher gefühlt hatte, als seiner eigenen Familie, dem Bund, hatte doch Lilya den meisten Anteil daran getragen.

An diesem Abend jedoch, war das Zelt für ihn unerwartet voll gewesen. Viele gute Gespräche waren gefolgt und der Wunsch, den er bislang nicht auszusprechen gewagt hatte, die Schamanin Vishaya einmal zu treffen, war genauso unerwartet erfüllt worden. Die Geschichten über sie mochten vielleicht zutreffend sein, vielleicht war sie in der Lage so kalt und erbarmungslos zu töten, wie man ihr nachsagte - zumindest hatte er das Gefühl einen Ausblick darauf gesehen zu haben als sie über Morrigú sprach. Ansonsten allerdings, hatte sie sich zu Skaskars Erstaunen, sehr besonnen verhalten. Selbst als Sam angefangen hatte, die Ansichten ihres Glaubens offenzulegen.

Zu seiner weiteren Überraschung war er mit Serbitar in dieser Umgebung warm geworden. Trotz der anfänglichen Reserviertheit, die besonders Skaskar selbst seinem Hauptmann entgegenbrachte, hatte sich das Verhältnis zum Schluss verkehrt. Zwar rümpfte er die Nase über die Geschichte eines Feingeistes, der das Geschenk des Krieges nicht einmal mit offenen Armen annahm, aber er konnte nicht mehr als die Ehrlichkeit und die offenbarte Schwäche respektieren, die er damit zeigte. Er war, nach allem was er gesehen hatte, an diesem Abend entspannter und gelassener gewesen als sonst und das stand ihm besser zu Gesicht als der substanzlose Führungsansprach der letzten Tage, den Skaskar eher als Herausforderung denn als Maßregelung verstand.

Zwischen all' dem Gelächter, der Freude und der Getränke saß schlussendlich auch Lilya, die überraschend still geworden war. Auch wenn sie ihre Gedanken selten offenbarte, so war zumindest für den Streiter recht schnell ersichtlich geworden wann ihr etwas zu missfallen oder sie zu beschäftigen schien. Die Tatsache, dass er nicht mehr als darauf hoffen konnte, dass sie irgendwann die Zähne auseinanderbekam, war unbefriedigend aber nicht zu ändern. Dieser Wesenszug immerhin, war ihm besser bekannt, als man vielleicht denken konnte. Genau wie auch viele andere Dinge, die seine Freundin bei den Juren ausmachten. Besonders in dieser Nacht und nach diesem Tag erschien sie beinahe wie ein Spiegelbild der Frau, die weiterhin die kalte Ödnis seiner Heimat durchstriff. Gefährtin und Gefährte die sich bereitwillig voneinander getrennt hatten, um Größeres zu schaffen und deren Spiegelbild er nun wiedergetroffen hatte. Es konnte nicht weniger als ein gutes Zeichen, ein Omen sein.

Die Wärme des Zeltinneren blies die schweren Gedanken schlussendlich von den Schultern des Streiters, als er sich der kleinen Person zuwandte, die, an seine Seite gekauert, schon eine ganze Weile so dort geschlafen hatte. Das tiefe und einer weltumspannenden Waldrodung gleiche Schnarchen Serbitars hatte nur allzudeutlich angezeigt, dass es auch für ihn Zeit zum Schlafen gewesen war.

Skaskars Körper hatte schließlich eine Schale um die zerbrechliche Gestalt des Wiesels gebildet und sie mit seinen Armen so an sich gezogen, dass es vermutlich mehr wie das Horten einer Beute als eine Geste der Fürsorge gewirkt haben müsste. Es war der leichte aber erholsame Schlaf des Kriegers, der ihn am nächsten Morgen bei Sams Versuchen, sich eigenmächtig zu entfernen auch wieder wach werden ließ. Es mochte ein kurzes, tonloses Gerangel gegeben haben, in dessen Folge die kleine Blondine immer wieder in den Sog des breitkreuzigen Kriegers gezogen und dort gehalten wurde. Stumme Beweise einer Herrschaft, die erst dann endeten, als seine Hände den Druck beim Festhalten intensivierten und sich auch nicht mehr davor scheuten, durch Schmerz ihren Besitzanspruch deutlich zu machen.

Als sich der zerbrechliche Leib in der Schale von Skaskars Körper schlussendlich ihrem Schicksal fügte, war es am Ende er, der sich, durch das Aufbegehren der kleinen Person aus seiner Mitte angestachelt, zurückhalten musste, um sie nicht auf den Fellen der Juren zu nehmen. Einzig Serbitars Schnarchen ließ jeden Gedanken an diese kurze, aber anregende Episode vollständig verebben.
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#4
Wieder verging ein Abend im Jurenzelt und Serbitar war sich nicht sicher wie spät es war als er zur Heimreise antreten wollte, wobei er doch sovieles von den Juren gelernt hatte. Viele Dinge, die die Schamanin zur Sprache brachte, erfüllten in ihm den Wunsch nurnoch mehr zu hören. Sie hatte durch ihre offene Art ein Ventil geöffnet, durch das sich nurnoch mehr Fragen ergaben. Im gleichen Maße, war der Khan für ihn immermehr ein sympathischer Anführer mit einem sehr interessanten Hintergrund. Sie teilten viele Ansichten, in anderen standen sie sich in einem extrem gegenüber und doch waren die Gespräche niemals von unbehagen behaftet. Abgesehen von denen wo es um dicke Eier ging. Die Juren hatten eine erstaunlich bildliche und direkte Auffassung von Dingen die so manchem Ahmraner den Schauer über den Rücken laufen lassen konnten. Serbitar versuchte sich zwar nicht immer etwas anmerken zu lassen, aber es gelang ihm meistens nicht.

Die Diskussion über Freundschaft mit Lilya war eine ebenso schwierige, sie würde ihn töten wenn er ihr einen Grund gäbe, und davon gäbe es wohl manigfaltig viele. Dennoch hat er den Gedanken das sie ihn für Morrigu opfern würde beiseite gelegt. Sie hätte nichts davon und sein Tod im Jurenzelt würde wohl mehr Probleme verursachen als der Ruhm wert wäre. Jedenfalls waren das seine rationalen Gedanken, die Frage war, wie rational Opferungen wohl sind.

Im letzten Anlauf als er sich auf die Heimreise begeben wollte, boten ihm die Juren sogar Feder und Papier an, damit er seine Berichte schreiben konnte, und er hatte eines gelernt. Die Juren sind bei einem "Nein" nicht beleidigt, und das ist etwas, das er erst verinnerlichen muss.

So lag er dann wieder am Feuer und kritzelte unmengen von Worten. Die umso später es wurde, umso verschwommener wurden. Verdammter Met. Wo ihm einfiel, hatte ihm die Schamanin nicht jemanden angeboten? Mit einem verstohlenen Blick sah er dorthin wo er diejenige vermutete und schüttelte den Kopf. "Schwachkopf" sagte er sich leise und kritzelte weiter, die einzelnen Worte verschwammen immer mehr und er merkte das der Met ihm nicht bei seiner Aufgabe unterstützen würde. Die Schamanin sagte "Heute wirst du Schlaf finden" wieder ein verstohlener Blick in die Ecke, aber er legte sich nur auf den Rücken und betrachtete den Zelthimmel. Wie soll man nur Schlaf finden, wenn es soviel zu tun gäbe? Das knistern des Feuers ließ die Augenlieder des Hauptmannes schwer werden und so lag er nun da, die Papiere zur Feuer abgewandten Seite, mit offensichtlich langweiligen Berichten über Wälder und Patrouillen, auf der anderen Seite eine Schale Met.

Er sah heute Anders aus, ohne seine Plattenpanzer und mit den kurzen Haaren, das Schnarchen nach dem Alkohol, war aber das Gleiche.
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#5
Es war tief in der Nacht, leise rieselten die Flocken aus Schnee auf die Erde hinab. Alles wirkte leiser in dieser Unwirklichkeit der Schneelandschaft. Das leiseste Knirschen im Schnee ließ die Jurin auf dem schwarzen Pferd aufhorchen. Gespenstig tauchte das fahle Mondlicht die flachen und schneebedeckten Hügel in ein silbriges Licht. Selbst fernab jedes Feuers sah man die kleinen Wolken die sich in regelmäßigen Abständen vor dem Gesicht der Jurin und dem Maul des Hengstes bildeten. Das Tier wirkte ebenso wachsam wie seine Reiterin, das leise Knirschen in der Ferne und dann und wann das weitentfernte Heulen hungriger Wölfe, ließen auch den Hengst fernab der Herde nicht zur Ruhe kommen. Dem aufmerksamen Beobachter konnte kaum entgehen, wie das sonst unsichtbare Band zwischen Pferd und Jurin deutlich sichtbar wurde, es war ein stummer Tanz an Bewegungen, ein Hin und Herspielen. Zuckten die Ohren des Tieres, wendete sich der Blick der Jurin und das Tier verlagerte sein Gewicht daraufhin. Wenngleich beide ruhig verharrten, umgab sie eine Aura der Spannung, während der Wind leise durch den Schweif, die Mähne und das Haar der Reiterin pfiff.

Die Zelte waren noch als Schatten sichtbar und ginge man nur näher heran an das kleine Lager würde sich die gespenstige Ruhe wie eine umgekehrte Münze wandeln. Trotz der Ruhe zwischen den Zelten, zeugte alles von regen Leben. Der zu Matsch zerstampfte Schnee, die kalten Feuerstellen, die von Schnee befreiten Bürsten für die Tiere und die Wassertonne auf denen sich erneut eine dünne Eisschicht bildete und das Wasser abdeckte. Der Geruch von warmen Met, Schweiß, Pferden, Leder, Blut und gebratenem Fleisch hing selbst bei dieser Kälte zwischen den Zelten, aus dem kleinen Zelt direkt am Eingang drang noch der Geruch von getrocknetem Salbei und Lavendel und vermischte sich zu einem lebendigen Ensemble. Selbst der kreischende Ruf eines Raubvogels vermochte es nicht, das Leben zwischen diesen Zelten zu leugnen, die auf manch einen mit Geborgenheit und Sicherheit frohlockten. Der kleine Rotfuchs, der sich die letzten Knochen aus der kalten Feuerstelle zog fühlte sich davon allerdings nicht betroffen, und schleppte seine Beute hinaus aus dem Lager über die Felder und stoppte erst, als ihm die Witterung der Jägerin in die Nase stieg. Mit einem weiten Bogen tauchte er in die silbrige Welt fern ab und hinterließ für eine Weile seine kleinen Pfotenabdrücke im Schnee, ehe die Nacht sie unter einer neuen Schneedecke begruben.

Die Gedanken der jurischen Jägerin zogen sich schweigsam, wie unheilverkündende dunkle Wolken durch ihren Kopf und hinterließen eine missmutig nachdenkliche Mimik auf ihrem Gesicht. Sie hatte an diesem Tage schwere Worte verwendet gehabt und es hatte sie einiges an Mühe gekostet sie zu verdrängen als Serbitar ins Lager kam. Es lag ihr fern mit ihm über das Vergangene zu sprechen, auch wenn das Vergangene kaum eine Stunde her war und die Spuren noch frisch waren und der Platz noch warm vom Sohn des Nordens. Immer wieder fragte sie sich an diesem Abend fassungslos, wie sie sich nur so irren konnte.

Die Jägerin hatte schon oft beobachtet, wie die Städter einen Tanz um die natürlichste Sache taten, die ein Mensch nur tun konnte. Immer wieder fanden ihre Gespräche zu diesem einen Thema, als wären sie zwanghaft dazu verflucht, mit kleinen spitzen Bemerkungen, gleich einer Nadel in dieses Thema, das im Bildnis das Nadelkissen darstellte, hinein zu stechen. Es schien sie gar mit einer regelrecht widernatürlichen Freude zu beseelen und sie wie hungrige Wölfe ums Mahl schleichen zu lassen, statt sich einfach mal den Bauch voll zu schlagen und sich den wichtigen Dingen des Lebens zu stellen. Zum einen versagten sie sich, wenn es nötig war diese Notwendigkeit, die dem Fluss des Gleichmutes erst den rechten Schwung gab, zum anderen jedoch, überschwemmte sie dann doch die aufgestaute Geilheit und ließ sie kopflos in die Lenden der Nächstbesten tauchen oder Frauen auf einen Esel steigen. Es war ein Zeugnis maßloser Dummheit für die Jurin doch es war nicht an ihr dies zu richten oder zu beurteilen und sie war sich nur zu sehr bewusst, dass sie daran eh nichts zu verändern konnte. Im Grunde war ihr diese Uneinigkeit des Wesens sogar recht egal bis willkommen, doch zu dieser Wache in der Nacht ließ es ihr keine Ruhe. Es waren die heißen und feuchten Lenden einer Frau die diesen Mann völlig den Verstand verlieren ließen. Er war vollkommen für das was alle Welt sah erblindet. Sie war diese Blindheit von den Städtern durchaus gewohnt und erkannte auch, dass es daran lag, dass sie stets das gleiche Bild vor die Augen bekamen. Den Himmel vor lauter Wolken nicht sehen, würde es wohl am ehesten treffen. Er sprach von aufrechter Haltung, Direktheit, Taten statt Worten. Er sprach mit tiefer Anerkennung mit ihr und doch holte er sich Lug und Betrug in seine Felle.

Sie hatte im Grunde nichts gegen das Wiesel, nicht im geringsten. Sie fand sie gar unterhaltsam auf die ein oder andere Weise, dennoch spielte sie jeden Tag aufs Neue ihr Trugbild einem jedem vor, der ihr über den Weg lief. Ein Leben aufgebaut auf Betrug, Verschlagenheit und Lügen, wenn man sein Selbst verheimlichte. Wenn er ihr das nehmen würde, würde ihre Welt zusammen brechen und sie säße in Ruinen und würde um sich beißen, wie es jedes Tier tut, das keinen Ausweg mehr kennt. Ein Wesen, das jeden Tag mit einer Lüge begann, konnte es überhaupt auch nur ansatzweise das verstehen, was Ehre bedeutet? Sie war schlauer als Njal, geschickter und in ihrem Netz aus Wahrheit und Lügen wusste wohl nur sie selbst, was zutreffend war und was nur Illusion war. Doch am Ende des Tages war sie nur ein Wiesel.

Am morgigen Tage würde die Reiterin sehr wahrscheinlich wieder Zeugin dieser Scharade werden, wissend, dass es ein Trugbild ist und schweigen. Sie hatte die Grenzen neu gesteckt und es gab weit wichtigeres in ihrem Leben als diese zwei entweder so ungleichen oder gar allzu gleichen Personen. Freundschaft würde etwas sein, an das sie sich nur sehr langsam und vorsichtig heranwagen würde. Der Blick der wachenden Jägerin wendete sich zu den Zelten und langsam, als könnte der Rappe auf dem sie saß direkt in ihren Gedanken lesen, wendete sich das Pferd.
Langsam und mit knirschendem Schnee unter den Hufen, setzt der Hengst einen Huf vor den anderen. Den Kopf leicht gesenkt, jetzt wo der Weg ihn zurück zu seiner Herde führt. Seine Mähne und sein Schweifhaar weht nach Süden, ebenso wie das lange dunkle Haar der Jurin und der blutrote Mantel, in den sie sich bis zur Nasenspitze gehüllt hat und der gerade noch ihre Unterschenkel preis gibt, als hätte einer der Götter dieses Bild fortwischen wollen. Nur langsam verdeutlicht sich die Silhouette im wehenden Schnee und man erkennt wie sie den Speer sachte zum Gruß hebt, ehe ein anderer Jure, auf ebenso einem schwarzen Tehinhengst ihren Platz einnimmt und ihren Spuren im Schnee folgt – hinaus in diese unwirkliche geisterhaft silberne Landschaft aus Mondschein, Eis und Schnee.
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#6
Die ersten Nächte nach dem Bruch waren von der Quälerei begleitet, in denen Skaskar Sturmschlag im Schlaf die Überzeugung und die Kraft abstreifen musste, die ihn sonst durch den Tag gerettet hatte. Wenngleich im Lager der Juren überall Menschen waren, so verbrachte er die Nächte doch letztlich alleine. Alleine mit sich, alleine mit der Herausforderung wieder zu sich zu finden. Erst der Morgen befreite ihn schließlich von der Nacktheit, die sein Geist in der Dunkelheit des Schlafes erdulden und die noch so frische Vergangenheit darin erneut durchleben musste.

Die einfachen Tätigkeiten, die er im Lager der Juren erledigen durfte, um sich nützlich zu machen, waren für den Streiter mehr als nur eine willkommene Abwechslung, da sie ihn die Schatten vergessen ließen, die noch immer nach ihm griffen wenn er die Augen in der Nacht geschlossen hatte. Die ersten Bewegungen und Stimmen aus dem Lager ließen den Streiter spätestens zur frühen Morgendämmerung aus eben dieser Einsamkeit der Nacht erwachen und sich denen anschließen, die im Lager des Stammes ihren Arbeiten nachgingen. Ob es nun das kontinuierliche Geräusch des Axtblattes war, welches auf Holz schlug um den im Winter ohnehin erhöhten Bedarf an Feuerholz zu decken oder ob es einfach nur das scheinbar sinnfreie Abtragen der alten Steinmauer neben dem Gemeinschaftszelt war: Beide Tätigkeiten ließen den Krieger alleine mit sich, der Welt und seinen Aufgaben zurück und brachten den Körper Tag für Tag wieder dem Geist näher, der seine tiefen Wurzeln bei seiner Geburt in die Erde Nortgards geschlagen hatte und auf ewig mit ihr verbunden war.

Es waren die Erinnerungen dieser Zeit, besonders seines jüngsten Aufenthalts dort, die ihn wieder in das Leben zurücktrugen und die Stärke und den Kampfeswillen nicht nur mehr vorzugeben schienen, sondern ihn mit jedem im Fluss versenkten Stein, mit jedem gefällten Baum und jedem zerkleinerten Stück Holz erfüllten. Das Blut begann sich wieder seiner Herkunft zu erinnern und sich unbeugsam durch seinen Körper zu walzen, gleich einer Flut, die diese Welt aus Schatten mit jedem Atemzug etwas weiter aus dem Körper wusch. Der Sohn des Nordens war ein Kind der eisigen Ödnis seiner Heimat, ein Jäger unter Beutetieren. Ein Wolf unter Schafen, dem Trauer oder Schwäche nicht anstanden, da er sonst früher oder später die Beute eines anderen Jägers sein würde.

Für die Preisgabe der eigenen Schwäche gab es nun, da Sam die letzte Person gewesen war, der er sich so offensichtlich präsentiert hatte und damit kollossal gescheitert war, keinen Platz mehr. Diese Dinge würden versiegelt bleiben, wie ein Buch dessen dunklen Inhalt niemand kennen durfte, ob der Wahrheiten die es enthielt. Die Schattenreiterin des Khans hatte weise Worte gesprochen, als sie sagte, dass ihm möglicherweise nicht gefallen würde, was er im Lager der Juren bekommen würde, wenn er annahm, was er dort lernte. Und mit jedem Tag, den seine Gedanken in der Monotonie einfacher Arbeiten verbrachten, wurde schnell klar, dass seine Einkehr auch eine Abkehr bedeuten würde. Nicht nur von Sam, sondern auch anderen Ketten, die er sich im Bestreben, seine Familie sei die gleiche geblieben, hatte anlegen lassen.

Er würde darüber weiter nachdenken müssen.
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#7
Die Nacht im Umland von Greifanger verstand sich als kontrastreiches Gegenstück zu den Nächten in Servano. Selbst in tiefster Nacht schlichen in Löwenstein Menschen mit mal mehr, mal weniger unbescholtenem Ansinnen durch die Straßen und ließen das Leben in der Stadt nie ganz versiegen. In Greifanger hingegen, schien die Nacht einem Vorhang gleich, der sich vor dem Schauspiel des Tagewerks gesenkt hatte und all' seine Darsteller damit bis zur Dämmerung verborgen hielt.

Einzig die aus der weißen Schneedecke herausstechenden Schatten, die sich vom Zeltlager der Juren in die Nacht hinaus entfernten, einer Beritten, einer zu Fuß, bildeten die Ausnahme der nächtlichen Eintracht, die sich unter der silbrigen Sichel des Mondes über die weiß bedeckte Landschaft erstreckte. Auf das Heben eines Speeres von der Reiterin begann sich ein ein weiterer, zuvor ungesehener Schatten aus der Dunkelheit zu lösen und – abgelöst – wieder in den Schutz der Zelte zu begeben. Dieser Schatten zumindest, würde bei seiner Rückkehr ein warmes Zelt mit frisch geschürtem Feuer vorfinden, während die beiden anderen Schatten den Rest der Nacht und der Dämmerung vor sich hatten.

Nur selten richtete die Reiterin Worte an den schwerer gerüsteten Begleiter, der eine Armbrust auf seiner Schulter in einigem Abstand zu Pferd und Reiterin führte und den Blick aufmerksam schweifen ließ. Als die Worte schliesslich völlig verebbten und nur noch die wachsamen Blicke beider durch die nächtliche Weite Candarias schweiften, hätte ein aufmerksamer Beobachter vor allem sehen können, wie wenig dem Gerüsteten die Kälte eigentlich auszumachen schien. Mit der Disziplin eines Mannes, der die Monotonie einer nächtlichen Wache bereits zu Genüge kannte und der Gewohnheit, sich in Schnee und Kälte aufzuhalten, blickte der Mann, der bereits seit einiger Zeit nun bei den Juren lebte, ruhig und von seinen eigenen Gedanken getragen, durch die Dunkelheit. Wenngleich die Bereitschaft, seiner eigenen Gedankenwelt zu entsagen, stetiger Begleiter war, so war die Nacht und die heraufziehende Dämmerung doch ruhig genug, um die Worte der Jurin, seiner Begleiterin, noch einmal durch seine Erinnerung wandern zu lassen.

Skaskar wusste dass er, selbst wenn er es energischer versucht hätte, wohl nicht in der Lage gewesen wäre, die Worte der Jurin zu entkräften. Dafür steckte zu viel Wahrheit und Weisheit in ihnen. Er sah nach wie vor Unterschiede, da er bezweifelte, dass Saresh jemals den Eindruck von Schwäche zeigen konnte wie es Vegard, Serbitar oder Askir taten. Das lag dem Khan, so befand Skaskar, einfach nicht im Blut. Und auch wenn es, da stimmte er Lilya mittlerweile zu, vermessen war, von seinen Herren zu fordern ohne dass er derzeit selber viel gab, fiel es Skaskar schwer, Männern zu folgen denen die Angst um ihr Land anhaftete, wie einem unbefleckten Weibsbild die Sorge, die Unschuld zu verlieren. Diese Schwäche, die sich wie ein ekelerregender Makel durch seine Brüder und Schwestern zog, hatte ihn abkehren, ihn zweifeln lassen und die Jägerin hatte in dieser Hinsicht auch damit recht gehabt, dass genau diese Abkehr die Zweifel möglicherweise nur verstärkt haben mochte.

Und obschon er der Sturkopf war, der in aller Regel in letzten Tagen stets genau das getan hatte, wovor man ihn warnte, besann er sich in dieser Nacht darauf, auf den Rat der Jägerin zu hören. Vermutlich wusste sie nicht, wie wichtig die Geschichte für ihn war, die sie ihm erzählte und ihm dadurch tatsächlich zeigte, dass man ein verloren geglaubtes Band auch wieder aufbauen konnte. Genau dieses Band zum Bund fühlte er nicht mehr. Und obwohl er sich selbst jetzt, wo er sich dem Bund so fern wie nie fühlte, bereitwillig in jede Klinge für jeden einzelnen von ihnen geworfen hätte, war es nicht mehr länger seine Familie. Es ging jetzt vor allem darum, Stärke zu zeigen. Stärke nicht nur, indem er sich umdrehte und ging, sondern Stärke vor allem dadurch, dass er blieb und sich seinen Platz in ihrer Mitte wieder erkämpfte. Wenn sie wirklich so schwach waren, wie er empfand, so waren sie darauf angewiesen, jemanden wie Skaskar in ihrer Mitte zu wissen.

So war es am Ende keiner seiner Brüder vom Bund gewesen, kein Wort einer Seherin, nicht einmal die Worte des Khans, die Skaskar wieder auf den Weg führten. Es waren die Worte der stillsten Jurin gewesen, die man im Zeltlager finden konnte. Klare und präzise Worte, die ihn so leichtweg analysierten als sei er das simpelste Wesen, das über den Boden Amhrans schritt. Tatsächlich hatte Skaskar es sogar ernst gemeint, als er sagte, dass er sich jemanden wie Lilya an die Stelle seiner Hauptmänner wünschte. Denn wenngleich sie immer wieder sagte, dass unter Serbitars Geschwätz auch viel Klugheit steckte, fehlte dem Sohn des Nordens weiterhin das Auge, diese Klugheit zu sehen. Die Jägerin allerdings, wirkte selbst wortlos stiller und selbstsicherer als jeder Anführer seines Bundes.

Der Respekt gegenüber Lilya hingegen, sorgte dafür dass er bereit war, sich wieder auf den Tanz mit dem Bund einzulassen und klar zu sehen, wenn man ihn sehen ließ. Und auch wenn die Stunden des Schlafes an diesem Tag nur kurz währten, so war selbiger doch erstmals tief, fest und lange nicht von der Einsamkeit geprägt, die sein Herz seit dem Bruch kannte.
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#8
Entzug
Es war mehr Tage her als er es geahnt hatte, denn der Alkoholentzug durch den permanenten Honigweinüberfluss schien ihn wieder klarer denken zu lassen... Viele Dinge mussten getan werden und er fand sich nach seiner Verabschiedung an jener Weggabelung wieder, der er sonst immer Rechts gefolgt war. Er kam nicht aus der üblichen Richtung, er kam aus Greifanger und müsste den Weg nach Links einschlagen. Sein Ross schnaubte, scheinbar um ihn nach einer Entscheidung zu drängen wohin er denn nun wollte. Das Knirschen der Hufe auf dem Schnee verebbte und für einen kurzen Moment sah er nach Links, dann wieder nach Rechts. "Hmm" brummte er unter seinem Mantel, den er sich bis über die Nase zugeknöpft hatte. Der Wind peitschte ihm gerade die Kapuze vom Kopf und die Kälte drang durch seinen Körper, wie ein gut platzierter Tritt in die Eier.

Die Zügel zogen um nach Links zu gehen, der Weg war noch weit, aber er war nicht zu beschwerlich. Die Freude am Heimreisen ebensowenig vorhanden, aber die Pflicht ruft. Rasch zog er die Zügel wieder um nach Rechts zu gehen. Andererseits, ein warmer Schlafplatz... die Zügel nach Links und dann rekapitulierte er die letzten Tage. Die Hand zog die Kapuze wieder zurück ins Gesicht. Was war die letzten Tage so geschehen, viele Dinge, und heute erst. Es gab immerhin die Juren, die er immer mehr zu Schätzen lernte, und heute, doch ja heute, war etwas anders. Er hatte sich immer Mühe gegeben die Bräuche und Sitten einzuhalten, um ja keine Fehler zu machen, aber scheinbar hatte das unweigerlich zu gewissen Problemen geführt. Anstatt ihnen Stärke durch seine Person und seinen Einsatz zu beweisen hatte er den Juren wohl eher mehr Probleme gemacht als es notwendig war. "Es hätte alles so angenehm verlaufen können, wenn er mal nicht mit seinem Schwanz gedacht hätte..." kurz daraufhin begann der Hauptmann zu grinsen. "Ja.. ich rede gerade.. tze" Vielleicht war es an der Zeit das zu tun, was die Juren erwarteten, er war nur noch nicht ganz sicher, was es denn genau sei, aber ihre Gastfreundschaft weiterhin zu nutzen gehörte nicht zu seinem Plan. In seinem Inneren wusste er, das man sich selbst nicht einlädt, weil es der Anstand verbietet.

Es hätte so einiges glatt laufen sollen, am heutigen Abend, aber irgendwie verpassen sich die Würdenträger immerwieder. Da fängt man sich einen ein um ihn zum anderen zu bringen und dann... wie gewonnen so zerronnen. Die Welt hält eben vieles von blöden Zufällen... wobei ein Zelt zufällig auch nett wäre, oder ein Lagerfeuer. Die Zügel steuerten wieder Richtung Links, das Pferd schnaubte wieder, wohl genervt von seinem Gepäck. Was war denn da heute, wir reiteten zu den Juren und der Khan war wohl unterwegs, Dhena, so reizend wie immer. Ich glaube sie hat heute das erstemal kurz amüsiert gewirkt, als sie mich eine Schildkröte nannte. Immerhin eine pracht Frau, die einem wohl alles ausreißt wenn man sich falsch verhält. Die Zügel führten das Pferd wieder nach Rechts, und die Gabelung kam bedrohlich näher, es war bald an der Zeit sich zu entscheiden.

Das Gespräch mit Skaskar verlief gut, wenn man davon absieht das eine wütende Jurin die Taverne betrat und irgendwie den Enthusiasmus hemmte, den er sich seit vielen Tagen auferlegte. Wir sind nur Verbündete, hm, ein merkwürdiger Gedanke, aber dennoch treffender als viele andere Beschreibungen.

Irgendwo dachte ich, wir hätten ein freundschaftliches Verhältnis, Verbündete klingt so nach... ich weiss nicht. Tavernenschlägerei und ein Typ der dir einen ausgegeben hat schlägt dem Kerl einen Stuhl auf den Kopf der dir gerade eins überbraten wollte. Obwohl, viel Unterschied ist auch nicht... obwohl... man den Kerl in der Taverne wohl niewieder sehen wird, wenn er unter einem Haufen dicker Saufkumpanen oder zertrümmerten Stühlen liegen bleibt. Was ist aber wenn er nicht begraben wird, sondern man ihm aufhilft und unter dem vielen Speck und Holzresten nach ihm sucht? Ergibt sich dann eine Freundschaft? Ach.. wonach streben wir Menschen eigentlich? Will man tatsächlich von allen gemocht werden? Oder ist es so oder so nur Lug und Trug? Ich denke ich überlasse die Welt der Politik jemanden ders versteht, oder dem ich immerhin zutraue es zu verstehen, es ist nicht meine Aufgabe mich damit zu befassen.


Die Zügel zogen nach Rechts, mit ein wenig Reumut sah er über die Schulter und dann wieder nach Vorne, den langen Weg entlang. An der kleinen Brücke angekommen stieg er vom Pferd und grub einen kleinen Stein aus, den er über die leicht vereisten Wassermassen gleiten ließ.
"Normal würde ich ja ein Plopp erwarten." murmelte der Hauptmann vor sich hin und horchte in die Ferne. Nichts, ausser Windesgetöste kam als Antwort. "Genau das wollte ich hören, ab in die Heimat."
Den restlichen Weg entlang tat sich nichts besonderes mehr, in der Stadt aus Stein angekommen übergab er sein Pferd, denn er hatte noch immer nicht nachgesehen ob Männchen oder Weibchen, dem Stallburschen. "Hier kauf dir was schönes drum" bemerkte er und schnippte eine Silbermünze zu ihm hinüber. Es gab nichts das Serbitar mehr störte als im Armenviertel zu Leben, er hatte vor langer Zeit ein Haus in der Neustadt, und das kleine Bundhaus in der Altstadt war auch nichtmehr. Zudem hatte er ein Zimmer bei Orestes. Ja, Orestes war ein Kerl, so ein richtiger. Er mochte ihn, und jedesmal wenn er ihn sah freute er sich über seine Gesellschaft, was er wohl als Vogt so alles zu tun hat? Irgendwann endete sein Weg, im Armenviertel, umringt von ein paar Pennern vor denen er schlichtweg den Anderthalbhänder zog und sie vertrieb nachdem er dem Ersten einen Knaufschlag ins Gesicht verpasste. "Was für eine Scheiß Gegend, vielleicht hätte ich doch zu den Juren gehen sollen." Still und leise betrat er sein Heim, die Eingangstür führte ebenso zu den paar Betten die für neue Bundmitglieder reserviert waren und man wusste man war hier nie allein, besonders wenn Vida damit begann den Flüsterwald abzuholzen. "Na dann werfen wir das Sägewerk Morgenstern auch an" und begab sich in sein Zimmer, das Doppelbett war angenehm Groß, eigentlich waren es Zwei Betten. Recht Schnell war er aus dem Mantel und dem Hemd geschlüpft. Vielleicht bekam er ja irgendwann wieder Besuch. Nach einer elendig langen Zeit entschied er sich ins Obergeschoss zu gehen, die Nacht hatte wohl nicht genügend Augenblicke um ihm Schlaf zu gönnen, ein paar Papiere und eine Feder wurde mitgenommen, die kleine Kerze am Tisch entzündet und ein paar Scheite in den Ofen geworfen.
"Wie ich Papierkram hasse..." murmelte er vor sich hin als er Berichte zu Schreiben begann. "Bla bla bla hier... bla bla bla..." irgendwann entschied die Tischplatte immer näherzukommen, die Kerze brannte im stillen Einvernehmen hinunter, und wer auch immer im Obergeschoss schlief würde Zeuge, des Betriebsbeginns des Sägewerks zu Morgenstern.
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#9
Sollte es am 18 des Monats nicht schneien, mögen die Juren oder ihre Gäste ein paar Blutspritzer östlich des Hauptzeltes vorfinden.

Die Zunge und der Finger

Der Weg zu den Juren war mehr oder weniger eine Entscheidung die Serbitar nicht für sich allein traf. Er hatte ein Versprechen gegeben und er wollte es auch einhalten. Heute trug er nur seinen Mantel, sein Hemd, Unterhemd und eine Lederhose. Schließlich wollte er nicht auf ewig die Schildkröte bleiben und nach einer gefühlten Ewigkeit in der Kälte kam er beim Zelt der Juren an.

Das Pferd wurde wie immer abgestellt und festgebunden und der Kopf voran durch die Laken des Zeltes gestreckt um eine mögliche Abweisung, aus welchen Gründen auch immer, abnicken zu können. Doch das Zelt war nahezu leer, nur ein kleiner roter Punkt war zu sehen, und da niemand etwas gegen sein Eintreten sagte, trat er herein. Die Stiefel wurden vom Schnee befreit und so schnell wie er durch die Kälte eingetreten war, wurde auch schon eine Lampe entzündet. Thronend auf ihrer Sitzgelegenheit erwartete ihn Dhena. Sie saß, wie üblich, auf ihrem verdienten Platz und bot Serbitar wie alle Juren eine Möglichkeit sich am Feuer zu wärmen. Die Gespräche mit der sichtlich kampferprobten Jurin fingen knapp aber auf den Punkt gebracht ein Ende, als sich beide Entschlossen ihre Fähigkeiten im Faustkampf auf die Probe zu stellen.

Die Regeln waren einfach:
Beim ersten Blut, oder wenn der Andere festgenagelt ist.

Während die Beiden in der Kälte voreinander standen, erkannte Serbitar die Figur seiner Kontrahentin. Sie schien gut durchtrainiert und für einen Moment dachte er zurück ob es eine gute Idee war ihr ohne Rüstung gegenüberzutreten. Jahrelange Übung in den Kettenhemden und Panzerrüstungen hatten ihn oftmals vergessen lassen wie weh ein Treffer durch eine Faust tat. Entgegen seinen Erwartungen war der Kampf recht kurz. Ein kurzes Antasten aneinander, dann ein Ausfall durch seine Widersacherin und im nächsten Moment lagen sie auf dem Boden. Die Fäuste immerwieder gegeneinander gerichtet. Ein Treffer auf den Kopf, ein furchtbarer Schmerz durchzog seinen Körper. Dann die Revanche in ihre Seiten. Ein weiterer Treffer, plötzlich lag sie auf ihm. Der Arm fixiert und kurz daraufhin noch ein Treffer ins Gesicht. Der Blick verschwommen aber noch immer nicht bereit aufzugeben. Ein kleines Gerinsel Blut bahnte sich einen Weg über die Zunge hinab, war es die Zunge? Oder war es die Wange? Es war keine Zeit, ein Treffer noch und die Lichter würden für heute einer dunklen Schwärze weichen. Sie hob die Faust und wollte der Sache ein wohlverdientes Ende machen, Serbitars Hand griff nach ihrer Faust und zog sie zur Seite und verpasste ihr eine Kopfnuss.

Der Kampf war vorüber. Nach ein paar Sekunden Stille auf dem Schlachtfeld, in denen sie übereinander lagen und wohl ihrer Sinne nichtmehr habhaft wurden lagen sie da. "Ungh" hörte er aus einer Ferne, in der Hoffnung das sie den Kampf ebenso als beendet sah. Die Augen schlugen auf und betrachteten die Jurin die auf ihm Saß, die Nase tropfte etwas von Blut, und er riss sich mit einer Hand von ihrer Umklammerung, kurz nachdem ihr Blut den Boden berührte spuckte er endlich aus. Der metallene Geschmack von Blut, war alles andere als Anregend zu diesem Zeitpunkt.

Unentschieden.

Stellten die Beiden fest, und in diesem Moment lernte Serbitar das erstemal zu Schätzen wie es ist wenn Zwei nahezu gleichmäßig erledigte Kämpfer sich ihre Nähe teilten. Obwohl sein Hintern nach kürzester Zeit zu frieren begann, genauso wie sein Rücken, machten die Beiden keine Anstalten sich zu bewegen. Irgendwo, lag es auch an ihm das er keine Schwächte zeigen wollte. Jedenfalls nicht mehr als notwendig.


Im Zelt angekommen, wurden die kalten Klamotten gegen einen nassen Hintern und ein Lagerfeuer getauscht. Dhena zog sich seelenruhig um und egal wie sehr Serbitar sich wünschte nicht zu Starren wie ein Terrier der ein Leckerli gesehen hatte, so sehr konnte er nicht aufhören. Seine Konzentration war es die seine Gedanken nicht abdriften ließ. Die Schläge gegen seinen Kopf waren nicht zärtlich und sie hätten dazu dienen sollen ihn auszuschalten, was ihr beinahe gelungen wäre. Das Gespräch nach dem Kampf verlief in eine Richtung die er nicht für möglich gehalten hatte. Weshalb fürchteten manche Menschen die Juren nochmal? Sie können genauso Lächeln, doch dort fing der Gedanke an Serbitar auf den Fellen zu fesseln.

"Lächeln ist ein Zeichen der Schwäche."

Das warum wurde ihm offenbart, aber er war so damit beschäftigt diese Antwort auf amhranische Weise umzulegen das er es nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht lag es auch daran das sein Kopf sich noch immer ein wenig wie Brei anfühlte. Warum es als schwäche abzutun sei wen man sich wohlfühlte wollte er nicht verstehen. Man würde unvorsichtig, doch was nützt einem Menschen alle Vorsicht wenn man niemals sagen kann: "Hier bin ich Daheim, hier fühle ich mich wohl." So wie es Serbitar ging wenn er mit Vegard und Askir früher im Bundhaus nebeneinander gelegen hatte?

Neben dem Feuer liegend betrachtete er den Vorhang hinter dem Dhena verschwunden war und ihre Sklavin ebenso schlief. Dann ließ die Konzentration nach und die Welt vor seinen Augen verschwamm wieder etwas, nurnoch das Knacken des Holzes das langsam an Form verlor während die Flammen an ihm hinaufzüngelten war zu hören, und Serbitars Schnarchen stimmte mit ein.
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